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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 02.09.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Am Donnerstag an der Nordsee stürmische Böen.
In der Nacht zum Samstag im Nordwesten Starkregen, teils mit Blitz und Donner,
nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … Deutschland liegt aktuell im Bereich eines flachen Höhentiefs mit
Zentrum im deutsch-polnischen Grenzgebiet. An seiner Nordflanke zieht ein
Bodentief von Nordpolen zur Südostspitze Schwedens. An dessen West- bzw.
Südwestseite greift WLA vorübergehend auf den Nordosten Deutschlands über und
sorgt für Regenfälle. Dabei werden meist 1 bis 9 mm/12 Stunden, nach ICON im
nordöstlichen Grenzgebiet auch 10 bis 18 mm, nach EZMW auch über 25 mm Regen
berechnet. Derzeit ist nicht davon auszugehen, dass Gewitter eingelagert sind,
da die WLA in der Höhe stabilisierend wirkt. Auch wird das Höhentief im Laufe
der Nacht durch einen von Westen sich nähernden Höhenkeil nach Polen abgedrängt.

Im übrigen Deutschland herrscht auf der Vorderseite des Keiles
Zwischenhocheinfluss im Bereich des sich über Süddeutschland weiter nach Osten
ausdehnenden Azorenhochkeiles. Gebietsweise ist der Himmel klar und stellenweise
bildet sich Nebel. Gegen Morgen zieht im Westen kompaktere hohe Bewölkung auf.
Meist gibt es einstellige Tiefstwerte. Nur ganz im Westen und nordöstlich der
Elbe ist es mit 10 bis 14 Grad milder.

Donnerstag … wandert der Höhenkeil nach Deutschland, flacht aber immer weiter
ab. Durch kräftige WLA, die über den Keil hinweg läuft, büßt er an
Wetterwirksamkeit ein und abends stellt sich rückseitig eine recht glatte
Westströmung ein.

Als Folge breitet sich durch Warmluftadvektion mehrschichtige Bewölkung im
Tagesverlauf bis in die östlichen Landesteile aus. Im Westen und Nordwesten
beginnt es bis Mittag länger anhaltend zu regnen. Der Niederschlag breitet sich
bis zum Abend in die mittleren Landesteile aus. Ganz im Osten und Nordosten wird
es nach grauem Start im Tagesverlauf freundlicher. Dort greifen die Wolken erst
gegen Abend über.

Ganz anders gestaltet sich das Wetter im Süden. Dort kann der Höhenrücken mit
Absinken noch seine volle Wirksamkeit entfalten. Dementsprechend ist es dort
freundlich, südlich der Donau auch länger sonnig und trocken.
Zudem ist es im Süden schwachwindig, während im Norden der Wind im Tagesverlauf
im Frontbereich beginnt aufzufrischen. An der Nordsee kann es dann Windböen, auf
den Inseln sowie entlang der nordfriesischen Küste am Nachmittag auch stürmische
Böen aus Südwest geben.

In der Nacht zum Freitag zieht der Höhenrücken ostwärts ab und es greift die
zonalisierte Höhenströmung auf Deutschland über. Dies zeigt allerdings einen
leicht antizyklonalen Verlauf und stützt damit den hohen Luftdruck am Boden, der
vor allem in Richtung Alpen sichtbar ist.

Dadurch bleibt es im Süden weiter bei nur wenigen oder dünnen hohen
Wolkenfeldern. Die Tiefstwerte liegen entsprechend hier im einstelligen Bereich.

Von der Mitte bis in den Norden bleibt es unter dichten Wolken deutlich milder.
In NRW liegen die Minima zum Teil bei gerade einmal 17 Grad. Dabei fällt immer
wieder, teils auch länger anhaltender Regen. Der Schwerpunkt verlagert sich
dabei gekoppelt an die Kaltfront allmählich in die mittleren Landesteile.
Gleichzeitig fließen in den Norden etwas kühlere Luftmassen ein und hier lockert
die Bewölkung etwas auf.
Der Wind bleibt an der See weiter lebhaft mit starken Windböen und dreht auf
West.

Freitag … baut sich über Deutschland vorübergehend ein Höhenrücken auf, der
aber in der 2. Tageshälfte bereits ostwärts abwandert. Stromaufwärts deutet sich
eine stärkere Austrogung an, die abends Großbritannien erreicht. Die einstige
Kaltfront bleibt als Luftmassengrenze über der Mitte des Landes liegen.
Stromaufwärts bildet sich in Folge der Austrogung im Raum Bretagne ein
Randtief, dass am Abend die Normandie erreicht.

Die Luftmassengrenze führt zu einer klaren Zweiteilung des Wetters in
Deutschland. Über dem Süden gibt es viel Sonne, insbesondere vom Südschwarzwald
bis nach Südostbayern auch ohne Einschränkung. Dazu steigen die Temperaturen auf
sommerliche 25 bis 29 Grad.
Ganz anders im Norden. Dort ist es wechselnd bewölkt mit vereinzelten Schauer an
der See. Die Höchstwerte bewegen sich gerade einmal zwischen 19 Grad an der
Nordsee und 24 Grad in Südbrandenburg. Dabei gibt es entlang der Nordsee einen
lebhaften Südwestwind mit steifen Böen.

Zwischen beiden Wetterregionen befindet sich die Luftmassengrenze über der Mitte
des Landes mit anfangs starker Bewölkung im nördlichen Mittelgebirgsraum und
etwas Regen. Mangels Hebungsantrieb lässt der Regen bis zum Nachmittag
weitgehend nach und die Bewölkung lockert etwas auf.

In der Nacht auf Samstag erreicht der Höhentrog mit seiner Achse den äußersten
Westen Deutschlands. Daran gekoppelt ist auch das Wellentief, welches über den
Norden Deutschlands ostwärts zieht und etwa den Raum Brandenburg erreicht. Seine
Kaltfront greift von Nordwesten im Laufe der Nacht etwa bis zur Mitte aus.

Im Vorfeld der Kaltfront wird ein Schub feuchtlabiler Luft nach Deutschland
geführt. Damit sind vor allem in Richtung Holland und Belgien auch einzelne
Gewitter möglich. Die Konvektion ist allgemein abgehoben, sodass die guten
Scherwerte nur bedingt zum Tragen kommen. Dennoch kann die ein oder andere
organisiertere Struktur in Frontnähe nicht ausgeschlossen werden. Bei den hohen
Feuchtegehalten in der Troposphäre (30 bis 37 mm) besteht die Möglichkeit für
Starkregen.

Davon abgesetzt bleibt es im Süden bei nur geringer Bewölkung trocken. An der
See kann es Windböen, auf den Bergen vereinzelt auch Sturmböen geben.

Samstag … zieht der Trog rasch nordostwärts ab und die westsüdwestliche
Höhenströmung wird aber bald wieder leicht zyklonal, da sich über Westeuropa der
Trog wieder regeneriert. Durch Auffächerung der Isobaren auf der Rückseite der
ebenfalls rasch abziehenden Welle kommt die Kaltfront nur langsam südostwärts
voran. Dabei ist sie aber nur noch wenig wetteraktiv, da sie von
Kaltluftadvektion überlaufen wird. Bis Tagesende erreicht sie etwa die
Schwäbische und Fränkische Alb, bringt aber allenfalls mal einen kurzen Schauer,
anfangs auch ein Gewitter mit. Insgesamt stellt sich ein wechselnd bewölkter Tag
mit kurzen heiteren Abschnitten ein. Im Nordseeküstenbereich muss aber mit
weiteren Schauern gerechnet werden.
Im Süden werden vor der Front nochmals 24 bis 27 Grad erreicht, in der Mitte und
im Osten 20 bis 23 Grad und in Nordwestdeutschland ist es mit 17 bis 19 Grad
deutlich kühler als im Südosten.
Der Wind bleibt an der Nordsee und an exponierten Küstenabschnitten der Ostsee
recht kräftig mit einzelnen 7er Böen.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis Freitag simulieren die Modelle recht ähnlich.

Die Wahrscheinlichkeit für Regenmengen über 25 mm/12 Stunden bis Donnerstag, 06
UTC im Raum Usedom liegt nach den EPS-Ergebnissen nur bei rund 5 Prozent.

Am Samstag gibt es bei GFS und mit Abstrichen auch bei IFS in der Höhe
zyklonalere Strukturen, so dass es im Südosten am Nachmittag und Abend noch
Schauer und einzelne Gewitter auftreten könnten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden