S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.08.2020 um 10.30 UTC

Am Freitag nochmals heiß mit starker Wärmebelastung. Danach mit Trogdurchgang
unbeständiger mit Schauern und Gewittern, im Süden warm, im Norden mäßig warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 25.08.2020

Der Zeitraum vom Ende der Kurzfrist bis zu Beginn des Mittelfristzeitraumes ist
geprägt von einem kurzen Hitzepeak, für eine ausgewachsene Hitzewelle fällt
dieser aber zu kurz aus.
Ursache ist Subtropikluft, die am Freitag auf der Vorderseite eines
umfangreichen Langwellentroges, der vom Seegebiet nördlich bzw. westlich der
Britischen Inseln bis nach Galizien bzw. Nordportugal reicht, in breitem Strome
(T850 hPa zwischen 15 Grad an der Nordsee und 23 Grad im Alpenvorland) nach
Mitteleuropa strömt. Diese stützt einen Höhenrücken, der vom westlichen
Mittelmeerraum bis weit nach Osteuropa reicht und dessen Achse allmählich nach
Osten vorankommt. Somit befindet sich Deutschland zunehmend auf der Vorderseite
des Troges unterhalb einer vor allem nach Osten und Süden zu leicht antizyklonal
konturierten südwestlichen Höhenströmung.
Das mit dem Höhentrog korrespondierende Sturmtief im Bodenfeld (es konnte sich
im Zuge einer Umwandlung von einem tropischen System zu einer außertropischen
Zyklone kräftig vertiefen) zieht bis Samstag, 00 UTC ins Seegebiet nördlich von
Schottland. Die Kaltfront überquert im Tagesverlauf BeNeLux, kommt aber aufgrund
höhenströmungsparalleler Exposition im weiteren Verlauf nur langsam ostwärts
voran und greift auf Nordwestdeutschland über. Durch einen über die Nordsee nach
Nordosten ablaufenden kurzwelligen Troganteil wird sie im Tagesverlauf etwas
aktiviert und es ist im Norden und Westen des Landes mit schauerartigen, teils
gewittrigen Niederschlägen zu rechnen. Im Rest des Landes scheint aber noch
überwiegend die Sonne; die Schichtung ist aufgrund der starken WLA noch relativ
stabil, einzelne, dann aber durchaus kräftige, lokal eng begrenzt auch
unwetterartige Gewitter sind vor allem über den südwestdeutschen Mittelgebirgen
und an den Alpen nicht ausgeschlossen. Vor allem im Süden und Osten wird es mit
31 bis 36 Grad noch einmal sehr heiß, während die Hitze im Norden und Westen mit
25 bis 32 Grad etwas gemäßigter ausfällt und dort auch die Kaltfront nachmittags
bzw. abends für Abkühlung sorgt.
Am Samstag überquert der Langwellentrog die Britischen Inseln und greift auf die
Nordsee bzw. Frankreich über. Die Höhenströmung über Deutschland steilt dabei
etwas auf, so dass die Kaltfront des zur Norwegischen See ziehenden und sich
allmählich auffüllenden Tiefs – eventuell auch als Splitfront – weiterhin nur
zögernd nach Osten vorankommt. Erst gegen Abend erreicht sie auch den äußersten
Südosten des Landes und überquert nachts die Alpen. Dort ist anfangs noch
Subtropikluft wetterwirksam, innerhalb derer sich im Süden und Osten Bayerns
eventuell kräftige Gewitter mit Unwetterpotenzial entwickeln können –
vorausgesetzt, eine vorlaufende Konvergenz räumt nicht frühzeitig die potenziell
instabile Luftmasse aus.
Die Kaltfront selbst wird begleitet von schauerartigen Regenfällen, vereinzelt
auch von Gewittern, gebietsweise fällt auch mehrstündiger Starkregen, am ehesten
in der Nacht zum Sonntag an den Alpen. Postfrontal entwickeln sich vor allem in
Trognähe im Nordwesten einzelne Schauer und kurze Gewitter. Im Einflussbereich
subpolarer Meeresluft sinken die 850 hPa-Temperaturen im Norden und Westen auf
10 bis 7 Grad.
Am Sonntag greift der Trog auf das Vorhersagegebiet über und wird von Westen her
regeneriert. Das Bodentief kommt über der Norwegischen See kaum mehr nach
Nordosten voran. An dessen Südwestflanke dreht mit Ausweitung eines Hochkeils
von Frankreich nach Südwestdeutschland die Bodenströmung mehr auf Nordwest,
wobei erwärmte Polarluft ins Vorhersagegebiet advehiert wird (T850 hPa zwischen
6 Grad über der Deutschen Bucht und 10 Grad in Südostbayern). Vor allem im
Norden und Westen ist die Luftmasse leicht labil geschichtet (nahe -20 Grad in
500 hPa), so dass sich dort, aber auch in den Mittelgebirgen sowie an den Alpen
Schauer und kurze Gewitter entwickeln. Längere sonnige Abschnitte und nur
vereinzelte Schauer gibt es dagegen im Südwesten, etwa zwischen Main und Donau
sowie in der Lausitz.
Am Montag schwenkt der Trog ins östliche Mitteleuropa, von Westen her nähert
sich – eingebettet in die leicht mäandrierende westliche Höhenströmung – ein
flacher Höhenrücken, der in der Nacht zum Dienstag das Vorhersagegebiet
erreicht. Im Bodenfeld kann sich der nach Südwestdeutschland gerichtete Hochkeil
verstärken, weitet sich aber nur zögernd nach Osten aus, so dass sich die
Advektion polarer Meeresluft vor allem in den Norden und Osten des Landes
vorübergehend noch etwas verschärft. Die 850 hPa-Temperatur sinkt auf 3 Grad im
Norden und 9 Grad an den Alpen und gebietsweise gibt es nochmals Schauer und
kurze Gewitter, lediglich im Südwesten und Süden sowie im weiteren Tagesverlauf
auch im Norden ist mit längere sonnigen und trockenen Abschnitten zu rechnen.
Am Dienstag verlagert sich der Höhenrücken nach Osteuropa und Deutschland gerät
auf die Vorderseite eines breit angelegten Höhentroges über Nordwesteuropa.
Dabei wird allmählich wieder wärmere Biskayaluft vor allem in den Süden des
Vorhersagegebietes advehiert (T850 hPa um 18 UTC zwischen 7 Grad im Norden und
15 Grad an den Alpen). Ausläufer einer Tiefdrucknördlich der Britischen Inseln
streifen dabei den Nordwesten und Norden des Landes mit dichteren Wolkenfeldern,
vor allem Richtung Nordsee fällt auch etwas Regen. Sonst bleibt es bei schwachem
Hochdruckeinfluss trocken. Der Schwerpunkt hohen Luftdruckes verlagert sich
allmählich von Süddeutschland ins östliche Mitteleuropa, so dass vor allem im
Süden und Osten häufig die Sonne scheint.
Im erweiterten Mittelfristzeitraum bis über die Wochenmitte hinaus verbleibt das
Vorhersagegebiet zumindest nach Lesart des aktuellen IFS-Laufes unterhalb einer
leicht mäandrierenden westlichen Höhenströmung, die vor allem am Mittwoch wieder
etwas zyklonaler aufgestellt ist. Somit scheint in der Südhälfte häufig die
Sonne, es bleibt trocken und warm, während es im Norden bis in den zentralen
Mittelgebirgsraum nur mäßig warm wird und bei zeitweise etwas dichterer
Bewölkung einzelne Schauer geben kann.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Großen und Ganzen erweist sich der aktuelle IFS-Lauf als konsistent zu den
beiden Vorläufen. Am Samstag wird die heiße und instabile Luftmasse im Südosten
nun etwas rascher ausgeräumt als in den Vorläufen, womit die Wahrscheinlichkeit
schwerer Gewitter dort als etwas geringer einzustufen ist.
Der Höhentrog am Sonntag und Montag wird etwas markanter und nachhaltiger
simuliert als im gestrigen 12 UTC-Lauf und ähnelt somit eher dem 00 UTC-Lauf,
der selbigen ebenfalls über Mitteleuropa am Montag noch einmal regenerieren
ließ.
In der erweiterten Mittelfrist gehen die Läufe dann etwas auseinander. Der
gestrige 00 UTC-Lauf tendierte zu Wochenmitte Richtung Südwest antizyklonal, der
gestrige 12 UTC Lauf zu Südwest zyklonal, der aktuelle zu West zyklonal.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

In groben Zügen stützen die zur Verfügung stehenden Globalmodelle zumindest bis
zum Sonntag die oben beschriebene Entwicklung. Kleinere Differenzen bestehen
noch bzgl. der Verdrängung der heißen Luftmasse am Samstag im äußersten Südosten
des Landes. Lediglich ICON-EU deutet dort noch ein erhöhtes Potenzial für
Schwergewitter an, nach Lesart aller anderen Modelle wird die instabile
Luftmasse voraussichtlich vorzeitig abgedrängt, die progressivste Variante
fahren dabei GFS und GEM.
Bereits am Sonntag werden die Differenzen dann schon allmählich größer, in
erster Linie, was das Verhalten des durchschenkenden Troges angeht. Dabei ähnelt
die Variante des kanadischen GEM mit einer recht markanten und nachhaltigen
Passage der des IFS, während ICON und vor allem GFS den Trog flacher und
progressiver auf der Agenda haben. GFS lässt bereits am Montag einen flachen
Rücken über das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts schwenken, der für eine rasche
Wetterberuhigung sorgt.
Am Dienstag und Mittwoch tendiert dann das GFS Richtung Südwest zyklonal mit
einem markanteren Warmlufteinschub nach Süddeutschland als das IFS, während es
nach Lesart beider Modelle im Norden und Westen, nach IFS auch in der Mitte eher
unbeständiger und etwas kühler bleibt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Ein positives NAO-Muster prägt nahezu den gesamten Mittelfristzeitraum. Das
spiegelt sich auch im EPS des IFS wider, wobei sich die 49 Ensemblemitglieder,
der Haupt- und der Kontrolllauf sowohl im Zeitraum T+72-96 Stunden als auch im
nächstfolgenden Zeitraum (T+120-168 Stunden) auf jeweils drei Cluster verteilen,
die sich zunächst kaum voneinander unterscheiden.
Erst ab etwa kommenden Sonntag/Montag ergeben sich – auch nur bei genauerem
Hinschauen – kleinere Differenzen, was die Ausprägung des Troges angeht. Diesen
zeigen Cluster 1 (24 Member, inklusive Hauptlauf) und Cluster 2 (18 Member),
also der Großteil der Ensemblemember, ausgeprägter und durch Regenerierung etwas
nachhaltiger als Cluster 3 (9 Member).
In der erweiterten Mittelfrist (T+192-240 Stunden) tendieren Cluster 1 und 3
weiterhin Richtung West bis Südwest zyklonal. Vor allem in der zweiten Hälfte
der kommenden Woche deuten beide Cluster auch mal markantere (kurzwellige)
Trogdurchgänge an.
Cluster 2 (inklusive Hauptlauf) zeigt ein leicht mäandrierendes Muster, wobei
sich westlich der Britischen Inseln vorübergehend ein Rücken aufwölbt. Dabei
könnten auf dessen Vorderseite von Nordwesten her zum Ende kommender Woche hin
von Norden her recht kühle Luftmassen nach Mitteleuropa vorstoßen.
Dass der grobe Wetterablauf bis zu Beginn kommender Woche einigermaßen
feststeht, zeigt sich auch in den Rauchfahnen für verschiedene Gitterpunkte im
Vorhersagegebiet. Nach dem kurzen Hitzepeak am Donnerstag/Freitag sinkt die 850
hPa-Temperatur bis Montag deutlich ab, und das in einem sehr engen Spread von
nur wenigen K Unterschied zwischen den Membern. Ab Dienstag wird der Spread dann
größer, je nachdem, ob eher West oder Südwest zyklonal ins Haus steht. Das Gros
der Member bewegt sich z.B. für die rauchfahne Offenbach weiterhin zwischen 8
und 13 Grad in 850 hPa, einige darüber, wenige – vor allem ab Donnerstag – auch
darunter.
Das EPS des GFS unterscheidet sich nicht signifikant vom IFS.

FAZIT:
Nach kurzem Hitzepeak am Do/Fr steht am Wochenende und zu Beginn kommender Woche
erst einmal eine Abkühlung auf angenehme, in etwa der Jahreszeit entsprechende
bzw. in der Nordhälfte auch auf leicht unternormale Temperaturwerte auf der
Agenda. Niederschläge wird es wohl relativ verbreitet geben, allerdings nicht
allzu ergiebig.
Im Laufe der kommenden Woche dauert dann die leicht zyklonal konturierte West-
bis Südwestlage an. Vor allem in der Südhälfte bleibt es meist sommerlich warm,
aber meist nicht heiß, im Norden ist es oft „nur“ mäßig warm und auch leicht
unbeständig. Allzu ergiebige Niedersachläge sind nach wie vor nicht in Sicht,
vor allem nicht in den Regionen, in denen es bisher zu trocken war.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mit der Zufuhr von Subtropikluft sind am Freitag vor allem im Süden und Osten
nochmals Höchstwerte zwischen 30 und 36 Grad zu erwarten, was mit einer starken
Wärmebelastung einhergeht. Dabei kann es – ausgehend von den Mittelgebirgen und
den Alpen – am späten Nachmittag und Abend dort vereinzelte, dann aber kräftige
Gewitter geben, Unwetter aufgrund von Starkregen und Hagel nicht ausgeschlossen.

Mit Übergreifen der Kaltfront setzen im Norden und Westen schauerartige
Regenfälle ein, die in der Nacht zum Samstag nur zögernd südostwärts
vorankommen, kurze Gewitter mit Starkregen, präfrontal auch mit Hagel und
stürmischen Böen, nicht ausgeschlossen. Aus der Probabilistik lasse sich aber
kaum Hinweise auf Starkregen herleiten, am ehesten noch in der Nacht zum Samstag
im Nordwesten.
Am Samstag kommt die Kaltfront südostwärts voran und überquert in der Nacht zum
Sonntag die Alpen. Ob der Einschub potenziell instabiler Luftmassen in den
Südosten noch für schwere Gewitter ausreicht, ist fraglich. Am ehesten zeigt
ICON-EU noch entsprechende Hinweise, nach GFS und GEM wird die Luftmasse
allerdings zu rasch abgedrängt und auch IFS simuliert diesen Vorgang
progressiver als in den Vorläufen.
Mit Kaltfrontpassage gibt es schauerartige Regenfälle, einzelne Gewitter mit
Starkregen nicht ausgeschlossen. An den Alpen bzw. in Südostbayern kann später
bzw. in der Nacht zum Sonntag auch mehrstündiger Starkregen auftreten, die
probabilistischen Verfahren zeigen Wahrscheinlichkeiten über 30% dafür.
Am Sonntag gibt es dann bei Zufuhr erwärmter Meeresluft vielerorts Schauer und
kurze Gewitter, wobei lokal eng begrenzt auch wieder Starkregen und stürmische
Böen auftreten können. Am ehesten wahrscheinlich sind diese wohl im Nordwesten
und Norden sowie in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen, während es im
Südwesten sowie vom Main bis zur Donau wohl vielerorts kaum für Schauer reicht.
Am Montag nimmt die Schauer- und Gewitterwahrscheinlichkeit generell ab.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff