S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 07.10.2020 um 10.30 UTC

Weiter wechselhaft, kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 14.10.2020

Am Samstag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Troges, dessen Achse von
Skandinavien in Richtung England/Ärmelkanal gerichtet ist. Ein Randtief des
skandinavischen Bodentiefkomplexes liegt über Dänemark bzw. der östlichen
Nordsee. Mit einem Bodentrog kommt es von Nordwesten her zu Schauern, im
Nordseeküstenumfeld vielleicht auch mal zu einem kurzen Gewitter. Weiter
südlich, zunächst diagonal über den mittleren Landesteilen liegt noch ein
Regenband, dessen ostwärtige Verlagerung vor allem im Süden durch ein flaches
Leetief auf der Alpensüdseite behindert wird und ins Schleifen kommt. Südlich
der Donau, vor allem aber am Alpenrand, kommt es dann voraussichtlich zu
anhaltenden Niederschlägen. Das Bodentief verlagert sich über Dänemark im
Tagesverlauf zur Ostsee, so dass die Bodenströmung auf Nordwest bis Nord dreht
und zunehmend kühlere Luft von Nordwesten einfließt (850 hPa-Temperaturen um 0
Grad). Die 0 Grad-Isotherme erreicht abends dann auch die Alpen, die
Schneefallgrenze sinkt dort auf grob 1000 m.
Am Sonntag weitet sich der Trog südwärts aus und erhält eine dipolartige
Struktur. Ein Pol befindet sich dann über Deutschland bzw. der westlichen Ostsee
und das damit korrespondierende Bodentief hat sein Zentrum weiter über
Dänemark/Südskandinavien. Damit kommt es in der Nordhälfte zu weiteren, meist
schauerartigen Niederschlägen, einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen. Im Süden
lagert zunächst noch die schleifende Luftmassengrenze und sorgt zunächst vor
allem am Alpenrand für weiteren Regen bzw. Schnee in den Hochlagen. Der zweite
Pol des Höhentroges/Höhentiefs nistet sich im späteren Tagesverlauf bzw. zur
Nacht hin auf der Alpensüdseite ein, dazwischen dürfte es in gewissem Maße zu
kompensatorischem Absinken und damit Wolkenlücken und vor allem auch einem
Abklingen der Niederschläge am Alpenrand kommen.
Am Montag schwenkt der doch sehr markante Trog in seinem Südteil, der dann bis
nach Nordafrika reicht, ostwärts. Mit seiner dann so ziemlich
Nord-Süd-ausgerichteten Achse liegt er direkt über Deutschland. Das Bodentief
mit Zentrum über Dänemark ist relativ ortsfest und schaufelt weiterhin recht
feuchte und zu Schauern neigende Luft von Nordwest nach Deutschland. Durch
Abschwächung des am Sonntag erwähnten zweiten Pol und das Aufsteilen der
südlichen Höhenströmung auf der Trogvorderseite können von Südosten die
Niederschläge nochmals „reindrücken“. Dazwischen bleibt es gebietsweise trocken.
Nebenbei: An der südlichen Trogvorderseite setzt über Sizilien/Süditalien bzw.
am Dinarischen Gebirge eine Zyklogenese ein, die mit Hilfe des warmen
Mittelmeeres recht eindrucksvoll vonstattengeht.
Am Dienstag tropft der Trog ab und etabliert sich als umfangreiches Höhentief
über West- und Mitteleuropa. An dessen Ostflanke wird bereits erwähnte Tief von
der Adria auf einer Vb-artigen Bahn nordwärts geführt und erreicht unter
leichter Abschwächung nachts Polen. Damit verbunden sind andauernde
Niederschläge, die auch den Osten oder vor allem Südosten Deutschlands betreffen
können. Dabei sind die Unsicherheiten aber durchaus noch sehr groß! Ansonsten
liegt Deutschland eben im Bereich des umfangreichen Höhentiefs, so dass es
zeitweise Niederschläge gibt. Zwischen dem Vb-Tief und einem über dem Norden
Deutschlands befindlichen Randtrog des Tiefkomplexes dürfte es aber auch einen
relativ trockenen und vielleicht auch freundlichen Bereich kompensatorischen
Absinkens geben. Am Temperaturniveau ändert sich übrigens nicht viel (850
hPa-Temperaturen um 0 Grad).
Am Mittwoch liegt der Höhentiefkomplex weiter über große Teilen Europas. Das
Vb-Tief wird von Polen westwärts über den Norden Deutschlands geführt und bringt
vielerorts Niederschläge und von Osten/Nordosten her auch einen gewissen
Temperaturanstieg (Anstieg der 850 hPa-Temperaturen teils bis knapp 5 Grad). In
der Nacht erreicht das Tief dann die südliche Nordsee bzw. Benelux. Relativ
trocken bleibt es nach aktuellem Stand der Prognosen im Südwesten.
Auch in der erweiterten Mittelfrist zeigt sich ein anhaltend zyklonal geprägter
und damit wechselhafter Wettercharakter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die vorliegenden Modellläufe des IFS zeigen eine relativ gute Konsistenz bzgl.
der Grundstruktur, wobei die neueren Läufe den Trog und das Cut-Off-Tief etwas
markanter bzw. umfangreicher prognostizieren. Am allgemein wechselhaften
Wettercharakter bestehen daher eigentlich keine Zweifel, bezüglich der genauen
Niederschlagsverteilung kann man sich allerdings nur schwer festlegen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Andere Globalmodelle wie ICON und GFS simulieren bis einschließlich des
Wochenendes sehr ähnliche Strömungsmuster wie das IFS. Zu Beginn der kommenden
Woche nehmen die Unterschiede dann deutlich zu. ICON und GFS lassen den Trog
deutlich weiter nach Süden austropfen, rechnen dann aber auch das Trogresiduum
im Norden deutlich markanter. Damit würde dann ein Frontensystem (Lesart GFS)
oder gar ein ganzes kleinräumiges Tief (ICON) am Dienstag von Westen auf
Deutschland überfreien, IFS hat hier recht ortsstabil dieses kleine Tief über
Dänemark mit Schauern im Norden zu bieten. Die Zyklogenese bei Italien ist auch
in beiden Modellen zu finden. GFS stützt dabei die IFS-Lösung einer Vb-artigen
Entwicklung ganz gut – auch im zeitlichen Verlauf in Deutschland. IFS simuliert
im aktuellen Lauf aber die stärkere Entwicklung. ICON hingegen belässt das Tief
im Mittelmeerraum und deutet zur Wochenmitte dann eine mögliche Föhnsituation an
den Alpen an.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des EZMW liefert für den Samstag und Sonntag (+72 bis +96 h)
lediglich 2 Cluster, bei denen für Deutschland zudem keine prognoserelevanten
Unterschiede zu erkennen sind. Spannender wird die Geschichte im Folgezeitraum
von Montag bis Mittwoch (+120 bis +168 h). Hier werden 4 Cluster angeboten mit
17, 13, 11 und 10 Membern, der Hauptlauf wird dabei in Cluster 4, der
Kontrolllauf in Cluster 3 einsortiert. Das Ensemble ist also recht breit
gestreut und unentschieden. Die Unterschiede liegen hier natürlich in der
Behandlung des Troges, der mal markanter oder eher abtropfend simuliert wird.
Ein Blick in die erweiterte Mittelfrist ab Donnerstag offenbart auch hier die
großen Unsicherheiten. Es werden 6 Cluster gezeigt, deren Lösungen vom
Fortbestand der Lage „Trog Mitteleuropa“ bis hin zu Lösungen „High-over-Low“ mit
unterschiedlicher Lage des Hochs reichen. Die Mehrzahl der Cluster (und Member)
tendiert aber zu einem Fortbestand der wechselhaften, zyklonalen Variante für
Deutschland.

Wie zu erwarten, offenbaren auch die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles die
Unsicherheiten vor allem bzgl. der Niederschlagsverteilung. Während Temperatur
und Geopotenzial im Mittelfristzeitraum auf niedrigem Niveau, aber relativ gut
gebündelt daherkommen, sind die Niederschlagssignale sehr unruhig.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

DAUERREGEN/SCHNEE:
Beginnen am Samstag und bis in den Sonntag hineingehend liefern sowohl die
EPS-Verfahren als auch der EFI Signale für Dauerregen an den Alpen. Hinzu kommt
die absinkende Schneefallgrenze auf etwa 1000 m, so dass in Hochlagen mit
leichtem bis mäßigem Schneefall gerechnet werden muss.
Am Dienstag deutet sich eine mögliche Vb-artige Wetterlage an, bei der der
Osten/Südosten von anhaltendem Regen gesteift werden könnte – auch hier besteht
ein Dauerregenrisiko mit leichten EZMW-EPS-Signalen. Auch dann liegt die
Schneefallgrenze im Südosten bei rund 1000 m.

WIND:
Am Samstag im Norden/Nordwesten, vor allem im Küstenumfeld Sturmböen bis Bft9
wahrscheinlich, an der Nordfriesischen Küste/Deutsche Bucht geringe
Wahrscheinlichkeit für schwere Sturmböen Bft 10.

GEWITTER:
Von Samstag bis Montag einzelne Gewitter mit Sturmböen vor allem im
Nordseeküstenumfeld möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, MOS-EZ

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger