SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 111800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 11.04.2020 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Am Sonntag einzelne Gewitter mit stürmischen Böen nicht ausgeschlossen. Zum
Ostermontag Passage einer Kaltfront mit deutlichem Temperaturrückgang.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
Aktuell … liegen wir im Randbereich zu einem Höhenrücken über Südeuropa, der
sich weiter nach Süden zurückzieht und somit den Weg frei macht für einen
flachen Höhentrog, der sich über Frankreich und Benelux nähert.
Das bislang wetterbestimmende Hochdruckgebiet zieht sich mit Schwerpunkt zur
Ukraine zurück, behält aber vorerst noch seinen Einfluss auf das Wetter
hierzulande.
Über den Norden ziehen allerdings durch Warmluftadvektion ausgelöste hohe und
mittelhohe Wolken hinweg, Regen fällt nicht. Ansonsten geht die Nacht leicht
bewölkt über die Bühne, da sich die Quellwolken im Südwesten rasch auflösen und
die leichte Hebung vor dem Trog in der trockenen Luft keine Auswirkungen hat.
Die Temperaturen gehen in der trockenen Luft wieder recht weit zurück, es reicht
aber wohl nur noch vereinzelt zu leichtem Frost in 2m Höhe. Am ehesten im
Mittelgebirgsraum und im Osten. Bodenfrost dürfte deutlich verbreiteter zu
verzeichnen sein.
Der Wind ist meist nur schwach aus südlichen Richtungen unterwegs.
Sonntag … wird der Trog über Westeuropa in einen markanten Langwellentrog
integriert, der infolge einen Kaltluftausbruchs über Skandinavien entsteht. Ein
davon ausgehender Randtrog tropft nach Irland ab und bei resultiert daraus eine
schwache, leicht mäandrierende westsüdwestliche Höhenströmung. Damit gelangt in
den Südwesten und die Mitte eine etwas feuchtere und instabile Luftmasse, was
auch begleitet wird vom Übergreifen einer flachen Tiefdruckrinne von Nordwesten
her.
Mit Hilfe des Tagesgangs, der Orografie und nicht zuletzt der schwachen Hebung
vor dem Trog, bzw. durch die Konfluenz in der Rinne können nachmittags und
abends vor allem im Westen, Südwesten und über der Mitte Schauer und einzelne
Gewitter entstehen.
Die Luftmasse gibt aber noch nicht viel her. Der Wassergehalt und die Labilität
bleiben überschaubar, Scherung ist bei geringem Gradienten Fehlanzeige.
Entsprechend bleiben auch die konvektiven Entwicklungen eher schwach, höchstens
aufgrund der bodennah trockenen Luft sind bei eventuellen Gewittern steife bis
stürmische Böen aus Südwest bis West nicht ausgeschlossen.
Die Konvektion soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Ostersonntag
insgesamt ein Strahlungstag mit eher wenigen Wolken und vielen Sonnenstunden
wird. Dazu steigen die Temperaturen noch an und außer ganz im Norden wird die 20
Grad-Marke überschritten, im Südwesten sind lokal mehr als 25 Grad möglich.
Abseits der Konvektion spielt der Wind keine große Rolle.
Dem Norden nähern sich im Tagesverlauf einige kompaktere Wolken, die im
Zusammenhang stehen mit einer markanten Kaltfront, die in die Rückseite der
Bodenrinne eingebettet ist und die die Vordergrenze der kalten Luft darstellt,
die sich in der Folge auch bei uns breitmacht.
In der Nacht zum Ostermontag kommt die Kaltfront von Dänemark her bis nach
Norddeutschland rein. Die Konstellation ist dabei stark frontogenetisch, da von
Norden her trockene Polarluft arktischen Ursprungs südwärts vorstößt, während
präfrontal die Temperatur gleich bleibt oder von Südwesten sogar leicht
ansteigt. Die starke Zunahme der Baroklinität zeigt sich auch bei den
morgendlichen 850-hPa-Temperaturen, die in Nordfriesland bereits bei -8 °C
liegen und in München noch bei +9°C.
Druckanstieg über der Nordsee bzw. dem Seegebiet zwischen Island und
Schottland (wahrscheinlich die Geburtsstunde des nächsten, von Westen für
unseren Raum an Bedeutung gewinnenden Hochs NIKOLAS) sowie die sich
noch etwas vertiefende und Richtung Lappland ziehende TANJA sorgen an der Küste
sowie im unmittelbar angrenzenden Binnenland für auffrischenden
Nordwestwind mit Böen 7-8 Bft, in Nordfriesland exponiert 9 Bft.
Ansonsten fallen die abendlichen Quellungen sowie Schauer oder Gewitter rasch in
sich zusammen. Dafür fällt an der Front bzw. im unmittelbaren
Vorfeld wenig Regen, der sich von Norden her bis in die mittleren Landesteile
vorarbeitet. Postfrontal trocknet es rasch wieder ab.
Montag … verlagert sich das Zentrum des neuen Hochs nach Schottland, während
das Skandinavientief zum Weißen Meer zieht. Angetrieben von einem
kräftigen Gradienten und dem daraus resultierenden Nordwest- bis Nordwind
überquert die Kaltfront die mittleren Landesteile nach Süden, wo sie
abends die Donau überquert.
Auf ihrer Rückseite breitet sich die skandinavische Kaltluft bei uns aus (T850m
-4 bis -8°C), präfrontal sind es südlich der Donau noch bis +7°C.
Zudem weitet sich ein markanter Höhentrog mit leicht positiv geneigter Achse
südwärts aus. Dieser Trog schwenkt nur langsam ostwärts und spült ab dem
Nachmittag eine Portion höhenkalter Luft (T500 -30 bis -34°C) in den Nordosten.
Damit wird die zunächst stabil einfließende Kaltluft wieder labilisiert. Für
kräftige Konvektion dürfte es aber trotzdem nicht reichen, da die Luft sehr
trocken ist (PPW unter 10 mm, spez. Feuchte um 3 g/kg, deutlich negative
Taupunkte).
Mit der Kaltfront verlagert sich auch ein Niederschlagsgebiet südwärts, wobei
die Modelle eine leichte Intensivierung simulieren. Grund dafür dürfte die
Vorderseite des nachfolgenden Troges und deren PVA sein.
Während im Luv der Mittelgebirge stellenweise über 5 mm/12 h fallen, bleibt im
Lee meist nicht viel übrig. Dort muss man auf die in der präfrontal
einfließenden instabilen Warmluft auftretende Konvektion setzen
(Schauer/Gewitter), die aufgrund der Feuchteflusskonvergenz (Anstieg PPW auf bis
rund 20 mm) und dem damit verbundenen Aufbau von CAPE nicht unwahrscheinlich
ist. Dies sollte vor allem die Gebiete südlich der Mainlinie betreffen.
In Hochlagen der zentralen Mittelgebirge reicht es im Frontbereich noch für ein
paar Flocken, bevor die Niederschläge in der Kaltluft rasch nachlassen.
Warntechnisch rückt am Ostermontag der Wind in den Focus. Mit Frontpassage und
Winddrehung auf Nordwest bis Nord sind steife, in Hochlagen stürmische Böen 7-8
Bft zu erwarten. Auch konvektiv ist diese Kategorie erreichbar. Postfrontal
stellt sich über Norddeutschland ein böig-kalter Wind ein mit Böen 7/8 Bft,
Küste 9 Bft aus Nordwest.
Temperaturmäßig stehen große Kontraste auf der Karte: Postfrontal werden im
Norden nur 7 bis 11°C erreicht, trotz der von Norden wieder zunehmenden
Sonnenanteile. Präfrontal geht es im Süden noch mal auf 17 bis 22°C.
In der Nacht zum Dienstag erreicht die Kaltfront die Alpen. Dort sowie im
Vorland sinkt die Schneefallgrenze bis in tiefe Lagen, im Alpenstau können vor
allem nach Osten hin 10 cm Neuschnee fallen. Ansonsten steigt der Luftdruck, was
sich in Form eines bis nach Süddeutschland reichenden Hochkeils widerspiegelt.
Dabei lockert die Bewölkung auf und bei nachlassendem Wind sinkt die Temperatur
häufig in den Frostbereich, Glätte durch gefrierende Nässe (wo es nicht
abgetrocknet ist) inclusive.
Die troggebundene Konvektion im Osten dürfte schwach bleiben, Schneeschauer sind
aber nicht ausgeschlossen. Frostfrei bleibt es unter den Wolken Süddeutschlands
sowie an der See bei auflandigem Wind und im Nordwesten, wo sich von der Nordsee
SC-Bewölkung reinschiebt.
Dienstag … kräftigt sich der Hochdruckeinfluss bei uns wieder und das Zentrum
des Hochs verlagert sich nach Südengland von wo aus ein Keil über Deutschland
nach Südosten weist. Der Trog schwenkt dabei nach Osten ab und der nachfolgende
Rücken stabilisiert mit Absinken und vor allem im Norden einsetzender
Warmluftadvektion die Schichtung weiter.
Zudem streift die Warmfront eines ins Nordpolarmeer ziehenden Tiefs den Norden,
was dort, vor allem im Nordwesten tagsüber teilweise dichte Wolken zur Folge
hat.
Auch im Südosten hält sich zunächst Bewölkung, die erst mal auflockern muss,
bevor sich hier, wie schon in den anderen Gebieten wieder häufiger die Sonne
durchsetzt.
In der kalten Luftmasse (T850 zwischen -4 und -8 °C) helfen aber auch etliche
Sonnenstunden nicht viel und mit maximal 7 bis 13 Grad steht ein sehr frischer
Tag an.
Der Wind lebt im Norden und im südlichen und südöstlichen Bergland ab und zu
noch stärker auf, erreicht aber kaum mehr als Bft 7 auf einigen Bergen und an
der See.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren den grundsätzlichen Ablauf sehr ähnlich. Unterschiede
ergeben sich Sonntag und Montag bei den konvektiven Geschehnissen und dem
Niederschlag an der Kaltfront sowie deren Timing.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner