SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 161800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 16.04.2020 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdruckrandlage. In den Nächten im Norden und Nordosten verbreitet
Bodenfrost, in ungünstigen Lagen auch leichter Luftfrost. Am Samstag im west-
und süddeutschen, in der Nacht zum Sonntag auch im zentralen Bergland
aufkommende Gewitterneigung.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
Aktuell … liegt Deutschland am Rande eines breiten nordosteuropäischen Troges.
Stromauf wölbt sich in Richtung Island und Ostgrönland ein breiter Höhenrücken
auf. Durch diesen gestützt bildet sich in der Nacht zum Freitag zwischen Island,
Südnorwegen und Schottland ein ausgedehntes Bodenhoch aus. Zwischen diesem Hoch
und dem mit dem Nordosteuropa-Trog korrespondierenden Tiefdruckkomplex kommt
eine nordwestliche, aber schwache Strömung in Gang, was die Kaltfront eines nach
Westrussland ziehenden Randtiefs etwas nach Süden, d.h. in den Norden und
Nordosten Deutschlands, drückt. Wie bereits bei den Kaltfronten zuvor handelt es
sich erneut um eine stabile aktive Kaltfront. Deren Wetterwirksamkeit beschränkt
sich auf St-Sc-Felder ohne Niederschläge. Postfrontal ist bei Aufklaren im
Norden und Nordosten in Erdbodennähe leichter Frost zu erwarten; gebietsweise
und vor allem in ungünstigen Lagen ist leichter Luftfrost möglich. Ansonsten ist
leichter Frost auf die östlichen Mittelgebirge beschränkt. Die
Luftdruckgegensätze sind sehr gering, so dass es nahezu windstill bleibt.
Freitag … richtet sich der vom westlichen Mittelmeer über die Nordsee hinweg
bis nach Ostgrönland reichende Höhenrücken, der sich zusehends in einen Keil
umwandelt, noch etwas auf. Dies geht mit einer Verkürzung der Wellenlänge
einher, die zum einen durch den sich etwas nähernden Trog westlich der Biskaya,
zum anderen über Osteuropa liegenden breiten Trog bedingt ist, der sich leicht
nach Süden ausweitet. An der Südflanke des mit dem Höhenrücken
korrespondierenden Bodenhochs, das vor Südnorwegen liegt, gelangt in den Norden
und Nordosten Deutschlands Polarluft. Im Südwesten und Süden erwärmt sich die
Luftmasse. Während bei nahezu ungehinderter Einstrahlung in Ostseenähe die 10
Grad-Marke nur mit Mühe erreicht wird, steigt im Südwesten und Süden in tieferen
Lagen die Temperatur auf 24 bis 27 Grad.
In der Nacht zum Samstag schwenkt der nördliche Teil des Höhenkeils ostwärts,
wogegen dessen südlicher Teil nahezu ortsfest ist und über dem Südwesten und den
äußersten Westen Deutschlands liegt. Somit kann in diese Gebiete etwas feuchtere
Luft gelangen. Dies macht sich zunächst jedoch nur in Form von mittelhoher und
hoher Bewölkung bemerkbar. Im Norden und Nordosten sowie im östlichen
Mittelgebirgsraum kann es bei Aufklaren leichten Bodenfrost und in ungünstigen
Lagen auch leichten Luftfrost gegen, wogegen es sonst frostfrei und im Südwesten
unter Wolken mit Tiefstwerten um 10 Grad vergleichsweise mild bleibt.
Samstag … verbleibt die Achse des Höhenkeils über dem Westen und Südwesten
Deutschlands. Das korrespondierende Bodenhoch mit Schwerpunkt über der
Norwegischen See erstreckt sich mit einem Keil über Nordwestpolen hinweg zu den
Waldkarpaten. In dessen Bereich dauert im Norden, Nordosten und in der Mitte
Deutschlands die nahezu ungehinderte Einstrahlung an.
In den Westen und Süden gelangt an der Vorderseite eines vor der Iberischen
Halbinsel liegenden Troges dagegen wärmere, feuchtere und labilere Luft. CAPE
erreicht ca. 500 J/kg (ist noch ein wenig gedeckelt), der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser steigt auf 25 mm. Über Belgien und Ostfrankreich bildet
sich zudem eine flache Tiefdruckrinne, die auch den Südwesten Deutschlands
erfasst. Die Auslösetemperatur sollte weiten Teilen West- und Süddeutschlands
erreichbar sein. Ein zu den Benelux-Staaten ablaufender schwacher Kurzwellentrog
liefert ganz im Westen etwas Hebung, so dass dort konvektive Umlagerungen am
wahrscheinlichsten sind. Sonst verweigert die Dynamik jegliche Unterstützung, so
dass mögliche konvektive Umlagerungen an die Orografie (südwestdeutsche
Mittelgebirge bis hin zum Allgäu, mit geringerer Wahrscheinlichkeit Bayerische
Alpen und zentrale Mittelgebirge) gekoppelt sein. Mangels Scherung dürfte es
sich dabei um Einzelzellen ohne Unwettergefahr handeln.
Nach wie vor bleibt eine ausgeprägte Nordost-Südweststaffelung in Bezug auf die
Temperaturen bestehen. Während in Ostseenähe nur Maxima um oder etwas über 10
Grad erreicht werden, sind im Südwesten bis 26 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Sonntag wandelt sich der o.g. Keil in ein abgeschlossenes
Höhenhoch über Südnorwegen um. Über dem Südwesten und Süden Deutschlands bleibt
ein Restkeil übrig, der von schwachen Trögen überlaufen wird. Durch diese können
schauerartige Niederschläge, die anfangs noch gewittrig sein können, auch auf
Teile des zentralen und östlichen Mittelgebirgsraumes übergreifen. Das
wetterbestimmende Bodenhoch ist nahezu ortsfest, so dass sich die Verteilung der
Luftmassen nicht ändert. Daher bleibt im Norden und Nordosten die
(Boden)frostgefahr bestehen.
Sonntag … kräftigt sich das über Südnorwegen liegende Höhenhoch, wodurch auch
das korrespondierende Bodenhoch noch etwas zulegt. Hierdurch nimmt der Gradient
über Deutschland etwas zu, so dass der Wind aus Ost bis Nordost auffrischt.
Dieser Effekt wird durch Ageostrophie und den Tagesgang etwas verstärkt. In
exponierten Berglagen sind daher warnrelevante Böen, auf Berggipfeln vielleicht
auch stürmische Böen möglich. Dabei wird mit der östlichen bodennahen Strömung
trockenere Luft advehiert und die in den Westen und Süden vorgedrungene labilere
Luft wieder herausgedrängt oder durch Entrainmentprozesse ausgetrocknet.
Konvektive Umlagerungen sind daher weniger wahrscheinlich als am Samstag und
dann auf die südwestdeutschen Mittelgebirge und den Alpenrand beschränkt.
Hierdurch erfolgt trotz weitgehend ungehinderter Einstrahlung in den westlichen
und südlichen Landesteilen ein leichter Temperaturrückgang auf 18 bis 23 Grad.
Selbst am Oberrhein wird dann die 25 Grad-Marke kaum noch erreicht.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Bemerkenswert sind – wie am Vortag – die Differenzen hinsichtlich der
Niederschlagsverteilung zwischen den einzelnen Modellen, obwohl die synoptischen
Strukturen vergleichbar sind.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann