SXEU31 DWAV 220800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.03.2020 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
HF a
Auf höheren Berggipfeln Sturmböen. Heute ganz im Südwesten auch in tieferen
Lagen einzelne stürmische Böen. Am Montag und Dienstag mit abnehmender
Wahrscheinlichkeit nur noch auf südwestdeutschen Berggipfeln Sturmböen.
In den Nächten im Osten, Süden, in Teilen der Mitte sowie im Bergland mäßiger,
in Erdbodennähe teils strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag… liegt Deutschland an der Südostflanke eines Keils, der sich von der
Nordsee über Südskandinavien bis zum Weißen Meer erstreckt. Der sich östlich
daran anschließende Trog schwenkt über die Alpen hinweg südwärts. Das mit dem
Keil korrespondierende Bodenhoch erstreckt sich von Südschweden bis hin zum
Ural. Kaltluftadvektion bewirkt über dem nördlichen Mitteleuropa einen weiteren
leichten Druckanstieg, wodurch der Gradient aufweicht, in der Mitte aber
unverändert bleibt und im Südwesten zulegt. Daher sind im Westen, Süden und in
Teilen der Mitte gebietsweise Windböen und in freien Lagen Südwestdeutschlands
einzelne stürmische Böen zu erwarten. Auf höheren Berggipfeln treten tagsüber
kaum noch Böen bis Sturmstärke, auf exponierten Schwarzwaldgipfeln jedoch
vermehrt Sturm- und einzelne schwere Sturmböen auf. Staubedingt kommt es an den
Alpen noch zu leichten Schneefällen, die zögernd nachlassen. Ansonsten ist meist
ungehinderte Sonneneinstrahlung zu erwarten. Dabei hält der Nordost- bis Ostwind
die Temperaturen zwischen 2 und 8 Grad. Allenfalls in Rheinnähe sind bis 10 Grad
möglich.
In der Nacht zum Montag erfolgt von Nordosten her weiterer Druckanstieg auf mehr
als 1040 hPa. Hierdurch flacht der Gradient auch über dem zentralen
Mittelgebirgsraum ab, so dass dort in den Gipfellagen keine Sturmböen mehr
auftreten sollten. Für die südwestdeutschen Mittelgebirge ergibt sich jedoch
keine Änderung, so dass in den Gipfellagen des Schwarzwaldes weiterhin schwere
Sturmböen möglich sind. Flächendeckend ist leichter bis mäßiger Frost zu
erwarten. Im Osten, ganz im Süden und im zentralen Mittelgebirgsraum muss in
Erdbodennähe mit strengem Frost gerechnet werden.

Montag… weitet sich der o.g. Keil bis nach Nordwestrussland aus, wobei dessen
Achse noch über der Nordsee und Südskandinavien verbleibt. Der an der
Keilvorderseite liegende Trog tropft über der Ungarischen Tiefebene ab. Das mit
dem Keil korrespondierende Bodenhoch ändert seine Lage nur wenig und wird
weiterhin durch kräftige Kaltluftadvektion gestützt. Nach wie vor ist der
Gradient über dem Südwesten Deutschlands am kräftigsten ausgeprägt, so dass sich
bzgl. der Windsituation zu heute keine wesentliche Abschwächung ergibt.
Großräumiges Absinken lässt keine nennenswerte Wolkenbildung zu. In der
einfließenden arktischen Polarluft werden 3 bis 9, in Rheinnähe um 10 Grad
erreicht. In den östlichen und zentralen Mittelgebirgen herrscht oberhalb von
etwa 800 m leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Cut-Off-Tief, das aus dem oben
beschriebenen Austropfprozess hervorging und das sich in einen Kaltlufttropfen
umwandelt, in Richtung Adria. Hierdurch gelangt die (oberhalb der Grundschicht)
kälteste Luftmasse in den Südosten Deutschlands. Unveränderter Hochdruckeinfluss
sorgt für eine sternenklare Nacht und ungehinderte Ausstrahlung, so dass erneut
flächendeckend leichter bis mäßiger Frost zu erwarten ist. Im Osten, Süden sowie
in Teilen der Mitte besteht in Erdbodennähe die Gefahr strengen Frostes.

Dienstag… führt Warmluftadvektion, die über Mittel- und Nordskandinavien
ansetzt und Geopotentialgewinn bewirkt zu einer Kräftigung des o.g. Keils. Das
wetterbestimmende Bodenhoch schwächt sich über Westrussland ein wenig ab, was
den Gradienten weiter aufweicht. Warnrelevante Böen (Bft 7, exponiert bis Bft 8)
sollten daher nur noch, gestützt durch den Tagesgang, im südwestdeutschen
Bergland auftreten. Frontale Prozesse werden weiterhin von Mitteleuropa
ferngehalten. Kaltluftadvektion sorgt für großräumiges Absinken und lässt keine
Wolkenbildung zu. Dabei ändern sich die Temperaturen nur wenig. Allenfalls im
Nordwesten und ganz im Westen werden Maxima um 10 Grad erreicht.
In der Nacht zum Mittwoch wandelt sich der o.g. Keil in ein abgeschlossenes
Höhenhoch um. Ansonsten ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur
unwesentlich. Da der Gradient nahezu unverändert bleibt, können nach wie vor auf
exponierten Berggipfeln stürmische Böen auftreten. Aufgrund maximaler
Ausstrahlung sind erneut Tiefstwerte im Bereich leichten bis mäßigen Frostes zu
erwarten. Im Osten, Süden und in Teilen der Mitte ist in Erdbodennähe noch
einmal strenger Frost möglich.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann