S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.08.2020 um 10.30 UTC

Im Mittelfristzeitraum weiterhin feuchtwarme Luftmassen aktiv. Daher Andauer der
gewitterträchtigen Großwetterlage mit Unwetterpotential.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 19.08.2020

Am Samstag lässt sich über Europa eine Art Omegalage ausmachen. So befindet sich
ein Höhentief bei der Biskaya und ein Trog über Westrussland. Dazwischen liegt
ein breiter Rücken mit einer allerdings nur flachen Geopotentialverteilung. Auch
am Boden gibt es kaum Druckgegensätze. Allerdings findet man eine klare
Konvergenz ausgehend von Niedersachsen bis nach Sachsen. Diese wird in der
labilen und feuchten Luftmasse sicherlich die Hauptzone für Gewitter mit
Unwetterpotential durch Starkregen sein. Nordöstlich davon liegen trockenere
Luftmassen, südwestlich davon ist orographisch getriggert ebenfalls Konvektion
möglich.

Am Sonntag verschiebt sich die Achse des Rückens nach Osteuropa. Damit gelangt
der Vorhersageraum stärker auf die Vorderseite des westeuropäischen Höhentiefs,
das zunehmend in einen von Westen sich nähernden Trog eingebunden wird. Am Boden
gibt es weiter kaum Druckgegensätze. Über dem Norden Deutschlands lässt sich ein
Randtrog ausmachen, sodass dort die Gewittertätigkeit am wahrscheinlichsten ist.
Sonst dominiert vornehmlich antizyklonaler Einfluss, vorderseitig der noch über
Frankreich liegenden Troges.

Am Montag wird das westeuropäische Höhentief (über dem Ärmelkanal) in das neue
Trogsystem eingebunden. Deutschland liegt nun stärker auf seiner Vorderseite in
einer zunehmend diffluenten Höhenströmung, die auch mehr Dynamik zulässt. Zudem
lässt sich im Bodenfeld ein Bodentrog ausmachen. Dieser wandert aus der Nacht
heraus nordostwärts über Deutschland hinweg. Darin eingelagert ist auch eine
Kaltfront die bis zum Abend den Osten und Süden erreicht. Je nach genauem Timing
sind präfrontal und mit der Front selbst kräftige Gewitter denkbar. Von Westen
fließt nachfolgend etwas weniger warme und trockenere Luft ein.

Am Dienstag und Mittwoch wird der westeuropäische Trog an seiner Westflanke
reaktiviert. So lässt sich ein darin eingelagertes kräftiges Höhentief finden,
das zu Biskaya zieht. Deutschland liegt auf der diffluenten Trogvorderseite,
sodass weiterhin die Zufuhr feuchtwarmer Luftmassen zu erwarten ist und auch
Unwetterpotential besteht.

In der erweiterten Mittelfrist zeigt der aktuelle deterministische ECMWF-Lauf,
dass der Haupttrog Deutschland bis zum Ende der kommenden Woche überquert und
anschließend der Vorhersageraum rückseitig in eine nordwestliche Höhenströmung
gelangt. Damit würden dann endgültig kühlere Luftmassen in den Vorhersageraum
einfließen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im mittelfristigen Vorhersagebereich sind die verschiedenen Modellläufe am
Wochenende zunächst recht konsistent. Unterschiede liegen allenfalls in der
genauen Positionierung kurzwelliger Anteile und damit die genaue Lage von
Bodenkonvergenzen und Gewitterschwerpunkten.

Zur neuen Woche nehmen die Unterschied dann schon zu. Gerade im Vergleich zum
gestrigen 00 UTC Lauf bestehen noch Fragezeichen, wo und wie genau das Höhentief
in den von Westen sich nähernden Trog eingebunden wird. Die Abweichungen
zwischen aktuellen und gestrigen 00 UTC Lauf werden im weiteren Verlauf noch
deutlich größer, während der gestrige 12 UTC Lauf noch eine gewisse Ähnlichkeit
mit der neuesten Modelllösung aufweist.

Zur Wochenmitte laufen die drei Modellläufe dann deutlich auseinander und es ist
keine Konsistenz mehr gegeben.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Am Wochenende zeigt sich noch recht gute Einigkeit in der grundlegenden
Ausrichtung. Im Detail bestehen allerdings noch gewisse Unsicherheiten was die
genaue Positionierung der Gewitterschwerpunkte betrifft, insbesondere am
Sonntag.

In der neuen Woche werden die Unsicherheiten allmählich größer. Während sich am
Montag und Dienstag noch ein ähnliches Muster erkennen lässt, laufend die
Modelllösungen am Mittwoch dann deutlich auseinander. Bei ICON liegt das
Höhentief dann bei Irland und die Höhenströmung ist damit deutlich flacher, als
nach der EZ-Lösung (Biskaya). Bei GFS liegt das Höhentief sogar über dem
Nordmeer mit einer westlichen Strömung über Deutschland mit mehreren
kurzwelligen Anteilen (zonale Strömung).

Darüber hinaus laufen die Prognosen dann komplett auseinander.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen von Offenbach zeigen bis einschließlich Montag einen recht eng
gebündelten Verlauf mit nur wenigen Ausreißern. Dabei verlaufen Haupt- und
Kontrolllauf im Bereich des Median.
Ab Dienstag nimmt die Streubreite allmählich zu und wird ab Mittwoch dann recht
groß. Das gilt sowohl für das Geopotential, als auch die 850 hPa Temperatur. Der
Hauptlauf bewegt sich dabei im oberen Bereich der Lösungen für die 850 hPa
Temperatur. Der Kontrolllauf zeigt sogar noch etwas höhere Werte.
Beim anschließenden Übergreifen des Troges bewegen sich Haupt- und Kontrolllauf
dann eher am Unterrand der 52 Member.

Das Clustering des ECWMF zeigt für den Zeitraum +120 bis +168 h (Mo 00 bis Mi
00) fünf verschiedene Lösungen. Diese unterscheiden sich vornehmlich bezüglich
der genauen Positionierung der Lage des westeuropäischen Höhentiefs, die dann
auch die Situation auf seiner Vorderseite beeinflusst. Die Verteilung der Member
auf die einzelnen Cluster ist dabei recht einheitlich. Haupt- und Kontrolllauf
im Cluster 4 (10 Member). Im am stärksten besetzten Cluster 1 (14 Member) liegt
der Haupttrog weiter östlich und damit stärker an Deutschland dran.
Im Zeitraum +192 bis +240 h (Do00 bis Sa00) gibt es erneut fünf Lösungen. Die
Spannbreite zwischen den einzelnen Clustern ist dabei sehr groß (Rücken,
Troglage, Zonalisierung).

Das EPS des GFS zeigt ein ähnliches Bild mit dem Knackpunkt am kommenden Di/Mi.

FAZIT: Die Entwicklung der Wetterlage am kommenden Wochenende erscheint
abgesehen von Details recht klar. Auch der Beginn der neuen Woche lässt sich
noch mit einer gewissen Sicherheit prognostizieren. Spätestens zum Mittwoch
nimmt die Spannbreite der Lösungen deutlich zu. Viel hängt davon ab, wie das
Höhentief in den von Westen kommenden Trog eingebunden wird und wie stark sich
das System amplifizieren kann. Eine Prognose ist dann nicht mehr möglich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im gesamten Mittelfristzeitraum stehen warntechnisch weiterhin die Gewitter im
Vordergrund.

Am Samstag besteht in einem breiten Streifen von Niedersachsen bis Sachsen
erhöhte Gefahr von Gewittern mit Unwetterpotential durch Starkregen. Weiter nach
Südwesten kann es vornehmlich im Bergland einzelne starke Gewitter.

Am Sonntag muss vor allem im Norden mit markante Gewitter gerechnet werden,
Unwetter nicht ausgeschlossen. Am Abend und in der Nacht auf Montag greifen von
Westen neue teils kräftige Gewitter über, lokal Unwetter nicht ausgeschlossen.
Dann ist auch mehr Dynamik mit im Spiel.

Am Montag vor allem im Osten und Süden Gewitter wahrscheinlich, lokal Unwetter.
Dabei neben Starkregen auch größerer Hagel im Fokus. Dazu erhöhte Gefahr von
Sturmböen und mehr

Am Dienstag gebietsweise Gewitter, weiterhin örtlich Unwettergefahr. Genau
Schwerpunkt noch nicht auszumachen.

Ab Mittwoch Prognose kaum noch möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer