SXEU31 DWAV 091800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.09.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
West antizyklonal; meist ruhiges Spätsommerwetter ohne signifikante
Wettererscheinungen. Am Alpenrand ab Freitag geringes Gewitterrisiko.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland an der Südflanke eines breit angelegten,
aber relativ flachen Höhentroges über der Nordsee und Südskandinavien, der sich
im Laufe der Nacht weiter ostwärts, zur mittleren Ostsee und zum Baltikum
verlagert. Ein korrespondierendes Tiefdruckgebiet zieht bis Donnerstagfrüh von
der mittleren Ostsee nach Karelien. Es befindet sich entwicklungstechnisch
relativ günstig unterhalb des linken Ausgangs eines Jetstreaks und kann sich
weiter intensivieren (Kerndruck morgens um 982 hPa). Die Kaltfront des Tiefs hat
inzwischen den Nordwesten des Vorhersagegebietes erreicht und kommt im Laufe der
Nacht etwa bis in die „südliche Mitte“ (Mosel-Main-Vogtland) voran.
Mit der trogrückseitig bzw. vorderseitig eines Höhenrückens über den Britischen
Inseln, der morgens auf die westliche Nordsee übergreift, auf Westnordwest
drehenden Höhenströmung wird die Front zunehmend von KLA überlaufen, was deren
Wetterwirksamkeit auf den Durchzug dichter Wolkenfelder und maximal nur leichter
Niederschläge, in erster Linie bei Frontpassage, beschränkt. ICON-EU lässt es
vielerorts sogar komplett trocken (hat aber auch für den Zeitraum 12 bis 18 UTC
deutlich zu geringe Mengen simuliert), IFS (von 00 UTC) hat immerhin Mengen bis
5 mm (Staulagen des Harzes und Westerzgebirge) auf der Agenda.
Präfrontal wird die Hochdruckbrücke über Süddeutschland weiter abgebaut und die
dichten Wolkenfelder kommen bis in die Regionen südlich der Donau voran.
Lediglich Richtung Alpen und in Südbaden bleibt es noch gering bewölkt, dort
kann sich auch örtlich wieder dichter Nebel bilden.
Postfrontal gelangt ein Schwall Meeresluft polaren Ursprungs in den Norden und
die Mitte des Landes (T850 hPa um 06 UTC zwischen 2 Grad an der Nordsee und 8
Grad im zentralen Mittelgebirgsraum). Dabei dominiert KLA und Absinken, bei
kräftigem Druckanstieg kann sich ein Bodenhochkeil über das westliche
Mitteleuropa bis in den Westen des Vorhersagegebietes ausweiten. Dabei lockern
die Wolken wieder auf, an einer sich in etwa 800 hPa etablierenden, recht
markanten Absinkinversion können sich aber vor allem in der Norddeutschen
Tiefebene gebietsweise von der Nordsee her landeinwärts driftende SC-Felder
ausbreiten.
Mit Vorstoß des Hochkeils verschärft sich der Gradient an der Südwestflanke des
abziehenden Tiefs vor allem im Norden und Nordosten vorübergehend. Dabei frischt
der Nordwestwind auf und es gibt an den Küsten steife, an exponierten
Abschnitten der vorpommerschen Küste eventuell auch stürmische Böen (Bft 7 bis
8). An der Nordsee lässt der Wind aber bereits ausgangs der Nacht wieder nach.
Vor allem unter dem dichten frontalen Gewölkt bleibt die Nacht mit Minima
zwischen 17 und 12 Grad recht mild, ansonsten kühlt es auf 13 bis 7 Grad ab.

Donnerstag … schwenkt der flache Höhenrücken über die Nordsee nach
Mitteleuropa bzw. Südskandinavien. Er stützt den Bodenhochkeil über West- und
Mitteleuropa, der sich bis nach Polen und Tschechien ausweitet. Dabei bildet
sich eine eigenständige Hochdruckzelle, die abends von Norddeutschland bis nach
Südpolen reicht. Die an deren Südflanke gelegene Kaltfront kommt nicht weiter
nach Süden voran und löst sich mehr und mehr auf. Vor allem am Vormittag kann es
bevorzugt zwischen Main und Donau noch gebietsweise etwas regnen. Übrig bleibt
eine Luftmassengrenze, die die warme Luftmasse im Süden (T850 hPa zwischen 10
und 14 Grad) von der maritimen Polarluft weiter nördlich (T850 hPa zwischen 2
und 8 Grad) trennt. Während die Wolken im Bereich der sich auflösenden Front nur
zögernd auflockern, scheint weiter südlich, also von Südbaden bis ins östliche
Oberbayern, aber auch unmittelbar postfrontal, also in den mittleren
Landesteilen, häufig die Sonne. Vor allem an den Alpen entwickeln sich
höherreichende Quellwolken, ob es aber für einen Schauer oder gar ein kurzes
Gewitter auf bayerischem Hoheitsgebiet reicht, ist fraglich.
Nördlich der Divergenzachse des Hochs gelangt allerdings bodennah relativ
feuchte Nordseeluft in die Norddeutsche Tiefebene. Dabei können sich vor allem
im Binnenland im Tagesverlauf Quellwolken an der in etwa 800 hPa gelegenen
Absinkinversion ausbreiten, während an den Küsten wiederum etwas häufiger die
Sonne scheint.
Der Wind weht an der Ostseeküste anfangs noch lebhaft mit Böen Bft 7 aus
Nordwest, schwächt sich aber mit Ausweiten der Hochdruckzone zum Nachmittag hin
deutlich ab.
Im Süden, vor allem vom Oberrhein bis zum Alpenvorland, wird es mit 23 bis 26,
im südlichen Oberrheingraben vielleicht auch bis nahe 28 Grad, spätsommerlich
warm, ansonsten liegen die Höchstwerte zwischen 17 und 23 Grad.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Höhenrücken weiter Richtung
Baltikum. Ihm folgt ein weiterer Kurzwellentrog, der Freitagfrüh Schweden
erreicht. Südlich davon verbleibt Norddeutschland unterhalb einer recht glatten
westlichen Höhenströmung, wobei sich wieder verstärkt WLA in Form dichterer
Wolkenfelder vor allem Richtung Küsten bemerkbar macht, es bleibt aber, bis auf
gebietsweise auftretendem leichten Nieselregen, trocken.
Ansonsten verbleibt das Vorhersagegebiet im Einflussbereich der Hochdruckzone,
die sich von den Azoren über die Biskaya, Frankreich und Mitteleuropa bis weit
nach Osteuropa erstreckt, wobei sich das Hochdruckgebiet Richtung
Ukraine/Weißrussland verlagert. Die Luftmassengrenze über Süddeutschland kommt
etwas nach Norden voran, verliert aber weiter an Kontur. Dabei bilden sich
innerhalb der etwas feuchteren Luftmasse im Süden und in der „südlichen Mitte“
gebietsweise dichtere Hochnebelfelder, örtlich auch Bodennebel. Ansonsten bleibt
es aufgelockert bis gering bewölkt. Im Süden sowie an den Küsten liegen die
Tiefstwerte meist zwischen 15 und 10 Grad, sonst zwischen 10 und 5 Grad, in
einigen Mittelgebirgstälern bei länger klarem Himmel auch darunter.

Freitag … schwenkt über dem mittleren Nordatlantik ein Langwellentrog Richtung
Britische Inseln. Dadurch steilt die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet
etwas auf und ist durch WLA über Nord- und dem nördlichen Mitteleuropa leicht
antizyklonal konturiert, wobei sich eine Potenzialbrücke über Süddeutschland
etwas nach Norden ausweitet.
Im Bodenfeld bleibt das Vorhersagegebiet im Einflussbereich der Hochdruckbrücke,
wobei die wärmere Luftmasse in der Südhälfte mit der auf Westsüdwest drehenden
Grundströmung etwas nach Norden vorankommt (T850 hPa am Abend zwischen 4 Grad an
der Ostsee und 10 bis 14 Grad in der Mitte bzw. im Süden). Dabei macht sich die
WLA an der Nordflanke der Hochdruckzone über Norddeutschland in Form lockerer,
zeitweise auch etwas dichterer Wolkenfelder bevorzugt an den Küsten bemerkbar,
es bleibt aber trocken. Vor allem in den mittleren Landesteilen scheint dagegen
häufig die Sonne, während sich im Süden die Nebel- und Hochnebelfelder teils nur
zögernd auflösen. Mittags und nachmittags bilden sich dort innerhalb der etwas
feuchteren Luftmassen Quellwolken, wobei Richtung Alpen auch etwas Cape
generiert werden kann. Eventuell reicht es dort mal für einen Schauer oder ein
kurzes Gewitter, sonst sollte es aber weitgehend trocken bleiben.
Im Norden weht meist schwacher bis mäßiger Südwest- bis Westwind, der an der
Nordsee zeitweise auffrischt, ohne Warnschwellen zu erreichen. Sonst weht
schwacher, zeitweise mäßig auflebender Wind aus östlichen Richtungen.
Die Höchsttemperaturen erreichen im Norden Werte zwischen 18 und 22 Grad, sonst
wird es mit 23 bis 28 Grad (die höchsten Werte wohl am Oberrhein) spätsommerlich
warm.

In der Nacht zum Samstag greift der Langwellentrog allmählich auch auf die
Nordsee über. Das okkludierte Frontensystem des korrespondierenden Bodentiefs
über der Norwegischen See erreicht die mittlere Nordsee, kommt aber mangels
Schubkomponente nur zögernd nach Süden voran. Somit bleibt es im Nordwesten und
äußersten Norden zwar meist bewölkt, aber noch weitgehend trocken, eventuell
fällt in Nordfriesland schon etwas Regen. Mit Frontannäherung frischt der
Südwestwind im Bereich der Deutschen Bucht und in Nordfriesland etwas auf, gegen
Morgen kann es dort erste Böen Bft 7 geben.
Im großen Rest des Landes verläuft die Nacht im Einflussbereich der sich sogar
noch etwas verstärkenden Hochdruckzone wettertechnisch ruhig. Quellwolken und
eventuelle Schauer an den Alpen lösen sich rasch auf. Allerdings ist die Neigung
zu Nebel/Hochnebel innerhalb der relativ feuchten Luftmasse vor allem im Süden
erneut erhöht. Dabei liegen die Tiefstwerte allgemein zwischen 13 und 7 Grad; an
den Küsten sowie in einigen Ballungszentren bleibt es etwas milder, in einigen
Mittelgebirgstälern wird es bei klarem Himmel etwas kälter.

Samstag … verbleiben weite Teile des Vorhersagegebietes im Einflussbereich der
von der Biskaya bis nach Osteuropa reichenden Potenzialbrücke, die auch im
Bodenfeld nach wie vor eine Hochdruckbrücke stützt, die von Westen her über den
Süden und die Mitte des Vorhersagegebietes hinweg bis weit nach West- bzw.
Nordwestrussland reicht. Nördlich davon schwenkt der Höhentrog unter Verkürzung
seiner Wellenlänge über die Nordsee hinweg nach Skandinavien und streift dabei
auch Norddeutschland. Die korrespondierende Okklusion greift auf den äußersten
Norden des Vorhersagegebietes über, kommt aber nach wie vor nur sehr zögernd
nach Süden voran. Sie wird von KLA überlaufen und erweist sich somit als nicht
allzu wetterwirksam, zumal nach Durchschwenken der Trogachse durch Absinken von
Westen her über dem Westen und Nordwesten Deutschlands Druckanstieg einsetzt und
in weiterer Folge die Hochdruckbrücke regeneriert wird. Somit kommen die
dichteren Wolkenfelder im Tagesverlauf zwar noch zögernd nach Südosten voran
(bis etwa zur Eifel bzw. nach Nordbrandenburg), für etwas Regen reicht es aber
wohl nur von Ostfriesland bis nach Schleswig-Holstein, auf den Ostfriesischen
Inseln und in Nordfriesland werden immerhin um 5 mm in 12 Stunden simuliert.
Mit dem postfrontalen Druckanstieg frischt der Wind allerdings aus West auf und
es gibt vor allem im Nordseeumfeld häufiger steife Böen.
In der „breiten Mitte“ scheint dagegen nach Nebel- bzw. Hochnebelauflösung neben
lockeren Quellwolken vielerorts die Sonne. Im Süden und Südosten ist die
Luftmasse generell noch mit einem höheren Flüssigwassergehalt ausgestattet (PPW
über 30 mm). Dort lösen sich die Nebelfelder gebietsweise nur zögernd auf, vor
allem im Bereich der großen Flusstäler. An den Alpen und im Alpenvorland lösen
sich eventuelle Nebelfelder rascher auf, so dass die Luftmasse mit der
Einstrahlung dort stärker labilisieren kann. Dabei kann erneut Cape generiert
werden. Als Trigger zur Auslöse kann aber nur die Orographie herhalten. Mit
einer etwas höheren Wahrscheinlichkeit als am Vortag entwickeln sich an den
Alpen eventuell einzelne Gewitter, die noch etwas ins angrenzende Alpenvorland
ziehen. Diese können vor allem aufgrund von Starkregen und kleinkörnigem Hagel
lokal eng begrenzt auch markant ausfallen.
Während es im Norden und Nordwesten im Frontbereich (T850 hPa zwischen 5 und 9
Grad) mit Höchstwerten zwischen 17 und 22 Grad „nur“ mäßig warm wird, steigen
die Temperaturen ansonsten (bei 850 hPa-Temperaturen zwischen 11 und 14 Grad)
auf spätsommerliche 23 bis 28 Grad, am Oberrhein vielleicht auch etwas darüber.

Modellvergleich und -einschätzung

Alle vorliegenden Modelle zeigen im Kurzfristzeitraum eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung. Warn- und prognoserelevante Unterschiede lassen sich so gut
wie keine ausmachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff