S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.10.2020 um 10.30 UTC

In der nächsten Woche deutliche Milderung, gebietsweise stürmisch, an den Alpen
föhnig und regional Regenfälle.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 24.10.2020

Am Dienstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS ein
Langwellentrog mit einer weit nach Westen zurückhängenden Achse über dem Westen
Europas und dem nahen Atlantik. Über Mitteleuropa liegt dagegen ein Rücken,
dessen Achse Deutschland nach Osten verlässt, so dass das ganze Land in eine
Südwestströmung gerät, die sehr milde Luft aus dem Südwesten Europas zu uns
bringt. Diese zeigt sich auch im bodennahen Druckfeld. Einem mehrkernigen
Tiefdrucksystem, das sich von den Britischen Inseln bis vor Portugal erstreckt,
liegt ein Hoch über Südosteuropa und dem Schwarzen Meer gegenüber. An den Alpen
setzt im Tagesverlauf Föhn ein. In 850 hPa erreicht die 8-Grad-Isotherme den
Norden Deutschlands. Zunächst ziehen bedingt durch kräftige WLA nur hohe und
mittelhohe Wolken über den Himmel, zum Abend erreicht die Kaltfront des
Tiefkomplexes den Nordwesten Deutschlands mit Regen. In der Nacht erreicht die
Front auch den Nordosten Deutschlands, wird aber über dem Westen auf der
Vorderseite eines Randtiefs, das nordwärts nach England zieht, wieder nordwärts
geführt. Der Föhn verstärkt sich noch. Somit verläuft die Nacht im Norden
regnerisch, im Süden aufgelockert.
Am Mittwoch zieht das Randtief unter Verstärkung in die Nordsee. Es weist an
seiner Südflanke einen starken Gradienten auf, was den Wind im Nordwesten
Deutschlands stürmisch auffrischen lässt. Das Regengebiet verlässt Deutschland
nach Norden und die milde Luft setzt sich noch stärker durch. In der Nacht zum
Donnerstag zieht das Tief ostwärts nach Südschweden und sorgt im Norden für eine
stürmische Nacht. Regen fällt aber kaum. Da der Wind allmählich gen West dreht,
schwächt sich der Föhn ab.
Am Donnerstag zieht eine neue Welle mit Regen über den Nordwesten Deutschlands
hinweg. Im restlichen Land bleibt uns die milde Luftmasse erhalten und der
Himmel ist aufgelockert bewölkt. Weiterhin bleibt es leicht föhnig. In der Nacht
zum Freitag schwenkt in der weiterhin südwestlichen Höhenströmung ein Trog in
die Nordsee. Der Wind dreht bodennah weiter Richtung West, so dass die Kaltfront
weiter vordringt und in der Nordwesthälfte Deutschlands Regen fällt.
Am Freitag zieht der Trog nach Osten weiter, in der Nacht zum Samstag zieht aber
ein weiterer, stärker nach Süden ausgreifender Trog über Frankreich hinweg. Die
Kaltfront zieht unter leichter Abschwächung in etwa bis zur Südhälfte und wird
dort in der Nacht wieder aktiviert. Während in den Norden des Landes wieder
relativ kühle Luft gelangt (in 850 hPa 0 bis 2 Grad), bleibt es im Süden mit um
6 Grad milder.
Am Samstag zieht der Trog über Deutschland hinweg und die Kaltfront nach
Südosten ab. Im Süden regnet es noch länger, ansonsten ist es bei wolkigem
Himmel meist trocken. Von Westen zieht ein Rücken heran, der in der Nacht
Deutschland erreicht. Zwischenhocheinfluss sorgt für vorübergehend trocknes
Wetter.
In der erweiterten Mittelfrist soll der nächste atlantische Trog über Frankreich
abtropfen und das resultierende Höhentief bis Montag nach Italien ziehen. Damit
würde sich erneut ein kühler und vor allem im Süden und Osten recht nasser
Witterungsabschnitt einstellen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit den beiden Vorgängerläufen ist –
zumindest sehr grob betrachtet – gut. Allerdings ergeben sich im Detail größere
Unterschiede. Die oben angesprochene Randtiefentwicklung am Mittwoch/Donnerstag
zeigte der gestrige 00-UTC-Lauf noch nicht. Im Gegenzug zog bis diesem Lauf dann
aber das ursprüngliche Tief schneller nach Nordosten, womit etwas mehr Kaltluft
und in der Folge auch ein Trog in den Bereich der Britischen Inseln gelangte.
Dies hatte nicht nur im Detail unterschiedliche Niederschlagsverteilungen zur
Folge, sondern auch schon etwas früher wieder eine Abkühlung.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die vorliegenden Modelle zeigen (bis auf GEM) grob ähnliche Entwicklungen mit
der zunächst bestehenden Südwestlage und dem hohen Temperaturniveau und dem am
Samstag hereinschwenkenden Trog. Bezüglich der Bodentiefentwicklungen im Detail,
bezüglich der Lage der Fronten und der nordostwärts schwenkenden Randtröge ist
die Lage aber noch sehr unsicher. Bei den Kanadiern schwenkt auch am Samstag der
Trog noch nicht richtig zu uns herein, sondern nur als Randtrog über den
Nordwesten hinweg. Die Austrogung und Abtropfen zum Wochenbeginn zeigt GEM
dagegen wie IFS. GFS lässt dagegen den Trog viel weiter westlich abtropfen und
Deutschland liegt im Bereich des Geopotentialmaximums.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das IFS-Ensemble verteilt sich im Zeitraum von Donnerstag, 00 UTC bis Samstag,
00 UTC auf sechs Cluster. Diese unterscheiden sich vor allem in Details bei den
in der nächsten Woche in der Südwestströmung nordostwärts ziehenden Trögen.
Zwischen C1, C2 und C3 (33 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) sind die
Unterschiede dabei nicht so groß. C4, C5 und C6 (zusammen 18 Mitglieder) fallen
dagegen zum Ende der nächsten Wochen mit hohem Geopotential auf, das sich von
Italien bis zum Nordmeer erstreckt und somit den Samstagstrog auf Distanz
halten. Der Blick in die erweiterte Mittelfrist zeigt verschiedene Szenarien,
die sich aber allesamt durch stark mäandrierende Höhenströmungen auszeichnen.
Dabei sind Troglagen, Hochdrucklagen sowie Nord- und Ostlagen im Angebot.
Die Rauchfahnen des IFS zeigen im Norden ein relativ konstant verlaufendes
Geopotential, wobei die Schwankungsbreite ab Mittwoch deutlich zunimmt und in
etwa den Bereich zwischen 540 gpdam und 570 gpdam einnimmt. Das Temperaturniveau
nimmt zum Dienstag hin deutlich zu auf 8 Grad in 850 hPa, tendiert dann aber
wieder zum Rückgang. Niederschläge werden ab Dienstag reichlich simuliert. Gehen
wir dagegen in den Süden, so zeigt sich ansteigendes Geopotenzial bis
Donnerstag, das danach bei Zunahme der Streuung wieder zurückgeht. Die
Temperatur steigt bis Mittwoch stark an (über 15 Grad in 850 hPa) und geht dann
allmählich wieder zurück. Schon in der zweiten Wochenhälfte ist die Unsicherheit
recht groß. Niederschlagssignale gibt es hauptsächlich ab Freitag. Die
GFS-Rauchfahnen sehen sehr ähnlich aus.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt nur beim Wasserdampffluss deutliche Signale. Dabei werden vom
Seegebiet zwischen den Kanaren und Madeira ausgehend über die Iberische
Halbinsel hinweg bis nach Mitteleuropa sehr hohe Signale gezeigt, bei uns vor
allem von Dienstag bis Donnerstag. Dies böte – entsprechende Hebung
vorausgesetzt – eine gute Voraussetzung für ergiebige Regenfälle.

Tatsächlich werden von Dienstag bis Mittwoch vor allem von Cosmo-LEPS,
eingeschränkt auch von ICON-EPS geringe Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen
(mehr als 30 l/qm innert 24 Stunden) in den Mittelgebirgen vom Südwesten bis zur
Mitte (einschließlich Harz) simuliert. Vor allem für den Schwarzwald gibt es
auch bei 48-stündiger Betrachtungsweise (bis Donnerstagmittag) Signale, sogar
bis in den Unwetterbereich hinein.

Am meisten wird uns wohl der Wind beschäftigen: Cosmo-LEPS zeigt schon am
Dienstag erste Signale für 8er Böen vor allem über der Nordsee und den
Mittelgebirgen. Am Mittwoch verstärken sich diese Signale und kommen auch im
nordwestdeutschen Flachland hinzu. In Nordfriesland gibt es für die Nacht zum
Donnerstag sogar Signale für schwere Sturmböen. Auch am Donnerstag zeigt
Cosmo-LEPS deutliche Hinweise auch auf Bft 9 im Norden sowie vor allem an den
Küsten und in den Mittelgebirgen. Für die Folgetage steht nur das schlechter
aufgelöste IFS-EPS zur Verfügung. Die Sturmneigung soll aber dann wieder
abnehmen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann