S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 08.09.2020 um 10.30 UTC

Ruhiges, niederschlagsarmes Spätsommerwetter. Zunehmend wärmer.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 15.09.2020

Am Freitag, zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraumes, befindet sich
Deutschland unter einer relativ glatten westlichen Höhenströmung. Ein anfänglich
durchschwenkender, sehr flacher Trog kann in Küstennähe anfangs noch für ein
paar schwache Schauer sorgen, er wird aber von einfach flachen Rücken gefolgt.
Ein neuer Trog erreicht dabei den Archipel der sogenannten Britischen Inseln. Im
Bodendruckfeld findet man über der Nordhälfte eine schwache Brücke zwischen dem
Azorenhochkeil und einem eigenständigen Hoch, das seinen Schwerpunkt im
Tagesverlauf vom östlichen Mittel- nach Osteuropa verlagert. Im Süden wird diese
Brücke durch eine flache Rinne flankiert, in die eine Luftmassengrenze
eingebettet ist. Sonderlich wetteraktiv ist diese zwar nicht – sie bringt in der
Mitte vereinzelt noch etwas Regen -, aber doch thermisch durchaus ausgeprägt. So
erreicht die Temperatur im 850 hPa-Niveau zwischen 3 °C in Südschleswig und 14
°C im äußersten Süden, wobei die 10 °C-Isotherme mittags ziemlich genau über der
Mitte Deutschlands liegt. Auch an den Alpen kann es etwas Regen geben. Der
Luftdruckgradient ist zwar im Norden noch einigermaßen passabel, warnwürdige
Böen werden aber wahrscheinlich nicht mehr erreicht. Zum Abend soll sich an der
der Front sogar ein kleines, abgeschlossenes Tief bilden, die 10 °C-Isotherme
kommt noch ein gutes Stück nach Norden voran und erreicht eine Linie
Emsland-Lausitz.
In der Nacht zum Samstag schwenkt die Achse des o.e. Troges in die Nordsee. Auf
der Trogvorderseite nähert sich die weitgehend okkludierte, jedoch noch
Kaltfrontcharakter aufweisende Front eines Tiefs östlich Islands dem
Vorhersagegebiet und bringt auf Helgoland und in Nordfriesland ein paar Tropfen.
Mit Aufsteilen der Höhenströmung richtet sich die auch die Luftmassengrenze aus
einer eher zonalen in eine diagonale, von Südwest nach Nordost verlaufende
Richtung aus.

Am Samstag schwenkt der Trog vor allem im Norden durch und drückt die Okklusion
noch etwas landeinwärts, sodass es von der Lübecker Bucht bis zum Emsland und
nordwestlich davon bei etwas auffrischendem Wind zeitweilig etwas regnet. Dort
gelangt auch ein Schwall etwas kühlerer Meeresluft an (T850 um 6 °C), während
die T850 im Rest des Landes meist über 10 °C liegt, am Bodensee sogar bei knapp
15 °C. Die andere Front bringt im Süden vereinzelt etwas Regen. Von Westen her
stößt dabei ein Hoch nach, das seinen Schwerpunkt im Tagesverlauf zur Bretagne
verlagert und zunehmend frontolytisch wirkt. Gestützt wird dieses Hoch zunächst
durch ein abgeschlossenes Höhenhoch (584 gpdam), später durch einen Höhenrücken,
in dem sich zum Tageswechsel ein weiteres abgeschlossenes Höhenhoch (586 gpdam)
aufbaut.

Am Sonntag verlagern sich sowohl das Hoch am Boden als auch der Höhenrücken nach
Mitteleuropa. Dadurch herrscht verbreitet Absinken vor und es bleibt trocken und
sonnig. Einzig im äußersten Norden ziehen im Warmsektor eines von Westnorwegen
nach Gotland und schließlich zum Baltikum ziehenden Tiefs zeitweise etwas
kompaktere Wolken durch, die aber keinen Regen bringen. Immerhin nimmt der
Gradient dort etwas zu, sodass es im nördlichen Schleswig-Holstein steife, mit
geringer Wahrscheinlichkeit auch einzelne stürmische Böen aus südwestlicher
Richtung gibt. Unterdessen steigt die T850 kräftig an: Sie liegt abends zwischen
13 und 16 °C, sodass es verbreitet spätsommerlich warm wird.

Am Montag macht es sich die Antizyklone so richtig gemütlich bei uns: Das
Drehzentrum des Höhenhochs liegt im Raum Oberfranken, die Divergenzachse des
Bodenhochs knapp östlich von uns über Westpolen. Die sich dadurch einstellende
südöstliche bodennahe Strömung lässt die Temperatur im 850 hPa-Niveau nochmals
weiter ansteigen, sodass diese verbreitet zwischen 15 und 18 °C erreicht. Mit
Unterstützung durch die untergehindert scheinende Sonne stehen damit vielerorts
schon fast hochsommerliche Höchstwerte auf dem Programm.

Am Dienstag verlagert das Höhenhoch seinen Schwerpunkt ins deutsch-polnische
Grenzgebiet und schließlich zur Weichsel. Die Bodenantizyklone findet man
mittags mit Schwerpunkten über Masuren bzw. dem Kaliningrader Gebiet und über
dem westlichen Belarus. Mit dieser Verlagerung setzt hierzulande Druckfall ein,
eine sich über Westeuropa formierende Rinne bleibt jedoch noch außen vor. Einzig
über Süddeutschland bildet sich eine „Sekundärrinne“, Niederschlagssignale gibt
es aber auch bei dieser nicht, da in der Höhe immer noch der Rücken seinen
Deckel drauf lässt. Die T850 liegt verbreitet zwischen 16 und knapp 19 °C.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die mittelfristige Wetterentwicklung wird im neuesten Lauf des EZMW-IFS
insgesamt gesehen relativ konsistent gerechnet. Der neueste Lauf ist dabei
jedoch antizyklonaler aufgestellt, wodurch es zum einen insbesondere im Norden
noch etwas weniger Niederschlag und zum anderen am Wochenende im Norden und
Nordosten, in der neuen Woche sogar landesweit etwas wärmer wird als noch
gestern (im 00- und 12-UTC-Lauf) apostrophiert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Zunächst einmal ähneln sich die Lösungen von IFS und GFS sehr stark. Beim ICON
erreicht die Okklusion/Kaltfront nicht den Nordwesten am Sonntag, sondern am
Sonntag von Norden her. Ein Einfließen kühlerer Luft fände demnach also eher in
den Norden als in den Nordwesten und zudem um einen Tag nach hinten versetzt
statt. In weiterer Folge nähern sich die Lösungen von ICON und IFS an, GFS
simuliert dann zum Dienstag über Deutschland am Boden bereits Tiefdruckeinfluss
und über dem äußersten Süden konvektive Niederschläge.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen für eine repräsentative Auswahl deutscher Städte zeigt über den
gesamten Zeitraum einen relativ gebündelten Verlauf der Kurvenschar für die
Temperatur im 850 hPa-Niveau und das Geopotenzial der 500 hPa-Druckfläche. Die
Aussagen des deterministischen Laufes lassen sich dabei auch auf die Ensembles
anwenden – kein Wunder, schließlich verlaufen dieser sowie der Kontrolllauf im
Bereich der wahrscheinlichsten Lösung, der Kontrolllauf mittig, der Hauptlauf
eher am oberen Rand. Einzelne Member zeigen ein sehr kühles Szenario (selbst für
München nur 4 °C am Montag), sind damit aber wirklich Ausreißer. Beim
Geopotenzial gibt es vor allem am Samstag/Sonntag einzelne Ausreißer nach unten.
Das äußert sich auch in einzelnen Niederschlagssignalen über das Wochenende. Bei
der großen Mehrzahl an Membern bleibt es – abgesehen vom Nordwesten – aber
trocken.

Für den Zeitraum von Freitag bis Samstag (T+72…96h) gibt es vier Cluster, die
alle dem Regime „positive NAO“ zuzuordnen sind. Die Cluster sind mit 14, 14,
zwölf und elf Membern in etwa gleich stark besetzt, wobei der deterministische
Lauf mit dem ersten Cluster, der Kontrolllauf mit dem vierten Cluster
korrespondiert. Die Cluster unterscheiden sich in erster Linie durch leichte
Amplitudenunterschiede in den Trog-/Rückenstrukturen sowie geringfügig auch im
Bodendruckfeld. Dabei ist der vierte Cluster zyklonaler als die anderen drei.

Für den nachfolgenden Zeitraum von Sonntag bis Dienstag (T+120…168h) gibt es
erneut vier Cluster, die mit 24, elf, zehn und sechs Membern nicht mehr ganz so
gleich besetzt sind. Der Kontrolllauf lässt sich dabei dem ersten, der
deterministische Lauf dem zweiten Cluster zuordnen. Diese beiden Cluster ähneln
einander, jedoch ist der Rücken im zweiten Cluster am Dienstag kräftiger und die
Achse liegt noch voll über Deutschland, während sie im ersten Cluster bereits
ins östliche Mitteleuropa abgezogen ist. Im dritten Cluster beginnt sich der
Rücken erst am Mittwoch aufzuwölben, vorher war die Höhenströmung noch relativ
glatt. Auffälligster Unterschied beim vierten Cluster ist der markante Trog, der
von Fennoskandien in der Nacht zum Sonntag den Norden und Nordosten Deutschlands
beeinflussen würde, was der Lösung der gestrigen beiden deterministischen Läufe
ähnelt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Viel gibt die Wetterlage nicht her: Einzig am Sonntag kann es – wie oben
ausgeführt – mit geringer Wahrscheinlichkeit im Norden Schleswig-Holsteins
einzelne stürmische Böen aus südwestlicher Richtung geben.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMix

VBZ Offenbach / M.Sc. Met. Stefan Bach