S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 20.08.2020 um 10.30 UTC

Spätsommerlich wechselhaft und meist mäßig warm bis warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 27.08.2020

Am Sonntag gelangt Deutschland unter einen breiten Trog, der sich auch am Montag
noch über Mitteleuropa hält. Reste feuchtwarmer Luft sind noch am Alpenrand zu
finden, so dass dort anfangs schauerartiger Regen fällt, ohne dass Warnschwellen
erreicht werden. Auch einzelne Gewitter können dort aufgrund der noch
vorhandenen Reste feuchtwarmer Luft nicht ausgeschlossen werden. Von der Nordsee
her greifen Schauer und kurze Gewitter landeinwärts über, die mit stürmischen
Böen einhergehen können und die am Montag dann die Ostseeküste erfassen. Im
Süden hält sich leichter Zwischenhocheinfluss, so dass dort abseits der Alpen
wie auch im Osten größere Auflockerungen möglich sind. Dabei bleibt es meist
mäßig warm.
Mit der Verlagerung des Troges nach Osteuropa stellt sich am Montag
vorübergehend eine relativ glatte westliche Strömung ein. Allerdings kann es,
bedingt durch die Nähe zu diesem Trog, an der Ostsee noch einzelne kurze
Gewitter geben.
Mit dieser westlichen Strömung wird am Dienstag ein flaches, nicht
entwicklungsfähiges Tief über den Küstenraum ostwärts gesteuert, was im
Nordwesten und Norden weitere Niederschläge zur Folge hat. Im Süden kann sich
dagegen wieder etwas wärmere Luft durchsetzen, so dass dort Maxima um oder etwas
über 25 Grad möglich sind.
Am Mittwoch greift auf die Nordsee und Westfrankreich ein kräftigerer, aber
relativ breiter Trog über. Das korrespondierende, hier entwicklungsgünstig
liegende Tief gelangt zu den dänischen Inseln. An der Südflanke dieses Tiefs
erfassen schauerartige und von einzelnen Gewittern begleitete Niederschläge den
Norden, Westen und die Mitte Deutschlands. An der Nordseeküste besteht dabei
Gefahr von Starkregen. Lediglich im Süden und Südosten bleibt es noch weitgehend
trocken. An der Vorderseite des sich nähernden Troges dreht die Strömung auf
Südwest, so dass in diese Gebiete nochmals ein Schwall Subtropikluft gelangen
kann. Dies hat dort einen Temperaturanstieg auf sommerliche Werte, nach Südosten
hin vielleicht teils bis auf 30 Grad, zur Folge, bevor sich teils heftige
Gewitter entwickeln; Unwetter sind nicht auszuschließen. Ab dem Abend und bis in
die Nacht zum Donnerstag hinein muss auch von der Nordsee her zum Teil
wiederholt mit kurzen Gewittern gerechnet werden.
Am Donnerstag greift der Trog unter Intensivierung auf Deutschland über, was
über dem gesamten Vorhersagegebiet einen konvektiven Wettercharakter mit
wiederholten Schauern und kurzen Gewittern zur Folge hat. Hierdurch zeichnet
sich ein markanter Temperaturrückgang ab, im Norden, Westen und in Teilen der
Mitte bleibt es zum Teil kühl. An der Küste und im Nordosten können an der
Rückseite des zur polnischen Ostseeküste abziehenden Bodentiefs Sturmböen nicht
ausgeschlossen werden.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich der Trog nach
Polen. Nachfolgend stellt sich eine nördliche Strömung ein und antizyklonaler
Einfluss setzt sich durch. Großräumiges Absinken lässt keine nennenswerte
Wolkenbildung zu. Zumindest im Norden und Osten bleibt es vorerst noch kühl.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Dienstag ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich mit den
beiden gestrigen Simulationen noch relativ konsistent. Die kräftige Zyklogenese
am Mittwoch hatte der gestrige 12 UTC-Lauf nicht im Programm, der 00 UTC-Lauf
des Vortages zeigte dieses Tief schwächer und deutlich weiter nördlich. In
diesem Kontext wird vom aktuellsten Lauf auch der Trog am Donnerstag kräftiger
simuliert, so dass auch die hierdurch erfolgende Abkühlung ausgeprägter sein
dürfte als anhand der gestrigen Modellläufe noch erkennbar war.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hatte der gestrige 00 UTC-Lauf
den am Wochenende einsetzenden Hochdruckeinfluss vorsichtig angedeutet. Nach dem
12 UTC-Lauf des Vortages wäre erneut eine Trogvorderseite mit rasch ansteigenden
Temperaturen zu erwarten gewesen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Dienstag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten. Am Mittwoch prägen ICON und GFS den auf die Nordsee übergreifenden
Trog kräftiger und etwas weiter im Osten aus als EZMW und das Modell des
kanadischen Wetterdienstes, wobei letzteres diesen Trog flacher hält als EZMW.
Am Donnerstag gleicht sich ICON der EZMW-Version an; GFS lässt diesen Trog
bereits nach Polen schwenken, gefolgt von einem weiteren Trog über der Nordsee.
Eine vergleichbare Doppelstruktur hat auch das kanadische Modell im Programm.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich nach allen Modellen
antizyklonaler Einfluss durch, wobei die 20 Grad-Marke in weiten Teilen
Deutschlands wahrscheinlich nicht erreicht wird.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Variante, wonach sich nach der
Passage eines markanten Troges am Wochenende antizylonaler Einfluss, aber mit
einem deutlich tieferen Temperaturniveau, durchsetzt. Dabei ist der Spread
relativ gering. Abseits der Alpen sind nur schwache Signale für Niederschlag zu
finden.
Auch beim EPS des EZMW ist nur ein geringer Spread zu finden. Ab Freitag begeben
sich der deterministische wie auch der Kontrolllauf auf die „kalte“ Seite der
Rauchfahne. Dieses Verhalten war auch bereits bei weiter zurückliegenden
Modellläufen zu finden. Die Einzellösungen werden in 5 Cluster unterteilt, die
durchweg eine relativ weit südlich ansetzende Frontalzone mit einer raschen
Folge von Keil-Trog-Strukturen zeigen und keine Hinweise für eine erneute
Blockierung liefern. Wie beim EPS des GFS sind auch beim EPS des EZMW die
Niederschlagssignale abseits der Alpen und der Küste, also im weitaus größten
Teil Deutschlands, nur sehr schwach ausgeprägt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag sind in Nordseenähe kurze Gewitter möglich, dabei besteht die Gefahr
stürmischer Böen. An den Alpen halten sich noch Reste feuchtwarmer Luft, daher
können dort mit geringer Wahrscheinlichkeit einzelne Gewitter mit Starkregen
auftreten.
Am Montag muss im Küstenbereich und im Nordwesten mit einzelnen kurzen Gewittern
gerechnet werden, stürmische Böen sind an der Ostsee nicht ganz auszuschließen,
aber dies ist mit geringerer Wahrscheinlichkeit als am Sonntag der Fall. Sonst
sind markant zu bewarnenden Wetterereignisse eher unwahrscheinlich.
Am Dienstag bestehen abgesehen von einzelnen kurzen Gewittern an der Ostseeküste
keine markanten Wettergefahren. Am Mittwoch muss in Verbindung mit der o.g.
kräftigen Zyklogenese vor allem an der Nordseeküste mit Starkregen von mehr als
20 l/qm innerhalb 6 Stunden gerechnet werden. Außerdem kommen ab dem Abend an
der Nordsee Gewitter auf, dabei sind Starkregen und Sturmböen nicht
auszuschließen

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), MOS ist ab Donnerstag noch im Sommermodus und daher zu warm

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann