S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 23.09.2020 um 10.30 UTC

Tief bzw. Trog Mitteleuropa, dabei kühl und wiederholt Regen.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 30.09.2020

Am Samstag dem ersten Tag des Mittelfristzeitraums liegt ein abgetropftes
Höhentief über Mitteleuropa an dessen Ostflanke eine Zyklogenese stattfindet und
das entstandene Tief von Südwestpolen in die westliche Ostsee wandert. Kalte
Meeresluft polaren Ursprungs flutet dabei Deutschland und im Nordosten setzen
von Polen her Ausgleitvorgänge ein, während es ansonsten gebietsweise konvektive
Regenfälle gibt. In den Alpen kann es oberhalb von 1000 bis 1500 schneien. Im
Westen und Süden frischt er westliche bis nordwestliche Wind zeitweise stärker
auf.
Am Sonntag verlagert sich der Schwerpunkt des Höhentiefs nach Süden, während
sich an der Luftmassengrenze über Osteuropa das nächste Tief bildet und von
Polen her nach Nordostdeutschland zieht. Damit verbunden kommt es vorzugsweise
in Norddeutschland zu teils länger anhaltenden Regenfällen, die eventuell
Warnungen nötig machen. Die Temperaturen kommen oft nicht mehr über die 15 Grad
hinaus, meist liegen die Höchstwerte zwischen 10 und 16 Grad.
Am Montag schlägt das Höhentief wieder eher Nordostkurs ein und kommt zum
Tagesende im Bereich Südpolen/Tschechien an. Das Bodentief eiert derweil mit
Kern irgendwo über Nord- bzw. Nordostdeutschland, wobei nun getriggert durch
kräftige Warmluftadvektion an seiner Süd- und Westflanke die kräftigsten
Regenfälle zu finden sein sollen. Erneut sind durchaus wieder warnwürdige Mengen
auf der Agenda, möglicherweise auch im Unwetterbereich.
Am Dienstag entfernt sich das Höhentief etwas nach Nordosten, auf seiner
Rückseite stellt sich eine westliche Strömung bei uns ein, mit der über die
Nordsee ein kurzwelliger Trog auf den Norden übergreift. Ausgehend von der
nächsten Tiefentwicklung nahe dem Schwarzen Meer erstreckt sich eine Rinne zur
Ostsee, an dessen Südflanke auch bodennah eine westliche Strömung vorherrscht
mit der wieder etwas mildere Luft nach Deutschland advehiert wird. Es kommt zu
weiteren Regenfällen und die Sonne zeigt sich nur vorübergehend.
Am Mittwoch tropft der nächste Trog nach Westeuropa ab. Auf dessen Vorderseite
zieht ein Bodentiefdruckgebiet in die Nordsee, dessen Ausläufer uns von Westen
her erreichen können. Mit der auf südwestliche Richtungen drehenden Strömung
wird noch etwas mildere Luft zu uns gelenkt, es bleibt dabei aber wechselhaft.
Auch die erweiterte Mittelfrist geht aus aktueller Sicht unbeständig über die
Bühne, wobei der Höhentrog über West- und Mitteleuropa regeneriert wird.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Betrachtet man den synoptischen Scale ist die Konsistenz des IFS recht gut und
wird erst zum Ende der Mittelfrist schlechter. Statt der südwestlichen Strömung
wurde in den Vorläufen dann eine Nordwestliche simuliert, teilweise mit
antizyklonalem Touch.
Der Teufel steckt aber im Detail, was die Prognose schon vorher sehr unsicher
macht. Bei der avisierten Trog- bzw. Tief Mitteleuropalage werden die
Niederschläge von Lauf zu Lauf teilweise mit größeren Unterschieden berechnet,
aufgrund von eigentlich gar nicht so großen Verschiebungen bei den Bodendruck-
und Geopotentialstrukturen. Die Aussage: „kühl und wechselhaft“ kann für die
Mittelfrist aber guten Gewissens getroffen werden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Probleme, die bei der Konsistenzbetrachtung aufgetreten sind, finden sich
auch beim Modellvergleich. Großräumig sehen die Lösungen von ICON und GFS
ähnlich aus, die Details unterschieden sich in den Basisfeldern aber schon und
damit auch nicht unerheblich die Niederschlagssimulationen. Zum Ende schert vor
allem ICON aus und hat statt der westsüdwestlichen Strömung einen flachen
Höhenrücken über Mitteleuropa zu bieten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Vor allem am Wochenende und zu Beginn der nächsten Woche fällt über Nord- und
Westdeutschland der hohe Spread in den 850 hPa Temperaturkurven auf, was mit der
Unsicherheit der Tiefentwicklung über Norddeutschland zu tun hat und der Frage
inwieweit die rumgeholte Warmluft sich auswirkt. In der Folge nimmt der Spread
sogar wieder ab, auf recht niedrigem Niveau zwischen 0 und +5 Grad.
Es sind immer wieder – bundesweit – Niederschlagssignale vorhanden und die
Kurven für das Geopotential 500 folgen denen des Haupt- und Kontrolllaufs
einigermaßen gebündelt.
Im ersten Zeitschritt sind 3 Cluster vorhanden, die sich über Mitteleuropa nicht
viel unterscheiden. Im Zeitraum bis +168h wurden 6 Cluster gebildet, meist des
Großwetterlagentyps Blocking oder negative NAO, die aber über Mitteleuropa
ausnahmslos zyklonal dominiert sind. Der Hauptlauf liegt in Cluster 5, wobei
Cluster 1 gar nicht mal so unähnlich aussieht, der Schwerpunkt des Höhentiefs
liegt aber im größten Cluster weiter fast genau über Deutschland; an der Aussage
„unbeständig und kühl“ gibt es wohl nichts zu rütteln …
In der erweiterten Mittelfrist wird auch nach Ansicht der Clusterung der Trog
über Mitteleuropa regeneriert.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfristig steht warntechnisch des Thema Niederschlag im Vordergrund. Neben
den deterministischen Modellen zeigen auch die probabilistischen Verfahren
Hinweise für Mengen bis in den Unwetterbereich. Allerdings sind diese teilweise
sehr inkonsistent und jedes Modell hat andere Schwerpunkte und Mengen auf der
Karte. Angesichts der Lage Tief Mitteleuropa darf aber davon ausgegangen werden,
dass Dauerregenwarnungen nötig werden, eventuell auch Unwetterwarnungen und in
den Alpen in Lagen oberhalb 1000 bis 1500m kann es schneien. Das EFI hat
übrigens leichte Signale für Regenfälle deutlich über dem Modellklima im Osten
in petto, dazu Hinweise auf unterdurchschnittliche Temperaturen und
auffrischenden Wind vor allem im Westen und Süden.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS, IFS EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner