S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 09.08.2020 um 10.30 UTC

Heiß mit zunehmender Gewitterneigung, Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 16.08.2020

Eingangs der Mittelfrist am kommenden Mittwoch liegen wir im Zustrom heißer
Luftmassen am Rand eines Hochs mit Schwerpunkt über Nord- und Osteuropa. Die
Temperaturen liegen in 850 hPa zwischen 14 Grad im Nordosten und 19 Grad im
Südwesten, was verbreitet Maxima über 30 Grad zur Folge, im Westen gebietsweise
über 35 Grad. Der Höhenrücken über Mitteleuropa, der auch das Bodenhoch im
Nordosten stützt, wird flankiert von einem Trog über Westeuropa und einem über
Osteuropa, so dass sich eine omegaähnliche Strömung ergibt. Die
Bodentiefdruckrinne über Frankreich weitet sich dabei nach Osten aus und mit
steigender feuchte kommt es vor allem über der Südwesthälfte Deutschlands im
Tagesverlauf zu teils starken, unwetterartigen Schauern und Gewittern. Weiter
östlich dauert die Zufuhr trockener Festlandsluft aus dem Hoch heraus noch an.
Am Donnerstag schwenkt ausgehend vom Drehzentrum des Troges südwestlich Irlands
ein Randtrog über Frankreich nach Nordosten. Der Höhenrücken bekommt einen
Schubs nach Osten und der Luftdruck über Mitteleuropa fällt weiter. Die
Tiefdruckrinne und mit ihr die gewitterträchtige Luftmasse weiten sich nach
Nordosten aus. Ausgespart davon bliebe dann wahrscheinlich nur der Bereich
zwischen Ostsee und Erzgebirge. Ansonsten bilden sich erneut teils kräftige
Gewitter mit Unwetterpotential. Auch an der Hitze ändert sich vorerst fast
nichts, die Temperaturen gehen wegen des langsam zunehmenden Bewölkungsanteils
zwar geringfügig zurück, die steigende Feuchte hält die Hitzebelastung weiter
sehr hoch.
Am Freitag weitet sich der Trog über Westeuropa eher nach Süden aus und macht
nur wenig Boden nach Osten hin gut. Insgesamt ist die Strömungsanordnung aber
nach wie vor leicht progressiv und die Rückenachse liegt über Ostdeutschland.
Darunter sollte in etwa auf die Bodenrinne liegen, auf deren Westflanke nun
etwas weniger heiße, aber weiter zumindest sehr warme Luftmassen in den Süden
und Westen eindringen. Diese Luft ist feucht und instabil geschichtet, so dass
es zu weiteren Schauern und Gewittern kommt, die lokal unwetterartig ausfallen
können. Trotz des darüber befindlichen Höhenrückens sind auch im Osten und
Nordosten, in der dort noch lagernden heißen Luft örtliche, teilweise schwere
Gewitter nicht ausgeschlossen.
Am Samstag und Sonntag macht die weitere Ostprogression des Strömungsmusters
erst mal Pause. Der Höhenrücken sollte knapp östlich von uns angekommen sein und
Deutschland damit auf der Vorderseite eines Troges über Westeuropa. Mit
südlicher bis südwestlicher Strömung wird teils heiße Luft vor allem in den
Süden und Osten geführt, während im Nordwesten und Westen etwas moderater
temperierte Luft einsickern kann, die aber ebenfalls sehr warm sein dürfte. Bei
zyklonal aufgestelltem Bodendruckfeld mit Tiefdruckrinne und entsprechenden
Konvergenzen muss von schwülwarmem Wetter mit wiederholten Schauern und teils
starken Gewittern ausgegangen werden.
In der erweiterten Mittelfrist gehen die Temperaturen von Westen her langsam
leicht zurück, es bleibt aber trogvorderseitig unbeständig mit Schauer- und
Gewitterneigung.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS Modells ist in den letzten Läufen recht gut. Die
anfängliche Omegalage und die anschließende zögernde Ostverschiebung des Musters
wurden auch in den Vorläufen mit überschaubaren Abweichungen simuliert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Unterschiede zwischen den globalen Modellen sind für einen mittelfristigen
Zeitraum eigentlich sehr überschaubar. Anfangs hat ICON den Höhenrücken deutlich
breiter konfiguriert, lässt ihn dann aber rasch auf das Maß der anderen Modelle
schrumpfen. Trotzdem zeigt ICON die Ausbreitung der Gewitter nach Nordosten
gegenüber GFS und den Europäern verzögert, wobei GFS die Nase vorn hat, wohl
aber auch wegen der bekannten Überbetonung der Konvektion. Die Abläufe werden
aber alles in allem ähnlich simuliert, wirkliche Alternativen zur oben
beschriebenen Entwicklung sind nicht zu finden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles der
Europäer die Aussagen des Hauptlaufs. Der Spread wird vor allem in der T850
Kurve ab dem Wochenende größer, wohl aus dem Umstand heraus, dass das
Übergreifen des Troges von Westen her noch unsicher ist, bzw. vor allem in
welchem Maße auch frischere Luft einsickert, da in der Geopotentialkurve der
Spread bis zum Ende der Mittelfrist eigentlich überschaubar bleibt. Ein leichtes
Einknicken der Temperaturen ist ab Freitag vor allem im Westen und Süden zu
sehen, während die Kurven nach Osten hin auf hohem Niveau verharren. Es sind
auch immer wieder Niederschlagssignale vorhanden, auch bundesweit, so dass
zumindest konvektive Niederschläge in den bis dato „dürren“ Regionen zu erwarten
sind.
Mittelfristig bleibt in der Clusterung das Muster „Blocking“ bestimmend, das bis
zum Ende der Mittelfrist alle Cluster dominiert. Der Schwerpunkt der positiven
Geopotentialanomalie liegt aber über Nordeuropa, während über Westeuropa
zyklonale Strukturen bestimmend sind, die auch in den meisten Clustern nach
Mitteleuropa ausgreifen.
Die Ensembles des GFS zeigen ab Freitag von Westen her ein langsameres Absinken
der Temperaturen, als der Hauptlauf. Ansonsten ähnelt der Ablauf dem im IFS mit
wiederholten Niederschlagssignalen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Signifikant ist zunächst mal die Hitze und in weiten Teilen des Landes die
anhaltende Trockenheit, die durch die konvektiven Niederschläge auch kaum
beendet wird.
Daneben treten aber zusehends die Gewitter auf den Plan, die eigentlich täglich
zu erwarten sind. Dabei sind auch Unwetter vor allem durch Starkregen und Hagel
möglich. Vor allem im EFI CAPE sind deutliche Signale auf die sehr instabile
Luftmasse und damit die hohe Gewitterneigung zu sehen. Auch bei Cape Shear sind
leichte Hinweise auf mögliche unwetterartige Entwicklungen zu sehen.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS, IFS EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner