SXEU31 DWAV 021800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.04.2020 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Im Norden mit Durchzug einer schwachen Kaltfront vorübergehend leicht
unbeständig. An den Küsten anfangs noch stürmische Böen oder Sturmböen. Am
Wochenende ruhiges Hochdruckwetter.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland an der Südflanke eines umfangreichen
langwelligen Höhentroges über Nordeuropa, der über Skandinavien hinweg
allmählich ostwärts schwenkt, unterhalb einer westnordwestlichen Höhenströmung.
Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief liegt anfangs auf der diffluenten
Trogvorderseite über dem mittleren Schweden und kann sich noch etwas vertiefen.
Es zieht als zentralsteuerndes Sturmtief (Kerndruck vorübergehend unter 965 hPa)
bis Freitagfrüh nach Finnland und beginnt sich dann allmählich aufzufüllen. Die
Kaltfront des Tiefs greift im Laufe der Nacht auf Norddeutschland über und kommt
bis etwa zu den mittleren Landesteilen voran, läuft aber gegen einen nach
Süddeutschland gerichteten Hochkeil und ist nicht allzu wetterwirksam. Mit
Frontpassage fällt zeit- und gebietsweise schauerartiger Regen (maximal 1 bis 2
mm in 12 Stunden, im Stau des Harzes vielleicht etwas mehr, der postfrontal mit
der Advektion maritimer Polarluft (-4 bis -6 Grad in 850 hPa) im Oberharz
oberhalb von etwa 500 bis 600 m in Schnee übergeht. Für eine nennenswerte
Schneedecke dürfte es aber auch dort kaum reichen.
Nach Frontpassage lockern die Wolken im Norden wieder auf, vereinzelt fallen
noch kurze Regen- und Graupelschauer, mangels Labilität bleibt die
Gewitterwahrscheinlichkeit aber sehr gering. Hier und da lockern die Wolken auch
mal stärker auf, dann kann es in windschwachen Regionen örtlich Bodenfrost
geben.
Apropos Wind: Der bleibt warntechnisch natürlich Thema. Vor allem mit
Frontpassage verschärft sich der Gradient noch einmal etwas und bleibt vor allem
im Nordosten auch danach noch scharf ausgeprägt. Somit gibt es an den Küsten
stürmische Böen, exponiert und später auch auf dem Brocken Sturmböen aus West,
postfrontal aus West bis Nordwest. Im angrenzenden Binnenland reicht es noch für
steife Böen, später nimmt er dort aber wieder ab.
In der Südhälfte dominiert der Einfluss des Hochkeils. Zwar ziehen auch dort im
Laufe der Nacht von Norden her allmählich Wolkenfelder auf, vor allem südlich
des Mains bleibt es aber noch längere Zeit überwiegend wolkenlos. Somit muss in
Süddeutschland bis in die mittleren Landesteile verbreitet mit leichtem Frost
gerechnet werden.

Freitag … stellt sich rückseitig des nach Nordwestrussland bzw. dem Baltikum
abziehenden Höhentrog über Deutschland eine recht glatt konturierte
nordwestliche Höhenströmung ein. Schwache KLA und daraus resultierendes Absinken
führt zu Druckanstieg und von der Biskaya her verlagert sich ein Hochdruckgebiet
bis zum Abend mit seinem Schwerpunkt nach Ostfrankreich. Das Sturmtief über
Finnland füllt sich weiter auf und zieht zum Weißen Meer. Die Kaltfront kommt
über der Mitte Deutschlands kaum weiter nach Süden voran und auch die frontalen
Niederschläge klingen mehr und mehr ab (auch in Staulagen kaum mehr als 2 bis 3
mm), dabei fällt in den Kammlagen etwas Schnee.
Postfrontal können sich noch einzelne Schauer entwickeln, nach Lesart der
meisten vorliegenden Modelle am ehesten wohl von der Deutschen Bucht bis nach
Mecklenburg. Für Gewitter dürfte es aber kaum, und wenn überhaupt, wohl am
ehesten vormittags und mittags reichen (Luftmasse ist vormittags noch bis etwa
650 hPa labil geschichtet, nachmittags nur noch bis 750 hPa).
Mit Abzug des Tiefs bzw. Vorrücken des Hochkeils fächert der Gradient auch im
Nordosten im Tagesverlauf allmählich auf. Im Ostseeumfeld kann es aber bis zum
Abend noch stürmische Böen geben, auch im Binnenland Schleswig-Holsteins und
Vorpommerns frischt der Wind tagsüber vorübergehend noch einmal böig auf mit
einzelnen steifen Böen.
Während es im Frontbereich in den mittleren Landesteilen überwiegend stark
bewölkt bleibt, scheint vor allem südlich der Donau noch länger die Sonne und
auch im Norden lockern die Wolken wieder stärker auf. Die Höchsttemperaturen
erreichen im Norden und in der Mitte (im Einflussbereich der maritimen Polarluft
mit -3 bis -6 Grad in 850 hPa) Werte zwischen 7 und 11 Grad, im Süden liegen sie
zwischen 8 und 13 Grad, im südlichen Oberrheingraben vielleicht noch etwas
darüber.

In der Nacht zum Samstag wöbt sich über Westeuropa ein Höhenrücken auf und
weitet sich allmählich ein wenig Richtung Mitteleuropa aus. Das
korrespondierende Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Süddeutschland und
verstärkt sich noch ein wenig. Somit stellen sich im gesamten Vorhersagegebiet
schwachgradientige Druckverhältnisse ein.
Im Bereich der sich auflösenden Kaltfront, also in den mittleren Landesteilen,
lockern die Wolken nur zögernd auf. Weiter südlich bleibt es aufgelockert bis
gering bewölkt. Auch in Norddeutschland ist es teils gering bewölkt, lediglich
Richtung Küsten ziehen im Laufe der Nacht wieder etwas dichtere Wolken auf, die
der den Höhenrücken umlaufenden WLA geschuldet sind, dabei greift die Warmfront
eines Tiefs südlich von Island morgens auf die Deutsche Bucht über. Es bleibt
aber trocken.
Vor allem dort, wo es länger klar bleibt, kann es leichten Frost geben und
innerhalb der eingeflossenen feuchteren Luftmasse steigt auch die
Nebelwahrscheinlichkeit etwas an.

Samstag … verstärkt sich ein vom Höhenrücken über Frankreich und den
Britischen Inseln ausgehender Höhenkeil über Süddeutschland noch etwas, wodurch
sich das seinen Schwerpunkt nach Polen verlagernde Bodenhoch weiter gestützt
wird und sich ebenfalls intensiviert. An der Westflanke des Hochs dreht die
Grundströmung auf Süd bis Südwest. Dadurch gelangt mildere Luft vor allem in den
Süden und in die Mitte Deutschlands, bis zum Abend steigt die Temperatur in 850
hPa auf Werte zwischen +4 Grad an den Alpen und -3 Grad im Nordosten.
Über den äußersten Norden und Nordwesten des Landes ziehen zeitweise etwas
dichtere Wolkenfelder, die der nach Nordosten abziehenden Warmfront geschuldet
sind. Auch über den mittleren Landesteilen und nach Osten zu noch lockere
Wolkenfelder bzw. bilden sich unterhalb der Absinkinversion (800 hPa) flache
Quellwolken, es bleibt aber allgemein trocken. Ansonsten scheint aber oft die
Sonne. An den Küsten und im Nordosten bleibt es mit 7 bis 11 Grad noch recht
frisch, sonst werden recht milde 11 bis 15 Grad, im Südwesten bis zu 17 Grad
erreicht.

In der Nacht zum Sonntag verstärkt sich der Höhenrücken über Frankreich noch
etwas, später schnürt sich eine Höhenantizyklone über Nordostfrankreich bzw.
Südwestdeutschland ab. Das Bodenhoch verstärkt sich dadurch noch etwas,
verlagert seinen Schwerpunkt aber weiter Richtung Ukraine.
Somit lösen sich die Restwolken in den mittleren Landesteilen mehr und mehr auf
und vielerorts ist es gering bewölkt oder wolkenlos. Lediglich über den Westen
und Norden ziehen zeitweise hohe bzw. mittelhohe Wolkenfelder, die der noch
etwas zunehmenden WLA geschuldet sind. Vereinzelt können sich flache Nebelfelder
bilden.
Im Westen und Nordwesten bleibt es teilweise frostfrei, sonst gibt es aber
erneut recht verbreitet leichten Frost.

Sonntag … verlagert sich der Schwerpunkt des sich sogar noch etwas
verstärkenden Höhenhochs nach Deutschland. Der von ihm ausgehende Höhenrücken
reicht über die Nordsee nordnordwestwärts bis nach Island und wird gestützt
durch kräftige WLA vorderseitig eines sich allmählich zum nahen Ostatlantik
verlagernden Langwellentroges.
Das Bodenhoch über Osteuropa kann sich ebenfalls ein wenig intensivieren, an
dessen Westflanke gelangen zunehmend milde Luftmassen nun auch in den Nordosten
des Vorhersagegebietes. Die Temperatur in 850 hPa steigt auf Werte zwischen +9
Grad an den Alpen bzw. im Westen und +2 Grad an der Oder. Auch in Bodennähe
macht die Milderung weitere Fortschritte. Bei überwiegend gering bewölktem, oft
sogar wolkenlosem Himmel werden Höchstwerte zwischen 14 Grad im Nordosten und 22
Grad im Westen/Südwesten erreicht. Lediglich im unmittelbaren Küstenbereich
bleibt es gebietsweise kühler. Mit Annäherung eines umfangreichen Bodentiefs
nordwestlich der Britischen Inseln verschärft sich auch über dem
Vorhersagegebiet der Gradient und der Wind lebt aus Süd bis Südost auf, für
warnrelevante Böen reicht es aber auch in den Kammlagen der Mittelgebirge
voraussichtlich nicht.

Modellvergleich und -einschätzung

Alle vorliegenden Modelle zeigen eine ähnliche Entwicklung im Kurzfristbereich.
Warn- und prognoserelevante Unterschiede sind keine auszumachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff