SXEU31 DWAV 081800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.08.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Hochdruckrandlage. Starke bis extreme Wärmebelastung. Am Sonntag in Ostseenähe
und sonst allenfalls über dem Bergland einzelne Hitzegewitter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland unter einem breiten Höhenkeil, der sich von den
Pyrenäen über Mitteleuropa hinweg bis nach Lappland erstreckt. Durch diesen Keil
wird ein ausgedehntes Bodenhoch mit Schwerpunkt über den Baltischen Staaten
gestützt. Mit einer nordöstlichen bodennahen schwachen Strömung gelangt
trocken-heiße Luft nach Deutschland.
An der Nordwestflanke des Keils schwenkt ein Trog über das Nordmeer hinweg zu
den Lofoten. Die diesem Trog vorgelagerte schwache Kaltfront löst sich über der
Nordsee auf, so dass hiervon lediglich ein paar Wolkenfelder übrigbleiben, die
auf den Nordwesten übergreifen können. Nach Passage des Troges wölbt sich ein
Rücken in Richtung Island auf, wodurch der Keil letztendlich regeneriert wird.
Hierdurch gestützt kommt ein neuer Hoch-Schwerpunkt über der nördlichen Nordsee
zustande. Ungehindertes Absinken lässt keine nennenswerte Wolkenbildung und erst
recht keine konvektiven Aktivitäten zu. In der Nacht zum Sonntag geht die
Temperatur in größeren Städten, aber auch in mittleren Höhenlagen nicht mehr
unter 20 Grad zurück.

Sonntag … kräftigt sich der leicht ostwärts schwenkende, aber bis nach
Ostgrönland ausgreifende Rücken, so dass sich im Zusammenspiel mit dem
bisherigen Keil eine scheinbar retrograde Verlagerung ergibt. Das „neue“
Bodenhoch verlagert sich nunmehr in die Norwegische See. Gleichzeitig rückt ein
Trog in den nahen Ostatlantik vor. Vorderseitig setzt über Frankreich in der
einfließenden Subtropikluft die Bildung einer flachen Tiefdruckrinne ein.
Zwischen dieser und dem Hoch über der Norwegischen See legt die bodennahe
schwache nordöstliche Windkomponente etwas zu.
Die Reste des über Lappland liegenden Troges lassen sich im 300 hPa-Niveau bis
in den Norden Deutschlands reichend finden. Aufgrund der bisherigen Aufheizung
ist die Schichtung labil, zudem wird von der Ostsee her Feuchte eingesteuert,
was Norden und Nordosten den Gehalt an niederschlagbarem Wasser auf 30 bis knapp
40 mm steigen lässt. Allerdings ist die durch die schwache Trogstruktur
ausgelöste Hebung eher ungeeignet, gegen das Absinken am Rande des ausgedehnten
Bodenhochs anzukommen. Somit sollte eine Auslösung, sofern überhaupt derartiges
zustande kommt, auf den äußersten Nordosten beschränkt bleiben.
Ansonsten lässt Absinken kaum Wolkenbildung zu, so dass Höchstwerte zwischen 33
und 38 Grad zu erwarten sind. Nur unmittelbar an der See sowie im höheren
Bergland wird es mit 27 bis 32 Grad nicht ganz so heiß.
In der Nacht zum Montag setzt über Mitteleuropa leichter Geopotentialfall ein,
ohne dass sich die Lage des Rückens ändert. Zwar läuft ein weiterer schwacher,
im 300 hPa-Niveau ablaufender Kurzwellentrog über den Nordosten Deutschlands
hinweg, aber auch hier dürfte es für die Auslöse nicht reichen. Zudem nimmt die
Deckelung noch zu. Weiten Teilen Deutschlands dürfte dann eine Tropennacht mit
Temperaturminima ab 20 Grad bevorstehen.

Montag … weitet sich der vor Westeuropa liegende Trog mehr nach Süden aus als
dass er nach Osten vorankommt. Stromab kräftigt sich der über Mitteleuropa
hinweg nach Norden reichende Rücken. Dessen Achse erstreckt sich über
Mittelfrankreich hinweg nach Südnorwegen, liegt also westlich von Deutschland.
Hierdurch kann der Norden und Nordosten weiterhin leicht zyklonal durch
ablaufende, in höheren Troposphärenschichten erkennbare Kurzwellentröge
beeinflusst werden. Die Luftmasse ändert sich bis dahin nur wenig. CAPE erreicht
im Norden teils mehr als 2000 J/kg und ist auch nicht mehr so sehr gedeckelt wie
am Vortag. Demnach wäre die Auslösung, teils auch bis in den zentralen
Mittelgebirgsraum hinein, wahrscheinlicher als an den Vortagen.
Die Bodendruckverteilung bleibt nahezu unverändert. Mit einer trockenen
bodennahen östlichen Strömung wird weiterhin heiße Luft herangeführt.
Ungehindertes Absinken lässt abseits möglicher konvektiver Umlagerungen keine
nennenswerte Wolkenbildung zu. Die Temperaturen ändern sich gegenüber Sonntag
nur unwesentlich. Allerdings nimmt die Schwüle zu, was die Wärmebelastung noch
etwas steigen lässt.
In der Nacht zum Dienstag rückt der vor Westeuropa liegende Trog ein wenig nach
Osten vor. Gleichzeitig läuft an der Ostflanke des Höhenkeils ein weiterer
Kurzwellentrog nach Süden ab, der dann auch in den unteren Troposphärenschichten
etwas besser ausgeprägt ist. Auch wenn dann etwas Hebung gerechnet wird, so
sollte konvektiv nicht allzu viel passieren. Da generell die Feuchte in der
Luftmasse zunimmt, sind in weiten Teilen Deutschlands erneut Temperaturminima
oberhalb von 20 Grad zu erwarten.

Dienstag … greift der o.g. Trog auf den Westteil der Iberischen Halbinsel
über. Die vorderseitig liegende flache Tiefdruckrinne weitet sich daher bis in
den Westen und Südwesten Deutschlands aus. Der mit seiner Achse unmittelbar
westlich von Deutschland liegende Höhenkeil ändert seine Lage kaum. Folglich
dürfte der nach Süden ablaufende Kurzwellentrog (der in der Nacht zum Dienstag
bereits beschrieben wurde) den Osten Deutschlands streifen. Somit kann es
vorderseitig bei nahezu unveränderter Luftmasse, aber kaum noch gedeckelten CAPE
von den zentralen und östlichen Mittelgebirgen ausgehend südwärts bis hin zu den
Alpen und dort wahrscheinlich unter Verstärkung vermehrt zur Auslösung
hochreichender Konvektion kommen. Dabei besteht Unwettergefahr durch heftigen
Starkregen und größere Hagelansammlungen. Für Großhagel ist die Scherung noch zu
schwach.
Nach Passage des Troges strömt in den Norden Deutschlands aus dem nach wie vor
über Nordeuropa liegenden Hoch erneut trockenere und relativ stabil geschichtete
Luft. Absinken sollte dann hochreichende Konvektion unterbinden.
Die Temperaturen ändern sich gegenüber den Vortagen nur unwesentlich. Allerdings
sind Maxima um oder etwas über 35 Grad auf die tieferen Lagen West- und
Südwestdeutschlands beschränkt. Zudem wird in Nordfriesland, in Ostseenähe und
im äußersten Nordosten die 30 Grad-Marke wahrscheinlich nicht mehr erreicht.

Modellvergleich und -einschätzung

Die verfügbaren Modelle zeigen durchweg eine ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Problematisch ist jedoch die Abschätzung der Wahrscheinlichkeit von konvektiven
Umlagerungen. Die hierfür relevanten Strukturen sind weiter oben beschrieben
worden. Bemerkenswert ist, dass einige hochauflösende Modelle (COSMO-D2 sowie
EURO4) am Sonntag punktuell hochreichende Konvektion in einem breiten Bereich
vom Nordosten Deutschlands bis zur Eifel im Programm haben. Hierzu fehlt die
bodennahe Feuchte, bekanntlich sind seit mehr als einer Woche nördlich einer
Linie Südpfalz-Oberlausitz keine nennenswerten Niederschläge mehr gefallen.
Demzufolge sollte die Gefahr konvektiver Umlagerungen nicht überbetont werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann