SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 221800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 22.04.2020 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Weiterhin keine oder wenn, nur geringe Niederschläge. Nachlassender Ostwind.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
Aktuell … zeigt die großräumige Druck- und Potenzialverteilung nach wie vor
eine High-over-Low-Konstellation. Dabei stehen sich Hoch ODILO über dem
Europäischen Nordmeer und Tief VERA über dem westlichen Mittelmeer gegenüber.
Deutschland liegt genau dazwischen in einer (furz)trockenen östlichen Strömung,
die uns eine ziemlich windige erste Wochenhälfte beschert hat. Jetzt ist
allerdings Schluss damit, denn nicht nur die nächtliche Entkopplung von der
Grenzschicht, sondern auch die andauernde Gradientaufweichung (im Norden
Druckfall, im Süden -anstieg) entziehen dem Wind jedwede Grundlage, sich
weiterhin nachhaltig in Szene zu setzen. So ist die Nachtgeschichte ganz und gar
verbenlos in aller Kürze erzählt: sternenklar, weitgehend (luft)frostfrei (nur
vereinzelt im östlichen Mittelgebirgsraum), gebietsweise Bodenfrost (vor allem
Osten, Südosten), in exponierten Hochlagen anfangs noch etwas „Restwind“ (Böen
7-8 Bft).
Donnerstag … schwächen sich die beiden o.e. Protagonisten merklich ab. VERA
füllt sich weiter auf (Abschwächen und Auffüllen bei Tiefs kein Widerspruch) bei
gleichzeitiger Verlagerung gen zentrales Mittelmeer. ODILO hingegen rutscht
unter die 1030-hPa-Marke bei gleichzeitiger Verlagerung zum Seegebiet südlich
Islands. Davon ausgehend erstreckt sich aber eine schier endlos lange
Hochdruckzone mit mehreren lokalen Druckmaxima (ODILO II und III) bis zum
Schwarzen Meer. Mit Unterstützung eines breiten Höhenrückens bleibt uns Absinken
und damit das trockene sowie strahlungsreiche Wetter erhalten. Zwei kleine, kaum
ins Gewicht fallende Ausnahmen gibt es aber doch. So tauchen im Norden
vorderseitig eines über Südskandinavien südostwärts schwenkenden KW-Troges
Cirrenfelder auf, deren Transparenz anders als gestern im Süden aber
gewährleistet scheint. Außerdem kommt es im äußersten Süden zu einer leichten
Feuchteanreicherung der Luftmasse, was über dem Südschwarzwald und den Alpen ein
paar gequälte Quellungen zur Folge hat.
Der Wind kommt weiterhin aus Osten, erreicht aber bei weitem nicht mehr die
Intensität wie die Tage zuvor. Am ehesten reicht es im Bayerischen Wald sowie
den Fränkischen Mittelgebirgen noch für einzelne Böen 7 Bft, Warnungen werden
deswegen aber nicht nötig. Die Temperatur steigt verbreitet auf 19 bis 25°C, im
Westen und Südwesten stellenweise etwas darüber. Zwar bleibt es an der Ostsee im
deutschlandweiten Vergleich weiterhin am kühlsten, bei nachlassender auflandiger
Windkomponente reicht es aber mindestens für 15/16°C, strichweise auch für mehr.
In der Nacht zum Freitag zieht sich der Höhenrücken etwas nach Westen bzw.
Südwesten zurück. Auf seiner Nordostabdachung stellt sich über dem
Vorhersageraum eine schwache nordwestliche Höhenströmung ein, die im Nordosten
eine leicht zyklonale Krümmung einnimmt. Schlussendlich werden hohe Wolkenfelder
(oberhalb 400 hPa ist eine deutliche Verringerung des Spreads in den
Prognosetemps erkennbar) von Norden bis in die Mitte gespült, wohingegen es im
Süden klar bleibt. Vor allem an den Alpen sowie im Bayerischen Wald tritt
vereinzelt leichter Luftfrost auf. Bodenfrost ist gebietsweise im Süden und
Südosten ein Thema.
Freitag … fällt das Potenzial über dem Vorhersageraum weiter und die
nordwestliche Höhenströmung verstärkt sich etwas. Auch lufdrucktechnisch geht es
weiter nach unten, wobei wir in den Bereich eines breiten, von Nordost- bis nach
Mitteleuropa gerichteten Bodentrogs gelangen. Damit verbunden ist eine merkliche
Winddrehung auf West bis Nordwest. Besonders im Norden nimmt der Wind dabei
soweit an Fahrt auf, dass gebietsweise (von SH bis in die Norddeutsche
Tiefebene) Stärke 7 Bft erreicht wird. Signale für Böen 7 Bft liegen auch für
das südliche Alpenvorland vor.
Ansonsten gilt es zu konstatieren, dass mit der Winddrehung etwas kühlere, aber
weiterhin trockene Luft in den Norden advehiert, in der Höchstwerte von 14 bis
19°C (bei nun wieder häufiger auftretenden auflandigem Wind an der See darunter)
erwartet werden können. Ansonsten stehen weiterhin warme 20 bis 20°C, am
Oberrhein lokal vielleicht 27°C auf der Karte.
Wettertechnisch stellt sich ein Gemischtwarenladen mit mehr oder weniger
ausgedehnten bzw. transparenten/perforierten Wolkenfeldern auf der einen und
Sonnenschein auf der anderen Seite ein. Die entscheidende Message dabei: Es
bleibt meist trocken. Einzig GFS setzt im äußersten Süden weiterhin auf Schauer
(Gewitter wurden schon zurückgenommen), insbesondere über dem Bergland, aber
auch von den Alpen bis ins Vorland etwa auf Höhe München ausgreifend. Hieran
bestehen aufgrund der weiterhin ziemlich trockenen Luftmasse Zweifel, etwas
Konvektion dürfte wohl eher inneralpin auftreten.
In der Nacht zum Samstag wird der Nordosten des Landes von einem markanten
KW-Trog überquert, der von kräftiger KLA überlagert ist. Nichtsdestotrotz könnte
es für den einen oder anderen leichten Schauer reichen, auch wenn die Gefahr
besteht, dass diese knapp östlich an Vorpommern und dem nördlichen BB
vorbeirauschen. Mit dem korrespondieren Bodentrog frischt von Nordwest auf
nördliche Richtungen drehende Wind vorübergehend auf, warnrelevante Böen sind
aber nicht zu erwarten.
Ansonsten gestaltet sich die Nacht unterschiedlich bewölkt, teils klar und meist
trocken bei positiven Lufttemperaturen und nur lokalem Bodenfrost.
Samstag … verbleibt Deutschland unter der indifferenten bis leicht zyklonal
konturierten nordwestlichen Höhenströmung. Auch in bodennahen Luftschichten
kommt der Wind am Rande eines von der Barentssee bis hinunter zum Balkan
reichenden Bodentrogs überwiegend aus Nordwesten, wobei selbiger im Osten und
Südosten vorübergehend mal etwas stärker auflebt. Ob dabei Warnungen fällig
werden, ist noch unsicher, eher nicht.
Ansonsten gelangt vor allem in den Norden und Osten kühlere, aber weiterhin
trockene Luft (T850 um 12 UTC -1 bis +2°C => 11 bis 17°C in 2 m). Dazu ist es
zeitweise wolkig (Durchzug der o.e. Kurzwelle), später von Norden her aber
wieder vermehrt heiter oder sonnig. Die Regenwahrscheinlichkeit bleibt sehr
gering.
Das gilt auch für die Südwesthälfte, wo es trotz häufigen Sonnenscheins nicht
mehr so warm wird wie zuvor (17 bis 23°C). In Alpennähe sowie im südlichen
Schwarzwald besteht eine latente, nicht gerade überbordend ausgeprägte
Schauerneigung.
Modellvergleich und -einschätzung
Im Großen und Ganzen sind sich die Modelle einig. Nennenswerte Niederschläge –
das ist die wichtigste Aussage – sind weiterhin nicht zu erwarten, wenn
überhaupt unten mal irgendetwas Nasses ankommt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann