S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.04.2020 um 10.30 UTC

Zunächst bis zum Samstag noch Hochdruckwetter mit zum Teil hohen Temperaturen.
Am Osterwochenende vorübergehend wechselhafter und etwas zurückgehende
Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 14.04.2020

Glaubt man dem neuesten Lauf des EZMW, so kann man denken, dass der Osterhase
uns aber ein schönes Ei ins Nest legen will. Passend zum Osterfest wird das bis
dahin sonnige und warme Wetter insbesondere am Ostersonntag und -montag
wechselhafter und etwas kühler. Dafür sorgen kleine Höhentiefs, die übrigens
aussehen wie Ostereier, und ein Höhentrog, mit dem sie in Verbindung stehen.

Zunächst startet das Wetter in der ab Karfreitag beginnenden Mittelfrist jedoch
mit Hochdruckeinfluss. Dieser wird durch einen breit angelegten Rücken gestützt,
der sich vom westlichen und zentralen Mittelmeer bis zu den Britischen Inseln,
nach Deutschland und bis zum Balkan aufgewölbt hat. Über der Mitte Deutschlands
ist eine schwache Warmfront eines Tiefs bei den Britischen Inseln auszumachen,
die sich aber hauptsächlich durch thermische Eigenschaften auszeichnet. So
liegen die T850 hPa südwestlich davon zwischen 5 und 10 Grad, während
nordöstlich davon durch Zufuhr kühlerer Meeresluft nur 0 bis 5 Grad erreicht
werden.

Am Samstag wird der Rücken in seinem Westteil durch mehrere Höhentiefs abgebaut
und dadurch nach Südosten abgedrängt. Die schwache Warmfront kommt ein wenig
nach Norden voran, im äußersten Nordosten bleibt die kühlere Luft aber noch
vorherrschend.

Am Ostersonntag übernehmen die Höhentiefs mehr und mehr das Kommando, der Rücken
ist dann nur noch stark abgeflacht über Griechenland zu sehen. Zwei Höhentiefs
fallen dabei ins Auge. Ein sehr kleines liegt abends über Benelux, ein größeres
über der Biskaya. Beide sind verbunden mit einem Langwellentrog über
Skandinavien. Über Deutschland fällt damit der Druck. Zudem kann sich feuchte
Luft ausbreiten, sodass die Niederschlagssignale zunehmen. Die T850 hPa sind mit
5 bis 10 Grad zunächst noch hoch.

Am Ostermontag zieht das kleine Höhentief von Benelux über Deutschland nach
Polen und löst sich allmählich auf. Mit dazu bei trägt eine in die Nordsee
gerichtete Amplifizierung des Langwellentrogs. Montagabend erreicht die dessen
Achse Nordwestdeutschland. Der Langwellentrog führt ein Tief von Dänemark am
Sonntagmittag bis nach Nordwestrussland am Montagabend. Ausläufer dieses Tiefs
überqueren Deutschland, Montagabend liegt die Kaltfront über dem Norden
Deutschlands. Nördlich davon dreht die Strömung auf Nord und kühle Luft mit T850
hPa unter 0 Grad fließt ein. Südlich davon liegen die T850 hPa noch bei 0 bis 5
Grad.

Am Dienstag nach Ostern verabschiedet sich der Langwellentrog bereits wieder
nach Osten. Gleichzeitig formiert sich über dem Nordostatlantik ein Höhenhoch
nördlich des von der Biskaya etwas nach Südwesten ziehenden Höhentiefs. Dieses
neue Höhenhoch lässt ein neues kräftiges Hoch über Schottland entstehen, das
sich am Dienstag nach Deutschland verlagert und die Kaltfront nach Süden
wegdrückt. Zuvor kann vor allem im Nordosten sehr kühle Luft mit T850 hPa bis -8
Grad wirksam werden, im Südwesten werden dann T850 hPa von 0 bis 4 Grad
erreicht.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch herrscht zunächst Hochdruckeinfluss
vor, wobei das Höhenhoch sich in einen Rücken umwandelt, der über Deutschland
hinwegschwenkt. Dabei wird erneut milde Luft mit T850 hPa von 5 bis 10 Grad
herangeführt. Am Donnerstag gelangen wir dann in den Einflussbereich des nun zu
den Britischen Inseln ziehenden Höhentiefs. Es hat ein Tief im Schlepptau,
dessen Ausläufer auf Deutschland übergreifen, womit nachfolgend die Temperaturen
schon wieder ein wenig sinken.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des heutigen 0 UTC-Laufs des EZMW zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen ist nicht sehr hoch. Bereits am Sonntag gibt es größere Unterschiede
durch ein Höhentief über Benelux, das der gestrige 0 UTC-Lauf nicht und der
gestrige 12 UTC-Lauf nur in der Nordsee im Programm hatte. Der Tiefdruckeinfluss
am Sonntag verstärkt sich dadurch etwas und Niederschläge werden
wahrscheinlicher. Am Ostermontag und Dienstag zieht der Langwellentrog im
neuesten Lauf (und auch im gestrigen 12 UTC-Lauf) rascher nach Osten ab, während
er beim gestrigen 0 UTC-Lauf länger Verbindung hielt zum Höhentief über der
Biskaya. Dieses Höhentief, das in der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch auf
uns zukommt, hätte dem gestrigen 0 UTC-Lauf zufolge nur einen Streifschuss für
Deutschland bedeutet. Der Hochdruckeinfluss am Mittwoch soll mit dem neuesten
Lauf und dem Übergreifen des Höhentiefs nun nur noch vorübergehender Natur sein.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Deutliche Unterschiede treten auch zutage, wenn man das EZMW mit dem ICON und
dem GFS vergleicht. ICON hat am Sonntag das Höhentief wie der gestrige 12
UTC-Lauf des EZMW über der Nordsee auf dem Plan, dieses wird von dem
amplifizierenden Langwellentrog eingefangen. Dadurch gibt es über der Nordsee
eine Zyklogenese. Das resultierende Tief wandert auf ähnlichem Weg wie beim EZWM
über Dänemark bis am Dienstag zur Ukraine. Der stärkere Tiefdruckeinfluss würde
mit mehr Niederschlag, aber auch mit milderen Temperaturen über Deutschland
einhergehen. Ab Dienstag werden sich EZWM und ICON durch zunehmenden
Hochdruckeinfluss von Nordwesten her wieder ähnlicher. GFS hat dagegen kein
kleines Höhentief auf dem Zettel, sondern einen Randtrog, der schneller
südostwärts durchzieht. Der Tiefdruckeinfluss würde damit am Montag/Dienstag
etwas rascher nachlassen als beim EZMW. Beiden gemein ist, dass die T850 hPa
dann vor allem im Nordosten deutlich zurückgehen, beim ICON ist das Niveau etwa
6 bis 8 Kelvin höher. GEM ist recht nahe der GFS-Lösung ohne kleines Höhentief
und rascherer Rückkehr zum Hochdruckeinfluss. NAVGEM bildet im Wesentlichen die
ICON-Variante ab.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte sind bis zum Samstag meist eng
gebündelt. Ab Sonntag öffnet sich der Spread bei T850 hPa, ab Montag auch beim
Geopot 500 hPa. Während Haupt- und Kontrolllauf meist beim höher angesiedelten
Median bleiben, gibt es vor allem bei den Städten nach Süden hin einige kältere
Lösungen mit tieferem Geopotenzial. In den nördlichen Städten fallen Temperatur
und Geopotenzial mit dem Haupt- und Kontrolllauf im Median allgemein deutlicher
ab. Niederschlagssignale sind für Samstag bis Dienstag vorhanden.

Die Clusteranalyse liefert für Sonntag (0 UTC) bis Dienstag (0 UTC) 4 Cluster.
Vor allem das Höhentief über der Biskaya wird mit einigen Unterschieden in Lage
und Stärke simuliert, was für Deutschland aber zunächst nicht relevant ist. Bei
C4 gibt es dort sogar kein Höhentief, sondern wie beim GFS nur einen Randtrog.
Bei allen Clustern steigt der Druck ab Montag wieder. Für Mittwoch (0 UTC) bis
Freitag (0 UTC) werden 5 Cluster geliefert. Nur C3 mit 11 Mitgliedern spiegelt
das Szenario des Hauptlaufs in dem für uns relevanten Bereich ab. C1 und C2 mit
jeweils 14 Mitgliedern zeigen längeren Hochdruckeinfluss. Damit ist fast die
Hälfte der Mitglieder auf diesen Kurs.

FAZIT: Das vielfach sonnige oder heitere und außer im Nordosten warme Wetter mit
örtlich sogar sommerlichen Höchsttemperaturen bis zum Samstag ist sicher. Am
Ostersonntag und -montag nimmt die Niederschlagsneigung unter zunehmenden
Tiefdruckeinfluss zu, Details wann und wo es regnet müssen von den Modellen aber
noch beschlossen werden. Dabei kühlt es sich ein wenig ab. Am Dienstag steigen
Druck und Temperatur wahrscheinlich wieder, ob das Ganze jedoch nachhaltig ist,
muss aufgrund unterschiedlicher Ergebnisse in der Modell- und Ensemblewelt noch
geklärt werden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI zeigt nur bei den Temperaturen Signale für zu warmes Wetter.

Darüber hinaus sind am Samstag sind im westlichen und südwestlichen Bergland
vereinzelte Gewitter nicht ganz ausgeschlossen. Am Sonntag treten vor allem über
dem zentralen Bergland und in den Alpen vereinzelt Gewitter auf. Am Montag sind
dann im Süden örtliche Gewitter nicht ganz ausgeschlossen. Die
Wahrscheinlichkeiten für markante Entwicklungen sind dabei nach jetzigem Stand
aber nur gering.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, EZMW

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler