SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.10.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Nix los uff de Gass – erst Sonntag früh an der Küste vorübergehend mal etwas
windiger (7-8 Bft).

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland wettertechnisch in ruhigem Fahrwasser.
Hauptverantwortlich dafür zeichnet ein umfangreiches, bis in die obere
Troposphäre reichendes Hochdruckgebiet (OTMAR), das sich von Ostgrönland bis
hinunter nach Südwesteuropa erstreckt. Zwar wird der gute OTMAR in seinem
Ostteil von einem polaren Kaltluftausbruch aus dem Bereich
Framstraße-Spitzbergen-nördliche Barentssee attackiert, der zu einer Zyklogenese
vor Nordnorwegen führt (Geburtsort von Tief HELGA). Seine Substanz leidet
darunter zunächst aber nur wenig, so dass der Einfluss auf unser Wetter
gewährleistet bleibt.
So sorgt an der Ost- bzw. Südostflanke der Hochdruckzone eine recht schwache und
hochreichende Nord-Nordostströmung weiterhin für die Zufuhr feuchter und
wolkenreicher Polarluft (T850 um 0°C). Vor allem im Norden ist bei etwas
niedrigeren pseudopotenziellen Temperaturen (etwas über 20°C, sonst meist über
25°C) aber ein minimaler Abtrocknungseffekt von Skandinavien her erkennbar, was
sich heute tagsüber gleich mal mit zum Teil längeren sonnigen Abschnitten
bemerkbar gemacht hat. Dagegen kam es im Osten und Süden sowie Teilen der Mitte
in der bis zu 600 hPa angefeuchteten Luftmasse (im Osten und in der Mitte nur
bis 800 hPa, weiter südlich bis 600 hPa) ohne klare dynamische Antriebe zu meist
leichtem Regen oder Nieselregen, in den Hochlagen der Alpen zu etwas Schneefall.

In der Nacht zum Samstag ändert sich an der Druck- und Potenzialverteilung
wenig. Tagesgangbedingt nimmt der ohnehin nicht üppig ausfallende Wind sogar
noch etwas ab. Im Osten und Süden sowie in der östlichen Mitte fällt aus
weitgehend geschlossener Bewölkung zeitweise noch etwas Regen/Nieselregen, in
den Alpen oberhalb rund 1200 m Schnee. Nach Norden und Nordwesten hingegen
bleibt es bei unterschiedlichen Bewölkungsverhältnissen mit klaren Abschnitten
weitgehend trocken, örtlich bildet sich Nebel.

Samstag … erreicht das skandinavische Tief HELGA den nördlichen Bottenbusen
mit etwas unter 1000 hPa Kerndruck. Die zugehörige Kaltfront passiert
Skandinavien südwärts, erreicht den Vorhersageraum aber noch nicht. Hier gibt
weiterhin das kräftige nordwesteuropäische Hoch den Ton an, das sich mit seinem
Zentrum zwar den Südrand der Irminger See westlich von Island zurückzieht, dabei
aber auf über 1040 hPa zulegt und einen Keil bis nach Mitteleuropa ausstreckt.
Da stört es auch nicht groß, dass sich – möglicherweise – vor der west- oder
ostfriesischen Küste ein kleines Tief bildet (nicht alle Modelle zeigen diese
Entwicklung). Seine Entstehung, so es denn so weit kommt, verdankt das Tief
einem kleinen Sekundärtrog, der um ein über dem östlichen Mitteleuropa
positioniertes Höhentief kreiselt und zufällig morgen früh über der südlichen
Nordsee aufschlägt. Tief hin oder her, bestenfalls kommen über und an der
Nordsee ein paar Schauer zustande, was aber keinesfalls sicher ist.
Ansonsten ist die Geschichte für den morgigen Samstag – nach eher dröger bis
vogelwilder Länderspielkost können wir uns auf den 4. Spieltag der
Fußballbundesliga freuen – zügig erzählt. Während insbesondere im Norden, teils
aber auch im Westen die Wolkendecke teilweise auflockert, sieht es im Osten und
Süden sowie großen Teilen der Mitte diesbezüglich weiterhin mau aus. Vornehmlich
an den Nordrändern der östlichen und zentralen Mittelgebirge sowie an den Alpen
fällt mitunter noch etwas Regen oder Nieselregen, die akkumulierten Mengen bis
zum Abend bleiben aber unter der 5-l/qm-Schwelle. In den Hochlagen der Alpen
flöckelt es noch etwas.
In der alternden Polarluft (T850 nach wie vor um 0°C, kaum Bewegung) liegen die
Tageshöchstwerte meist zwischen 7 und 13°C, wobei es im Nordwesten milder bleibt
als im Südosten.

In der Nacht zum Sonntag überquert das Tief HELGA unter weiterer Intensivierung
auf etwas unter 995 hPa den nördlichen Bottenbusen ganz langsam in Richtung
Finnland. Gleichzeitig weitet sich der korrespondierende Höhentrog über
Skandinavien deutlich nach Süden aus, was die Kaltfront bis zum Morgen dicht an
unsere Küstenlinien bringt. Dort erfolgt präfrontal eine Rückdrehung des Windes
auf West bis Südwest sowie gleichzeitig eine merkliche Auffrischung. Für die
Nordsee und die westliche Ostsee bedeutet das konkret Böen der Stärke 7 Bft, für
die vorpommersche Küste bis zu 8 Bft. Darüber hinaus muss in Küstennähe mit dem
einen oder anderen Schauer gerechnet werden.
In den übrigen Regionen bleibt es unter der Regentschaft des Hochkeils ruhig,
wobei die ohnehin nur noch schwache Niederschlagsneigung weiter abnimmt. Dort,
wo die Wolkendecke aufreißt, braucht es nicht lang, um Nebel oder Hochnebel zu
generieren.

Sonntag … kommt es wie es kommen muss, die Kaltfront greift auf die
Norddeutsche Tiefebene über und arbeitet sich bis etwa zum Nordrand der
Mittelgebirge voran. Da die Kaltfront weder besonders baroklin ist – die
rückseitig einfließende frische maritime Polarluft ist niedertroposphärisch nur
geringfügig kälter als die präfrontal lagernde gealterte Polarluft -, noch
besonders viel dynamischen Support aus der Höhe erfährt (im Gegenteil, die
Strömungskonfiguration in der Höhe ist eher leicht antizyklonal konturiert, die
Schichtung stabil), bleibt ihre Wetterwirksamkeit limitiert.
So dürfte nicht mehr als ein schmales und sehr fraktiles frontales Regenband
zustande kommen, in dem von Nord nach Süden hier und da ein paar Spritzer Regen
fallen. Postfrontal lockert die Wolkendecke von Skandinavien und der Ostsee her
auf, so dass am Nachmittag insbesondere in Teilen SHs und MVs die Sonne scheint.
Präfrontal besteht im Süden mit etwas auflebendem Wind ebenfalls die Chance auf
einige Auflockerungen, für die ganz große Sonnennummer reicht es aber nicht.
Apropos Wind, der kommt nach dem morgendlichen Aufmucken an der Küste mit
postfrontaler Drehung auf West bis Nordwest als bald wieder soweit zur Ruhe,
dass spätestens ab Mittag wahrscheinlich keine Warnungen mehr nötig sind. Auch
sonst bleibt der Wind deutlich unter den ortüblichen Warnschwellen, ein paar
exponierte Kammlagen einzelner Mittelgebirge (die üblichen Verdächtigen Brocken
und Fichtelberg) mal ausgenommen (=> Einzelfallentscheidung).
Trotz Kaltfront geht die Temperatur aufgrund einiger Auflockerungen sowie
zumindest gebietsweise besserer Durchmischung tendenziell sogar etwas nach oben,
8 bis 14°C lautet die deutschlandweite Spanne.

In der Nacht zum Montag nähert sich von Westeuropa her ein Höhenrücken ganz
zaghaft dem Vorhersageraum an. Vorderseitig steigt der Luftdruck über
Süddeutschland sowie den Nachbarregionen etwas an, so dass aus dem ehemaligen
Keil eine eigenständige, zonal orientierte Hochparzelle mit etwas über 1025 hPa
wird. Diese blockt die Progression der Kaltfront nach Süden, die sich zudem an
den zentralen Mittelgebirgen mehr und mehr die Zähne ausbeißt. Kurzum, am Ende
steht eine Frontolyse in der Bilanz, die Front löst sich auf, auch wenn es in
den mittleren Landesteilen mitunter noch etwas regnet.
Postfrontal lockert die Wolkendecke im Norden gebietsweise auf, vor allem an der
Küste kann es aber vereinzelte Schauer geben. Nebel ist aufgrund leichten Windes
eher die Ausnahme, der tritt stellenweise eher in der feuchten Grundschicht Süd-
und Südwestdeutschlands auf. Insbesondere am Alpenrand ist lokal leichter Frost
möglich.

Montag … nähert sich der Höhenrücken dem Vorhersageraum immer weiter an.
Derweil kommt es über dem nahen Ostatlantik zu einer markanten Austrogung, die
mit einer Sturmtiefzyklogenese unweit von Irland einhergeht. Damit erfolgt die
Weichenstellung für die weitere Entwicklung bei uns, vor allem aber auch in den
Alpen, wo mal wieder eine veritable Föhnlage im Anmarsch ist.
Bevor es soweit ist, gestaltet sich der Wochenbeginn noch weitgehend
antizyklonal, auch wenn die o.e. Hochparzelle ihren Schwerpunkt südostwärts in
Richtung Balkan verlagert. Im östlichen Mittelgebirgsraum fallen anfangs noch
ein paar Tropfen (Relikte der Kaltfront), dafür reißt die Wolkendecke im Süden
vielerorts auf und besonders auf den Bergen wird es andauernd sonnig. Nach
Norden und Nordwesten hingegen dürfte die WLA-basierte Zufuhr hoher und
mittelhoher Wolken die Sonnenscheindauer erheblich dämpfen, auf der anderen
Seite aber auch kaum Niederschlag verursachen.
Die Temperatur steigt insbesondere im Südwesten absinkbedingt, aber auch durch
niedertroposphärische Winddrehung auf Südwest merklich an auf etwa 4 bis 8°C am
Abend (850 hPa). Damit besteht die Chance, dass im Süden und Südwesten mal
wieder die 15°C-Marke erreicht oder knapp überschritten wird, wenn auch nur
örtlich. Auch in den übrigen Gebieten setzt sich ein zaghafter Temperaturanstieg
auf verbreitet 10 bis 14°C durch.

Modellvergleich und -einschätzung

Nichts Erwähnenswertes.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann