S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 24.10.2020 um 10.30 UTC

Zonalisierung und damit unbeständig und mild. Zum Ende Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 31.10.2020

Am Dienstag, dem ersten Tag des Mittelfristzeitraums, überquert ein scharfer
Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge Deutschland nach Osten und tropft zum
Tagesende ins zentrale Mittelmeer ab. Dabei gelangt von Westen kühle Meeresluft
zu uns, in der vor allem nach Osten und Südosten hin zunächst Regen fällt. Sonst
kommt es nur vereinzelt zu Schauern.
Am Mittwoch zonalisiert die Strömung über uns deutlich. Zunächst zieht die
Okklusion eines Tiefs über der Nordsee durch, später nähert sich ein sowohl am
Boden als auch in der Höhe ausgeprägter Trog mit Schauern. Die Luftmassen werden
wieder milder und insgesamt frischt der Wind auf mit stürmischen Böen an der See
und im höheren Bergland.
Am Donnerstag fließt nach Passage des o.e. Troges vorübergehend etwas kältere
Meeresluft ein. Die zonale Strömung setzt sich allerdings fort und rasch greift
von Westen die Warmfront des nächsten Tiefs bei Schottland über. Durch die
kräftige Warmluftadvektion wölbt sich schließlich ein Höhenrücken über
Westeuropa auf.
Am Freitag kommt der Höhenrücken ostwärts voran und erreicht mit seiner Achse
Frankreich und die Nordsee. Der Rücken stützt auch ein Bodenhochdruckgebiet über
Südwesteuropa, das seine Fühler nach Südwestdeutschland hin ausstreckt. Die
größten Landesteile verbleiben allerdings unter der nordwestlichen Strömung im
Bereich der Frontalzone, in der weitere Tiefausläufer über uns nach Osten bis
Südosten ziehen. Dabei gelangt milde Meeresluft nach Mitteleuropa.
Am Samstag zeigt sich das Strömungsmuster progressiv und die Achse des Rückens
kommt nach Osten voran. Dabei baut sich ein Bodenhochdruckgebiet mit Schwerpunkt
über dem Alpenraum und Süddeutschland auf, während der Norden und Nordosten nahe
der Frontalzone verbleibt und von Tiefausläufern gestreift wird.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen Laufs kann als recht gut eingeschätzt werden. Die
Vorläufe zeigten nach Passage des Troges auch eine Zonalisierung und zum Ende
den zunehmenden antizyklonalen Einfluss. Unterschiede beschränken sich auf
Details. So tropft der Trog am Dienstag nach aktueller Lesart später ab, als in
den Vorläufen. Der Hochdruckeinfluss kräftigt sich im neuesten Lauf etwas
langsamer, als gestern noch simuliert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen globalen Modelle zeigen auch keine wirklichen Alternativen auf. Erst
zum Ende gibt es deutlichere Abweichungen. Dann zeigen GFS und ICON den Aufbau
eines Hochs, beginnend schon am Donnerstag über Süddeutschland, welches sich zum
Ende über dem östlichen Europa einfinden soll. Hier stellt also IFS (in der
aktuellen Variante, die gestrigen Lösungen waren ja auch schneller) mit der
zögernden Wetterberuhigung die Außenseiterlösung dar.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles im Großen
und Ganzen die getroffenen Aussagen. Die Kurve des operationellen Laufs verläuft
nahe den meisten Ensemblekurven. Dabei zeigt sich mittelfristig insgesamt ein
stetiger Anstieg der Temperaturen in 850 hPa und des Geopotentials 500 hPa.
Auffällig ist, dass vor allem im Norden und Osten ab Freitag ein Großteil der
Ensemblemember höheres Geopotential auf der Karte hat, als der Hauptlauf. Ein
Fingerzeig in Richtung der Lösungen von GFS und ICON, mit der rascheren
Entwicklung des Hochdruckeinflusses bei uns. Dennoch gibt es auch immer wieder
Niederschlagssignale, die die weiteren möglichen Streifschüsse der Tiefausläufer
markieren.
Die 3 Cluster im ersten Zeitschritt unterscheiden sich nicht viel. Im Zeitraum
bis +168h werden 4 Cluster gebildet und der Hauptlauf liegt in Cluster 2 mit 14
Membern.
Die 3 anderen Cluster sehen ab Freitag durchweg antizyklonaler aus! Sie zeigen
den Übergang zu einer Blockinglage mit einer markanten positiven
Geopotentialanomalie über Nordeuropa, die sich wohl auch in der erweiterten
Mittelfrist halten kann. Zumindest tendiert die Mehrzahl der Cluster in diese
Richtung.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Signifikant dürfte mittelfristig vor allem der Wind werden. Aus aktueller Sicht
könnte vor allem am Mittwoch und Freitag der Wind stärker auffrischen mit
stürmischen Böen oder Sturmböen vor allem im höheren Bergland und an den Küsten.
Eine wirklich markante Sturmlage deutet sich aber nicht an. Ob der Regen auch
warnwürdig wird ist noch unsicher. Aus einzelnen Niederschlagsereignissen eher
nicht, akkumuliert über längeren Zeitraum ist aber nicht ausgeschlossen, dass
regional die Warnschwellen gerissen werden. Vor allem in Staulagen des
Berglandes und im Norden sind geringe Wahrscheinlichkeiten dafür vorhanden.
Mangels kalter Luft sind auch im Bergland keine großartigen winterlichen Phasen
in Aussicht.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS EPS und Mos

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner