S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.08.2020 um 10.30 UTC

Sommerlich warmes bis heißes Wetter, lokale Hitzegewitter. Zum Ende des
Zeitraums vorübergehend etwas größeres Gewitterpotenzial.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 12.08.2020

Am Samstag und Sonntag liegt Deutschland unter einem veritablen Keil, der sich
bis in den Norden Skandinaviens erstreckt. Das korrespondierende Bodenhoch liegt
dabei mit seinem Schwerpunkt über Großbritannien bzw. Skandinavien, also
nord-nordwestliche von Deutschland. Das hat weitgehend ruhiges, heiteres Wetter
zur Folge. Kleinere Störungen bzw. auch leicht niedrigerer Druck (auch
hitzebedingt) können aber zumindest zu gebietsweise stärkerer Quellbewölkung und
lokalen, vor allem auch mit Hilfe der Orografie ausgelösten Hitzegewittern
führen. Im Vorfeld des atlantischen Troges wird mit einer süd- bis südwestlichen
Strömung heiße bis sehr heiße Luftmassen in weite Teile Europas gesteuert. Die
850 hPa-Temperaturen liegen fast europaweit über 15 Grad, im Südwesten
Deutschlands teils auch bei über 20 Grad. Dementsprechend liegen die
Höchsttemperaturen meist bei 30 bis 36 Grad, davon ausgenommen sind lediglich
höheren Berglagen, der äußerste Norden und das direkte Küstenumfeld.

Auch am Montag und Dienstag ändert sich wenig an der synoptischen Situation, das
Geopotenzial und auch das Temperaturniveau in 850 hPa sinkt von Nord/Nordost
minimal, aber nicht so, dass sich daraus eine andere Wetterentwicklung ergibt.
Abgesehen von ein paar mehr Wolkenfeldern im Norden und Nordosten bleibt es
weiterhin bei einer sehr sommerlichen, heißen Witterung mit der Neigung zu
lokalen Hitzegewittern und wenig bis gar nicht geänderten Höchsttemperaturen.

Am Mittwoch wird der Hochkeil noch etwas mehr bedrängt, in dem zum einen ja im
Osten/Nordosten bereits etwas geringes Geopotenzial vorherrscht und zum anderen
aber nun von Westen der Trog über dem nahen Ostatlantik bzw. Westeuropa
allmählich ostwärts vorankommt. Im Zuge der aufsteilenden Strömung kommt ein
Schwall noch heißerer Luft (850 hPa-Temperaturen im Süden/Südwesten teils wieder
bei oder knapp über 20 Grad) nordwärts voran. Das Bodenhoch über Skandinavien
schwächt sich ab und von Westen nähert sich eine flache Tiefdruckrinne. Nach
derzeitigem Stand der Vorhersagen bleibt diese aber zumindest mit
organisierteren Strukturen noch westlich von Deutschland, so dass
wettertechnisch dann erneut wieder freundliches und sommerlich heißes Wetter mit
lokalen Hitzegewittern ansteht.

Im weiteren Verlauf der Mittelfrist deutet sich für Donnerstag und Freitag
zyklonal geprägteres Wetter an. Die Front eines Tiefs mit Zentrum über
Großbritannien, das sich in der westeuropäischen Tiefdruckrinne gebildet hat,
soll Deutschland von Südwest nach Nordost überqueren. Dies würden in der
weiterhin warmen bis heißen Luftmasse mit vermehrt auftretenden, kräftige, teils
unwetterartige Schauern und Gewittern einhergehen. Im weiteren Verlauf wird im
Zusammenhang mit einer Austrogung über dem Atlantik der erneute Aufbau eines
Höhenkeils über Mitteleuropa simuliert, was für eine Regenerierung der stabilen,
antizyklonal geprägten und vor sommerlich heißen Witterung spricht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS kann mit Blick auf die großräumigen Strukturen (stabiler
Hochkeil über weiten Teilen Europas inklusive Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt
über Skandinavien) im gesamten Zeitraum als sehr gut bezeichnet werden. Kleinere
Störungen, die den Keil umlaufen und das von Westen im Verlauf der kommenden
Woche fallende Geopotenzial werden durchaus von Lauf zu Lauf etwas anders
behandelt und führen lokal zu Unsicherheiten, am groben Fahrplan rütteln diese
Modellunterschiede aber nicht.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bei der Betrachtung anderer Globalmodelle (namentlich ICON und GFS) fällt auf,
dass sich die großräumigen, synoptischen Strukturen bis einschließlich Montag
kaum unterscheiden. Ab Dienstag wird die westeuropäische Tiefdruckrinne bzw.
allgemein das Trog-Keil-Muster in Ausrichtung und Ausprägung etwas anders
simuliert. Vor allem GFS simuliert eine weiter nach Norden ausgreifende
Tiefdruckrinne, die damit auch etwas mehr konvektiven Einfluss auch den
Westen/Nordwesten Deutschlands haben könnte.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bei der Clusteranalyse des IFS werden bereits für den ersten Zeitraum
Samstag/Sonntag (+72 bis +96 h) 4 Cluster angeboten. Diese unterschieden sich
zwar etwas in der Position und Ausprägung des markanten Keils über weiten Teilen
Europas, Prognoserelevanz für Deutschland lässt sich aber nicht erkennen. Im
Folgezeitraum von Montag bis Mittwoch (+120 bis +168 h) gibt es „nur“ 2 Cluster,
die mit einem Fortbestand des Keils über Mitteleuropa beide auf Blocking setzen.
Cluster 1 regeneriert den Keil nach kurzer Abschwächung zu Wochenbeginn zur
Wochenmitte deutlicher und beinhaltet auch den Haupt- und Kontrolllauf. Auch
hier stellt sich aber für Deutschland wieder die Prognoserelevanz. In der
erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag werden insgesamt 5 Cluster angeboten, die
bis auf einen Cluster alle auf den Fortbestand der Blockierung durch die teils
deutliche Regenerierung des Troges setzen. Cluster 4 mit 8 Membern setzt zum
Ende des Zeitraums auf die Umstellung zum positiven NAO und damit auf das
Durchschenken eines Troges. Das scheint zumindest bisher aber eine
Außenseiterlösung zu sein, eine Andauer des recht stabilen, sommerlich warmen
bis heißen Wetters ist deutlich aktuell viel wahrscheinlicher.

Bei der Betrachtung der Rauchfahnen zeigt sich eine recht enge Bündelung der
Ensemblemember sowohl bei der 850 hPa-Temperatur als auch beim Geopotenzial in
500 hPa bis einschließlich Dienstag und liegen jeweils auf recht hohem Niveau.
Bis einschließlich Sonntag liegen dabei kaum Niederschlagssignale vor, dann gibt
es einzelne Spitzen, häufigere Regensignale treten dann erst ab
Mittwoch/Donnerstag auf. Ab Mittwoch fächern die Rauchfahnen deutlich auf,
Lösungen mit deutlichem Temperatur- und Geopotenzialrückgang sind aber noch eher
die Ausnahme.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im gesamten Zeitraum tritt eine starke bis extreme Hitzebelastung auf, dafür
auch im EFI deutliche Signale für große Teile West- und Mitteleuropas und teils
bis nach Skandinavien.

Das Risiko für lokale Hitzegewitter besteht über den gesamten Zeitraum, zu
Wochenbeginn nehmen die leichten Signale dafür bei EFI cape auch etwas zu. In
Anbetracht der Luftmasse und den gradientschwachen Randbedingungen sind dann
auch lokaler Unwetter möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger