S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 03.09.2020 um 10.30 UTC

Zunächst noch leicht wechselhaft mit einzelnen Schauern auf mäßig warmen Niveau.
Ab Montag zunehmend sonniger bei steigenden Temperaturen auf sommerliche Werte.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 10.09.2020

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, ab kommenden Sonntag,
befindet sich Deutschland noch im Einflussbereichs eines Langwellentroges, der
von Skandinavien über unseren Raum bis in den Süden Frankreichs reicht.
Dabei kommt es am Sonntag in weiten Teilen Deutschlands noch zu einzelnen
Schauern, am Alpenrand vereinzelt auch noch zu Gewittern. Dabei ist das
Temperaturniveau mit Werten um 2 bis 5 Grad in der 850 hPa Druckfläche noch eher
verhalten.
In Südteil des Langwellentroges über Frankreich zeigt dieser schon erste
Tendenzen zur Abtropfung, was sich dann im Laufe des Montages vollzieht. Denn
ein Höhenkeil über den nahen Ostatlantik schiebt sich allmählich nach
Westfrankreich vor. Das dazugehörende Bodenhoch weitet sich allmählich Richtung
Mitteleuropa vor. Es erreicht Deutschland im Laufe des Montages. Mit sich
verstärkendem Absinken kommen die Niederschläge allmählich zum Erliegen,
lediglich im äußersten Norden sowie am unmittelbaren Alpenrand kommt es noch zu
Schauern, bei ganz langsam steigenden Temperaturen.

Am Dienstag und Mittwoch setzt sich in der Mitte und im Süden Deutschlands
Hochruckeinfluss durch, denn eine Hochdruckbrücke reicht vom nahen Ostatlantik
über Frankreich bis nach Polen, während Norddeutschland von Tiefausläufern, die
in einer nördlich verlaufenden zonal ausgerichteten Frontalzone durchschwenken,
gestreift wird. Sie bringen dort vereinzelt etwas Regen. Nach Süden zu bleibt es
trocken. Bei deutlich steigendem Temperaturniveau in 850 hPa werden verbreitet
sommerliche Werte erreicht.

Am Donnerstag zieht ein Kurwellentrog unter Verstärkung von den Britischen
Inseln Richtung Dänemark. Damit verbunden ist eine Kaltfront, die Deutschland
allmählich von Nordwesten her überquert und am Abend voraussichtlich auch den
Alpenrand erfasst. Damit verbunden sind erneut teils kräftige Regenfälle, die
lokal mit Gewittern einhergehen.

In der erweiterten mittelfristigen Vorhersage weitet sich ein imposanter
Langwellentrog vom Nordmeer ausgehend nach Skandinavien und Deutschland hin aus.
Dabei sind in Deutschland weitere Niederschläge und markant sinkende
Temperaturen zu erwarten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Beim Vergleich mit den beiden Vorläufen zeichnet sich der heutige operationelle
00 UTC Lauf bis Mitte nächster Woche durch eine recht hohe Konsistenz aus. Nach
Abzug eines Langwellentroges baut sich in Mitteleuropa Mitte nächster Woche eine
Hochdruckbrückensituation auf. Daher stellt sich zumindest vorübergehend der
Altweibersommer mit sommerlichen Temperaturen bei uns ein. In der erweiterten
Mittelfrist soll dieser aber schon rasch ein jähes Ende finden. Modellausagen
diesbezüglich sind jedoch noch sehr unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die anderen globalen Modelle insbesondere GFS, GEM und ICON zeigen ab
Dienstag den Aufbau einer Hochdruckbrücke über Mitteleuropa. Mit einem Einschub
von warmer bis sehr warmer Luft aus dem Südwesten Europas, scheint der
Altweibersommer zumindest kurzfristig Fuß zu fassen. GFS und GEM zeigen zum Ende
des mittelfristigen Vorhersagezeitraums ein längeres Durchhalten des
Altweibersommers, denn die o. e. Kaltfront am nächsten Donnerstag durch das EZMW
würde sich diesen Modellen mit einem Tag etwas nach hinten verschieben,
wahrscheinlich aber trotzdem vollziehen. ICON folgt im Wesentlichen der ECMF
Variante.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles für verschiedene deutsche Städte quer über
Deutschland dokumentieren, dass der Kurswechsel ab Dienstag/Mittwoch mit dem
neuesten Lauf durch sich öffnende Streuungen und daher deutlich nachlassender
Prognosegüte quittiert wird. Beim Geopot 500 hPa gibt es dann einige Ausreißer
nach unten, während sich bei den T850 hPa-Kurven eine ziemliche Streuung
zwischen 3 und 18 Grad einstellt, aus der keine größeren Aussagen ableitbar
sind.

Die Clusteranalyse bringt für Dienstag (0 UTC) bis Donnerstag (0 UTC) 6 Cluster
hervor. Diese sind für den uns relevanten Teil zunächst sehr ähnlich, mit dem
letzten Termin zeigt sich aber eine gewisse Schwankungsbreite zwischen WA und WZ
mit sogar unterschiedlichen Regimen. Zudem wird das Höhentief über dem
Mittelmeer häufiger in den zentralen statt dem westlichen Teil gebracht. Dadurch
könnte es noch von Bedeutung werden für Süddeutschland.
Die Frage bleibt daher, wie schnell die o. e. Kaltfront Deutschland von
Nordwesten her überqueren wird.
Von Freitag (0 UTC) bis Sonntag (0 UTC) gibt es nur noch 2 Cluster. Diese
simulieren entweder einen Trog über Mitteleuropa, oder Deutschland vorderseitig
des Troges. Dies würde jedenfalls eine wechselhafte Phase einläuten. Entweder
feuchtwarm oder feuchtkühl.

FAZIT: Der kurzzeitige Altweibersommer scheint recht sicher zu sein. Die
Änderung zu einer feuchten Phase im Anschluss ebenfalls.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI liefert keine Hinweise auf signifikante Wettergefahren.

Am Samstag können aber im zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum sowie an den
Alpen einzelne Gewitter mit Starkregen um 15 l/qm in kurzer Zeit nicht
ausgeschlossen werden.

Außerdem zeigen die Ensembles in der Nacht zum Sonntag und am Sonntag geringe
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen mit mehr als 30 l/qm in 24 Stunden an den
östlichen Alpen

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF-EPS, ECMF-MOS, MOS-MIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer