S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.09.2020 um 10.30 UTC

Anfangs sonniges Hochdruckwetter, ab Wochenmitte TrW.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 24.09.2020

Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes am Sonntag befindet sich Deutschland im
Einflussbereich einer ausgedehnten Hochdruckbrücke, die sich vom Atlantik über
den Britischen Inseln und Mitteleuropa bis zum Balkan erstreckt. Die nördliche
Frontalzone befindet sich über dem europäischen Nordmeer und tangiert
Deutschland vorerst in keiner Weise.
Über Südwesteuropa hingegen hält sich schon seit längerem ein hochreichendes
Tief/Höhentiefkomplex mit mehreren Kernen. An dessen Vorderseite gelangen
zumindest in den äußersten Südwesten von Deutschland feuchte und potenziell
instabile Luftmassen. Dort gibt es eine geringe Schauer- und Gewitterneigung.
Bei PPWs um 25 mm und eher geringen Höhenwinden ist Starkregen bei Auslösung
durchaus bis in den Unwetterbereich möglich. Größtenteils bleibt aber der
trockene, eher warme und sonnige Witterungscharakter über Deutschland erhalten.
In 850 hPa liegen Deutschlandweit die Temperaturen um 11 Grad. Nachts kühlt es
strahlungsbedingt aber durchaus auf Werte deutlich unter 10 Grad ab.

In der Nacht zu Montag kommt es in der Jrminger See entlang der atlantischen
Frontalzone zu einer Wellenbildung und einer raschen Zyklogenese. Dabei entsteht
am Boden ein kleinräumiges Sturmtief mit 965 hPa Kerndruck, welches sich am
Montag von Island über der Norwegischen See in Richtung Barentssee verlagert.
Gleichzeitig entwickelt sich über dem Atlantik ein Langwellentrog, der die
Frontalzone allmählich in Richtung Westeuropa verdrängt. Über Deutschland ändert
sich im Vergleich zum Vortag nicht viel.

Am Dienstag nähert sich der Langwellentrog weiter Europa an und greift zum Abend
hin auch auf Irland und Groß Britannien über. Dabei entwickelt sich über
Schottland ein weiteres Wellentief. Die Anströmung über Deutschland steilt etwas
auf und wird zu nehmend zyklonaler. Die feuchten und potenziell instabilen
Luftmassen gelangen im Laufe des Tages immer mehr nach Norden, wobei auch die
Schauer- und Gewitterneigung deutlich zunehmen und nach Norden hin ausgreifen
dürfte.
Das Höhentief/Komplex über Südwesteuropa wird dabei auf der Vorderseite des
Langwellentrogs in dessen Strömungskomplex eingebunden. Die Ostflanke des
Höhentiefkomplexes verlagert sich als Randtrog auf der Vorderseite des
Langwellentrogs nach Nordosten. Das Hoch wird dabei nach Südosteuropa drängt.

Am Mittwoch greift der Langwellentrog mit eingelagertem Höhentief weiter nach
Süden aus. Ein korrespondierendes Bodentief mit 985 hPh Kerndruck soll sich
Mittwoch 18 UTC westlich von Irland befinden. Auf dessen Vorderseite nähert sich
die zugehörige zu wellen neigende Frontalzone Nordwestdeutschland an.

Am Donnerstag greift unter Verlängerung der Amplitude der Langwellentrog weiter
auf Westeuropa über. Das steuernde Zentraltief befindet sich mit einem Kerndruck
von 985 hPa über Irland. Über Deutschland stellt sich eine straffe südwestliche
Anströmung ein, die mit Kurzwellenanteilen für ein unbeständiges Wetter sorgen
dürfte. Zum Teil kräftige Schauer und Gewitter sollten vor allem in der
Westhälfte kein seltenes Ereignis darstellen. Auf der Vorderseite werden nun
auch wieder recht warme Luftmassen nach Deutschland advehiert. In 850 hPa werden
in der Nacht zu Freitag Werte um und sogar teils über 15 Grad über dem Südosten
Deutschlands simuliert.

In der erweiterten Mittelfrist steilt sich die Strömung weiter auf und der Trog
greift auch auf die Iberische Halbinsel über. Während in Westdeutschland schon
kühlere und trockenere Luftmassen einfließen. Könnte es im Osten nochmal
schwül-warm und wieder gewittrig werden. Im Laufe des anstehenden Wochenendes
soll der Trog langsam auch auf Mitteleuropa übergreifen und setzt der eher
milden Witterung ein Ende.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Große Unterschiede zwischen den Vorläufen und dem aktuellem IFS Lauf gibt es
nicht. Im Laufe der nächsten Woche soll ein Langwellentrog auf Westeuropa
übergreifen. Dabei gibt es noch gewisse Unsicherheiten im zeitlichen Ablauf.
Aktuell sieht es so aus, dass der Trog von Lauf zu Lauf etwas schneller auf
Westeuropa übergreift und Deutschland damit etwas schneller auf dessen
Vorderseite gerät. Damit nimmt ab Dienstag vor allem in der Südwesthälfte die
Schauer und Gewitteraktivität, die bis in den Unwetterbereich anwachsen kann,
zu. Wann die dazugehörige Frontalzone auf Deutschland übergreift
(Donnerstag-Freitag) und wie viel Niederschlag dabei fällt, ist aktuell noch
unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Schon zu Wochenbeginn simuliert ICON den Höhentiefkomplex über Südwesteuropa
etwas nordöstlicher ausgreift als IFS und GFS, somit gestaltet sich das Wetter
bereits am Dienstag auch für die nördlichen Landesteile unbeständiger. IFS ist
dagegen deutlich zurückhaltender. ICON simuliert auch den aufziehenden Trog
schneller und auch deutlich steiler als GFS und IFS. IFS stellt dabei die
langsamste und flachste Variante dar. Die Globalmodelle simulieren zwar im
groben ein ähnliches Szenario, die Details sind aber lange noch nicht in
trockenen Tüchern.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bis einschließlich Dienstag ist der Spread des Offenbacher Plumes recht eng. Der
850 hPa Temperaturbereich liegt bei fast allen Membern zwischen 10 und 15 Grad.
Niederschläge werden bis dahin nicht erwartet. Ab Mittwoch gibt es dann größere
Abweichungen zwischen den Membern. Zum übernächsten Wochenende hin, deuten aber
viele Member auf eine deutliche Abkühlung und Absinken des 500 hPa GeoPots an.

Ein ähnliches Bild ist auch im Ensemble des GFS zu erkennen.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es im Zeitbereich 120 bis 168 h 6
verschiedene Cluster. Der Kontroll- und der operationelle Lauf sind mit
insgesamt 9 Membern in Cluster 4 zu finden. Die verschieden Cluster bieten alle
eine leicht variable Trogkonfiguration an. Den antizyklonalen Einfluss im
Vorfeld ist in allen Clustern zu finden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Anfangs gibt es nur im äußersten Süden/Südwesten ein gewisses Schauer und
Gewitterrisiko. Als mögliche Begleiterscheinung ist dabei der Starkregen zu
nennen. Bei nur geringen Verlagerungsgeschwindigkeiten kann auch hefiger
Starkregen nicht ausgeschlossen werden.

Im Laufe der Woche greift das Gewitterrisiko, dann aber auch mit stürmischen
Böen und Hagel, weiter nach Norden über.

An der Nordseeküste und auf den höheren Bergen sind ab Mittwoch stürmische Böen
aus Südwest nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher