S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.08.2020 um 10.30 UTC

Wechselhaft, im Norden meist mäßig warm, im Süden warm. Ab Samstag auch im Süden
frischer.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 29.08.2020

Am Dienstag zieht der Trog des nordskandinavischen Zentraltiefs nach
Weißrussland ab und es folgt von Westen ein flacher Keil. In der 2. Tageshälfte
greift aber ein zur westlichen Nordsee ziehendes hochreichendes Tief auf
Deutschland über. Der Zwischenhochdruckeinfluss hält in Bayern noch am längsten.

Am Mittwoch zieht das Tief zur Südostküste Schwedens (bei Öland) und seine
Kaltfront zieht südostwärts ab. Auf den Norden greift aber seine ´herumgeholte´
Okklusion mit Kaltfrontcharakter über und sorgt für Regen. Rückseitig strömt von
Nordwesten und Westen kühlere Meeresluft ein, so dass die 10-Grad-Isotherme zum
Tagesende die Donau erreicht.

Am Donnerstag wird die Höhenströmung auf der Rückseite des abziehenden
Höhentroges leicht antizyklonal und kippt auf West. Dabei liegen wir am Boden im
Bereich des Azorenhochkeils, aus dem sich eine flache Hochdruckzelle über den
Alpen ablöst. Die Wetterberuhigung sorgt dafür, dass die Temperaturen in 850 hPa
auf 4 Grad im Nordosten und 13 Grad im Süden ansteigen

Am Freitag zieht ein Trog von den Britischen Inseln nach Benelux und zur
Deutschen Bucht. Das vorgelagerte Bodentiefdruckgebiet zieht bis 18 UTC nach NRW
und seine Fronten sorgen für unbeständiges Wetter. In der Nacht zum Samstag
verlagert sich das Tief unter Verstärkung nach Nordwestpolen.

Während das Tief am Samstag weiter zum Baltikum zieht, erreicht die
Haupttrogachse Deutschland. Dabei gelangt mit auf Nordwest drehender
niedertroposphärischer Strömung von Nordwesten ein Schwall polarer Meeresluft
nach Deutschland, in der die 850-hPa-Temperatur im Nordwesten auf 3 Grad und im
Südosten auf 6 Grad sinkt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der neue Modelllauf des IFS simuliert die Entwicklung ähnlich wie die beiden
Modell-Runs von gestern.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bei ICON ist der Höhentrog von Samstag etwas langsamer als bei IFS und tropft zu
einem flachen Höhentief vor Holland ab. Damit ist das Temperaturniveau bei uns
etwas höher, während das Wetter ähnlich unbeständig ist wie beim IFS.

Bei NAVGEM zieht zwar ebenfalls der Höhentrog bis Samstag nach Mitteleuropa,
jedoch bildet sich auf seiner Vorderseite lediglich ein flaches Tief südlich der
Alpen. Damit konzentrieren sich die Hauptregenfälle am Freitagnachmittag und am
Samstag auf den Süden.

Ansonsten simulieren die anderen Modelle recht ähnlich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS ergibt heute 4 Cluster, die sich lediglich leicht im
Timing und in der Intensität des Troges, der bis Samstag nach Deutschland
schwenkt, unterscheiden. Selbst die Lage des Bodentiefs am Samstag, 00 UTC
differiert nur wenig. Insofern ist das Einströmen polarer Meeresluft aus
Nordwesten am Samstag recht wahrscheinlich.
In der erweiterten Mittelfristvorhersage dauert in den 5 Clustern die Westlage
an. Nach Zwischenhocheinfluss greifen damit im Verlauf neue Tiefausläufer über.

Die Rauchfahne von Offenbach zeigt am Dienstag einen vorübergehenden
Temperaturanstieg in 850 hPa auf 12 bis 15 Grad und am Mittwoch ein rasches
Absinken der Temperatur auf 8 bis 9 Grad. Bis Freitag steigt die Temperatur
wieder bis 12 Grad, wobei allerdings die Regenwahrscheinlichkeit zunimmt.
Mit dem Kaltlufteinbruch am Samstag sinken die 850-hPa-Temperaturen auf 3 bis 8
Grad und am Sonntag sind die Werte im Mittel noch etwas niedriger.
Entsprechend der wechselhaften und wolkenreichen Wetterlage liegen in den
EPS-Meteogrammen die Temperaturen nur noch zwischen rund 19 Grad an der Nordsee
und 25 Grad im Süden. Mit Warmlufteinschüben sind im Süden am Dienstag und
Mittwoch auch rund 27 Grad möglich.
Ab Samstag liegen die Temperaturen nur noch zwischen 18 und 23 Grad.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Dienstag und Mittwoch zeigen CosmoLEPS und IFS-EPS geringe
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen an der Nordsee und im nördlichen
Schleswig-Holstein.

Am Mittwoch gibt es im Westen und Norden sowie im Bergland oberhalb 400 m
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen, exponierten Sturmböen.

Am Donnerstag sind im Nordosten und an der Nordsee nach IFS-EPS anfangs noch
stürmische Böen wahrscheinlich. An der Ostsee und auf exponierten Bergen sind
auch Sturmböen möglich.
Am Freitag frischt im Westen und Nordwesten erneut der Wind auf, aber Böen Bft 8
sind nur gering wahrscheinlich, vor allem im Bergland und an der Nordsee. Im
Nordwesten und im Alpenraum ist nach IFS-/ICON-EPS sowie nach einigen oper.
Modellen örtlich Dauerregen nicht ganz ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden