S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.10.2020 um 10.30 UTC

Unbeständig, teils windig. Am Freitag und Samstag sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 12.10.2020

Eingangs der Mittelfrist am kommenden Donnerstag liegen wir zwischen einem über
Südeuropa nach Osten schwenkenden Höhenrücken und einem hochreichenden Tief über
Nord- und Nordwesteuropa in einer westlichen Strömung. Diese ist im Süden leicht
antizyklonal konturiert, nach Norden hin eher indifferent.
Über Südengland zieht ein Tief nach Norddeutschland. Die zugehörige Warmfront
überquert uns nach Osten gefolgt von einem Schwall milder Meeresluft. Die
Kaltfront des Tiefs wird über dem Nordwesten in ihrer Südverlagerung durch eine
weitere Tiefentwicklung südwestlich Irlands aufgehalten und überquert uns
vorerst nicht.
Am Freitag entwickelt sich aus dem Irlandtief eine Rinne, die sich in die
Nordsee und nach Nordfrankreich verlagert. In deren Warmsektor verstärkt sich
die Zufuhr sehr milder Luftmassen nach Deutschland, im Süden sind mehr als 20
Grad zu erwarten. Die Kaltfront bleibt weiter außen vor. Auf der Rückseite der
Rinne weitet sich durch kräftige Kaltluftadvektion ein Trog zur Biskaya hin aus
und kommt somit nur verzögert nach Osten voran.
Am Samstag schwenkt die Rinne über Norddeutschland nach Osten. Die markante
Kaltfront überquert unter deutlicher Beschleunigung Mitteleuropa mit Ostkurs,
gefolgt von frischer Meeresluft, in der die Temperaturen in 850 hPa von mehr als
10 Grad im Süden auf 0 Grad über dem Westen zurückgehen. Die Passage der
Kaltfront dauert aber ganz im Südosten wohl bis in die Nacht zum Sonntag. Vor
allem nach Süden und Osten hin sind an der Kaltfront Gewitter denkbar und mit
Passage der Rinne, vor allem der starkgradientigen Rückseite wäre auch eine
Sturmlage im Nordwesten und Norden zumindest möglich. Der Höhentrog folgt dann
wahrscheinlich erst in der Nacht zum Sonntag.
Am Sonntag dürfte dann der Trog über Mitteleuropa liegen, während sich das
Bodentief vorübergehend im Bereich Skagerrak eindreht. Kühles und vor allem im
Norden windiges Schauerwetter mit kurzen Gewittern wäre die Folge. Mit
Übergreifen des Troges ins westliche Mittelmeer wird südlich der Alpen eine
Zyklogenese ausgelöst, in deren Folge es am Alpenrand, vielleicht auch in
Südostbayern längere Zeit regnen kann. Nach den warmen Temperaturen am Freitag
könnte es regional am Sonntag kaum mehr als 10 Grad geben.
Am Montag schwächt sich der Trog ab, kommt dabei aber kaum nach Osten voran, da
er von einem Höhenrücken über Osteuropa blockiert wird. Der äußerste Süden und
Südosten liegt am Rand des Tiefs südlich der Alpen.
In der erweiterten Mittelfrist soll sich ein Höhenrücken über dem
Nordostatlantik aufbauen, an dessen Ostflanke der Höhentrog über Mitteleuropa
regeneriert wird. Die Zufuhr kühler Meeresluft findet dabei ihren Fortgang.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS lässt sehr zu wünschen übrig. Während anfangs wenigstens
die Großwetterlage der letzten Läufe passt, gibt es bei der Simulation des Tiefs
am Freitag und Samstag große Unsicherheiten. Gestern 00z wurde eine rasche
Verlagerung von Westeuropa nach Skandinavien berechnet. Gestern 12 z eine stark
zeitverzögerte und viel kräftigere Entwicklung, die einen schweren Sturm über
dem Nordwesten zur Folge gehabt hätte. Nach aktueller Lesart geht es noch ein
bisschen langsamer, das Tief wird aber wieder schwächer simuliert. In der Folge
soll sich über Mitteleuropa am Wochenende und zu Beginn der nächsten Woche eine
Troglage einstellen, gestern tendierten die Läufe wieder eher Richtung
Zonalisierung. Die Prognose wird damit schon ab Freitag unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Klärung verschafft auch der Blick auf die anderen Modelle nicht. Die GFS Lösung
für Freitag und Samstag ähnelt der gestrigen 00z Variante des IFS. Das Tief
zieht rasch ab, die Kaltfront überquert Freitag Deutschland nach Südosten. ICON
sieht ein bisschen wie der gestrige 12 z Lauf aus. Das Tief zieht langsamer nach
Dänemark, die kühlere Luft flutet aber ebenfalls am Freitag weite Teile
Deutschlands. In der Folge zeigen ICON und GFS ein Abtropfen des nachfolgenden
Troges ins westliche Mittelmeer. Während das GFS aber einen recht kräftigen Trog
über Mitteleuropa hinterlässt, verstärkt sich laut ICON im Laufe des Wochenendes
der antizyklonale Einfluss bei uns.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles im Großen
und Ganzen die Aussagen des Hauptlaufs. Die zunächst zyklonale Westlage, dann
die Troglage bilden sich durch wiederkehrende Niederschlagssignale ab. Auch der
Vorstoß sehr milder Luftmassen nach Mitteleuropa am Freitag und Samstag bildet
sich durch einen Anstieg der 850 hPa Temperaturen in den Ensemblekurven bis über
10 °C ab. Danach gehen die 850er Temperaturen auf Werte um 0 Grad zurück, was
ebenfalls die meisten Member stützen, auch wenn hier, wie schon zuvor bei der
Milderung, einige abweichende Member einen recht großen Spread produzieren. Der
Unsicherheitsbereich im Geopotential ist ab dem Wochenende deutlich größer.
Die Clusterung zeigt insgesamt den Übergang von einer durch positive NAO
geprägten Lage hin zu einer Blockingsituation.
Im ersten Zeitschritt werden 6 Cluster gebildet, die sich für Mitteleuropa aber
nicht groß unterscheiden. Der Hauptlauf liegt im mit 11 Member zweitgrößten
Cluster. Hier sind alle Cluster dem Regime positive NAO zugeordnet. Danach sind
3 Cluster vorhanden. Der Hauptlauf liegt im größten Cluster, hier vollzieht sich
der Übergang zum Blocking, da sich in allen Cluster eine positive
Geopotentialanomalie über dem Nordatlantik und teilweise über Nordeuropa
formiert. Allerdings wird ebenso auf einen Trog über den zentralen Teilen
Europas gesetzt. In Cluster 2 und 3 ist dieser aber deutlich schwächer, als in
Cluster 1.
Ähnliches lässt sich über die erweiterte Mittelfrist schreiben: Wir haben 3
Cluster, die nicht mal unähnlich sind. Sie zeigen Trogeinfluss über
Mitteleuropa, von der Konstellation ringsherum (positive Geopotentialanomalie)
aber Blocking.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mit den wiederholten Regenfällen sind vor allem in Staulagen warnrelevante
Niederschlagsmengen nicht ausgeschlossen. Konkrete Hinweise seitens der Modelle
oder der probabilistischen Verfahren finden sich bislang kaum. Nur ICON EPS
zeigt für Donnerstag im Schwarzwald größere Regensummen.
Mit Passage der Kaltfront am Freitag oder Samstag sind auch markante Gewitter
(Starkregen, Sturmböen) nicht ausgeschlossen.
Der Wind dürfte insbesondere an der Küste und im Bergland eine Rolle spielen,
dort sind stürmische Böen, vielleicht auch Sturmböen möglich. Eine Sturmlage für
den Norden wäre ebenfalls nicht ganz ausgeschlossen, jedenfalls lässt das IFS
ein kräftigeres Tief am Samstag über den Norden nach Osten ziehen. Die Ensembles
zeigen sich in dieser Hinsicht aber bedeckt und auch im EFI gibt es keine
Signale, von daher wäre eine entsprechende Entwicklung unwahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS, IFS EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner