S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 16.08.2020 um 10.30 UTC

Anfangs im Nordosten Schauer und einzelne Gewitter. Am Donnerstag, insbesondere
aber am Freitag von Westen und Nordwesten wieder wechselhafter mit teils
schauerartigem und gewittrigem Regen sowie zeit- und gebietsweise leicht böig
auflebendem Wind.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 23.08.2020

Am Mittwoch ist über dem Nordosten in 500 hPa noch Trogeinfluss wirksam, der
allerdings im Tagesverlauf nachlässt. Im Norden und Osten sind aber noch Schauer
und Gewitter möglich, wenngleich schwächer als am Vortag. Von Frankreich her
nähert sich ein Höhenrücken, dessen Achse den Westen zwar noch nicht erreicht,
dessen Wirkung auf unser Wetter durch Absinken und eine entsprechende
Stabilisierung der Schichtung aber über den Tag hinweg zunimmt. Im
Bodendruckfeld zeigt sich schon zu Tagesbeginn ein Hoch mit Schwerpunkt über den
Alpen als das zentrale Druckgebilde, es bildet im Tagesverlauf eine in
Nord-Süd-Richtung über Deutschland verlaufende Brücke aus, die nur sehr
zögerlich nach Osten vorankommt. Durch die Verlagerung nach Osten kommt der
Westen unseres Landes aber zunehmend auf die Rückseite der Brücke, wo eine
südwestliche bodennahe Strömung für einen leichten Anstieg der 850er
Temperaturen sorgt. Liegen diese Werte, von Nord nach Süd betrachtet, zu
Tagesbeginn noch zwischen 9 und 11 Grad, so steigen sie bis zum Donnerstagmorgen
auf 11 bis 16 Grad. Dabei sind am Tage über dem Norden und Osten gebietsweise
noch geringe Niederschläge möglich, in der Nacht zum Donnerstag beginnt es dann
im Westen leicht zu regnen, da der Rücken von WLA überlaufen wird. Durch die
geringen Druckgegensätze im Hoch bzw. im Bereich der Brücke präsentiert sich die
Wetterlage als windschwach.

Am Donnerstag und in der Nacht zu Freitag zieht der Rücken über Deutschland
hinweg nach Osten, wobei seine Achse dafür laut des deterministischen Laufs von
EZMW tatsächlich ziemlich genau 24 Stunden benötigt. Dabei greift der Rücken
auch weiter nach Norden aus, so dass im Tagesverlauf das Geopotential allgemein
ansteigt und erst in der Nacht im Nordwesten wieder ein Sinken des Geopotentials
zu beobachten ist. Dort wird der beschriebene Potentialanstieg aber durch die
zunehmend zyklonal konturierte Höhenströmung und die schon angesprochene WLA
überkompensiert, was für Hebung und gebietsweise gewittrige Niederschläge, vor
allem in NRW und dem westlichen Niedersachsen, sorgt, die in der Nacht wieder
nachlassen. Mit dem Höhenrücken wandert auch die Hochdruckbrücke nach Osten, in
der Nacht zum Freitag erreicht sie dann Polen. Auf ihrer Rückseite lebt der Wind
etwas auf, ohne dass dabei warnwürdige Böen auftreten würden. Die 850er
Temperaturen steigen in Zuge der geschilderten Prozesse mit einer südwestlichen
Strömung an, schon am Abend erreichen sie im Südwesten über 20 Grad, am
Freitagmorgen reicht ihre Spanne dann von 15 bis 21 Grad. Damit geht natürlich
auch ein Anstieg der Tagesmaxima einher. Am Oberrhein werden dann wieder über 30
Grad erreicht, meist liegen die Höchstwerte aber um 28 Grad.

Am Freitag greift von Westen und Nordwesten das schleifende Frontensystem eines
Tiefs über dem Nordatlantik auf Deutschland über, wobei das zugehörige
Zentraltief über dem nahen Ostatlantik nach Ost-Nordost zieht und am
Samstagmorgen die Hebriden erreicht. Die Front verläuft am Tage etwa von der
Eifel bis nach Schleswig-Holstein, in der Nacht kommt die etwa bis auf eine
Linie Saar – Vorpommern voran. Am Tage kommt es an der Front nach den
Vorstellungen des deterministischen Laufs von EZMW nur gebietsweise, in der
Nacht dann recht verbreitet zu Regenfällen. Thermisch ist die Front nicht sehr
markant ausgeprägt, über dem äußersten Nordwesten sinken die 850er Temperaturen
nur zögerlich von den 15 Grad des Vortages auf 10 bis 11 Grad. Da die Front
diagonal über Deutschland schleift, wird die heiße Luftmasse über dem Süden und
Südosten ohnehin nicht ausgeräumt. Mithin verbleiben dort die Temperaturen am
Oberrand der Grenzschicht durchweg bei über 15, im Südosten sogar bei über 20
Grad. Die Folge sind in der Südosthälfte Maxima um 30 Grad mit einer wieder
verbreiteter auftretenden Wärmebelastung. In der Nordwesthälfte steigen die
Temperaturen dagegen auf erträglichere Maxima um 27 Grad.

Am Samstag und Sonntag zieht das steuernde Zentraltief von Schottland bis in den
Norden Skandinaviens. Der mit ihm verbundene Langwellentrog greift am Samstag
auf Mitteleuropa über, er bleibt aber bis einschließlich Sonntag für uns
wetterbestimmend. Entsprechend gestaltet sich das Wetter wechselhaft, am Samstag
kommt die Front durch die zunehmende frontsenkrechte Windkomponente weiter in
den Südosten voran, so dass es dort zu regnen beginnt, im Stau der Alpen auch
länger anhaltend. Rückseitig der Front steigt der Druck und von Westen schiebt
sich ein flacher Hochkeil nach Deutschland herein. Der Trog sorgt aber dennoch
für Hebung, schon am Samstag kommt es im Norden zu Schauern und Gewittern, und
auch am Sonntag können sich deutschlandweit einzelne Schauer und Gewitter
bilden. Dabei sinken die 850er Temperaturen, am Samstagabend liegen sie von
Nordwest nach Südost bei 8 bis 15 Grad, am Sonntag dann bei 7 bis 13 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist am Montag und Dienstag zieht der Trog nach Osten
ab und das Wetter beruhigt sich allmählich.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Übereinstimmung des aktuellen EZMW-Laufs mit seinen Vorläufen kann als gut
bezeichnet werden. Zwar liegen für den kommenden Mittwoch der aktuelle sowie der
gestrige 00-UTC-Lauf bezüglich des Druckfeldes auf dem Atlantik (Termin: 12 UTC)
deutlich auseinander, für uns haben dies Unterschiede jedoch keine wesentliche
Relevanz. Dies liegt daran, dass beide genannten Läuft (und der gestrige
12-UTC-Lauf, der mit dem heutigen 00-UTC-Lauf weitgehend deckungsgleich ist) für
Deutschland hohen Luftdruck bei flacher Luftdruckverteilung sowie einen
schwachen, nach Osten auswandernden Trog vorhersagen.

Am Donnerstag (12 UTC) positionieren die letzten EZMW-Läufe das steuernde
Zentraltief alle westlich von Irland. Während der aktuelle Lauf und sein
Vorgänger mit Kerndrücken von knapp unter 980 hPa aber etwa auf Augenhöhe
liegen, peilte der gestrige 00-UTC-Lauf noch einen Kerndruck von unter 965 hPa
an – ein bemerkenswerter Unterschied! Aber dennoch: von der räumlichen
Verteilung der Druck- und Geopotentialkonstellationen sind sich die Läufe alle
ähnlich, für Deutschland bedeutet dies einen Rücken, der von Lauf zu Lauf
kräftiger gerechnet wurde – bei nunmehr insgesamt zögerlicher Verlagerung als
noch in den Vorläufen. Entsprechend stärkeres Absinken äußert sich im aktuellen
Lauf in geringeren Feuchtewerten im 700 hPa.

Am Freitag (12 UTC) nähern sich die Läufe wieder an – was nicht für das
Zentraltief gilt. Der gestrige 00-UTC-Lauf fällt diesbezüglich immer noch aus
dem Rahen, jetzt mit einer deutlich weiter südlich liegenden Position und einem
weiterhin deutlich niedrigeren Druck als bei den aktuelleren Läufen. Aber über
Deutschland liegen die Maxima der Feuchte in 700 hPa, die mutmaßlich mit der
Lage der Kaltfront korrelieren sollten, recht ähnlich, die Höhenströmung über
Mitteleuropa ist bei allen drei Läufen eine südwestliche und sie wird als glatt
oder leicht zyklonal konturiert vorhergesagt. Dazu zeigen sich auch in der 850er
Temperaturverteilung nur geringe Unterschiede, sowohl in den Mustern als auch in
den absoluten Werten.

Letztendlich überrascht, wie gut die Übereinstimmung der Prognosen für
Mitteleuropa ist, wenn man dabei die teils gewaltigen Unterschiede auf dem nahen
Atlantik im Hinterkopf hat.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Am kommenden Mittwoch (Termin 12 UTC) entscheidet sich die internationale
Gemeinschaft (z.B. GFS, ICON, EZMW, LFPW) für Hochdruckeinfluss und einen über
dem Nordosten Deutschlands abziehenden Höhentrog, wobei die Verlagerung des
Troges bei GFS am schnellsten, bei EZMW dagegen am zögerlichsten voranschreitet.

Auch am Donnerstag ist man sich weitgehend einig. Einen markanten Langwellentrog
über dem Ostatlantik und einen Höhenrücken über Deutschland nieten alle Modelle,
wobei bezüglich der Verlagerung des Rückens EZMW schon wieder am langsamsten und
GFS am schnellsten ist. Der Kern des steuernden Zentraltiefs wird zwar von Form
und Lage etwas unterschiedlich angepeilt, aber immerhin sind die avisierten
Kerndrücke ähnlich und meist ist das Tief auch westlich von Irland zu finden.

Am Freitag geht es weiter mit der Einigkeit: Langwellentrog über dem
Nordostatlantik bei südwestlicher Höhenströmung über Mitteleuropa (die ICON eine
Nuance steiler simuliert als z.B. GFS oder EZMW), dazu das steuernde Tief
nordwestlich von Irland, selbst die Lage der Front recht ähnlich – die Lage
hätte Potential für größere Modellunterschiede geboten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles des EZMW liefern im Zeitfenster +72 bis +96 Stunden 3 Cluster, die
sich komplett oder überwiegend im der Kategorie „Negative NAO“ bewegen. Die
Geopotential- und Druckgegensätze über Deutschland sind aber bei allen Clustern
durchweg gering, so dass diese für unsere Wetter keine signifikant
unterschiedlichen Prognosen darstellen.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden werden 6 Cluster angeboten, die mehr oder
weniger schnell in die Wetterkategorie „Positive NAO“ übergehen (oder von Anfang
an in dieser Kategorie liegen). Das spiegelt das Übergreifen des Ostatlantischen
Troges auf Mitteleuropa am Samstag bzw. Sonntag wieder. Innerhalb des
Zeitfensters zeigen sich aber deutliche Unterschiede in den Geopotentialfeldern,
Als Beispiel sei hier nur der Rücken genannt, der zum Wochenende vom o.e.
Langwellentrog nach Osten abgedrängt wird. Dieser greift mal sehr weit nach
Norden aus, mal ist er flach, mal von großer, mal von kleiner Wellenlänge.

Ein potentieller Ablauf, der sich doch etwas in den Vordergrund drängt: Die
beiden größten Cluster mit zusammen 29 Vertretern (wobei der Haupt- und
Kontrolllauf im Cluster 2 liegen) zeigen ähnliche Muster und wechseln zeitgleich
vom Termin +120h zum Termin +144h aus der Kategorie „Negative NAO“ in die
Kategorie „Positive NAO“. So könnte es dann auch kommen…

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen sowohl für die 850er Temperatur als auch
für das Geopotential bis zum Mittwoch einen Rückgang bei nur geringer Zunahme
der Streuung. Ab Mittwoch steigen beide Kurven bis zum Freitag deutlich an,
wobei die Varianz insbesondere bei den 850er Temperaturen deutlich zunimmt. So
liegt die Spanne der entsprechenden Werte zwischen 12 und 22 Grad. Der Haupt-
und der Kontrolllauf bewegen sich dabei recht zentral innerhalb der
Verteilungen, erst am Freitag liegen sie, zumindest bezüglich der 850er
Temperaturen, im oberen Drittel der Verteilung.

Die Rauchfahnen des GFS zeigen keine wesentlichen Unterschiede zu denen des
EZMW.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt für die zweite Hälfte der kommenden Woche Signale für signifikant
über dem Klimamittel liegende Temperaturen.

COSMO-LEPS zeigt keine signifikanten Wetterentwicklungen. Gleichwohl ist im
Mittelfristzeitraum wieder mit Gewittern zu rechnen:
am Mittwoch im Nordosten in relativ schwacher Ausprägung
am Donnerstag im Westen mit Starkregen, Sturmböen und Hagel
am Freitag über der Mitte und dem Süden mit schwacher Ausprägung
am Samstag eher im Südosten, am Sonntag eher im Nordwesten

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas