S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.03.2020 um 10.30 UTC

Anfangs trocken und mäßig-kalt, verbreitet Nachtfröste! Ab Donnerstag langsam
unbeständiger mit leicht steigender Niederschlagswahrscheinlichkeit, aber wohl
nur nachts merklich milder. Nachtfrost dann nur noch örtlich.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 29.03.2020

Deutschland liegt am Mittwoch zwischen einem blockierenden Höhenhoch über
Südschweden sowie dem Baltikum und einem hochreichendem Tief über Italien in
einer kalten Ostströmung im Randbereich des Bodenhochs über dem nahen Osteuropa.

Am Donnerstag verschiebt sich das Höhenhoch nach Westrussland und liegt nunmehr
über dem Bodenhoch. Gleichzeitig schwenkt ein Randtrog des Höhentiefkomplexes
über Südeuropa von Osten kommend über uns hinweg nach Benelux und Ostfrankreich.
Damit gelangt wolkenreiche und mildere Luft nach Deutschland, wobei die
850-hPa-Temperatur im Osten knapp über null Grad steigt und im Westen auf -5
Grad.
Am Freitag verlagert sich die blockierende und hoch reichende Antizyklone etwas
weiter nach Osten und auch das Höhentief im Süden wandert nach Osten zum
Ionischen Meer. Gleichzeitig zieht ein kräftiger Höhentrog vom Raum Island
südostwärts und erreicht zum Tagesende Großbritannien. Ein Teil des von
Südeuropa ausgehenden Troges wird als kleines Randtief über Holland in den
Nordwesteuropa-Höhentrog einbezogen.

Am Samstag zieht dieses kleine Höhentief als Randtrog des zur Nordsee
abtropfenden Höhentroges nach Südskandinavien. Das zum Randtrog gehörende
Bodentief bewegt sich ebenfalls nach Südskandinavien. Damit gelangt weiter
wolkenreiche Luft zu uns.

Am Sonntag tropft ein Teil des Troges nach Südwesteuropa und es bildet sich von
dort über Frankreich bis nach Dänemark eine Potentialrinne. Zwischen dem Tief
über Südskandinavien und einem nach Süddeutschland sich ausbreitenden Keil des
neuen kräftigen atlantischen Hochs strömt von Westen wieder kältere Luft in den
Osten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die synoptischen Basisfelder differieren bis kommenden Sonntag nur wenig.

Allerdings gibt es bei den Niederschlagsmengen ab Freitagabend größere
Differenzen im neuen Lauf, die durch eine etwas verlangsamtes Abziehen eines
Bodentiefs von Nordwestdeutschland nach Südskandinavien zusammenhängt. Im
Nordwesten fällt hierbei deutlich mehr Regen im aktuellen Lauf als in den alten
Modellruns von gestern.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bei ICON tropft der von Südeuropa ausgehende Randtrog am Freitag nach Frankreich
ab und das resultierende Höhentief verbleibt dort bis Sonntag. An seiner
Ostseite würde sich die am Freitag einströmende mildere Luft bis Sonntag vor
allem im Osten halten.

In der NAVGEM-Version erreicht der neue, von Island kommende Höhentrog am
Samstag den Norden und am Sonntag dehnt er sich nach Frankreich aus. Damit
strömt von Norden ab Samstag erneut Polarluft nach Deutschland mit
850-hPa-Temperaturen zwischen -4 Grad im Südosten und -7 Grad im Nordwesten mit
winterlichen Schauern im Bergland.

Bei GEM geht der Kaltluft- und Trogvorstoß dagegen nach Westeuropa, so dass der
Osten Deutschlands auch noch am Sonntag in recht milder Luft verbleibt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS ermittelt heute 5 Cluster, die fast durchweg als
blockierend eingestuft werden und sich dadurch unterscheiden, dass der neue
Höhentrog unterschiedlich nach Mitteleuropa (Cluster 3) oder Westeuropa (Cluster
1 und 2) abtropft. Im 4. Und 5. Cluster greift der Trog verspätet auf Nordeuropa
(Cluster 4) oder Mitteleuropa (Cluster 5) über.
Allen Clustern gemeinsam ist die Tatsache, dass sich über dem Seegebiet südlich
von Island ein neuer blockierender Rücken entwickelt mit einem
korrespondierenden kräftigen Bodenhoch. Entsprechend könnte erneut Kaltluft
Mitteleuropa fluten.
Das erkennt man auch an der Rauchfahne von Offenbach, die zunächst von Werten um
-5 Grad bis Samstag auf null Grad in 850 hPa ansteigen. Anschließend geht die
Temperatur in rund 50 Prozent der Läufe wieder unter den Gefrierpunkt und der
andere Teil bleibt über dieser Marke.
Die Regenwahrscheinlichkeit nimmt ab Donnerstag geringfügig, ab Samstag stärker
zu. Im Mittel liegen die Mengen aber nur wenig über null mm. Der Wind dreht von
Ost bis Nordost ab Freitag im Mittel auf nördliche Richtungen. Frühlingshafte
Temperaturen über 15 Grad sind damit auch im Osten unwahrscheinlich.
Die Temperatur geht von häufig einstelligen Tageswerten ab Freitag auf eine
Spanne zwischen 8 Grad im Westen und 14 Grad im Osten nach oben. Die
Nachfrostgefahr ist ab Freitagfrüh nicht mehr besonders groß.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen ist insgesamt nur
gering. Anfangs ist nach CosmoLEPS im östlichen Mittelgebirgsraum in Hochlagen
die Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen noch leicht erhöht. Am Wochenende
können an der See (besonders an der Nordsee) Böen Bft 8 nicht ganz
ausgeschlossen werden (IFS-EPS).

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden