S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 02.10.2020 um 10.30 UTC

Wechselhaft mit zeitweiligen Regenfällen. Dabei teils windig und relativ kühl.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 09.10.2020

Am Montag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, wird nach IFS unser
Wettergeschehen von einem umfangreichen Langwellentrog bestimmt. Dessen
Hauptachse schwenkt im Verlauf des Tages von Frankreich nach Deutschland, wobei
schon von Anfang an große Teile Deutschlands im zentralen Bereich des Troges
unter recht kalter Luft in der Höhe liegen. Ein Höhentiefkern befindet sich im
Bereich Nordenglands/Schottlands und verlagert sich kaum noch. Dort befindet
sich auch erwartungsgemäß das Zentrum des steuernden Tiefs, wobei auf dessen
Vorderseite ein Randtief über den Osten Deutschlands hinweg nordwärts gesteuert
wird. Dies zieht den Gradienten über den größten Teilen Deutschlands
auseinander, so dass nur im Südwesten Deutschlands der Südwestwind etwas stärker
weht. Sowohl im Bereich des Tiefs im Osten (an einer schwachen Front) als auch
später im Westen, wenn die Trogachse hereinschwenkt, ist mit Regenfällen zu
rechnen. In 850 hPa liegt die Temperatur zwischen recht kühlen 3 und 6 Grad.
Am Dienstag wird der Trog über dem Atlantik durch ein südostwärts schwenkendes
Höhentief erneuert, so dass die Achse des Troges immer mehr eine Erstreckung von
Nordwesten nach Südosten erhält. Bei uns schwenkt die oben erwähnte Achse des
Troges durch, eine neue erreicht uns in der Nacht zum Mittwoch. Das Zentrum des
Tiefkomplexes verbleibt in der Region um Schottland. Die an die beiden
Trogachsen gekoppelten Hebungsgebiete bringen schauerartige Regenfällen sowie
vorübergehende Gradientverschärfungen, so dass vor allem im Südwesten der Wind
immer wieder auflebt.
Am Mittwoch erreicht das oben erwähnte Höhentief zunächst die Britischen Inseln,
in der Nacht dann die Nordsee. Es ist mit Höhenkaltluft mit unter -30 Grad in
500 hPa angefüllt. Bodennah schwenkt ein Trog über die Nordsee hinweg, der jetzt
vor allem im Nordwesten den Wind auffrischen lässt. Wieder ziehen schauerartige
Regenfälle durch. Zudem gelangt eine noch etwas kühlere Luftmasse zu uns.
Während an den Alpen Donnerstagfrüh noch 4 bis 6 Grad in 850 hPa erreicht
werden, sind es an der Nordsee dann schon knapp unter 0 Grad.
Am Donnerstag zieht das Höhentief nach Südskandinavien und die Höhenkaltluft
schwenkt mit einem Kurzwellentrog über (vor allem den Norden) Deutschlands
hinweg. Wieder muss mit schauerartigen Regenfällen und auch Gewittern gerechnet
werden. Wir verbleiben auf der kalten Seite der Frontalzone (Tendenz zu einer
südlichen Westlage), so dass sich an dem kühlen Temperaturniveau auch nichts
ändert.
Am Freitag schwenkt in der weit südlich gelegenen Westströmung ein neuer
Höhentrog von der Biskaya nach Frankreich. Damit steigt bei uns Temperatur und
Potential etwas an. Auch der Druckgradient schwächt sich etwas ab, so dass der
Südwestwind schwächer wird. Regenfälle gibt es vor allem noch an den Küsten, ab
dem Abend dann auch von Südwesten her, in der Nacht schwenkt dann der neue
Kurzwellentrog in den Südwesten des Landes und bringt im Süden weitere
Regenfälle.
In der erweiterten Mittelfrist am nächsten Wochenende soll sich über Westeuropa
ein Trog weit nach Süden ausweiten. Damit würden wir wieder in eine südwestliche
Höhenströmung geraten, die mildere Luft zu uns brächte. Mit zunehmender
antizyklonaler Krümmung der Isobaren wird sogar eine Hochdruckzone über
Deutschland simuliert. Allerdings werden sowohl der Norden als auch der Süden
des Landes weiterhin von Regengebieten erreicht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist nur bis
zum Mittwoch hoch. Das mit Kaltluft angefüllte Höhentief sollte nach den
gestrigen Läufen noch wesentlich langsamer hereinschwenken. So zeigt der heutige
00-UTC-Lauf den Kern des Höhentiefs am Donnerstag, 12 UTC im Seegebiet Fischer,
der gestrige 12-UTC-Lauf am Freitag um 00 UTC ebenda, der gestrige 00-UTC-Lauf
am Samstag um 12 UTC über Jütland. Betrachtet man die Lage etwas gröber, so ist
die Konsistenz durchaus bis nächsten Samstag gegeben.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis zum kommenden Mittwoch ähneln sich die Prognosen der vorliegenden
Globalmodelle. Danach tendieren ICON und IFS zum Beibehalten des Troges über
Mitteleuropa, während GFS, UKMO und GEM vorübergehend einen flachen Rücken und
leichten Hochdruckeinfluss von Süden her simulieren. NAVGEM liegt in etwa in der
Mitte. Nachfolgend zieht aber bei allen Modellen rasch wieder ein neuer Trog
heran. Zudem lässt GEM zuvor noch eine Welle über Deutschland hinwegziehen, so
dass mit ordentlich Regen zu rechnen wäre.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum vom Mittwoch, 00 UTC bis zum Freitag, 00 UTC werden aus dem IFS-EPS
zwei Cluster gebildet. C1 (27 Mitglieder, incl. Kontrolllauf, plus Hauptlauf)
zeigt auch in der zweiten Wochenhälfte den kräftigen Trog und das zur Nordsee
ziehende Höhentief. C2 (24 Mitglieder) zeigt zum Freitag hin das leichte
Aufwölben der Höhenströmung, ähnlich wie oben beim Modellvergleich.
Dementsprechend wird auch ein kleines Bodenhoch über den Alpen simuliert. In der
erweiterten Mittelfrist ab nächstem Samstag wird wie im Hauptlauf der Übergang
zu einer Südwestlage gezeigt, die im Süden sogar zunehmend antizyklonalen
Charakter bekommen soll.
Die Rauchfahnen für ausgewählte Städte zeigen über die ganze kommende Woche
hinweg ein niedriges Temperaturniveau und wiederholte Regenfälle. Dabei sind die
Fluktuationen im Süden größer als im Norden und auch die Unsicherheiten sind
größer. Das Potential beginnt ab Donnerstag wieder überall zu steigen. Am
nächsten Wochenende zeichnet sich zumindest im Süden und in der Mitte eine
Tendenz zu etwas wärmerem Wetter ab.
Ähnlich sehen die Rauchfahnen des GFS aus. Allerdings sind eher etwas geringere
Niederschläge simuliert und die Tendenz zu wärmerem und trockenerem Wetter
zumindest im Süden ist beim GFS gedämpfter.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI:
Sowohl am Dienstag als auch am Mittwoch zeigt der EFI ein leichtes Signal für
Wind im Südwesten Deutschlands.
Am Donnerstag gibt es ein Dauerregensignal im Bereich Sylts.

Sturm:
Am Dienstag zeigt IFS-EPS im südwestlichen Bergland eine geringe
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen. Am Donnerstag werden geringe
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen im gesamten westlichen Bergland und an
der Nordsee simuliert. Am Freitag besteht nach IFS-EPS vor allem in der
Nordwesthälfte eine gewisse Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen, an der
Nordsee sogar eine erhöhte.

Regen:
Nach Cosmo-LEPS besteht von Montag, 12 UTC bis Mittwoch, 12 UTC eine erhöhte
Wahrscheinlichkeit für Dauerregen über 40 l/qm innert 48 Stunden im Bereich des
Schwarzwaldes.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann