S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 02.11.2020 um 10.30 UTC

Zunehmend hochdruckgeprägte Wetterlage. Dabei an den Küsten zunächst noch starke
Böen, in den Nächten gebietsweise leichter Frost. Sonst in den Niederungen
häufig Nebel und Hochnebel, teils nur zögerlich auflösend.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 09.11.2020

Donnerstag … ist der Fokus zunächst ganz auf den nahen Ostatlantik gerichtet.
Dort befindet sich weiterhin vor der Westküste der Iberischen Halbinsel ein
abgeschlossenes Höhentief, das seine Lage im Tagesverlauf kaum verändert. Sein
Gegenpart ist ein von West nach Ost gerichteter Höhenrücken über dem nördlichen
Atlantik. Dieser weitet sich zunehmend in Richtung Großbritannien und die
Nordsee, später auch nach Mitteleuropa aus. Am Boden stützt dieser eine lang
gezogene Hochdruckzone, die ebenfalls von den Britischen Inseln nach
Süddeutschland und Tschechien gerichtet ist. Deutschland gelangt damit zunächst
in eine Hochdruckrandlage, wobei der Zustrom kühler Meeresluft (T 850 hPa etwas
über 0 Grad) an der Ostflanke weiterhin anhält. Wie üblich, sind solche
Hochdruckzonen vor allem im Norden für durchziehende Randtröge anfällig, die
atlantische Frontensysteme von Nordwesteuropa in Richtung Ostsee und Polen
steuern. Auch in diesem Fall kommt es zu einem solchen Prozess, wobei der
schwach ausgeprägte Randtrog Dänemark im Tagesverlauf überquert. Die damit in
Verbindung stehende Warmfront ist im Theta-Feld zwar gut zu erkennen, mehr als
dichtere Wolken und gelegentlichen leichten Regen im äußersten Norden wird diese
aber nicht bringen. Auch in den Regionen entlang und südlich der Donau wird sich
die Sonne kaum zeigen, dafür verantwortlich ist zum einen noch die in Auflösung
befindliche Luftmassengrenze an den Alpen, zum anderen die Ausbildung von
Hochnebel während der vorangegangen Nacht. Dazwischen, etwa von der Alb bis zu
den nördlichen Mittelgebirgen, scheint dagegen zeitweise die Sonne. Die
Tageshöchstwerte reichen von 7 Grad bei länger trüben Verhältnissen bis etwa 13
Grad an der Nordsee. Die Nacht zum Freitag verläuft dann in den am Tag recht
sonnigen Regionen teilweise frostig, sonst verhindern dichtere Wolken eine
effektivere Ausstrahlung. Außerdem wird sich wieder gebietsweise Nebel bilden.
Noch ein Wort zum Wind: Sowohl tagsüber, als auch in der Nacht kann es an den
Küsten zu einzelnen starken Böen aus West kommen.

Freitag … zeigt sich im Geopotentialfeld 500 hPa eine Omegastruktur, die auf
der Südwestflanke weiterhin durch das vorhin erwähnte Höhentief vor der
portugiesischen Küste begleitet wird. Der Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert
sich bis zum Mittagstermin über die mittleren Regionen Deutschlands. Die dort
ebenfalls befindlichen Reste der ehemaligen Warmfront lösen sich damit weiter
auf, allenfalls ein paar Regentropfen sind dabei noch zu erwarten. Zähen
Hochnebel wird es daher aus der Nacht heraus wieder zwischen der Donau und dem
Alpenrand geben, sonst lockern die Wolken in den mittleren Regionen im
Tagesverlauf auf. Relativ wenig Sonne dürfte es auch in den nördlichen
Landesteilen geben. Die Temperaturen steigen leicht an, in länger trüben
Regionen bleibt es aber auch am Nachmittag bei weniger als 10 Grad. Der Wind ist
allenfalls noch an der Ostseeküste mit einzelnen Böen Bft 7 ein Thema, sonst ist
dieser schwach und kommt aufgrund der zentralen Hochdrucklage aus
unterschiedlichen Richtungen. In der Nacht zum Samstag muss wieder auf Frost
geachtet werden, vor allem von der Donau bis in die zentralen Mittelgebirge.
Jedoch sollte dies aufgrund der Jahreszeit auch keine wirkliche Überraschung
mehr sein.

Samstag … orientiert sich der Höhenrücken zunehmend mit seinem Schwerpunkt in
Richtung Ostösterreich und die angrenzenden östlichen Nachbarn. Die Omegalage
löst sich damit aufgrund des fehlenden Gegenspielers auf der Südostflanke
relativ rasch wieder auf. Auch am Boden lassen sich diese Vorgänge wiederfinden,
die Schwerpunktsisobare 1030 hPa umrundet dabei die Regionen von Polen bis nach
Serbien. Damit wird zumindest im Westen des Bundesgebiets der Weg frei für
leichte Warmluftadvektion, die von einem sich über dem Ostatlantik ausbildenden
Langwellentrog (das vorhin erwähnte Höhentief wurde eingebunden) gesteuert wird.
Zusammengefasst ergeben sich aber nur unspektakuläre Wettervorgänge, wenn man
nicht gerade Fan von Nebel- und Hochnebelprozessen ist. Wie üblich tun sich die
verschiedenen Modelle bei der genauen Verteilung des Nebels und Hochnebels in
diesem Zeitbereich doch relativ schwer. Wahrscheinlich sind aber die üblichen,
für Hochnebel anfälligen Regionen dabei. Der Wind dürfte nun die Warnwürdigkeit
nicht mehr erreichen, damit bleibt als weiterer Warnparameter nur mehr der lokal
auftretende leichte Nachtfrost übrig.

Sonntag und Montag … greift nun der Langwellentrog über dem Ostatlantik vor
allem im Westen des Landes zunehmend ins Wettergeschehen ein. An ein Tief
(Kerndruck knapp unter 1005 hPa) nordwestlich von Irland ist eine frontale
Struktur gekoppelt, die am Sonntag entlang der westlichen Landesgrenze für etwas
mehr Wolken und den einen oder anderen Regentropfen sorgen wird. Ansonsten
bleibt es bei den üblichen Ausführungen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit
für Nebel und Hochnebel in den Niederungen und längerem Sonnenschein in etwas
höheren Lagen. Der Wind spielt weiterhin keine maßgebliche Rolle. Am Montag
zeigt der aktuelle Lauf ein Heranrücken des Randtroges des vorhin erwähnten
Langwellentroges, außerdem wird eine schwache Luftmassengrenze über Mitteleuropa
nach Osten gesteuert. Wesentlicher Niederschlag ist daran nicht gekoppelt, daher
zeigt sich diese primär im Wolkenbild. Daneben bleibt die Nebel- und
Hochnebelproblematik natürlich bestehen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der letzten Läufe kann im Wesentlichen als gut beschrieben
werden. Der zunehmende antizyklonale Einfluss ist unstrittig und wird auch von
einigen der Vorläufe so gezeigt. Interessanter die Orientierung des Rückens ab
dem Beginn des Wochenendes. Die Unsicherheiten stehen vor allem mit einem
abtropfenden Höhentief über dem östlichen Mittelmeerraum in Verbindung. Je nach
Zugbahn dieses Tiefs entscheidet sich auch die genaue Lage der Antizyklone über
Mittel- und Osteuropa. Für Deutschland hat dies aber zunächst noch keine
unmittelbaren Folgen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die verschiedenen Globalmodelle simulieren die synoptischen Basisfelder bis zum
Samstag im Wesentlichen einheitlich. Am Sonntag werden die Unsicherheiten
größer, wenngleich die Wahrscheinlichkeit für eine antizyklonal geprägte
Wetterlage in Deutschland weiterhin recht hoch ist. Allerdings positioniert sich
das Höhenhoch bei ICON zischen Deutschland und dem Schwarzen Meer, während es
sich bei EZMW doch deutlich über Südosteuropa befindet. GFS simuliert dieses
außerdem umfangreicher in einem Bereich von Dänemark bis zum Schwarzen Meer. Den
leicht zyklonalen Einfluss im Westen ist aber allen drei Modellen gleich. Zum
Wochenbeginn streuen die Simulationen zwischen einer Hochdruckrandlage (EZMW),
einem Höhentief über dem Alpenraum (GFS) und deutlich antizyklonaleren Zügen in
ICON.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland zeigen ein sehr
einheitliches Bild. Ab der Nacht zum Donnerstag setzt ein starker
Geopotentialanstieg ein, der seinen Höhepunkt am Freitag bzw. im Süden am
Samstag erreichen wird. Mit diesem in direkter Abhängigkeit steht kräftige
Warmluftadvektion in 850 hPa, wobei sich aber im November die Werte von bis zu
10 Grad in den bodennahen Schichten nicht entsprechend auswirken werden.
Erwähnenswert ist im Norden noch eine kleine Temperaturdelle am Freitag, die in
Verbindung mit dem erwähnten Randtrog steht. Am und nach dem Wochenende folgt
dann ein sukzessiver Geopotentialabbau, der sich auch bei der
Luftmassentemperatur wiederfinden lässt. Zu verbreiteten Niederschlägen wird es
im Mittelfristzeitraum nicht kommen.

CLUSTER:
+120 … +168h: Es liegen drei Cluster vor, die für Mitteleuropa eine große
Ähnlichkeit aufweisen (durch den Rücken bzw. Höhenhoch geprägt, Blocking). Zum
Wochenbeginn zeigt sich aber beim dominanten Cluster 1 (27 Member) doch ein
schnellerer Abbau des Rückens als bei Cluster 2. Cluster 3 rechnet das erneut im
Abtropfprozess befindliche Höhentief vor der Westküste Portugals etwas stärker
als die anderen Cluster.

+192 … +240h: Die Clusteranzahl verringert sich auf 1 (weiterhin Blocking). In
der erweiterten Mittelfrist deutet viel auf die Regenerierung der antizyklonalen
Lage mit einem umfangreichen Rücken über Mittel- und Südeuropa hin. Damit halten
sich die spektakulären Wettervorgänge auch kommende Woche wahrscheinlich in
Grenzen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Signifikante Wettererscheinungen werden im Mittelfristzeitraum nicht erwartet.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW det., EZMW prob., MosMix

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri