SXEU31 DWAV 021800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 02.10.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Starke Föhnlage in den Alpen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … liegen wir auf der Vorderseite eines hochreichenden Tiefs über
Frankreich in einer kräftigen südlichen Strömung, die in den Alpen eine markante
Föhnlage zur Folge hat und auf einigen Mittelgebirgen Sturmböen bringt. Dabei
wird sehr milde Luft zu uns geführt, die beim Überströmen der Alpen einen
Großteil ihres Wassergehalts einbüßt.
Da sich der entsprechende Höhentrog nähert und ausgehend von diesem ein Randtrog
die Alpen erreicht, dreht die Strömung noch etwas nach Südsüdost und nimmt noch
weiter zu. Die Föhnlage erreicht ihren Höhepunkt somit in der Nacht zum Samstag.

In föhnanfälligen Tälern sind schwere Sturm- und orkanartige Böen nicht
ausgeschlossen, auf Alpengipfeln tritt Orkan bis über 160 km/h auf. Zum Morgen
beginnt der Föhn von der Bodenseeregion her zusammenzubrechen, da die Kaltfront
des o.e. Tiefs in Begleitung einer Rinne von Frankreich her übergreift und den
Südwesten überquert.
Der Wind flaut dann ab, auf Berggipfeln muss aber weiterhin mit Sturmböen
gerechnet werden. Im Alpenvorland kann es zur Passage einer Druckwelle mit Wind-
und (wahrscheinlich höchstens vereinzelten) stürmischen Böen kommen.

Auch im Mittelgebirgsraum beginnt der Wind von Südwesten her abzuflauen, da sich
postfrontal mit Kaltluftadvektion ein Zwischenhoch aufbaut. Die
Hochlagen der östlichen Mittelgebirge werden davon noch nicht erfasst, liegen
präfrontal und es kommt dort nach wie vor zu Sturmböen Bft 8/9. Auch nördlich
der Rinne legt der Gradient zu, so dass an der Küste Wind- und stürmische Böen,
über der offenen Nordsee sowie exponiert an der Ostsee Sturmböen bis Bft 9 aus
Ost zustande kommen.

Die frontalen Regenfälle über Südwestdeutschland bleiben meist gering.

Samstag … tropft ein Trog aus dem Raum Island zu den Britischen Inseln hin ab
und bezieht das über Westeuropa liegende Höhentief in seine Zirkulation ein.
Letzteres verlagert sich nach Nordfrankreich.
Der Tiefkomplex bleibt dabei erhalten, mit neuen Zentren über Nordfrankreich und
Südengland (982 hPa, ICON). Die Sturmfelder dieser Tief beeinflussen uns nicht
unmittelbar.

Allerdings kommt die Kaltfront mit der Bodenrinne über Deutschland nordostwärts
voran und erreicht abends in etwa die Elbe. Ihre Wetterwirksamkeit hält sich
mangels Feuchte in Grenzen und beschränkt sich auf leichte schauerartige
Regenfälle (meist) postfrontal. Erst im Tagesverlauf kommt es über dem
Nordwesten mit Unterstützung eines kurzwelligen Troges zu etwas stärkerer
Hebung, die ausgelösten Regenfällen bleiben aber auch dort abseits jeglicher
Warnrelevanz.
Allerdings bricht der Föhn nach Durchzug der Kaltfront von Westen her meist
schon in der ersten Tageshälfte zusammen. Die Druckwelle, die an die Passage der
Rinne über dem Süden geknüpft ist, wird in den letzten Läufen schwächer
simuliert und sollte nur für steife Böen im Alpenvorland und an den Alpen gut
sein.

Im Bereich und hinter der flachen Tiefdruckrinne flaut der Wind ab, so dass
zunächst nur noch in Hochlagen der östlichen Mittelgebirge Böen bis Sturmstärke
auftreten können, bevor dann auch dort der Wind abflaut. Im Norden nimmt dagegen
vorübergehend der Gradient noch etwas zu, so dass bis ins küstennahe Binnenland
hinein Windböen, an der gesamten Küste stürmische und exponiert Sturmböen aus
Ost auftreten. Am späten Nachmittag sollte aber auch dort der Wind tendenziell
wieder nachlassen. In Ostsachsen frischt der Wind mit Annäherung der Rinne
ebenfalls auf, einzelne 7er Böen aus Südost sind dort möglich.
Bedingt durch die leicht schleifende (an den Alpen etwas beschleunigte) Passage
der Kaltfront stellt sich ein ausgeprägtes Nordost-Südwest-Gefälle hinsichtlich
der Temperaturen ein. Während präfrontal 19 bis 24 Grad zu erwarten sind, werden
postfrontal nur 12 bis 17 und im südwestdeutschen Bergland kaum über 10 Grad
erreicht.

In der Nacht zum Sonntag wird der über Westeuropa liegende Höhentiefkomplex
regeneriert. Ein davon ausgehender Kurzwellentrog schwenkt insbesondere über
Westdeutschland nach Norden. Der Bodentrog, der auch das über Nordfrankreich
liegende Sturmtief aufnimmt, sorgt in den südwestlichen und später auch in den
westlichen Teilen Deutschlands für eine deutliche Gradientzunahme, so dass dort
verbreitet Wind-, in freien Lagen stürmische Böen, im Bergland Böen bis
Sturmstärke und exponiert im Schwarzwald schwere Sturmböen oder orkanartige Böen
auftreten.
Dazu kommen im Südwesten schauerartige Regenfälle auf.

Auch die über dem Nordosten liegende Kaltfront wird aktiviert und die Regenfälle
nehmen ausgehend von Ostbayern und nach Norden ausgreifend an Intensität zu,
ohne aber warnrelevant zu werden.
Bis Sonntagfrüh erfolgt auch in den mittleren Gebieten Deutschlands
eine Gradientverschärfung, dort reicht es vor allem in höheren Berglagen erneut
für stürmische Böen oder Sturmböen Bft 8/9.

In den Alpen dauert, bedingt durch die nach wie vor südliche Anströmung, die
Föhnlage an, auch wenn die Windgeschwindigkeiten hinter denen der Vornacht
deutlich zurück bleiben.

Sonntag … entsteht über Westeuropa, mit Kern über England, ein hochreichendes
Zentraltief. An dessen Vorderseite liegt Mitteleuropa unter einer
südsüdwestlichen Strömung. In den Alpen herrscht weiterhin Föhn. Für Sturmböen
Bft 8/9 sollte es dann auf höheren Berggipfeln reichen, exponiert sind anfangs
schwere Sturmböen dabei.
Der vom Zentraltief ausgehende Trog schwenkt in die Nordsee, der zugehörige
Bodentrog verliert an Schärfe und der Gradient fächert von Südwesten her wieder
auf, was aber zunächst vom Tagesgang etwas überdeckt wird. Somit sollte im
Westen, Südwesten und in Teilen der Mitte der Wind weiter ab und zu stärker
auffrischen mit Windböen, in freien Lagen stürmischen Böen. In höheren Berglagen
sind Böen bis Sturmstärke zu erwarten. Auch an der Nordsee sind steife Böen aus
Süd bis Südost zu erwarten, auf einigen Inseln dort auch stürmische Böen.
Relativ windschwach bleibt es dagegen in den östlichen Landesteilen. Bis
zum Abend sollte der Wind dann auch im Westen und im Bergland nachlassen, so
dass Böen bis Sturmstärke nur noch auf exponierten Bergen auftreten.
Der frontale Regen im Nordosten zieht bald ab und im Südwesten und Westen sind
nahe dem Höhentief Schauer oder schwache schauerartige Regenfälle zu erwarten.
Bedingt durch den erneuten leichten Föhn kommen im Osten längere sonnige
Abschnitte zustande. In diesen Gebieten sind Temperaturmaxima um 20 Grad zu
erwarten, während sonst je nach Bewölkung 13 bis 18 und im Bergland Werte um 11
Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Montag löst sich vom Alpenrand erneut ein flaches Föhntief und
zieht nach Böhmen. Der ohnehin nur noch schwache Föhn bricht endgültig zusammen.
Ansonsten wird der Gradient so weit aufgeweicht, dass es selbst auf
Mittelgebirgsgipfeln kaum noch für warnrelevante Böen reichen dürfte. Auf der
West- und Südflanke des Tiefs kommen Regenfälle auf. Aber auch sonst dominieren
Wolken, die kaum Nebel zulassen.

Montag … zieht das Tief über Nordostdeutschland in Richtung Ostsee, gefolgt
von verbreiteten Regenfällen (5 bis 15 mm in 6 bis 12 h) an seiner Süd- und
Westflanke.
Der Schwerpunkt des steuernden Tiefs verlagert sich etwas nach Norden und liegt
später über Nordengland. Davon ausgehend schwenkt ein weiterer Teiltrog nach
Deutschland herein, mit dem im Tagesverlauf im Westen und Südwesten wieder ein
paar Schauer auftreten.
Dort sind dann auch wieder steife Böen, exponiert stürmische Böen aus Süd bis
Südwest möglich. Ansonsten spielt der Wind bei stark aufgefächertem Gradienten
keine große Rolle.
In relativ frischer Meeresluft liegen die Maxima meist zwischen 13 und 18 Grad.
Die größten Chancen auf Sonne gibt es noch im Süden, Alpenrand weiter leicht
föhnig, und ganz im Norden.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner