S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 10.09.2020 um 10.30 UTC

Sonniges und teils nochmals heißes Spätsommerwetter, anhaltende Trockenheit

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 17.09.2020

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Sonntag hat sich das Hoch über
Mitteleuropa vollständig regeneriert. Es liegt mit einem Kerndruck nahe 1030 hPa
im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Österreich und ist mit kontinental
geprägter Subtropikluft (T850 hPa um 15 Grad) angefüllt. Das Bodenhoch wird in
der Höhe von einem kräftigen Rücken gestützt, dessen Stabilität von Trogresiduum
und dessen vorderseitiger WLA westlich der iberischen Halbinsel gewährleistet
wird. Die Frontalzone verläuft zeitgleich nördlich des Rückens zonal von
Schottland bis nach Gotland. Dadurch wird der äußerste Norden Deutschlands
zeitweise von dichteren, im Endeffekt aber harmlosen Wolkenfeldern gestreift du
der Südwestwind erreicht Böen der Stärke 7, auf Sylt auch 8 Bft. Ein WLA
Streifschuss in mittleren und oberen Troposphärenschichten bewirkt zudem den
Aufzug dichterer CI/CS-Bewölkung bis in die mittleren Landesteile, die nach
Süden zu immer dünner wird. Über den südlichen Mittelgebirgen reicht es für die
Auslöse zarter Quellbewölkung. Aufgrund der nur milchig durchschimmernden Sonne
im Norden liegen die Höchstwerte dort mit 20 bis 25 Grad etwas unter denen im
Süden, wo insbesondere entlang des Oberrheins die 30 Grad Marke überschritten
wird.

Zu Beginn der neuen Woche wölbt sich der Rücken weiter nach Südskandinavien auf
und verlagert seinen Schwerpunkt langsam ostwärts nach Polen. Mit der
resultierenden Südströmung (bodennah wegen der Reibung Südost) steigt advektiv,
aber auch durch die Überströmung der Alpen, die 850 hPa Temperatur noch etwas
auf 16 bis 19 Grad in 850 hPa an, womit die spätsommerliche Wärme ihren
vorläufigen Höhepunkt erfährt. Dank der vielfach ungestörten Einstrahlung (etwas
mehr als 12 Sonnenstunden) liegt die Maximumtemperatur bei 25 bis 31 Grad. Auch
in den Nächten bleibt es mit 16 bis 10 Grad vergleichsweise mild bei nur
geringer Nebelneigung entlang der Flussniederungen.

Zur Wochenmitte zieht der Höhenrücken unter Abschwächung nach Osteuropa ab.
Übrig bleibt ein „Sumpf“ mit nur geringen Geopotentialgegensätzen. Der
westeuropäische Trog, dessen weitere Entwicklung gestern noch sehr unsicher war,
zeigt derweil starke Tendenzen Richtung Portugal abzutropfen. Aufgrund der
trockenen Vorgeschichte und des fehlenden Forcings in der Höhe entfaltet selbst
die flache Tiefdruckrinne am Boden kaum Wetterwirksamkeit. Allenfalls über den
Bergen kann sich mal ein vereinzelter Schauer entwickeln, ansonsten ändert sich
am Wettergeschehen kaum etwas. Dadurch, dass die Warmluftblase in der Höhe
langsam abgebaut wird, liegen die Höchstwerte mit 23 bis 28 Grad etwas tiefer im
Vergleich zu den Vortagen, aber immer noch über dem langjährigen Mittelwert für
Mitte September.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die jüngsten Modellläufe betonen das Spätsommerhoch über Mitteleuropa stärker
als es ohnehin schon ist. Der Schwerpunkt verlagert sich kommende Woche zwar
langsam ostwärts, ohne aber den Einfluss auf unser Wettergeschehen zu verlieren.
In der Höhe bleibt die Strömung stark antizyklonal bei gleichzeitig hohem
Geopotential über 580 gpdm. Aufgrund der trockenen Luftmasse und der
ausgetrockneten Böden würde es nicht verwundern, wenn bis Mitte nächster Woche
lokale Schauer und Gewitter selbst im Westen und Südwesten die absolute Ausnahme
darstellen (Bergland). Im Rest des Landes bleibt es ziemlich sicher trocken.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

GFS zeigt die Frontalzone am Sonntag etwas weiter südlicher, was sowohl die
Regenwahrscheinlichkeit in Schleswig-Holstein erhöhen, als auch die Erwärmung
aus Süden verlangsamen würde. Waren es gestern noch deutlich mehr Mitstreiter,
steht es mit dieser Variante im Vergleich der 0z Läufe anderer gängiger
Globalmodelle inzwischen ziemlich einsam da.

Bis zum Ende der Mittelfrist sind dann aufgrund der zunehmend komplexen
Höhenströmung zwar Unterschiede vorhanden, die aber auf das unmittelbare
Wettergeschehen in Deutschland keine wesentlichen Auswirkungen haben. Kurzum: Es
bleibt weitgehend trocken und spätsommerlich warm, wenn auch nicht mehr heiß –
wie noch in Teilen zu Wochenbeginn.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Aussagen des deterministischen EZ-Laufes gehen mit recht dicht gebündelten
EPS-Rauchfahnen konform. Gewisse Unschärfen ergeben sich noch am Sonntag mit
Streifschuss der Frontalzone im Norden, wobei Haupt- und Kontrolllauf aber mit
über 50% der Mitglieder analog simulieren. Insofern hält sich der zyklonale
Einfluss also stark in Grenzen.

Hinsichtlich der Niederschläge sieht es landesweit bis Ende nächster Woche sehr
mau aus.

Die 3 Cluster des EZ im Zeitraum (+120-168h, Di-Do) zeigen ein stabiles Blocking
über Mitteleuropa, das auch in der erweiterten Mittelfrist (+192-240h, Fr-So)
anhält und sich von Nordwesten gar wieder verstärken könnte.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Am Sonntag sind an exponierten Küstenabschnitten und in Schleswig einzelne
Windböen (Bft 7) zu erwarten. Auf Sylt und in Glücksburg reicht es vorübergehend
auch mal für eine stürmische Böe (Bft 8) aus Südwest.

TROCKENHEIT:
Bis Ende nächster Woche und damit bis in die erweiterte Mittelfrist hinein sind
keine signifikanten Niederschläge zu erwarten, weshalb die vielerorts
gravierende Trockenheit anhält. Die spätsommerlichen Temperaturen liegen fernab
jeglicher Rekorde.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen