SXEU31 DWAV 261800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.09.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Anfangs teils stürmisch. Im Süden nachlassender Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines umfangreichen und
hochreichenden Tiefdruckkomplexes mit mehreren Drehzentren. Nach der Passage
einer Kaltfront von einen der Drehtiefs am Freitag befindet sich über
Deutschland relativ kühle (der Jahreszeit aber entsprechende) und eher trockene
Luftmassen mit 850 hPa Temperaturen zwischen 0 und 5 Grad.
Von Polen her griff im Laufe des Nachmittags das Tief auf Brandenburg über.
Wobei der Warmsektor sich auf dessen Nordostflanke (Ostsee, Schweden und
Finnland) befindet. Auf dessen Westflanke sorgten vor allem im Erzgebirge,
Lausitz und Ostbrandenburg kräftige Aufgleitprozesse für starke und anhaltende
Regenfälle (Dauerregen). Mit Verlagerung des Tiefs nach Westen greifen auch die
Regionen starker WLA auf Westdeutschland über. Während im Osten die
Niederschläge vorerst aufhören, werden in der Nacht zu Sonntag in der Westhälfte
verbreitet Mengen zwischen 10 und 20 l/qm gerechnet. GFS simuliert im Oststau
des Sauerlands in 12 Stunden Summen von bis zu 40 l/qm. In der Probabilistik
spiegelt sich dies aber nicht wieder. Es gibt nur leicht erhöhte
Wahrscheinlichkeiten (bis 20%) für mehr als 25 l/qm in den Staulagen der
Mittelgebirge bzw. geringe Wahrscheinlichkeiten (1-5%) in Hessen, NRW, RLP und
Saarland.
Gleichzeitig verlagert sich mit dem Tief auch das dazugehörige Starkwindfeld.
Anfangs sind vor allem die Ostseeregionen mit Wind- und stürmischen Böen aus
Nordost betroffen. Der Wind lässt mit Verlagerung des Tiefs nach Westen dort
aber rasch nach. Dafür frischt der Wind im Nordseeumfeld mitunter stürmisch auf.
In der 2. Nachthälfte greift das Tief auf die Niederlande und Belgien über,
somit lässt auch im Nordseeumfeld der Wind wieder nach.

Auf der Südflanke des Tiefdruckkomplexes werden mit einer westlichen Anströmung
feuchte Luftmassen nach Süddeutschland geführt. Im Weststau des Schwarzwaldes
(seit Freitag Dauerregen bis 70 l/qm) werden so nochmals Mengen zwischen 10 und
20 l/qm in 12 Stunden simuliert.
Am Alpenrand lassen die Niederschläge hingegen rasch nach, am längsten regnet es
dort noch im Allgäu. In der ersten Nachthälfte fallen dort noch mal 5 und 10
l/qm. Die Schneefallgrenze liegt über Süddeutschland zwischen 1000 und 1300 m.
Im Schwarzwald werden in der Nacht zwischen 5 und 10 cm Neuschnee erwartet und
am Alpenrand zwischen 10 und 15 cm. Weiterhin sorgt anfangs der Druckgradient
auf der Südseite des Tiefs für einen lebhaften Westwind. Im Alpenvorland und in
Lagen oberhalb 800 m werden stürmische Böen bis 70 km/h BFT 8 erwartet. Aber
auch in tieferen Lagen sind in Süddeutschland anfangs noch Windböen um 55 km/h
wahrscheinlich. Mit Verlagerung des Tiefs lässt der Gradient auch im Süden nach,
so dass nur noch auf den höchsten Berggipfeln (oberhalb 800m) Böen um 75 km/h,
in exponierten Lagen auch bis 90 km/h erwartet werden. Weiterhin entwickelt sich
in der 2. Nachthälfte an der Kaltfront bzw. Frontalzone ein neues Wellentief
über der Ukraine, welches sich in der Folge weiter nach Polen verlagert.

Sonntag 06 UTC befindet sich die Frontalzone in einem Bogen um Rügen, Dänemark,
Niederlande bis Nordwestfrankreich. Südlich bzw. östlich davon halten sich recht
„kühle“ und eher trockene Luftmassen zwischen 0 und 4 Grad in 850 hPa.

Sonntag … verlagert sich zum einen das Tief über Benelux/Frankreich weiter
nach Süden und zum andern greift das Wellentief mit einem Kerndruck von 1000 hPa
von Polen her auf Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg über. Dieses sorgt mit
einer Zunahme des Druckgradienten für Windböen an der Ostseeküste aus östlichen
Richtungen. Sonst bleibt es eher Gradientschwach mit schwachen Winden aus
unterschiedlichen Richtungen. Anfangs gibt es auf Gipfeln des Schwarzwaldes noch
stürmische Böen.

Im Süden lassen die Niederschläge nun auch am Schwarzwald rasch nach, so dass
auch dort die Dauerregen- und die Schneefallwarnung auslaufen können.

In Verbindung mit dem Wellentief kommt es im Osten des Landes erneut zu länger
anhaltenden Regenfällen zwischen 5 und 10 l/qm in 12 Stunden. Die
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 l/qm in 24 h (bis Montag 06 UTC) sind mit
punktuell um 2% aber zu vernachlässigen. Zum Abend hin verlagert sich das
Wellentief weiter nach Westen und somit lässt zum einen die Böigkeit im
Ostseeumfeld und zum anderen der Regen im Osten nach. Gleichzeitig gelangen die
länger anhaltenden Niederschläge westwärts. Zwischen Sonntag 18 und Montag 06
UTC werden von ICON NEST 12 Stunden Summen zwischen 5 und 15 l/qm über
Niedersachsen, NRW und nördliches Rheinlandpfalz simuliert. Erhöhte Signale für
Dauerregen gibt es aktuell nicht.

Insgesamt verlagert sich der Höhentiefkomplex etwas nach Süden. Über der Adria
setzt Zyklogenese ein und ein Bodentief mit einem Kerndruck von 1000 hPa
entsteht in der Nacht zu Montag. Auf dessen Nordflanke setzt kräftige WLA ein.
Ausgangs der Nacht könnten erste Niederschläge auf den äußersten südosten
Bayerns übergreifen. Zwischen den Tiefs lockert es über Deutschland auf und
strichweise (Süddeutschland) kann Bodenfrost ein Thema werden.

Montag … füllt sich das Wellentief über Nordwestdeutschland langsam auf, an
dessen Südwestflanke sorgen Hebungsprozesse weiterhin für zum Teil kräftige
Niederschläge. Im äußersten Westen werden am Tage erneut Mengen zwischen 5 und
15, strichweise auch um 25 l/qm erwartet. Zum Abend hin nähert sich auf der
Vorderseite eines atlantischen Troges ein Hochkeil von Frankreich her
Deutschland. Dabei füllt sich das Bodentief immer mehr auf und auch das
Höhentief verlagert sich von Mitte/Südeuropa und ebenfalls langsam auffüllend
nach Nordosten. Das ehemalige Adriatief verlagert sich dabei in Richtung
Tschechen und sorgt im Südosten von Deutschland weiterhin für leichte bis mäßige
Niederschläge. Bei den geringen Druckunterschieden bleibt es meist
schwachwindig. Nachts bleibt es meist stark bewölkt, so das auch die
Nachttemperaturen in ganz Deutschland positiv bleiben sollten.

Dienstag … entwickelt sich aus dem ehemaligen Wellentief eine Art
Tiefdruckrinne die sich von Südwestdeutschland über der Nordsee nach Norwegen
erstreckt. Vor allem im Südwesten kommt es wieder zu mäßigen bis starken
Regenfällen, die im Stau des Schwarzwaldes mit geringer Wahrscheinlichkeit
wieder zu Dauerregen führen können. Das Höhentief/Trog über Südosteuropa füllt
sich weiter auf. Insgesamt erwärmt sich die Luftmasse wieder über Deutschland.
In 850 hPa befinden sich die Temperaturen zwischen 4 und 7 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Auch wenn im Gro die Modelle alle ein ähnliches Szenario simulieren, gibt es
Unterschiede in der genauen Zugbahn der Tiefs bzw. der Randtröge. Gerade in der
Niederschlagsprognose ergeben sich im Hinblick auf unsere Warnstrategie größere
Unsicherheiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christina Speicher