S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.04.2020 um 10.30 UTC

Anfangs im Süden und Westen örtlich noch Gewitter. Ansonsten meist
Hochdruckeinfluss bei leicht zurückgehenden Temperaturen und Trockenheit.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 22.04.2020

Ein weiterhin ziemlich „zerfranster“ troposphärischer Polarwirbel mit Wellenzahl
4 bis 5 zeugt von der anhaltend meridional geprägten Höhendynamik über der
Nordhalbkugel, die auch in der ab Samstag beginnenden Mittelfrist bestehen
bleiben wird. So können sich weiterhin blockierende Hochdruckgebiete bilden.

Innerhalb des troposphärischen Polarwirbels hat sich am Samstag ein mächtiger
Kaltluftkörper über Nordamerika und Grönland ausgebildet, dem ein zweiter etwas
schwächerer über der Barents- und Karasee sowie über Nordwestrussland
gegenübersteht. Kompensierend dazu wölbt sich ein Rücken von Nordafrika bis weit
bis in das Nordmeer auf. Dieser unterstützt ein Hoch über dem Nordmeer und
Skandinavien, welches zusammen mit dem Höhenrücken blockierende Wirkung
entfaltet. Allerdings wird es von einem Höhentiefkomplex zwischen den Britischen
Inseln bis zu den Kanaren unterlaufen, womit kein „astreines“ Omega die
Wetterkarten ziert.

Der Höhenrücken wandelt sich im Laufe der Mittelfrist zu einem Höhenhoch um,
wobei es seinen Schwerpunkt bis zum Mittwoch ganz allmählich retrograd ins
Seegebiet zwischen Island und Schottland verlagert. Im Zuge dessen spaltet sich
der Höhentiefkomplex zwischen den Britischen Inseln und dem Nordostatlantik am
Sonntag in zwei Teile. Der nördliche Part wandert gen Island, um dort von einem
neuen Randtrog eingefangen zu werden. Aus diesem Gemisch erwächst eine Kette von
neuen Höhentiefs, die am Mittwoch vom Nordostatlantik bis zum zentralen
Mittelmeer reicht.

Der südliche Part des ersten Höhentiefkomplexes wandert als Höhentief zunächst
ins zentrale Mittelmeer und dann noch ein wenig in östliche Richtung, um dort
Verbindung aufzunehmen zu einem weiteren Höhentief. Dieses hat sich beim
Abtropfen des oben erwähnten Kaltluftkörpers in Form eines Langwellentrogs über
Nordosteuropa gebildet und wandert zum Balkan. Dort nimmt es das Höhentief über
dem östlichen zentralen Mittelmeer auf. Noch ein weiteres Höhentief liegt über
Südwestrussland, welches sich ebenfalls beim Abtropfprozess des Langwellentrogs
über Nordosteuropa gebildet hat.

Das Höhenhoch sieht sich also umzingelt von diesem Langellentrog und vielen
Höhentiefs. Das mit dem Höhenhoch gekoppelte Bodenhoch verstärkt sich dennoch
von einem Kerndruck von 1025 auf über 1040 hPa und zieht mit dem Höhenhoch über
das Nordmeer etwas nach Westen in Richtung Island, ohne das Land zu erreichen
(Großwetterlagenübergang HFNa zu HNa).

Deutschland befindet sich am Wochenende zunächst auf der Südflanke des Hochs,
wobei nach Südwesten hin etwas tieferer Druck herrscht. Mit der bodennah
östlichen bis südöstlichen Strömung fließt im Nordosten bereits kühlere
Festlandsluft mit T850 hPa von 3 bis -5 Grad ein, während nach Südwesten hin
noch mildere und feuchtere Subtropfenluft mit T850 hPa von 6 bis 12 Grad
vorherrscht. Dabei lässt sich eine Luftmassengrenze über der Mitte Deutschlands
ausmachen, die dort in Nordwest-Südost-Exposition liegt.

Anfang nächster Woche wird diese Luftmassengrenze durch das Wandern des Hochs
nach Westen und der zunehmenden Drehung der Strömung auf Nordost nach Süden
hinausgedrückt. Die trockenkalte Luft setzt sich folglich landesweit durch und
die T850 hPa sinken allgemein auf 3 bis -5 Grad.

Am Mittwoch erreicht uns in der weiter vorhandenen nordöstlichen Strömung an der
Südostflanke des Hochs ein neues Frontensystem, das vorübergehend etwas
feuchtere Luft nach Deutschland bringt.

In der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag zieht dieses neue Frontensystem
nach Süden durch, dahinter setzt sich durch einen Keil wieder der Einfluss des
immer noch über dem Nordmeer vorhandenen Hochs durch. Dabei gelangt mit der
nordöstlichen Strömung weiterhin kühle Polarluft mit T850 von -2 bis 3 Grad zu
uns.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der heutige 0 UTC Lauf des EZMW liegt mit dem gestrigen 12 UTC-Lauf größtenteils
auf einer Linie, erst in der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag gibt es
zumindest in der Phase Unterschiede. Im Vergleich zum gestrigen 0 UTC-Lauf des
EZMW sind die Differenzen größer, diese treten zudem bereits ab Sonntag zutage.
Dabei sollte nach dem alten Lauf die Luftmassengrenze länger über der Mitte
Deutschlands verbleiben, womit die feuchtmilde Luft südlich davon länger
vorherrschend gewesen wäre. Diese hätte für mehr Schauer oder Gewitter und für
höhere Temperaturen gesorgt. In der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag wäre
der Einfluss des neuen Hochdruckkeils bei uns schwächer ausgeprägt, allerdings
wäre mit nördlicher Strömung ebenfalls kalte Polarluft eingeflossen. Die
Konsistenz ist daher allenfalls als mäßig einzustufen und dürfte dies angesichts
der schwierigen Vorhersage von Höhentiefs vorerst auch wohl bleiben.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

GFS ist bis Montag dem EZMW sehr ähnlich. Danach lässt es das Höhenhoch zu den
Britischen Inseln ziehen. Etwas stärkerer Hochdruckeinfluss und rund 2 bis 3
Kelvin höhere Temperaturen wären die eher kleinen Folgen. Darüber hinaus würde
der Hochdruckeinfluss ohne Frontendurchgang in der erweiterten Mittelfrist
vonstattengehen. Beim ICON zieht das Höhenhoch bis zum Mittwoch nach Dänemark,
was bei uns ebenfalls stärkeren Hochdruckeinfluss und sogar um 4 bis 6 Kelvin
höhere Temperaturen bringen würde. GEM folgt in den meisten Zügen dem GFS.
NAVGEM lässt das Höhenhoch in die Nordsee ziehen und bildet damit einen
Mittelweg mehrerer anderer Modelle.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen diverser deutsche Städte zeigen bei abfallenden Kurven zunächst
einen engen Spread. Ab Sonntag öffnen sie sich bei den T850 hPa, ab Montag auch
bei dem Geopot 500 hPa. In allen Rauchfahnen gibt es dann aber einen gut
definierten Median, in denen sich die meisten Ensemblemitglieder aufhalten.
Haupt- und Kontrolllauf sind ebenfalls in diesem Bereich, laufen jedoch
allmählich an den unteren Rand des Medians. Leicht höhere Temperaturen und etwas
höheren Geopotenzial stehen damit weiterhin zur Debatte. Neben diesen
Eigenschaften bestätigen die weniger gewordenen Niederschlagssignale den
deterministischen Lauf.

Die Clusteranalyse liefert für Montag (0 UTC) bis Mittwoch (0 UTC) 4 Cluster mit
Blocking-Regime, die sich für Mitteleuropa aber nicht wesentlich unterscheiden.
Zwischen Donnerstag (0 UTC) und Samstag (0 UTC) werden 3 Cluster analysiert mit
C1 und C2 auf Hauptlauflinie. C3 mit 9 Mitgliedern offenbart einen seine
Wellenlänge vergrößernden Langwellentrog über Mitteleuropa mit einem Tief über
Skandinavien und der Zufuhr polarer Kaltluft.

FAZIT: Am zunehmenden Hochdruckeinfluss mit kaum markanten Wettererscheinungen
und der zum Wochenanfang durch die nach Süden sich verlagernde Luftmassengrenze
gibt es wenig zu rütteln. Zuvor ist es im Süden teils noch wechselhaft und recht
warm. Dann macht sich überall trocken-kalte Luft breit, sodass der eh schon sehr
niederschlagsarme April sich weiterhin wie ein Fisch im Trockenen fühlen wird.
Ob der in der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch angedachte Frontendurchgang
mit leichten Niederschlägen zumindest kurzzeitig für Abhilfe sorgt, kann
bezweifelt werden, weil die meisten anderen Modelle bzw. Ensembles nicht
mitziehen. Die Temperaturen gehen im Wochenverlauf leicht zurück, zweistellige
Höchsttemperaturen bleiben bei nur schwach ausgeprägter Nachtfrostgefahr jedoch
an der Tagesordnung.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI gibt am Montag und Dienstag Werte bis 0,7 aus für überdurchschnittlich viel
Wind im Westen, Nordwesten und Süden. Die Ensembles reagieren mit erhöhten
Wahrscheinlichkeiten für starke Böen Bft 7 und noch geringen
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8.

Hinsichtlich CAPE weist EFI zwar keine Signale auf, bis zum Sonntag besteht im
Süden und Südwesten aber Potenzial für örtliche Gewitter, wobei dann lokal
Starkregen gering wahrscheinlich ist.

Zudem werden vom EFI am Samstag und Sonntag in der Mitte und im Süden durch
erhöhte Werte überdurchschnittlich hohe Temperaturen angezeigt.

Darüber hinaus bleibt durch das zu erwartende Wetter Trockenheit und seine
Folgen weiterhin ein großes Thema.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZWM, EZMW-ENS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler