SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 30.04.2020 um 10.30 UTC
In der Osthälfte sowie an den Alpen zunächst noch Schauer und allgemein mäßig
warm. In weiterer Folge zunehmend trocken und nur leicht ansteigende
Temperaturen. Insgesamt relativ unsichere Wetterentwicklung.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 07.05.2020
Sonntag … befindet sich Deutschland im Übergangsbereich eines umfangreichen
Rückens über Westeuropa und einem Langwellentrog über dem Osten des Kontinents.
Die etwas feuchtere und wärmere Luftmasse wurde bis dahin auch aus dem äußersten
Süden des Landes verdrängt. Allerdings wird diese Luftmassengrenze zunehmend
wieder rückläufig und beeinflusst vor allem die Regionen vom Schwarzwald bis zum
bayerischen Alpenrand. Dort kann es daher leichten bis mäßigen Regen geben,
während in der Osthälfte die Schauertätigkeit im Bereich des Troges im
Vordergrund steht. Eventuell sind auch einzelne Gewitter dabei.
Montag … erstreckt sich der Rücken von der Iberischen Halbinsel bis in den
Nordostatlantik sowie der Trog von Skandinavien bis nach Südosteuropa. Dabei
tropft dort ein Teil des Troges ab und der darauffolgende Sekundärtrog
amplifiziert sich von Südschweden nach Norddeutschland und Polen. Bodennach
weitet sich eine Hochdruckzone von den Britischen Inseln in Richtung Frankreich
aus. Dabei kommt es an dessen Ostflanke zunehmend zu mäßiger Kaltluftadvektion,
wobei die T 850 hPa im Norden Deutschlands gegen -3 Grad sinkt (ganz im Süden
noch um +3 Grad). Dabei kommt es in der Osthälfte Deutschlands im Bereich des
Troges und der höhenkalten Luft zu vermehrten Schauern, die sich in den
östlichen Mittelgebirgen stauen können. An den Alpen lagert zudem noch die
erwähnte Luftmassengrenze, die dort für etwas länger anhaltenden Regen sorgen
kann. Im Westen gibt es dagegen längere trockene Zeiträume. Die Höchstwerte
orientieren sich an der Tagessonnenscheindauer und erreichen an der Ostsee um 12
Grad, am Oberrhein bis 19 Grad. In der Nacht zum Dienstag verlagert sich die
Achse des nordosteuropäischen Troges kaum ostwärts. Die Meeresluft polaren
Ursprungs erreicht die Alpen und lässt die Schneefallgrenze gegen 1500 m sinken.
Von zeitweisen Niederschlägen betroffen ist außerdem der Osten des Landes.
Dienstag … tropft auch der Sekundärtrog vom Langwellentrog über Nordeuropa ab
und bildet mit dem bereits am Vortag abgetropften Troganteil eine dipolartige
Geopotentialstruktur. Das omegaähnliche Strömungsmuster mit dem Rücken über
Großbritannien und einem weiteren Trog über dem Atlantik verlagert ich außerdem
kaum. Daher bleibt Deutschland im Zustrom relativ kühler Meeresluft mit
zeitweiligen Schauern in der Osthälfte sowie am Alpenrand. Auch in den meist
trockenen Regionen kommt die Sonne nur ab und zu zum Vorschein. Im Südwesten ist
ein Höchstwert von 20 Grad in Sichtweite, an der Ostsee ist meist bei 11 bis 13
Grad Schluss. In der Nacht zum Mittwoch schwenkt ein Randtrog von Norden her
über Deutschland hinweg, der aber in seiner Wetterwirksamkeit ziemlich
beschränkt ist.
Mittwoch und Donnerstag… zieht dieser Randtrog nach Süden ab und nachfolgend
weitet sich der Rücken von Großbritannien über die Nordsee in Richtung Polen
aus. Am Boden ändert sich die Position des Hochdruckgebiets mit Schwerpunkt über
der Nordsee kaum. Die Luftmasse kann sich dabei etwas erwärmen, allerdings nur
mit langsamem Tempo. Die Mischung aus Sonne und Wolken ist weiterhin maßgeblich,
wobei sich der Anteil mehr in Richtung Sonne verschieben sollte. Dementsprechend
steigt die Temperatur entlang des Rheins wieder über 20 Grad hinaus. In den
Nächten ist stellenweise auf Frost in Bodennähe zu achten.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Schwankungsbreite der mittelfristigen Modellfelder ist recht groß, wobei zu
Beginn des Mittelfristzeitraums zumindest der heutige 00-UTC-Lauf und die
Simulationen von gestern 12 UTC relativ gut zusammenpassen. Allerdings gilt dies
nur für den Sonntag, der Durchgang des Tiefdruckgebiets über Norddeutschland am
Montag ist nicht mehr im Programm. In weiterer Folge zeigt sich nun ein etwas
besser ausgeprägter Trog über dem östlichen Mitteleuropa, bodennah eine eher
kühle Hochdruckrandlage. Der Rücken über Westeuropa, der sich beim gestrigen
00-UTC-Lauf mit seiner Achse über dem Atlantik befand, wird nun über Frankreich
und Großbritannien simuliert. Damit kann sich der antizyklonale Einfluss ab
Mittwoch durchsetzen, im Gegensatz zum eher troggeprägten Wettergeschehen des
gestrigen Laufs. Die Luftmassentemperatur ist außerdem ein paar Grad höher als
in den Simulationen von gestern.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Sowohl GFS als auch ICON divergieren zu EZMW, die Unterschiede sind teilweise
beträchtlich. Die Schwerpunktslage des Bodenhochs über Großbritannien wird weder
von ICON, noch von GFS gestützt. Auch in 500 hPa zeigen sich die Unterschiede:
Während EZMW den erwähnten Sekundärtrog nach Mitteleuropa amplifizieren lässt,
ist GFS zumindest im Süden des Landes mit einem stärkeren Rücken dabei. ICON
lässt keinen weiteren Teiltrog abtropfen, sondern propagiert einen fast
ungestörten Langwellentrog über Nordeuropa. Außerdem ist bei ICON die in der
Nacht zum Dienstag durchgehende Kaltfront deutlich wetteraktiver mit höheren
Niederschlagsmengen. In weiterer Folge belässt GFS den Rücken über Süd- und
Mitteleuropa, während bei ICON der Trog langsam nach Osten abzieht. Damit stimmt
zumindest die Luftmassencharakteristik bei EZMW und ICON halbwegs überein. Auch
zum Beginn der erweiterten Mittelfrist liegen komplett verschiedene
Strömungsmuster vor, wobei EMZW und GFS in der Höhe eher antizyklonal geprägt
sind. ICON lässt dagegen einen weiteren Teiltrog von Ost- nach Mitteleuropa
ausgreifen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
EPS:
Die Ensembleprodukte (Rauchfahnen für unterschiedliche Orte in Deutschland)
stützen zumindest bis einschließlich Dienstag den beschriebenen Hauptlauf von
EZMW. Allerdings unterliegt auch der Durchgang des nordosteuropäischen
Randtroges noch gewissen Unsicherheiten. Es scheint aber klar, dass die
Luftmasse bis in die neue Woche hinein nur mäßig warm temperiert ist. Die ab
Dienstag zunehmend Wetterwirksamkeit erlangende Hochdruckrandlage zeigt sich in
den Ensembles als weitgehend trockener Abschnitt, wenngleich es noch einzelne
Member mit ein wenig Regen gibt. Die Temperatur 850 hPa beginnt ab Mittwoch
wieder anzusteigen, wobei der Spread der Member damit auch schlagartig zunimmt.
Erwähnenswert ist zum einen das höhere Temperaturniveau im Süden, zum anderen,
dass im Norden und der Mitte der Hauptlauf und der Kontrolllauf am oberen Ende
der Member angesiedelt ist. Im Süden bilden diese beiden Läufe dagegen die
Einhüllende der Mehrheit der Ensemblemember. Zusammengefasst ergibt sich daher,
dass die Aussagen des deterministischen Laufs auch in den Ensembles
wiedergefunden werden können – allerdings seien die Unterschiede zu ICON und GFS
in Erinnerung gerufen.
CLUSTER:
+120…168h: Es liegen 4 Cluster vor, wobei das erste Cluster mit 23 Membern die
Mehrzahl aufweist. Allerdings ist der Haupt- und auch Kontrolllauf dem zweiten
Cluster zugeordnet worden (Population 11). In der Mehrheit der Cluster bildet
sich die Strömungslage „Euro-Atlantic-Blocking“ heraus. Dabei sind beim
Trog-Rücken-Muster über Europa auf den ersten Blick keine großen Unterschiede zu
erkennen – allerdings wenige hunderte km sind für die Witterung in Deutschland
von wesentlicher Bedeutung. Ganz stark ins Gewicht fallen wird dabei das
Verhalten des Troges über Osteuropa, der auch in den Clustern unterschiedlich
ausgeprägt und orientiert dargestellt wird.
+192…240h: Die Anzahl von 4 Clustern wird beibehalten, wobei auch in dieser
Analyse der Haupt- und Kontrolllauf nicht in Cluster 1 zu finden ist. Allerdings
sind die Member annähernd gleichverteilt. Dabei stützen 2 Cluster weiterhin
„Euro-Atlantic-Blocking“ und die anderen 2 „Atlantic Ridge“. Es ist aber hierbei
müßig über die mögliche Wetterlage zu philosophieren – die Cluster geben nämlich
eine sehr große Bandbreite vor.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der Mittelfristzeitraum verläuft meist nur mit wenigen signifikanten
Wettergefahren. Allerdings sind in der Osthälfte einzelne Gewitter mit
Starkregen gering wahrscheinlich (vor allem nach ICON-Lesart). Auf den Bergen
muss zeitweise mit stürmischen Böen oder Sturmböen gerechnet werden.
Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det./EZWM-prob. sowie MOSMIX zur Berücksichtigung von ICON.
VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri