S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 28.08.2020 um 10.30 UTC

Verbreitet ruhiges Wetter. Anfangs im Süden gebietsweise und an den Küsten lokal
Regen, teils gewittrig. Am Mittwoch im Südwesten und Süden etwas Regen.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 04.09.2020

Am Montag liegt Deutschlandunter einem Langwellentrog in 500 hPa, der sich über
dem Norden zögerlich, über dem Süden dagegen etwas rascher von West nach Ost
verlagert, ohne dabei bis zum Abend das Vorhersagegebiet zu verlassen. Im
Bodendruckfeld ist über dem Dreiländereck Litauen – Polen -Belarus am Morgen ein
kleinräumiges, allmählich ostwärts vorankommendes Tief zu finden, dessen
Kaltfront von West nach Ost über der Mitte Deutschland verläuft und das über dem
Nordosten zumindest lokal für Windböen (Ostseeküste stürmische Böen) sorgen
könnte. Die Front trennt feucht-labile Luft über dem Süden von trockenerer und
stabilerer Luft über dem Norden. Die Stabilisierung über dem Norden ist auch die
Folge eines Höhenrückens mit zugehöriger Hochdruckzone über Westeuropa und der
Nordsee, wobei sich das Hoch im Tagesverlauf zwar bezüglich des Maximaldrucks
abschwächt, dafür aber nach Osten vorankommt und damit insbesondere an Einfluss
auf den Norden gewinnt. Dort ist es weitgehend trocken, vielleicht treten an der
Küste einzelne Schauer oder auch mal ein Gewitter auf. Im Süden regnet es
dagegen etwas, im Tagesverlauf entwickeln sich dann auch kräftigere Schauer und
Gewitter. Da die Front im thermischen Feld nicht sehr deutlich ausgeprägt ist
(Norden: T850 um 4°C, Süden T850 um 6°C), ergeben sich zwischen Nord und Süd
keine gravierenden Temperaturunterschiede. Meist liegen die Höchstwerte um 18
Grad, hier und da wird auch die 20-Grad-Marke geknackt.
In der Nacht zum Dienstag wandert der Langwellentrog weiter nach Osten aus. Ihm
folgt der westeuropäische Rücken nach, der allerdings weitestgehend – bis auf
ein flaches Residuum über Frankreich -abgebaut wird. Dennoch kann sich im
Vorfeld des Rückens die Hochdruckzone, die langgestreckt von der Iberischen
Halbinsel bis nach Skandinavien verläuft, weiter auf Deutschland übergreifen.
Die nördliche bis nordwestliche Strömung an ihrer Ostflanke drückt die Front
nach Süden und damit auch letzte Regenfälle aus Bayern heraus. Abgesehen von
diesen Niederschlägen kann es auch im Küstenumfeld wieder ein paar Tropfen
geben, insbesondere, da sich über der Deutschen Bucht vorderseitig eines von
Westen heranrückenden neuen Troges ein flaches Tief bilden soll. Ansonsten ist
es wechselnd bewölkt, teils auch klar. Die Temperaturen in 850 hPa bleiben
weitgehend unverändert, so dass mit Tiefstwerten um 10 Grad zu rechnen ist.

Am Dienstag läuft der neue Langwellentrog von Westeuropa in die Rückseite des
nach Osten abgezogenen Troges hinein. In der Folge entsteht zuerst eine
Trog-Doppelstruktur, bevor in der Nacht zum Mittwoch der neue Trog zum Haupttrog
wird. Damit liegt Deutschland dann auch insgesamt wieder trogvorderseitig, was
für verstärkte Hebungsprozesse sorgt. Im Bodendruckfeld präsentiert sich die
Situation schwachgradientig, mit etwas Phantasie lässt sich ein Viererdruckfeld
erkennen mit tiefem Druck über Nordwest- und Südosteuropa und hohem Druck über
Skandinavien und der Iberischen Halbinsel. Da vom nordwesteuropäischen Tief ein
Bodentrog zum Ärmelkanal gerichtet ist und auch in der Höhe die Strömung
zunehmend wieder auf Südwest dreht, steigen durch WLA die Temperaturen an. Zum
Abend sollen sie im 850er-Niveau schon wieder an der 10-Grad-Marke kratzen, im
Norden verharren sie dagegen unter 5 Grad. Die Temperaturen präsentieren sich
entsprechend mit Höchstwerten um 19°C auf einem leicht höheren Level als noch am
Vortag. Dabei kann es im Tagesverlauf, speziell an der Küste und im Südosten,
einzelne Schauer geben, in der Nacht macht sich die trogvorderseitge Hebung dann
mit etwas Regen über dem Südwesten bemerkbar. Die Tiefstwerte liegen weiterhin
um 10°C.

Am Mittwoch greift die Trogachse auf Deutschland über, gleichzeitig weitet sich
der Trog deutlich nach Süden aus, was der Beginn eines Abtropfprozesses ist.
Dabei bildet sich zum Abend und in der Nacht zum Donnerstag zuerst über der
Alpensüdseite ein abgeschlossenes Höhentief, im weiteren Verlauf der Nacht wird
der Trog über Deutschland dann zunehmend abgeschnürt. Insbesondere am Tage
sorgen über dem Südwesten und Süden Deutschlands die mit dem Trog verbundene
Vorticityadvektion, die im Trog vorhandene Höhenkaltluft (T500 knapp über -20°C)
sowie der sinkende Druck in der Region, auch aufgrund der günstigen Lage am
linken Jetausgang, für Hebung, viele Wollen und Regen, der lokal auch kräftig
ausfallen kann. Über dem Osten und Norden zeigt sich zwar durch den Trogeinfluss
auch insgesamt selten die Sonne, aber es bleibt weitgehend trocken. Das gilt
auch und allgemein für die Nacht, mit Ausnahme des Alpenrandes. Das Abtrocknen
der Luft übernimmt der Höhenrücken, der sich von Westen im den Trog bohrt und
diesen abschnürt. Am Abend verläuft seine Achse von Südwest nach Nordost über
dem Ärmelkanal, in der Nacht greift seine Achse auf Benelux über. Das Absinken
auf der Vorderseite lässt den Durch steigen, so dass sich bis zum Morgen ein
flache, aber großräumige Hochdruckzone bilden kann, die sich von Spanien bis zur
Ostsee erstreckt. In der Folge lösen sich in der Nacht die Wolken zunehmend auf,
teilweise wird die Nacht auch klar. Da sich des 850er-Temperaturniveau nicht
grundlegend ändert, ist auch bei den Höchstwerten keine Überraschung zu
erwarten. Um 19°C sollen es am Tage sein, in der Nacht dann auch wieder um 10°C.

Am Donnerstag und Freitag bleibt der Höhenrücken, der sich noch etwas kräftigt,
für weite Teile Deutschlands wetterbestimmend. Allein der Nordwesten wird
möglicherweise vom atlantischen Tiefausläufern gestreift, so dass dort mitunter
etwas Regen fallen kann. Durch das Absinken kommt es zu allmählicher
Wolkenauflösung, so dass der Donnerstag meist wechselnd wolkig ist, der Freitag
dagegen schon recht verbreitet freundlich. Von Westen setzt an der Nordseite der
Divergenzachse des Hochs WLA ein, die die 850er Temperaturen bis zum
Freitagmorgen auf 9 bis 14°C, bis zum Samstagmorgen sogar auf 11 bis 16 °C
steigen lässt. Damit steigen auch die Höchsttemperaturen, am Donnerstag auf auf
Werte um 20, am Freitag sogar auf Werte um 22 Grad, wobei lokal die
25-Grad-Marke geknackt wird.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum am Samstag und Sonntag sorgen voraussichtlich
hohes Geopotential und hoher Luftdruck bei schwachen Luftdruckgegensätzen für
ruhiges und verbreitet freundliches Wetter. Nur lokal kann es etwas regnen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle Lauf stimmt recht gut mit den Vorläufen überein, bis zum Dienstag
sind keine größeren Unterschiede erkennbar.

Ab Mittwoch gibt es größere Unterschiede zum gestrigen 00-UTC-Lauf. So simuliert
letzterer zum Termin 12 UTC ein flaches Tief über Nordwestpolen. In diesem
Bereich hatte der gestrige 12-UTC-Lauf noch eine flache Hochdruckbrücke im
Programm, der aktuelle Lauf errechnet eine insgesamt gradientschwache
Konstellation in diesem Gebiet. Große Unterschiede in der Wetterentwicklung hat
dies aber nicht zur Folge, denn immerhin herrscht weitgehende Einigkeit z.B.
bezüglich der 850er Temperaturen oder des Trogeinflusses in 500 hPa, der
allerdings nicht sehr dynamisch daherkommt.

Ab Donnerstag zeigt dann auch der direkte Vorlauf (gestern 12 UTC) deutlichere
Unterschiede zum aktuellen Lauf. Insbesondere lassen beide unmittelbaren
Vorläufe ihren Trog schon am Donnerstag abtropfen. Dagegen geht der aktuelle
Lauf ja von einem Regenerieren des Troges durch einen in seine Rückseite
hereinlaufenden neuen Trog aus, was dazu führt, dass die letzten
Modellergebnisse den Abtropfprozess erst am Freitag modellieren. Das flache Tief
des gestrigen 00-UTC-Laufs wird an der Südflanke eines Skandinavienhochs nach
Westen geführt, während die jüngeren Läufe eine langgestreckte Hochdruckzone von
der Iberischen Halbinsel bis nach Skandinavien vorhersagen. Diese zeigen
bezüglich des Bodendruck ohnehin nur geringe Unterschiede, sondern lediglich im
Geopotentialfeld (s.o.). Weiterhin liegen die Modellläufe bezüglich der 850er
Temperatur eng beieinander.

Am Freitag haben alle den Abtropfprozess abgeschlossen. Dazu herrscht Einigkeit,
das mit tiefem Luftdruck und Geopotential über Nordwesteuropa zu rechnen ist und
über Mitteleuropa hoher Luftdruck vorherrscht. Die Krümmung des
Geopotentialfeldes, die Lage der Hochdruckzone – dort zeigen sich (in Anbetracht
des Vorhersagezeitraums erwartbare) Unterschiede. Diese können aber nicht
darüber hinwegtäuschen, dass die Modellkonsistenz insgesamt gut ist.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Am Montag herrscht weitgehend Einigkeit bezüglich des Geopotentials und des
Drucks. ICON, GFS, EZMW oder auch UKMO liefern über Westeuropa einen Rücken mit
zugehöriger Hochdruckzone. Den Verlauf der Frontalzone, die EZMW ja von West
nach Ost über Deutschland simuliert, sehen andere anders (z.B. ICON eher von
Südwest nach Nordost, dazu noch stärker wellend als EZMW mit den entsprechend
abweichenden Niederschlagsmustern).

Auch am Dienstag sind deutliche Ähnlichkeiten erkennbar, wie z.B. der zum
12-UTC-Termin von Nordwest nach Südost über Deutschland verlaufende
Langwellentrog. Das bei EZMW erkennbare Regenerieren des Troges durch einen
zweiten, in die Rückseite hineinlaufenden Trog wollen ICON oder GFS nicht
mitmachen. Diese Modelle zeigen vielmehr eine Intensivierung des Troges über dem
Golf von Genua bzw. Südfrankreich, was aber ebenfalls den Effekt hat, dass der
Trog nicht nach Osten vorankommt. Da insbesondere bei GFS der zweite Trog fehlt
(ICON hat zumindest einen sehr kurzwelligen Trog zu bieten), gestaltet sich die
Krümmung der Isohypsen über Westeuropa bei GFS eher antizyklonal, bei EZMW aber
eher zyklonal. Da die Hochdruckbrücke bei allen genannten Vertretern vorhanden
ist und auch im Temperaturfeld keine großen Unterschiede zu erkennen sind, haben
die genannten Unterschiede auch keine großen Auswirkungen auf die
Wetterentwicklung.

Am Mittwoch tanzt ICON aus der Reihe. Das Modell zeigt um 12 UTC ein schon
abgetropftes und abgeschlossenes bipolares Höhentief, wobei der südliche Kern
aus dem Genua-Geopotentialminimum hervorgegangen ist. Abgeschnürt wurde das
Höhentief über der Nordsee und Dänemark und damit deutlich weiter nördlich als
dieses EZMW dann am Donnerstag und GFS dann am Freitag (noch weiter südlich)
nachliefern. Das nördliche Höhentief von ICON korrespondiert mit einem
Bodentrog, so das über dem Nordosten Deutschlands auch kräftiger Regen fallen
soll, während GFS dort nur geringen, EZMW sogar praktisch keinen Regen sieht.

Zwar bleiben die Modelle bezüglich der Temperaturverteilung recht eng zusammen,
und sie zeigen auch über Nordwesteuropa für Donnerstag du Freitag tiefen Druck
und niedriges Geopotential, bezüglich des Niederschlages basteln sie sich daraus
aber deutlich unterschiedliche Lösungen.

Insgesamt ist die Modellübereinstimmung aber bis zur Mitte der kommenden Woche
recht gut.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die EZMW-Ensembles werden heute im Zeitfenster +72 bis +96 in drei Cluster mit
19, 18 und 14 Mitgliedern unterteilt. Sie wechseln alle von der Kategorie
„Atlantischer Rücken“ in die Kategorie „Positive NAO“, allerdings greift diese,
bei allen Clustern auf dem Atlantik deutlich erkennbare Westlage nicht bis nach
Mitteleuropa aus, stattdessen zeigen für alle drei Cluster die repräsentativen
Felder einen Rücken und ein Hoch über Westeuropa, was für uns eher einer
Blockierungslage gleichkommt.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden zeigen 6 Cluster die Unsicherheit des
weiteren Verlaufs, die Cluster. Die mit 17 und 9 Mitgliedern größten und mit 7
und 4 Mitgliedern kleinsten liegen dabei durchweg in der Kategorie „Blocking“,
die „mittleren“ Cluster wechseln von „Blocking“ zur „Positiven NAO“.
Letztendlich zeigt sich für Mitteleuropa aber immer ein mehr oder weniger
schneller und mehr oder weniger großräumiger Abtropfprozess mit anschließendem
Durchglätten der südwestlichen Höhenströmung.

Im weiteren Verlauf bleibt es bei 6 Clustern und einem dann auch im Mitteleuropa
durchaus unsicheren Verlauf (während z.B. Cluster 4 zum Ende des Zeitraums einen
Trog über Deutschland zeigt, zeigt Cluster 6 ebenda einen Rücken).

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bis zur Mitte der kommenden Woche nur eine
geringe Streuung. Dabei gehen die 850er-Temperaturen bis etwa zum Dienstag
zurück, um dann wieder moderat anzusteigen. Zu diesem Zeitpunkt laufen dann auch
der Haupt- und der Kontrolllauf auseinander, während der Kontrolllauf sich etwa
in der Mitte der Verteilung bewegt, liegt der Hauptlauf eher im „hinteren
Mittelfeld“.

Die Ensembles des GFS stützen weitgehend die Sichtweise der EZMW-Ensembles,
wobei sie bezüglich der 850er-Temperaturen im Minimum am Dienstag etwas
niedriger liegen als die des EZMW.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt im Mittelfristzeitraum keine Signale für signifikante
Wettererscheinungen.

COSMO-LEPS zeigt am Montag und Dienstag regional, mit einem angedeuteten
Schwerpunkt im Süden, sehr geringe Signale (Wahrscheinlichkeit 10%) für
Dauerregen von mehr als 20 l/qm in 6 Stunden.

Dazu zeigt COSMO-LEPS im Nordosten geringe Signale (Wahrscheinlichkeit 20%) für
steife Böen und an der Ostsee geringe Signale (Wahrscheinlichkeit 20%) für
stürmische Böen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas