SXEU31 DWAV 011800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 01.10.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Tief Britische Inseln; ab Freitagabend bis Samstagvormittag Föhnsturm an den
Alpen. Auch auf den Mittelgebirgsgipfeln am Freitag und Samstag Sturmböen, an
den Küsten vor allem am Samstag stürmische Böen bzw. Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC

Aktuell … reicht ein langgestreckter Langwellentrog von Island über die
Britischen Inseln und bis zur Biskaya. Im Laufe der Nacht tropft der Trog etwa
über der Keltischen See aus, bis Freitagfrüh verlagert sich das Cut-Off-Tief zum
Westausgang des Ärmelkanals, während das nördliche Trogresiduum als Randtrog
über dem Seegebiet nordwestlich von Irland quasistationär bleibt.
An der Ostflanke des Troges hat ein ehemals noch recht scharf ausgeprägter
Randtrog von Frankreich bzw. Belgien her auf Westdeutschland übergegriffen und
verlagert sich im Laufe der Nacht unter weiterem Konturverlust allmählich
nordwärts. Er korrespondiert mit einem Bodentrog samt eingebetteter Okklusion
eines Tiefs, das sich westlich von Island allmählich auffüllt. Diese hat aktuell
mit schauerartigem Regen auf den Westen des Landes übergegriffen und kommt im
Laufe der Nacht allmählich nordostwärts voran, wobei sie aber zunehmend von KLA
überlaufen wird und an Wetterwirksamkeit verliert. Somit reicht es bis
Freitagfrüh lediglich vom Nordwesten bis in den zentralen Mittelgebirgsraum
sowie im Südwesten für maximal wenige mm Niederschlag, weiter südwestlich fällt
nach 18 UTC kaum mehr nennenswerter Regen.
Weiter östlich, über Ost- bzw. Südosteuropa, befindet sich schon seit Tagen ein
Höhentief, das allmählich in die Zirkulation des Langwellentroges bzw.
Cut-Off-Tiefs einbezogen wird und sich bis Freitagfrüh nach Zentralpolen
verlagert. An dessen Westflanke hat sich eine schwache Gegenstromlage
eingestellt, die auch noch den äußersten Osten und Nordosten Deutschlands mit
dichten Wolkenfeldern beeinflusst, die im Laufe der Nacht noch etwas nach
Westnordwest vorankommen. Bevorzugt im Osten Brandenburgs und in Vorpommern
fällt dabei auch gebietsweise etwas Regen.
Beide Gebilde – der Trog im Osten und das Cut-Off im Westen – sind getrennt
durch eine schmale Potenzialbrücke, die einen Höhenrücken über dem zentralen
Mittelmeerraum von einem kräftigen fennoskandischen Hochdruckgebiet trennt, über
die Osthälfte Deutschlands verläuft und zunehmend in die Zange genommen wird.
Somit wird auch der aktuell noch recht breite Streifen mit gering bewölktem
Himmel im Laufe der Nacht immer schmaler, wobei die Wolken nach Abzug der
Okklusion in der Mitte und im Süden zumindest gebietsweise etwas auflockern.
Insgesamt bleibt die Nebelneigung aber deutlich geringer als in der Vornacht.
Derweil spielt sich über der Biskaya bzw. über der Bretagne eine bemerkenswerte
Entwicklung ab, die ab Freitag auch zumindest indirekt Einfluss auf die
Wetterentwicklung im Vorhersagegebiet hat. Vom nahen Ostatlantik steuert eine
Warmfrontwelle auf die Biskaya zu. Diese gerät zunehmend in das Einzugsgebiet
eines markanten Kurzwellentroges, der sich unter weiterer Intensivierung
(deutliche Zunahme von Krümmungsvorticity) an der Südflanke des Cut-Off-Tiefs
rasch über die Biskaya hinweg bereits bis 00 UTC zur Bretagne verlagert. Die
Warmfrontwelle befindet sich aktuell entwicklungstechnisch günstig am linken
Jetausgang im Bereich starker Höhendivergenz, was eine nahezu explosionsartige
Vertiefung zur Folge hat. Dazu wirkt die diabatische Komponente über dem relativ
warmen Oberflächenwasser der Biskaya noch verstärkend. Entsprechend haben die
Modelle auch eine Shapiro-Keyser-Zyklone auf der Agenda mit einem „warmen“ Kern
und einem auch im Modell gut dargestellten Sting Jet bzw. Cold Conveyor Belt
Jet. Bis 00 UTC weist das Tief nach Lesart des ICON-EU über der Bretagne
(südöstlich von Brest) bereits einen Kerndruck von etwa 970 hPa auf und kommt
bis 06 UTC noch etwas nach Norden, zur bretonischen Kanalküste, voran, wo es mit
einem Kerndruck von nur noch knapp über 965 hPa (IFS (von 00 UTC) knapp über 960
hPa, GFS etwa 972 hPa) aufschlägt.
Die Kaltfront des Tiefs überquert noch Zentralfrankreich, wird dann aber durch
Wellenbildung (knapp östlich der Pyrenäen) zurückgehalten. Mit der kräftigen WLA
trogvorderseitig ziehen im Laufe der Nacht über der Südwesthälfte Deutschlands
dichtere hohe und mittelhohe Wolkenfelder auf, gebietsweise fällt auch etwas
Regen, am ehesten wohl im Südschwarzwald und entlang der Alb.
Der Gradient fächert nach Passage der sich abschwächenden Okklusion nachts
vorübergehend auf, so dass der Wind warntechnisch wohl keine Rolle mehr spielt.
Mit der vor allem mitteltroposphärisch sich verstärkenden föhnigen Südströmung
frischt er morgens aber auf den Alpengipfeln wieder auf und es kann erste
Sturmböen aus Südost bis Süd geben.

Freitag … ist die Entwicklung des Sturmtiefs abgeschlossen. Es befindet sich
bereits in den Frühstunden quasi achsensenkrecht unterhalb des Höhentiefs und
verlagert sich bei einem nur langsam vonstatten gehenden Auffüllungsprozess
(Kerndruck um 18 UTC noch immer um 975 hPa) allmählich nach Süden, etwa ins
Seegebiet vor der Loire-Mündung. Die Kaltfront des Tiefs verwellt mehrfach und
kommt kaum nach Osten voran, so dass frontale Niederschläge das Vorhersagegebiet
noch nicht weiter tangieren.
An der Westflanke des Höhentiefs wird ein Randtrog zunächst nach Süden, bis zum
Norden der Iberischen Halbinsel, und dann nach Westen, Richtung Katalonien,
geführt. Dadurch verstärkt sich die zunehmend diffluent konturierte
Südsüdwestströmung über Norditalien und dem Alpenraum deutlich. Die Folge ist
eine markante Föhnlage im Bereich der Nordalpen. Diese erreicht ihren Höhepunkt
in den Abendstunden bzw. in der Nacht zum Samstag, wenn im Lee der westlichen
Alpen ein orographisches Tief entsteht und langsam nach Norden vorankommt.
Sowohl Lugano-Zürich (Freitagabend) als auch Innsbruck-Bozen (gegen 00 UTC)
kommen auf eine Druckdifferenz von etwa 10 hPa. Somit ist auch am Bayerischen
Alpenrand und im östlichen Bodenseeraum mit einem Föhndurchbruch bis in die
Täler zu rechnen. Auf den Alpengipfeln kann es ab den späten Nachmittags- bzw.
Abendstunden schwere Sturmböen, exponiert auch Orkanböen (Bft 10 bis 12) aus Süd
geben, bei Föhndurchbruch in den Tälern eher aber erst ab den Abendstunden
stürmische Böen oder Sturmböen (Bft 9 bis 10) aus Süd bis Südost.
Auch im Rest des Landes verschärft sich der Gradient zum nach wie vor kräftigen
fennoskandischen Hochdruckgebiet. Der Wind frischt aus Südost bis Ost auf, in
den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge gibt es vor allem ab den
Nachmittagsstunden stürmische Böen, zum Abend hin exponiert Sturmböen.
Orographisch getriggert reicht es dann auch in Ost-West ausgerichteten Tälern
für steife Böen, ebenso an auflandigen Abschnitten der Küsten.
Das Höhentief über Zentralpolen schwächt sich weiter ab und ist abends nur noch
als Randtrog über Vorpommern und Nordpolen auszumachen. Die Gegenstromlage kommt
zum Erliegen, somit klingen auch die leichten Regenfälle im Nordosten ab.
Ansonsten macht sich vielerorts die kräftige WLA anhand dichterer hoher und
mittelhoher Bewölkung bemerkbar, im Westen und Südwesten kann daraus auch
gebietsweise etwas Regen fallen. C-D2 simuliert am Vormittag auch im
Alpenvorland leichte Niederschläge („Dimmerföhn“ bei mitteltroposphärisch
(oberhalb von etwa 700 bis 650 hPa) bereits kräftig ausgeprägter, teils auch
recht feuchter Südströmung und noch recht hochreichend stabiler Grundschicht),
diese dürften aber auf ihrem Weg durch die bereits recht ausgetrocknete untere
Troposphäre (lediglich in Bodennähe ist die Luft recht feucht) meist verdunsten.
Vor allem im Lee der Mittelgebirge sowie im Alpenvorland dürfte sich im
Tagesverlauf auch mal länger die Sonne durchsetzen.
In 850 hPa steigt die Temperatur bis zum Abend auf Werte zwischen 6 Grad im
Nordosten und recht beeindruckende (allerdings dem Föhn geschuldete) 17,
vielleicht 18 Grad in Süddeutschland. Bis zum Boden kann sich diese Luftmasse
aufgrund der stabilen Schichtung nicht durchsetzen, trotzdem wird es mit
Höchstwerten zwischen 15 und 20 Grad, mit Sonne bis 22 Grad sehr mild, sollte an
den Alpen schon irgendwo frühzeitig der Föhn durchbrechen, können dort auch
Werte nahe 25 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Samstag kommt das Höhentief nur zögernd nach Osten voran und
weist morgens Dipolstruktur auf mit Drehzentren bei Paris und etwa über dem
Zentralmassiv. Das ehemalige Sturmtief füllt sich jetzt deutlich rascher auf und
folgt dem südlichen Drehzentrum. Der zunehmend kurzwellige Randtrog über
Katalonien schlägt nun Nordnordostkurs ein und erreicht morgens Ostfrankreich.
Somit nimmt die Kaltfront ab der zweiten Nachthälfte zögernd an Fahrt auf und
erreicht morgens den Südwesten Deutschlands. Mit Annäherung des Kurzwellentroges
kann sich das orographische Tief noch ein wenig verstärken und befindet sich
morgens unmittelbar im Vorfeld der Kaltfront mit einem Kerndruck von knapp unter
990 hPa (ICON-EU) in etwa über Mitelfranken. Von ihm ausgehend weitet sich eine
Rinne über Westdeutschland und Belgien bis zum Ärmelkanal aus, wobei es über dem
belgisch-französischen Grenzgebiet an der Nordflanke des Höhentiefdipols
ebenfalls zu einer erneuten Zyklogenese kommt (das daraus resultierende
Bodentief erreicht morgens mit einem Kerndruck von etwa 985 hPa den Westausgang
des Ärmelkanals). Dabei erreicht einerseits die Föhnlage ihren Höhepunkt (mit
den oben beschriebenen Böen), bevor der Föhn morgens eventuell bereits am
Bodensee zusammenbricht, andererseits verschärft sich auch im übrigen
Vorhersagegebiet der Gradient weiter. Die Folge sind verbreitet stürmische Böen
bzw. Sturmböen aus Südost bis Ost in den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge, exponiert können auch schwere Sturmböen auftreten. In einigen
Ost-West ausgerichteten Tälern bzw. in Leelagen kann es auch bis in die
Niederungen steife, vereinzelt stürmische Böen geben. Ansonsten spielt der Wind

  • außer in Föhntälern – in den Niederungen warntechnisch wohl keine Rolle.
    Lediglich an den Küsten frischt der Ostwind weiter auf mit Böen Bft 8.
    Postfrontal dreht der Wind im äußersten Südwesten auf Südwest, bei besserer
    turbulenter Durchmischung kann es auch in tiefen Lagen (Hochrhein, Bodensee)
    steife Böen geben, dazu fällt dort gebietsweise schauerartiger Regen ohne
    warnrelevante Mengen.
    Im großen Rest des Landes bleibt es noch trocken und vor allem im Süden und
    Südosten auch aufgelockert, in Teilen Bayerns eventuell auch gering bewölkt. Am
    ehesten dort kann sich vielleicht dichterer Bodennebel bilden. Interessant
    könnte der Temperaturverlauf in einigen Alpenregionen werden. Während es bei
    aufgelockerter Bewölkung und wenig Wind durchaus auf Werte um 5 Grad abkühlen
    kann, steigt die Temperatur bei Föhndurchbruch rasch auf über 20 Grad. Ansonsten
    liegen die Tiefstwerte – abhängig vom Bedeckungsgrad – zwischen 12 und 5 Grad.

Samstag … kommt das nach wie vor asymmetrisch konturierte und zeitweise mit
mehreren, aus selbiges umlaufenden Sekundärtrögen resultierenden Drehzentren
ausgestattete Höhentief über Frankreich insgesamt nur wenig nach Norden voran
und weitet sich insgesamt bis nach England aus. An dessen Ostflanke überquert
der Kurzwellentrog von Ostfrankreich her rasch Westdeutschland nordwärts und
induziert auf seiner Vorderseite über Südengland erneut eine Zyklogenese
(Kerndruck am Abend knapp über 980 hPa), während das Tief vom Westausgang des
Ärmelkanals wiederum Richtung Zentralmassiv zieht.
Im Detail steht diese Entwicklung noch auf „tönernen Füßen“, insbesondere, was
die genaue Intensität und Zugbahn der Sekundärtröge angeht, wovon wiederum die
Entwicklung der kleinräumigen Bodentiefs abhängt. Allen Modellen gemein ist aber
die über Süd- und Westdeutschland nach Westen, bis nach Belgien und England
gerichtete Tiefdruckrinne, die im Tagesverlauf zusammen mit der darin
eingebetteten Kaltfront recht rasch nach Norden vorankommt und sich abends
bereits über der Norddeutschen Tiefebene bzw. über der Lausitz befindet.
Insgesamt erweist sich die in die kräftige Südströmung eingebettete Kaltfront
als wenig wetteraktiv; das Gros der Feuchte wurde bereits südlich der Alpen
„abgeladen“. Übrig bleiben gebietsweise auftretende schauerartige Regenfälle;
für kurze Gewitter dürfte die Grundschicht aufgrund die Front überlaufender KLA
bereits meist zu stabil geschichtet sein, lediglich nach Osten zu sind eventuell
vereinzelte denkbar. In Summe kommen somit lediglich 1 bis 5 mm in 12 Stunden
zusammen, gebietsweise, vor allem im Lee einiger Mittelgebirge, bleibt es sogar
trocken.
Von Warnrelevanz ist aber der Wind. Einerseits präfrontal, da sich mit
Annäherung der Rinne an das nach wie vor kräftige und seinen Schwerpunkt nur
zögernd nach Norden verlagernde fennoskandische Hochdruckgebiet der Gradient
vorübergehend etwas verschärft. Somit kann es auch in den Niederungen
Norddeutschlands im Tagesverlauf vermehrt steife Böen aus Ost geben, an den
Küsten und in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge stürmische Böen und
Sturmböen, exponiert auch schwere Sturmböen aus Ost bis Südost. Mit Übergreifen
der Tiefdruckrinne schwächt sich der Wind am Nachmittag und Abend von Südwesten
her aber ab.
Andererseits geht die Kaltfrontpassage vor allem mit Föhnzusammenbruch über
Süddeutschland mit dem Durchzug einer markanten Druckwelle einher, so dass der
Wind mit Drehung auf Südwest bis West in Böen durchaus Bft 7 erreichen kann, im
Alpenvorland eventuell auch Bft 8, in den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge und der Alpen Bft 8 bis 10. Wie weit die Windzunahme nach Norden
reicht, ob auch die mittleren Landesteile betroffen sind, ist allerdings noch
unklar.
Präfrontal kann sich vor allem in der Osthälfte, anfangs auch in Ostbayern, noch
einmal die Sonne durchsetzen, wobei die Temperatur am Erzgebirgsnordrand,
eventuell auch am ostbayerischen Alpenrand mit Föhnunterstützung auf nahe oder
gar knapp über 25 Grad steigen kann. Auch sonst wird es dort mit 18 bis 23 Grad
sehr mild bis warm. Postfrontal gelangt dann ein Schwall erwärmter Meeresluft in
den Westen und Südwesten des Landes mit um fast 10 K niedrigeren 850
hPa-Temperaturen (um 6 Grad). Vor allem im Nordwesten bleibt es meist stark
bewölkt bis bedeckt, nach Südwesten zu lockern die Wolken postfrontal auf.
Innerhalb der dort gut durchmischten Luftmasse reicht es immerhin noch für
Höchstwerte zwischen 14 und 18 Grad.

In der Nacht zum Sonntag wird das Höhentief über England durch einen von
Nordwesten hereinlaufenden Höhentrog wieder regeneriert. Das korrespondierende
Bodentief kommt nur wenig nach Nordwesten voran und vertieft sich auf einen
Kerndruck nahe 975 hPa, während das Tief über dem Zentralmassiv zunehmend in
dessen Zirkulation eingebunden wird, sich auffüllt und als Bodentrog bis
Sonntagfrüh nach Nordostfrankreich zieht.
An der Ostflanke des Höhentiefs werden mehrere kurzwellige Troganteile von
Frankreich her über das Vorhersagegebiet hinweg nordnordostwärts geführt. Die
Kaltfront über dem Norden und Osten Deutschlands wird durch eine
Leetiefentwicklung am Nordrand des Riesengebirges vorübergehend eingebremst und
aufgrund verstärkter PVA-induzierter trogvorderseitiger Hebung aktiviert,
wodurch das Gewitterrisiko im äußersten Osten vor allem in der ersten
Nachthälfte etwas ansteigt. Morgens erreicht sie den Westen Polens und das
Kattegat, postfrontal gibt es im Norden und Osten vor allem im Laufe der zweiten
Nachthälfte noch schauerartig verstärkte Regenfälle, die wohl der Lee- bzw.
Wellentiefentwicklung entlang der Kaltfront und einer dadurch in Gang gekommenen
Gegenstromlage geschuldet sind. Diese verstärkte Niederschlagstätigkeit haben
mehr oder weniger alle Modelle auf der Agenda, GFS aber z.B. etwas später
(Sonntagfrüh und -vormittag) weiter östlich, über Polen. Warnschwellen werden
aber voraussichtlich keine erreicht.
Postfrontal lockern die Wolken vorübergehend auf, ehe sie von Südwesten her mit
Annäherung des weiter oben erwähnten Bodentroges wieder dichter werden. Im Laufe
der zweiten Nachthälfte kommen westlich des Rheins erneut leichte schauerartige
Regenfälle auf.
Der Wind schwächt sich vorübergehend ab; da die kräftige südsüdwestliche
Höhenströmung aber erhalten bleibt, gibt es vor allem auf den Alpengipfeln
weiterhin einzelne Sturmböen. Mit Annäherung des Bodentroges verschärft sich der
Gradient aber von Südwesten her erneut und ausgangs der Nacht gibt es in einigen
Kamm- und Gipfellagen erneut stürmische Böen, im Hochschwarzwald auch Sturmböen
aus Südwest, in einigen Niederungen im Südwesten steife Böen. Im Norden und
Osten verläuft die Nacht mit 14 bis 10 Grad relativ mild, ansonsten kühlt es im
Einflussbereich der frischeren Meeresluft (3 bis 6 Grad in 850 hPa) auf etwa 10
bis 4 Grad ab.

Sonntag … bleiben Höhen- und Bodentief quasistationär über dem Süden bzw. der
Mitte Englands, das Bodentief füllt sich dabei allmählich auf. Die postfrontal
zur rasch Richtung Südschweden und mittlere Ostsee abziehenden Kaltfront anfangs
im Nordosten noch auftretenden Niederschläge klingen am Vormittag rasch ab.
Innerhalb der südsüdwestlichen Höhenströmung wird ein weiterer kurzwelliger
Randtrog über das Vorhersagegebiet hinweg nordwärts geführt. Der
korrespondierende zunehmend flache Bodentrog zieht – begleitet von nur
gebietsweise auftretenden leichten schauerartigen Regenfällen – bis zum Abend
zur Ostseeküste. Mit dessen Passage frischt der Südwestwind vorübergehend böig
auf, vor allem im Westen, Südwesten und in den mittleren Landesteilen gibt es
dabei steife Böen (Bft 7), in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge auch
stürmische Böen oder Sturmböen (Bft 8 bis 9), auf exponierten Gipfeln eventuell
schwere Sturmböen (Bft 10). Nach Norden und Osten zu fächert der Gradient
bereits deutlich auf, so dass es dort wohl nicht mehr für warnrelevante Böen
reicht.
Mit Ausweitung des Troges nach Frankreich steilt die Höhenströmung im
Tagesverlauf wieder etwas auf und an den Alpen setzt eventuell wieder leichter
Föhn ein, der wohl nicht in die Täler durchgreift, aber immerhin für Sturmböen
aus Süd auf exponierten Gipfeln reichen dürfte.
Insgesamt weitet sich der Höhentrog etwas nach Osten aus, so dass auch der
Westen und Nordwesten Deutschlands in den Einflussbereich höhenkälterer und
somit labiler geschichteter Luftmassen gelangen (-24 Grad in 500 hPa, +3 bis +5
Grad in 850 hPa). Die Folge sind einzelne Schauer, on es auch für kurze Gewitter
reicht, ist fraglich.
Vor allem im Lee der Alpen sowie der zentralen und östlichen Mittelgebirge kann
sich im Tagesverlauf wieder häufiger die Sonne durchsetzen. Dort steigt die
Temperatur in 850 hPa auf etwa 8 bis 9 Grad. Insgesamt liegen somit die
Höchstwerte zwischen 13 Grad in den westlichen Mittelgebirgen und 22 Grad mit
Sonne in der Oberlausitz.

Modellvergleich und -einschätzung

Die synoptischen Basisfelder werden von allen Modellen im Kurzfristzeitraum sehr
ähnlich simuliert. Wie bereits beschrieben, gibt es aufgrund der asymmetrischen
Struktur des Höhentiefs über Frankreich noch Unsicherheiten, was die
kleinräumigen, von diesen Sekundärtrögen abhängigen Bodentiefentwicklungen
angeht. Diese sind für das Vorhersagegebiet allerdings nicht warn- und kaum
prognoserelevant.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff