S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 07.09.2020 um 10.30 UTC

Unter Hochdruckeinfluss überwiegend ruhiges und niederschlagsarmes Wetter, dabei
vor allem zum Beginn der nächsten Woche wieder sehr warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 14.09.2020

Die mittelfristige Wetterentwicklung ist stark von Hochdrucklagen geprägt:
Ausgehend von einer antizyklonalen Westlage entwickelt sich die Großwetterlage
über eine zonale Hochdruckbrücke zu einer Lage „Hoch Mitteleuropa“. Dadurch
endet das normal temperierte, teils sogar leicht unterkühlte Wetter und es setzt
sich noch einmal sommerlich warmes Wetter durch.

Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, zeigt die IFS-Prognose
zunächst einen Höhentrog, der rasch über das östliche Mitteleuropa ostwärts
schwenkt. Deutschland gelangt dabei – bei recht hohem Potential – in eine leicht
antizyklonal geprägte westliche Höhenströmung. Bodennah schiebt sich ein Keil
des nördlich der namensgebenden Inseln liegenden Azorenhochs bis nach
Mitteleuropa. An dessen Nordostflanke weht auch der Wind noch recht kräftig aus
West bis Nordwest. Über der südlichen Mitte Deutschlands liegt noch eine
Kaltfront, die dort auch etwas Regen bringt. Sie kommt noch langsam nach Süden
voran, löst sich aber unter dem zunehmend antiyzklonalen Einfluss langsam auf.
Für einen Temperaturgradienten sorgt sie allemal, so werden in 850 hPa über dem
Süden noch 12 Grad gemessen, über dem Norden nur noch 2 Grad. Auch abseits des
Regengebiets herrscht vielerorts noch Bewölkung vor.

Am Freitag zieht eine aus dem Hochkeil abgespaltete Hochdruckzelle rasch ins
östliche Mitteleuropa und weiter nach Osteuropa. Auch der Höhenkeil zieht
ostwärts über uns hinweg und ein neuer Trog erreicht schon wieder die Britischen
Inseln. Von Südwesten kommt die warme Luft wieder nordostwärts voran und die
Wolken werden weniger, so dass es am Freitag trocken und warm wird.

Am Samstag zieht der sich zunehmend verschärfende Trog über die Nordsee und
Norddeutschland hinweg. Eine Kaltfrontokklusion überquert dabei Deutschland bis
Sonntagfrüh von Nordwest nach Südost. Sie ist in einen markanten Bodentrog
eigebettet, auf dessen Rückseite sich aber in der Nacht zum Sonntag schon wieder
ein kräftiges Hoch durchsetzt. Mit der Front kommt es zu meist nur leichten
schauerartigen Regenfällen, im Vorfeld kann es auch an den Alpen Regen geben.
Abseits dieser Regionen scheint sogar oft die Sonne. In den Norden gelangt dabei
aber erneut ein Schwall kühlerer Luft.

Am Sonntag baut sich von Südwesten her ein markanter Höhenrücken auf, wobei sich
bis zum Abend über dem westlichen Alpenraum ein Höhenhoch bildet. Es stützt ein
zonal gestrecktes Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Deutschland. Bis zum
Abend setzt sich dann auch bis in den Nordosten Deutschlands warme Luft mit über
8 Grad in 850 hPa durch. Unter Hochdruckeinfluss ist es sonnig.

Am Montag verbleibt das Höhenhoch über dem Alpenraum, das Bodenhoch verlagert
seinen Schwerpunkt ins östliche Mitteleuropa. Damit gelangt eine sehr warme
Luftmasse mit 14 bis 18 Grad nach Deutschland, so dass wieder hochsommerlich
warmes Wetter zu erwarten ist, dabei scheint die Sonne meist von einem
wolkenlosen Himmel.

In der erweiterten Mittelfrist soll am Dienstag über Skandinavien ein kräftiges
Tief entstehen, dessen Kaltfront in der Nacht zum Mittwoch den Norden
Deutschlands erreicht. Da sich auf der Rückseite über Nordwesteuropa ein
kräftiges Hoch aufbaut, soll sich von Nordwesten her in der Folge deutlich
kühlere Luft durchsetzen, allerdings weiterhin bei recht hohem Geopotential.
Zudem wird nach Süden hin der Gradient recht schwach, so dass noch nicht
abzusehen ist, wie weit nach Süden sich die kalte Luft durchsetzen können wird.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist sehr
hoch. Der gestrige 12-UTC-Lauf zeigte den am Samstag durchschwenkenden Trog
etwas weniger weit nach Süden ausgreifend, was aber kaum Auswirkungen auf das
Wetter haben dürfte. Ansonsten tendieren die jüngeren Läufe zum Beginn der Woche
zu immer höheren und auch weiter nordwärts ausgreifendem hohen Geopotential.
Signifikante Unterschiede zeigen sich erst in der Nacht zum nächsten Mittwoch.
Die jüngeren Läufe lassen die Kaltfront deutlich schneller Deutschland erreichen
als die älteren.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

IFS, GFS, ICON und GEM zeigen bis kommenden Montag sehr ähnliche Entwicklungen.
Bei UKMO und NAVGEM wird der am Samstag durchschwenkende Trog etwas flacher
simuliert. Knackpunkt für die erweiterte Mittelfrist dürfte eine kräftige
Tiefentwicklung auf dem Atlantik südlich von Grönland sein, in deren Folge es zu
einem Abtropfen (zum Montag) auf dem Atlantik mit eventuell weiterer
Tiefentwicklung weiter südlich westlich des europäischen Kontinents kommt.
Dieser Prozess ist letztendlich für das Aufwölben des Rückens über Mitteleuropa
verantwortlich und auch später für die Hochentwicklung über Nordwesteuropa.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das IFS-Ensemble verteilt sich von Samstag bis Montag auf insgesamt 6 Cluster,
die sich aber recht ähneln. Teils werden aber auch Varianten mit einem am
Samstag etwas flacher durchziehenden Trog gezeigt. Auch dessen Geschwindigkeit
ist noch nicht ganz sicher. Auch beim Abtropfprozess auf dem Atlantik gibt es
Unterschiede. In der erweiterten Mittelfrist gibt es wieder 6 Cluster. Diese
beginnen die nächste Woche allgemein mit sehr hohem Geopotential. Dieses
verschiebt sich bei zwei Clustern im weiteren Verlauf deutlich nach Westen (auch
beim Hauptlauf), was das Übergreifen kühlerer Luftmassen zur Folge haben könnte.
Die anderen Cluster zeigen die Höhenrücken weiter östlich und damit Lagen, bei
denen es warm bliebe. Nach viel Regen sieht es bei keinem Cluster aus.

Die Rauchfahnen für ausgewählte Städte Deutschlands zeigen bei der Temperatur
Minima am Donnerstag und Samstag/Sonntag, wobei die Amplitude der Schwankungen
im Norden deutlich größer ist als in der Mitte und im Süden. Die Unsicherheiten
sind gering. Ab Montag sind überall mit geringer Streuung hohe Temperaturen und
hohes Potential vorhergesagt. Chancen auf etwas Regen fokussieren sich auf die
wenigen Frontdurchgänge, wobei in der Mitte lediglich am Donnerstag Chancen auf
etwas Regen simuliert werden.

Die Rauchfahnen des GFS unterscheiden sich nicht wesentlich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Donnerstag werden von IFS-EPS und vor allem von Cosmo-LEPS erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen um Rügen simuliert. Geringere
Wahrscheinlichkeiten werden auch noch anderen Abschnitten der Ostseeküste und in
Nordfriesland gezeigt. Auch der EFI zeigt dort ein schwaches Signal.
Auch am Samstag sind wieder geringe Wahrscheinlichkeiten (bei IFS-EPS) für
stürmische Böen an einigen Küstenabschnitten simuliert.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann