S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 24.08.2020 um 10.30 UTC

Wechselhaft, im Süden anfangs noch warm, sonst allenfalls mäßig warm, im Norden
zeitweise auch kühl.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 31.08.2020

Nach Abzug des ersten Herbststurmes dieses Jahres verbleibt Deutschland unter
der Frontalzone. Diese ist vorübergehend leicht antizyklonal geprägt, im
Bodendruckfeld wird vorübergehend antizyklonaler Einfluss wetterwirksam. An der
Küste und in Vorpommern sorgt die vorhandene Restzyklonalität noch für ein paar
Schauer, vielleicht auch für stürmische Böen, ansonsten setzen sich, gestützt
durch Absinken, vermehrt Auflockerungen durch, im Süden kann mit Hilfe der Sonne
noch einmal die 25 Grad-Marke etwas überschritten werden. Bereits in der Nacht
zum Freitag greift auf die Britischen Inseln ein Trog über. Mit dem
Frontensystem des korrespondierenden Bodentiefs erfassen Niederschläge den
Westen; zudem kann über dem westlichen Bergland der Wind auffrischen.
Am Freitag weitet sich der Trog zur Iberischen Halbinsel aus, so dass sich über
Mitteleuropa eine sich verstärkende südwestliche Strömung ergibt, mit welcher
weiterhin mäßig warme bis warme Luft herangeführt wird. Das darin eingelagerte
Frontensystem erreicht schleifend den Südosten; an dessen warmer Seite können
sich teils heftige Gewitter entwickeln. Im Nordwesten macht sich der Trog mit
Schauern und kurzen Gewittern bemerkbar, in einem breiten Streifen dazwischen
kommen durch kompensierendes Absinken Auflockerungen zustande.
Am Samstag verbleibt Deutschland noch an der Vorderseite dieses Troges, wobei
dessen Südteil allmählich zu den Pyrenäen schwenkt. Somit ergibt sich eine
ähnliche Niederschlagsverteilung wie am Vortag (mit teils länger andauerndem und
anfangs teils gewittrigem Regen an den Alpen), aber mit einem etwas abgesenkten
Temperaturniveau.
Am Sonntag verlagert sich der Trog nach Deutschland, so dass sich überall ein
wechselhafter Wettercharakter mit häufigen Schauern und kurzen Gewittern ergibt.
Das mit diesem Trog korrespondierende Bodentief wird in die Mitte Deutschlands
gesteuert und füllt sich zwar auf, aber der Gradient an dessen West- und
Südflanke sollte über dem Westen und Südwesten Deutschlands für warnrelevante
Böen, in höheren Berglagen durchaus auch für Sturmböen, hinreichend sein.
Am Montag verlagert sich der Trog bereits nach Osteuropa, gefolgt von einem
Rücken. Durch diesen wird ein Zwischenhoch gestützt, Absinken in dessen Bereich
sorgt in weiten Teilen Deutschlands für längere sonnige Abschnitte oder
zumindest für größere Auflockerungen. Niederschläge sind noch über dem östlichen
Mittelgebirgsraum und an den Alpen zu erwarten. Dabei ist es allenfalls mäßig
warm.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hält sich zunächst noch
Zwischenhocheinfluss, bevor am Dienstag ein über den Britischen Inseln liegender
Trog austropft. Das resultierende Cut-Off-Tief ergibt mit dem über Osteuropa
liegenden Trog einen aus mehreren Kernen bestehenden Höhentiefkomplex, der die
Prognosen unsicher werden lässt. Bemerkenswert ist das kräftige Bodenhoch, das
sich bis dahin über Karelien entwickelt und das nicht unbedingt für die Andauer
der Zonalzirkulation spricht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Lauf im Vergleich mit den beiden
gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede
lassen sich bis dahin nicht ableiten. Am Montag zeigte der gestrige 00 UTC-Lauf
eine relativ glatte west- nordwestlich Strömung, wogegen die beiden
nachfolgenden Läufe die Strömung stärker mäandrieren ließen. Den sich dann
einstellenden Zwischenhocheinfluss hatten alle Modellläufe im Programm.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum sind über Mitteleuropa alle
Modellläufe zyklonal geprägt. Das sich über Nord- und Nordosteuropa entwickelnde
Hoch war beim gestrigen 00 UTC-Lauf noch nicht erkennbar, der nachfolgende
Modelllauf hatte zumindest in diesen Gebieten Druckanstieg angedeutet.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Freitag stützen die verfügbaren Modelle weitgehend die oben
beschriebene Entwicklung. Ab Samstag ergeben sich größere Unterschiede. ICON
simuliert das mit dem Trog korrespondierende Bodentief über der Lübecker Bucht
uns somit weiter östlich als EZMW. GFS lässt dagegen bei ähnlicher
Geopotentialverteilung eine Zyklonenfamilie auf Vb-ähnlicher Zugbahn östlich von
Deutschland nach Norden ziehen, was ganz im Osten und an den Alpen länger
andauernde und möglicherweise sogar ergiebige Niederschläge zur Folge hätte.
Diese Lage findet am Sonntag mit einem kräftigen, über Westpolen nordwärts
ziehenden Tief ihren Abschluss. Eine derartige Situation hätte im äußersten
Osten und an den Alpen mit hoher Wahrscheinlichkeit unwetterartige
Dauerniederschläge zur Folge.
Das Modell des kanadischen Wetterdienstes folgt bis Sonntag eher dem EZMW, lässt
aber die Warmluft an der Vorderseite des Troges weiter im Westen nach Norden
vorstoßen, so dass hiervon auch der Osten Deutschlands erfasst wird. Das mit dem
Trog korrespondierende Bodentief, das sich nach EZMW über der Mitte Deutschlands
auffüllen soll, wird nach ICON in die Ostsee gesteuert, wodurch dann im
Nordosten die stärksten Böen zu erwarten wären.
Am Montag ergibt sich auch nach ICON Zwischenhocheinfluss. Das kanadische Modell
zeigt einen auf Mitteleuropa übergreifenden Trog, nach GFS würde sich ein
Sturmtief mit einem Kerndruck unterhalb von 985 hPa von Nordwestpolen nach
Südschweden verlagern. Über Mitteleuropa würde sich demnach auch eine Troglage
ergeben, wobei der Trog weiter östlich liegt als nach dem kanadischen Modell.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum kommt auch nach GFS am
Dienstag Zwischenhocheinfluss zustande, bevor am Mittwoch ein weiterer Trog, der
in eine Westströmung eingelagert ist, das Vorhersagegebiet überquert. Ähnliche
Strukturen zeigt auch das kanadische Modell. Bis Donnerstag ergibt sich nach den
beiden amerikanischen Modellen eine west- südwestliche Strömung, wobei vor allem
der Nordwesten und der Norden von schleifenden Frontenzügen gestreift wird. Für
den Süden und Teile der Mitte dürfte sich ein leichter Temperaturanstieg
ergeben.
Die Frage ist nun, welches Szenario letztendlich das Rennen macht. Entweder die
sich nach EZMW anbahnende Blockierungslage mit dem Hoch über Nord- und
Nordosteuropa oder eine west- südwestliche, relativ zonale Strömung wie nach den
amerikanischen Modellen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt bis einschließlich Montag kommender Woche die Version des
hauseigenen deterministischen Modells. Danach würde sich eine west-südwestliche
Strömung mit vorübergehend Ansätzen einer Blockierung über Westeuropa ergeben,
wobei die Frontalzone weiter nördlich liegen soll als nach den amerikanischen
deterministischen Modellen. Zumindest dürfte sich im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum ein ansteigender Trend hinsichtlich Druck, Geopotential und
Temperaturen ergeben. Dies ist vor allem beim „jüngsten“ Modelllauf der Fall.
Der Spread ist dabei bis Anfang kommender Woche relativ gering.
Das EPS des EZMW stützt hinsichtlich des EPS-Mittels die oben beschriebene
Entwicklung. Betrachtet man das EPS genauer, ergeben sich 6 Cluster. Demnach
wird die Version der amerikanischen Modelle nur von einem mit 9 Membern relativ
schwach besetzten Cluster gestützt. Ein weiteres, mit 6 Einzelläufen besetztes
Cluster, stützt die Version des EPS des GFS. Die anderen Gruppierungen ergeben
eine mäandrierende Strömung, in etwas über 20 Fällen sogar eine über Nord- und
Nordosteuropa ansetzende Blockierung. Inwieweit Mitteleuropa an der Südflanke
dieser möglichen Blockierung zyklonal beeinflusst wird, ist noch offen.
Zumindest dürfte diese Entwicklung auf einen Temperaturanstieg bei abnehmenden
Signalen für Niederschlag hinauslaufen. Der Spread ist bis in den erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinein relativ gering. Für das vom EZMW
vorgezeichnete Szenario spricht auch, dass die zuvor hauptsächlich westliche
Windrichtung vom EPS als weniger wahrscheinlich angenommen wird.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Donnerstag sind an der Ostseeküste zunächst noch stürmische Böen vorstellbar,
bevor in Verbindung mit einem übergreifenden Zwischenhochkeil der Wind auch dort
abflaut.
Am Freitag können sich über dem süddeutschen Bergland und im Südosten einzelne
Gewitter entwickeln, wobei Starkregengefahr besteht. Auch am Freitag sind ganz
im Süden und Südosten Gewitter möglich. Starkregen kann dort auch abseits von
Gewittern auftreten.
Am Samstag sind mit geringer Wahrscheinlichkeit ganz im Süden und Südosten noch
einmal Gewitter vorstellbar. Starkregen ist dort auch abseits von Gewittern
nicht auszuschließen.
Am Sonntag sind aufgrund der Troglage wiederholt Schauer und kurze Gewitter zu
erwarten, mit geringer Wahrscheinlichkeit kann es an der Küste und über dem
Bergland bei wiederholten Schauer- und Gewitterereignissen für mehrstündigen
Starkregen reichen. Außerdem besteht in den Hochlagen der südwestdeutschen und
westlichen Mittelgebirge die Gefahr stürmischer Böen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann