S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.08.2020 um 10.30 UTC

Anfangs im Süden Dauerregen, später vor allem im Osten etwas Regen. Sonst recht
ruhig, aber vielfach bewölkt. Nur mäßig warm. Mittelfrist ab Dienstag unsicher!

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 03.09.2020

Zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Sonntag, liegt ein nach Süden
zurückhängender Trog über Deutschland, wobei seine Achse sich noch etwas
westlich unseres Landes erstreckt, nämlich von Norwegen über Benelux und
Frankreich bis nach Kastilien. Dementsprechend liegen wir noch vorderseitig und
auf dieser Vorderseite schwenkt ein Kurzwellentrog nordostwärts in unser Land
hinein und generiert in der Südosthälfte Hebung. Bodennah liegen wir im Zustrom
von Luftmassen aus dem Norden, nämlich zwischen einem Hoch mit Schwerpunkt im
Raum Irland und einer umfangreichen Tiefdruckzone über dem östlichen
Mitteleuropa und dem östlichen Nordeuropa, wobei dort ein Bodentief von der
Adria bis ins Baltikum zieht. Eine dazugehörige Luftmassengrenze liegt schon
östlich unseres Landes. Somit ist schon recht kühle Luft mit etwa 6 bis 10 Grad
in 850 hPa wetterwirksam, ganz im Südosten ist es noch etwas mehr. Aufgrund der
oben beschriebenen Situation kommt es auf der kalten Seite der Front zu einer
Gegenstromlage, so dass es in einem breiten Streifen von Baden-Württemberg bis
nach Sachsen zu länger anhaltendem Regen kommt. Durch den Kurzwellentrog wird
der Regen noch einmal verstärkt. Auch weiter nach Nordwesten hin ist es häufiger
bewölkt und es wird gebietsweise Regen simuliert, örtlich sind Gewitter zu
erwarten. Vor allem aufgrund der vielen Wolken ist der Sonntag ein kühler Tag.
Am Montag schwenkt der Südteil des Troges beschleunigt nach Osten und es tropft
ein Höhentief ab, das in der Nacht zum Mittwoch die Adria erreicht. Eventuell
bildet sich ein schwächerer Höhentiefkern über Westdeutschland. Bodennah fällt
der Druck über Südosteuropa und steigt im Norden Europas, so dass der Wind von
Nordwest auf Nord bis Nordost dreht. Die Luftmasse kühlt sich weiter ab. Die
Regenfälle in der Südosthälfte lassen zunächst nach, in der Nacht könnte aber
von Südosten starker Regen auf Südostbayern übergreifen. Die Schneefallgrenze
sollte dabei um 2500 m liegen. In der Nordwesthälfte sollte es bei wolkigem
Himmel meist niederschlagsfrei sein.
Am Dienstag hält sich ein Höhentief über Deutschland. Dieses trennt sich durch
einen von Südosten nach Skandinavien vordringenden Keil von dem ursprünglichen
Trog, der nach Nordrussland wandert. Dagegen gliedert es sich immer mehr einem
neuen Trog im Bereich der Britischen Inseln an. Bodennah hält sich das Hoch über
Skandinavien, während ein kräftiges Bodentief über dem östlichen Mitteleuropa
nordwärts gesteuert wird. An der Westflanke desselben kommt es im Osten, in der
Nacht zum Mittwoch dann im Nordosten Deutschlands zu kräftigen Regenfällen. Auch
im Westen bleibt es meist bewölkt. Bei Werten in 850 hPa um 6 Grad bleibt es
dabei weiterhin recht kühl.
Am Mittwoch bleibt uns das Höhentief erhalten. Der Keil über Skandinavien
verstärkt sich noch, so dass sich auch das Hoch noch etwas aufbläht, aber etwas
nach Nordosten wandert und sich über Finnland und Karelien breit macht. An
seiner Südflanke wird das Bodentief unter Abschwächung westwärts gesteuert, so
dass es in der Nacht zum Donnerstag Dänemark erreicht. Somit bekommt der Norden
Deutschlands auch noch sein Quäntchen Regen ab, selbiger schwächt sich aber
etwas ab. Im übrigen Land dominiert weiterhin Bewölkung und das Temperaturniveau
ändert sich kaum.
Am Donnerstag ist zunächst noch das Höhentief dominierend, allerdings schiebt
sich ein Keil von Westen Richtung Nordsee und in der Nacht zum Freitag
verabschiedet sich das Höhentief gen Süden. Das Bodentief löst sich auf und der
Druck steigt über Mitteleuropa, so dass sich ein Hochdruckkeil bildet, der
Anschluss an das fette Hoch über Nordrussland hat. Diese Entwicklung sorgt für
nachlassende Regenfälle, zunehmend Sonne und wieder zögernd steigende
Temperaturen.
Ein Blick in die erweiterte Mittelfrist zeigt, dass der Hochdruckkeil, bzw.
zunehmend eine Hochdruckbrücke ein Weilchen Bestand haben könnte, wobei seine
Achse in etwa über dem Norden Deutschlands liegen sollte. Damit dürfte sich nach
IFS am nächsten Wochenende überwiegend ruhiges Spätsommerwetter einstellen, bei
der Jahreszeit angemessenem Temperaturniveau.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Montag ist die Konsistenz der letzten IFS-Läufe hoch. Am Dienstag und
Mittwoch simulieren der aktuelle Lauf und der gestrige 12-UTC die Entwicklung
noch sehr ähnlich. Erst am Donnerstag zeigen sich Unterschiede, weil der
gestrige 12-UTC-Lauf den Höhentiefkern dann weit im Süden simuliert und den Keil
etwas südlicher Richtung Deutschland übergreifen lässt. Der gestrige 00-UTC-Lauf
zeigte das Höhentief etwas nördlicher und kräftiger. Damit wurden wir zwar nicht
von dem Tief im Osten touchiert, dafür wäre nach diesem Szenario das Wetter
generell etwas instabiler. Auch der gestrige 00-UTC-Lauf zeigte den Aufbau der
Hochdruckbrücke, allerdings lag auch am Donnerstag noch niedriges Geopotential
drüber.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis zum kommenden Mittwoch zeigen ICON, GFS und IFS ähnliche Entwicklungen.
Allerdings zeigen ICON und GFS das Tief schwächer und lassen es auch nicht am
Mittwoch Richtung Dänemark eindrehen. Am Donnerstag werden die Unterschiede
größer. ICON simuliert das Höhentief und die Hochdruckbrücke südlich als IFS.
GFS hat das Höhentief sehr weit im Süden und damit auch die Hochdruckbrücke,
dass am Donnerstag im Norden Deutschlands schon eine Front von Westen her
übergreifen kann. Ganz anders sieht UKMO aus: Danach soll am Mittwoch das
Höhentief von Westen her, von den Britischen Inseln, verstärkt werden. Damit
fehlt die Hebung und folglich auch das Tief im Osten. Auch NAVGEM zeigt dieses
Tief nicht, dagegen einen Dipol aus dem ursprünglichen Höhentief etwas weiter im
Osten und dem neuen, das zum Donnerstag ins westliche Mittelmeer ziehen soll.
Die Kanadier lassen unser Höhentief noch weiter nach Osten ziehen und das
weitere Höhentief sehr schwach ins westliche Mittelmeer ziehen. Interessant ist,
dass die ersten drei erwähnten Modelle von diesem zweiten Höhentief kaum etwas
zeigen (es wurde auch oben bei IFS gar nicht beschrieben). Sie zeigen lediglich
einen Kurzwellentrog, der aus dem Britischen Trog am Dienstag herausläuft und
später über Südwesteuropa schwenkt, wenngleich bei GFS aber einen kräftigen
Kurzwellentrog. Summa summarum kann man aber sagen, dass möglicherweise gerade
wegen dieses Systems die Prognose ab kommendem Dienstag auf äußerst wackligen
Beinen steht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum von Dienstag, 00 UTC bis Donnerstag, 00 UTC verteilt sich das
IFS-EPS auf vier Cluster: C1 (17 Mitglieder und Hauptlauf) zeigt das Szenario
wie oben beschrieben, inklusive dem Tief, das sich eindrehen soll. C2 (13
Mitglieder) lässt dagegen schon ab Mittwoch eine Geopotenzialbrücke bei uns
entstehen. Bei C3 (12 Mitglieder mit Kontrolllauf) erhält dagegen unser
Höhentief ordentlich Futter von dem Britischen Trog und behält die Oberhand. Bei
diesem Szenario gäbe es eher ein flaches Bodentief über Deutschland, damit aber
größere Chancen auf Regen im Südwesten des Landes. C4 (9 Mitglieder) lässt
dagegen ähnlich wie NAVGEM einen Höhentiefdipol entstehen, allerdings mit einem
Tief, das den Osten Deutschlands bewässern könnte. Der Blick in die erweiterte
Mittelfrist offenbart dann eine weite Bandbreite an Szenarien, die zu
diskutieren nicht lohnt.
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte Deutschlands zeigen allesamt ein
Temperaturminimum zum Beginn der Woche und einen allmählichen Anstieg im Laufe
der Woche. Das Potential zeigt sein Minimum erst am Mittwoch, danach steigt es
ebenso an. Es fällt auf, dass der Hauptlauf in der Wochenmitte eher unter dem
Schwerpunkt des Ensembles liegt. Insgesamt ist bei allen Größen durchaus eine
gewisse Streuung vorhanden, die die unterschiedlichen Szenarien widerspiegelt.
Niederschlagssignale gibt es an allen Orten, im Süden am Sonntag sogar
erwartungsgemäß ein sehr deutliches. Bei den GFS-Rauchfahnen ist das
Potentialminimum zur Wochenmitte kaum ausgeprägt. Zudem fällt auf, dass das
Temperaturniveau zum Wochenbeginn in der Mitte und im Süden Deutschlands noch
etwas niedriger simuliert wird.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI:
Der EFI zeigt am Samstag/Sonntag ein Regensignal in einem Streifen vom Allgäu
bis zum Bayerwald.

Dauerregen:
Betrachtet man die 48-stündigen Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen, so ist die
Wahrscheinlichkeit von Freitag, 18 UTC bis Sonntag, 18 UTC am größten: Nach
Cosmo-LEPS, EZMW-EPS und ICON-EPS zeigen sich übereinstimmend sehr hohe
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen im Allgäu und etwas abgeschwächt umgebend in
Oberschwaben, Bayerisch-Schwaben (nordwärts bis etwa Schwabmünchen) und ostwärts
bis ins Werdenfelser Land. Richtung München und am östlichen Alpenrand sind die
Wahrscheinlichkeiten deutlich geringer. Signifikante Wahrscheinlichkeiten für
unwetterartige Mengen (über 60 l/qm innert 48 Stunden) finden sich im Allgäu mit
Schwerpunkt um Balderschwang.
Mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit deutet sich eine Dauerregenlage am
östlichen Alpenrand von etwa Montag, 18 UTC bis Dienstag, 18 UTC und in
Ostsachsen von Dienstag, 06 UTC bis Mittwoch, 06 UTC an. Zu diesen Zeitpunkten
steht aber nur noch das IFS-EPS zur Verfügung.

Sturm:
Am Mittwoch zeigt IFS-EPS ein schwaches Signal für stürmische Böen an der
Ostsee.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann