SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.05.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Am Sonntag im Nordosten, ganz vereinzelt auch im Südosten, kurze Gewitter mit
stürmischen Böen.
Am Montag auf exponierten Bergen noch stürmische Böen, auf Brocken und
Fichtelberg Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC

Aktuell … Die Kaltfront des Zentraltiefs GUDRUN nördlich von Schottland hat
die Alpen erreicht und schwenkt in der Nacht weiter nach Südosten. Sie besitzt
auf der Vorderseite des nachts über Deutschland hinweg nach Osten ziehenden
Randtroges Anafrontcharakter, so dass es im Südosten Deutschlands noch einige
Stunden regnet. Die Mengen belaufen sich in der ersten Nachthälfte meist auf 1
bis 6 mm und in der 2. Nachthälfte fallen dann allenfalls noch einzelne Schauer
im Alpenraum. Im übrigen Deutschland ist es tagesganggemäß wolkig bis gering
bewölkt und es fallen noch vereinzelt leichte Schauer. Gewitter können dabei im
Norden nicht ganz ausgeschlossen werden (gezeigt von CD2). Dank der teils
geringen Bewölkung wird es recht frisch mit 3 Grad in Tallagen einiger
Mittelgebirge und 9 Grad im Raum Hamburg. Im Westen sorgt alsbald WLA für den
Aufzug von Bewölkung, so dass es hier mit rund 10 Grad milder ist.
Der Wind schwächt sich ab, so dass meist keine Windwarnungen mehr erforderlich
sind. Nur an der Nordsee und hier am ehesten an der Westküste
Schleswig-Holsteins, sind noch steife Windböen möglich.

Sonntag … zieht GUDRUNs Langwellentrog weiter nach Osten und erreicht
Weißrussland und die West-Ukraine, wird aber an seiner Westflanke durch einen
von der nördlichen Nordsee heranschwenkenden flachen Randtrog umlaufen, der das
Wetter im Nordosten beeinflusst. Ansonsten kommt Deutschland auf die Vorderseite
eines sich unter Intensivierung zu den Britischen Inseln verlagernden Höhenkeils
in eine recht glatte Höhenströmung, die von Westnordwest auf Nordwest dreht. Im
Tagesverlauf greift von Westen WLA bis nach Deutschland aus, die aber in der
oberen Troposphäre stattfindet. Feuchtefelder und Theta-Feld deuten eine
Warmfrontwelle an, die starker Bewölkung und Regen in der Nordhälfte bringt. Nur
im Nordosten ist es labiler im Bereich höhenkalter Luft (T500 bei -26 Grad), so
dass es hier nicht nur Schauer, sondern auch einzelne kurze Kaltluftgewitter
gibt. Etwa südwestlich von Elbe und Havel kommt dagegen Regen auf im Bereich der
Warmfrontwelle. Damit frischt auf der Nordseite des zu den Alpen gerichteten
Bodenhochkeils (der vom Hoch über der Bretagne ausgeht) der Wind kräftig auf mit
steifen Windböen in der Nordhälfte. Einzelne stürmische Böen können vor allem an
der See nicht ausgeschlossen werden. Während es im Oberrheintal wahrscheinlich
etwas wärmer wird mit 20 bis 22 Grad, bleiben die Temperaturen ansonsten im
leicht unterkühlten Bereich zwischen 14 und 19 Grad mit den niedrigen Werten an
der Nordsee.

In der Nacht zum Montag rückt der Keil zur Nordsee vor, was die weiterhin leicht
zyklonale Strömung auf Nord bis Nordwest drehen lässt. Daher sind im Osten
weitere, meist schauerartige Niederschläge zu erwarten. In den Staulagen des
Erzgebirges sind bis 10 mm innerhalb von 12 Stunden möglich. Während im
Binnenland der Wind deutlich schwächer wird, sind an der Küste sowie in den
Hochlagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge weiterhin Wind- und auch
stürmische Böen zu erwarten. Im Südwesten und ganz im Westen kann es dagegen
aufklaren. Damit kann es im Südschwarzwald mit rund 3 Grad am kühlsten werden,
während sonst 5 bis 11 Grad angesagt sind.

Montag … schwenkt der Höhenkeil nach Norwegen, was über Mitteleuropa eine
nahezu nördliche Strömung zur Folge hat. Gestützt durch diesen Keil ergibt sich
über Skandinavien Druckanstieg, wodurch eine Hochdruckbrücke zustande kommt, die
von dem Hoch über den Britischen Inseln nach Lappland gerichtet ist. Zwischen
dieser Brücke und tiefem Luftdruck über Osteuropa stellt sich auch in Bodennähe
eine nord-nordwestliche Windkomponente ein. Aufgrund der nach wie vor
vorhandenen leichten Zyklonalität sind im Osten, bevorzugt in den Staulagen der
östlichen Mittelgebirge und an den Alpen, weitere leichte, schauerartige
Niederschläge zu erwarten, die in der Fläche meist nur 0,5 bis 4 Liter/qm,
vereinzelt auch knapp über 5 mm bringen.
Im Tagesverlauf lebt der Wind vor allem in einem Streifen von der Nordsee bis
zum Westerzgebirge auf mit einzelnen steifen Windböen. In den Kamm- und
Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge können stürmische Böen
nicht ganz ausgeschlossen werden. Ansonsten weht der Wind vorübergehend mäßig,
in Böen frisch. Im Westen und Südwesten überwiegt absinken, so dass von NRW bis
zum Hochrhein der meist Sonnenschein zu erwarten ist (teils über 50 Prozent
Sonnenschein) mit Höchstwerten zwischen 20 und 23 Grad. Ansonsten sind 14 bis 19
Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Dienstag rückt der Keil mit seinem nördlichen Teil etwas nach
Osten vor, wogegen dessen südlicher Teil nur zum Ärmelkanal schwenkt. Das
korrespondierende kräftige Bodenhoch weitet sich nach Nordwestdeutschland aus.
Insgesamt flacht dadurch der Gradient ab, was die Luftmasse zur Ruhe kommen
lässt. Geringe Niederschläge treten noch im Stau des Erzgebirges und an den
Alpen auf. Sonst bleibt es trocken und verbreitet klart es auf. Landesweit sind
daher meist einstellige Temperaturminima zu erwarten.

Dienstag … Während der Höhenkeil über England regeneriert wird, schwenkt der
Nordostteil des kräftigen Höhenkeiles bis Tagesende langsam nach
Nordwestdeutschland. Dabei wird weiter das Bodenhoch bei den Britischen Inseln
mit dem breiten Keil Richtung Ost- und Nordosteuropa gestützt. Die Südostflanke
des Höhenkeils ist anfangs noch leicht zyklonal, so dass von Vorpommern bis nach
Südostbayern nach einigen Modellen noch Schauer ausgelöst werden (IFS und GFS).
Nach dem ICON-EU Temp würden Quellungen immerhin bis -12 Grad reichen, was
Schauer ermöglichen würde. Daher ist die Niederschlagsprognose von IFS und GFS
nicht von der Hand zu weisen.
Insgesamt wird es ein recht freundlicher Tag mit Quellwolken vor allem im Osten
und 60 bis 80 Prozent Sonne im Westen. Hier wird es auch angenehm warm mit 21
bis 24 Grad, während es ansonsten mit 15 bis 20 Grad kühler ist.
Windmäßig beruhigt sich das Geschehen, denn mit der Ausdehnung des Bodenkeiles
fächert der Gradient auf, so dass meist nur ein schwacher Nord-, in
Süddeutschland ein schwacher Nordostwind weht.

Modellvergleich und -einschätzung

Insgesamt wird die Entwicklung von den externen Modellen ähnlich simuliert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden