S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.10.2020 um 10.30 UTC

Recht kühles, ruhiges Herbstwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 20.10.2020

Am Freitag, dem Beginn der Mittelfrist liegen wir zwischen einem Hochdruckgebiet
über dem Nordmeer und einem Tief über dem Balkan im Zustrom kühler Luftmassen
von Nordosten her. Ausgelöst durch die zyklonale Höhenströmung und nachlassende
Warmluftadvektion in der mittleren Troposphäre kommt es vor allem im Süden und
der Mitte zunächst noch zu leichten Niederschlägen. Ansonsten dominiert
schwacher Hochdruckeinfluss.
Am Samstag entfernt sich das Tief etwas nach Osten, gleichzeitig wird aber auch
das Hoch durch einen Richtung Skandinavien gerichteten Trogvorstoß abgebaut. Wir
liegen dennoch unter einer schwachen Hochdruckbrücke, die von GB über die
Nordsee und Mitteleuropa nach Osten reicht. Kurzwellige Randtröge in der
nördlichen Höhenströmung lösen vor allem im Osten weiter schwache Niederschläge
aus. Die Sonne hat es allerdings schwer sich gegen Nebel und tiefe Wolken
tagsüber durchzusetzen. Die Luft bleibt kühl mit 850 hPa Werten um 0 Grad und
Maxima um 10 Grad.
Am Sonntag formiert sich über dem Atlantik ein Langwellentrog, auf dessen
Vorderseite wiederum ein Höhenrücken über Westeuropa Gestalt annimmt. Dieser
stützt nach wie vor die schwache Bodenhochdruckzone über West- und Mitteleuropa.
Norddeutschland gelangt allerdings an den Rand eines hochreichenden Tiefs über
Skandinavien. Durch die Nähe zum Hoch passiert aber auch dort nicht viel, außer
einem Streifschuss der entsprechenden Kaltfront, die auch eine leichte
Westströmung dort aufkommen lässt.
Am Montag amplifiziert sich die Strömung in 500 hPa eher, als dass sich die
Geopotentialgebilde sonderlich progressiv verhalten. Dennoch kommt der
Höhenrücken etwas näher und die Hochdruckzone kann sich etwas kräftigen und sich
zu uns hereinbewegen. Es geht also antizyklonal weiter mit typischem
Herbstwetter und ohne große Temperaturänderung.
Am Dienstag wird durch eine Rotation des Troges über dem Atlantik der
Höhenrücken dann doch ostwärts gedrängt und die Bodenhochdruckzone verlagert
sich über Mitteleuropa langsam nach Osten. In der Höhe setzt im Südwesten schon
die Advektion von Warmluft ein, wovon man in 2m Höhe aber wohl noch nicht viel
mitbekommen dürfte.
In der erweiterten Mittelfrist gelangen wir dann auf die Vorderseite des Troges
in eine südwestliche Strömung mit der bei zunehmendem Druckgradienten wieder
deutlich mildere Luftmassen zu uns gelangen können.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS ist in den letzten Läufen recht gut. Die großräumigen
Druck- und Geopotentialstrukturen wurden einigermaßen kongruent berechnet.
Leichte Unsicherheiten sind beispielsweise in der Frage vorhanden, wie rasch das
Tief über Südosteuropa abzieht, oder inwieweit der Nordosten in die Peripherie
des Skandinavientiefs gelangt. Insgesamt steht aber ein ruhiger,
hochdrucklastiger und typisch herbstlicher Wetterabschnitt an.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Wirkliche Alternativen sind auch bei ICON und GFS nicht zu finden. ICON und GFS
zeigen uns Freitag und Samstag noch etwas mehr vom abziehenden Tief beeinflusst.
Allerdings wird auch hier der zunehmende Hochdruckeinfluss gezeigt mit
abnehmender Niederschlagsneigung.
In der Folge wird von beiden Modellen schneller die Passage der Hochdruckzone
simuliert, womit wir rascher auf die Trogvorderseite zum Ende der Mittelfrist
kämen. Am grundsätzlichen Wetterablauf bestehen somit keine Zweifel.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des Hauptlaufs. Niederschlagsarmes, relativ kühles Wetter sollte den
Mittelfristigen Zeitraum prägen. Der Spread bleibt bis zum Beginn der nächsten
Woche gering. Danach deuten die Ensembles rascher den Übergang zu einer
zyklonalen Südwestlage an, indem die Temperaturen in 850 hPa schneller wieder
nach oben gehen und eher Niederschlagssignale (für Offenbach ab nächsten
Dienstag) auftauchen.
Die Clusterung zeigt für den 1. Zeitschritt 6 Cluster mit dem Hauptlauf in
Cluster 3; 11 Member. Die Cluster insgesamt unterscheiden sich nicht viel, doch
deutet sich ein etwas langsameres Nachlassen der Regenfälle an, da Cluster 1, 2
und 4 uns bis Samstag näher am Trog belassen. Im Hauptmittelfristzeitraum bis
+168h liegt der Hauptlauf dann in Cluster 1 (von 2) mit 28 Member. Die
Strömungskonfiguration des repräsentativen Members ähnelt sehr dem des
operationellen Laufs.
Zum Ende wird dann die positive Geopotentialanmalie des Rückens über
Mitteleuropa wieder abgebaut und tendenziell wird es wieder wechselhafter.
Auch die Ensembles des GFS schlagen in diese Kerbe. Recht einheitlich wird
mittelfristig meist niederschlagsarmes und kühles Wetter berechnet, zum Ende
geht der Trend zu steigenden Temperaturen bei von Westen her wieder aufkommender
leichter Wechselhaftigkeit.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Entsprechend dem bereits Gesagten, stehen mittelfristig keine signifikanten
Wettererscheinungen an. Warnungen sollten sich auf Nebel und eventuell ein paar
Böen an der See beschränken. Signale in EFI und den probabilistischen Verfahren
sind nicht zu finden. Einzig die relativ niedrigen Temperaturen schlagen sich
auch im EFI nieder.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, IFS, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner