SXEU31 DWAV 310800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.03.2020 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: BM, Übergang zu NWa
Ruhige Hochdruckrandlage, meist ohne markante Wettererscheinungen. In den
Nächten vor allem in der Mitte und im Süden verbreitet Frost. Am Donnerstag an
den Küsten stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC

Dienstag… befindet sich Deutschland an der Südflanke eines Höhenkeils, der
sich – ausgehend von einer hochreichenden und blockierenden, sich aber
allmählich abschwächenden Antizyklone über dem mittleren Nordatlantik – über den
Norden der Britischen Inseln und die Nordsee hinweg bis ins Baltikum erstreckt.
An der Nordflanke des Keils verlagert sich ein Höhentrog vom nördlichen Nordmeer
(Drehzentrum nahe der Bäreninsel) bis zum Abend nach Nordskandinavien, wodurch
die Frontalzone vom Nordmeer auf Skandinavien übergreift und der Keil allmählich
nach Süden abgedrängt wird. Abends greift er bereits auf den äußersten Norden
Deutschlands über.
Der korrespondierende Bodenhochkeil weitet sich im Tagesverlauf über
Mitteleuropa hinweg ostwärts bis etwa in den Karpartenraum aus. Dessen Achse
verläuft aktuell noch über das nördliche Mitteleuropa hinweg ostwärts und kommt
bis zum Abend nach Nord- bzw. Ostdeutschland (etwa Emsland – Lausitz) voran.
Somit stellen sich über dem Vorhersagegebiet schwachgradientige
Druckverhältnisse ein, auch im Südwesten dürfte der aktuell und am Vormittag
zumindest auf den Höhen des Schwarzwaldes, aber auch Richtung Hochrhein und
Bodensee noch lebhafte Ost- bis Nordostwind bis zum Nachmittag weiter
nachlassen.
Ansonsten steht ein wettertechnisch ruhiger Tag ins Haus. Restbewölkung einer
sich auflösenden Okklusion befinden sich aktuell noch über den mittleren und
südöstlichen Landesteilen, in den östlichen und ostbayerischen Mittelgebirgen
sowie im Chiemgau und Berchtesgadener Land können auch noch ein paar
Schneeflocken fallen. Auch in der Osthälfte, die sich im Randbereich eines
Troges über Osteuropa befindet, hält sich noch aufgelockerte Quellbewölkung
inklusive einzelner unergiebiger Schauer Richtung Oder und vorpommerscher
Ostseeküste, die sich aber im Tagesverlauf rasch auflösen. Ansonsten scheint
aber häufig die Sonne, vor allem im Nordwesten und im Südwesten ist es oft sogar
wolkenlos. Die eingeflossene maritime Arktikluft kann sich aber nur zögernd
erwärmen; die Höchstwerte liegen zwischen 3 Grad am Erzgebirge und 10,
vielleicht 11 Grad am Rhein. In den östlichen und ostbayerischen Mittelgebirgen
gibt es oberhalb von etwa 600 bis 800 m leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der vom blockierenden Hoch ausgehende Keil
unter Abflachung bis in die Mitte Deutschlands. Weiter nördlich weitet sich die
Frontalzone von der Irminger See über Mittel- und Südskandinavien hinweg bis
nach Weißrussland durch. Die darin eingelagerte Warmfront eines nach Karelien
ziehenden Tiefs greift auf das nördliche Mitteleuropa über, die dichte Bewölkung
im Vorfeld der Front weitet sich im Laufe der Nacht von Norden her bis in die
Norddeutsche Tiefebene aus. Vor allem Richtung Küsten fällt dabei auch
gebietsweise etwas Regen oder Nieselregen, nach Nordosten zu zumindest im
Binnenland auch etwas Schnee. Der Südwest- bis Westwind frischt an den Küsten
auf, an der Nordfriesischen Küste sowie entlang der vorpommerschen Ostseeküste
kann es einzelne steife, ab Rügen ostwärts an exponierten Küstenabschnitten
morgens auch stürmische Böen (Bft 7 bis 8) geben.
In der Mitte und im Süden bleibt es dagegen gering bewölkt oder wolkenlos, auch
die Restbewölkung im Südosten sollte sich weitgehend auflösen. Während es an den
Küsten, in Schleswig-Holstein und im küstennahen Binnenland unter den dichten
Wolken frostfrei bleibt, gibt es ansonsten leichten bis mäßigen, in Bodennähe
sowie in einigen Tälern der ostbayerischen und östlichen Mittelgebirge und der
Alpen auch in 2 Meter Höhe strengen Frost. Hierbei sei am Rande noch erwähnt,
dass sich sämtliche, uns vorliegende MOS-Modelle bzgl. der Tiefsttemperaturen
für die vergangene Nacht in weiten Teilen Westdeutschlands eine böse
Fehlprognose geleistet haben. Für die Niederungen im Rhein-Main-Gebiet z.B.
wurden um bis zu 5 K zu hohe Minima simuliert, was wohl mit der fehlerhaften
Bewölkungsprognose zusammenhängt. Diese spielt in der kommenden Nacht aber keine
so große Rolle mehr, so dass die Prognosen zuverlässiger sein dürften.

Mittwoch… wird der Höhenkeil weiter abgebaut und schwenkt nach Süddeutschland.
Die weiter nördlich inzwischen bis weit nach Russland reichende Frontalzone
weitet sich vorerst kaum nach Süden aus, so dass das frontale Geschehen von
Mitteleuropa vorerst noch weitgehend ferngehalten wird. Somit kommt auch die
Achse des Bodenhochkeils kaum weiter nach Süden voran. Der Keil fungiert
zunehmend als Hochdruckbrücke, die das blockierende Hoch südwestlich von Island
mit einem sich nordwestlich des Schwarzen Meeres verstärkenden Hochdruckgebietes
verbindet. Die Warmfront des von Karelien zur Kola-Halbinsel ziehenden Tiefs
streift noch den äußersten Nordosten Deutschlands, zieht dann aber ostwärts ab,
die Kaltfront eines zur Haltenbank ziehenden Tiefs greift abends auf die
nördliche Nordsee über. Somit kommt die dichte Bewölkung über Norddeutschland
nur wenig nach Süden voran und erreicht abends in etwa eine Linie Niederrhein –
Südbrandenburg. Vor allem in der Norddeutschen Tiefebene fällt gebietsweise
Regen oder Nieselregen (allgemein weniger als 1 mm in 12 Stunden), im Binnenland
vor allem nach Osten zu (-6 Grad in 850 hPa bei im Vorfeld der Warmfront
stabiler Schichtung) auch etwas Schnee. Dazu weht im Ostseeumfeld und auf den
Nordfriesischen Inseln lebhafter westlicher Wind mit steifen, rund um Rügen
exponiert auch einzelnen stürmischen Böen.
In der Mitte und im Süden unterbindet Absinken im Bereich des Hochkeils
überwiegend Wolkenbildung und oft ist es sogar wolkenlos. Das Absinken setzt
sich teilweise bis in Bodennähe durch, so dass es insgesamt milder wird als am
Vortag mit Höchstwerten zwischen 7 Grad an den Küsten sowie in den östlichen
Mittelgebirgen und 12, vielleicht 13 Grad am Rhein.

In der Nacht zum Donnerstag findet über dem Nordmeer ein weiterer Trogvorstoß
statt, wodurch sich die Frontalzone noch etwas weiter nach Süden ausweiten kann
und der nur noch flach ausgeprägte Höhenkeil in den südlichen Alpenraum
abgedrängt wird. Auch im Bodenfeld wird die Hochdruckbrücke nach Süddeutschland
abgedrängt und weiter abgebaut, bleibt dort aber noch wetterbestimmend. Die
schwache Kaltfront über der nördlichen Nordsee greift morgens auf die Deutsche
Bucht über, löst sich aber im Vorfeld eines flachen Höhenrückens, der sich über
der Nordsee durch WLA vorderseitig des weiter oben erwähnten Troges aufwölbt,
mehr und mehr auf. Die tiefe Bewölkung über der Nordhälfte kann sich somit noch
etwas weiter auf die mittleren Landesteile ausweiten, lockert aber gebietsweise
auch mal auf. Bis auf etwas Regen oder Nieselregen im Nordosten sollte es
weitgehend trocken bleiben. An den Küsten weht weiterhin lebhafter westlicher
Wind, vor allem entlang der vorpommerschen Küste gibt es nach wie vor steife
Böen.
In der Südhälfte bleibt es dagegen wolkenlos oder gering bewölkt. Somit ist dort
wieder verbreitet leichter bis mäßiger Frost zu erwarten, in einigen Tälern der
ostbayerischen Mittelgebirge und der Alpen eventuell auch strenger Frost. In der
Nordhälfte bleibt es unter den dichten Wolken frostfrei.

Donnerstag… greift der Trog unter Intensivierung auf Mittel- bzw.
Südskandinavien über und über dem Vorhersagegebiet stellt sich eine leicht
diffluente nordwestliche Höhenströmung ein. Das mit dem Trog korrespondierende
Bodentief intensiviert sich zum Sturmtief, ist nach Lesart des ICON mit zwei
Drehzentren ausgestattet und erreicht abends die Südwestküste Norwegens (bei
Bergen) bzw. Mittelschweden. GFS und GEM simulieren eine gegenüber ICON eine
etwas stärkere Entwicklung mit nur einem Drehzentrum über dem mittleren
Schweden. Bzgl. der Windprognosen für Norddeutschland unterscheiden sich
allerdings beide Varianten kaum. Mit Verschärfung des Gradienten frischt der
Wind im Tagesverlauf vor allem im Nordseeumfeld weiter auf, nachmittags und
abends gibt es an den Küsten sowie im Binnenland Schleswig-Holsteins recht
verbreitet steife bis stürmische Böen aus Südwest.
Die Hochdruckbrücke über Süddeutschland wird zwar weiter abgebaut, bleibt aber
noch wetterbestimmend, so dass diese Wetterlage eher dem Typus NWa bzw. Wa
zuzuordnen ist. Die Kaltfront des Tiefs greift im Laufe des Nachmittags und am
Abend auf die mittlere Nordsee über, vorderseitig gelangt von Westsüdwest her
milde Atlantikluft ins Vorhersagegebiet, die Temperatur in 850 hPa steigt auf
Werte zwischen -2 Grad im Norden und +3 Grad an den Alpen. Die dichten Wolken
kommen allmählich weiter nach Süden voran (etwa Mosel und Main), aber auch ganz
im Süden herrscht nicht mehr nur „eitel Sonnenschein“, dennoch überwiegt dort
nach wie vor ein freundlich-frühlingshafter Wettercharakter. Im Norden und am
Nordrand der Mittelgebirge fällt hier und da etwas Regen, meist bleibt es aber
auch dort trocken.
Die Temperatur steigt weiter an, dabei sind Höchstwerte zwischen 8 Grad an den
Küsten bzw. in den Mittelgebirgen und knapp 15 Grad am Oberrhein zu erwarten.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Trog weiter Richtung Ostsee und
weitet sich ins nördliche Mitteleuropa aus. Das korrespondierende Bodentief
zieht zur mittleren Ostsee, die Kaltfront greift im Laufe der Nacht mit
allerdings kaum nennenswerten Niederschlägen (lediglich an den Küsten einige mm)
auf Norddeutschland über. Ihr folgt erwärmte Polarluft (um -6 Grad in 850 hPa).
Vor allem mit Frontpassage frischt der Wind aus westlichen Richtungen weiter auf
und an den Küsten gibt es auch postfrontal stürmische Böen, exponiert Sturmböen
(Bft 8 bis 9). Im angrenzenden Binnenland reicht es meist nur für steife Böen
(Bft 7), lediglich in den Kamm- und Gipfellagen von Harz und Fichtelgebirge gibt
es ebenfalls stürmische Böen und Sturmböen.
Im Süden bleibt es aufgelockert, teils auch gering bewölkt, so dass es dort noch
einmal recht verbreitet leichten Frost gibt. Im Norden und in der Mitte bleibt
es frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis auf die oben angesprochene leicht unterschiedlich simulierte
Bodentiefentwicklung am Donnerstag über Skandinavien, die für das
Vorhersagegebiet aber kaum warn- und prognoserelevant ist, sind im
Kurzfristzeitraum keine nennenswerten Differenzen zwischen den vorliegenden
Modellen auszumachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff