SXEU31 DWAV 200800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.03.2020 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
W a, Übergang zu HF a
Heute im Süden einzelne Gewitter, Starkregen nicht ausgeschlossen. Am Wochenende
vor allem in exponierten Berglagen Gefahr von Sturmböen. In der Nacht zum
Sonntag vor allem im östlichen Bergland, in der Nacht zum Montag im Osten,
Süden, in Teilen der Mitte sowie generell im Bergland mäßiger, in Erdbodennähe
bei Aufklaren strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC

Freitag… liegt Deutschland an der warmen Seite der Frontalzone, die von der
Nordsee übe Südskandinavien und Weißrussland hinweg ins Wolga-Don-Gebiet
verläuft. Ein darin eingelagerter Trog dringt in die südliche Nordsee vor.
Diesem Trog folgt ein Höhenrücken, der sich bis nach Ostgrönland erstreckt.
Durch diesen Rücken wird ein ausgedehntes Hoch mit Schwerpunkt nördlich von
Schottland gestützt. Zwischen diesem Hoch und tiefem Luftdruck über Ost- und
Südeuropa kommt eine nördliche bis nordöstliche bodennahe Strömung zustande.
Eine darin eingelagerte Luftmassengrenze dringt bis in die mittleren Teile
Deutschlands vor. Die Niederschlagstätigkeit ist daran zunächst gering, aber der
daran gekoppelte Temperaturrückgang ist umso markanter ausgeprägt. Im 850
hPa-Niveau geht im Norden und auch in der „nördlichen“ Mitte die Temperatur auf
Werte um -5 Grad zurück, wogegen im Süden die Temperaturen noch bei 5 bis 8 Grad
liegen. Mit der Annäherung der Luftmassengrenze frischt der Wind aus Nordost
auf, aber warnrelevante Böen (bis Bft 8) sollten auf exponierte Berglagen
beschränkt bleiben.
In der vorgelagerten Warmluft, die sich noch über dem Süden Deutschlands hält,
erfolgt an der Vorderseite eines schwachen Höhentiefs über dem Alpenraum ein
Einschub feuchtlabiler Luft, so dass sich im Tagesverlauf einzelne und zum Teil
starke Gewitter entwickeln können. Ein CAPE bis knapp 500 J/kg und ein
Flüssigwassergehalt bis annähernd 20 mm bieten das Potential für Starkregen;
auch Ansammlungen kleineren Hagels sind nicht ganz auszuschließen. Das über den
Alpen liegende Höhentief steuert die hierfür erforderliche Hebung bei. Da der
Oberwind schwach ist, sollte die Gefahr von Böen gering bleiben.
Im Süden und vor allem nach Südosten hin, aber auch im Küstenbereich und somit
an der Rückseite der Luftmassengrenze deuten sich längere sonnige Abschnitte an.
Während im Süden noch einmal Höchsttemperaturen zwischen 15 und 20 Grad zu
erwarten sind, werden im Norden nur 7 bis 11 und in den mittleren Gebieten 9 bis
14 Grad erreicht.
In der Nacht zum Samstag schwenkt der Trog in den Norden Deutschlands, was die
Luftmassengrenze über die Mittelgebirge hinweg nach Süden drückt. Dabei wird die
Luftmassengrenze durch den Trog etwas aktiviert, so dass sich die daran
gekoppelten Niederschläge etwas verstärken, ohne jedoch auch nur annähernd
warnrelevant zu werden. Allerdings gehen diese in Lagen oberhalb von 400 bis 600
m in Schnee über. Gleichzeitig wird das über dem Alpenraum liegende Höhentief
durch die Frontalzone eingefangen und nach Osten geführt, so dass ab der zweiten
Nachthälfte die Hebung nachlässt und die Gewitter auch ganz im Südosten in sich
zusammenfallen sollten. Derweil etabliert sich das Bodenhoch bei steigendem
Luftdruck mit Schwerpunkt über Südnorwegen. Mit einer nördlichen
mitteltroposphärischen und nordöstlichen bodennahen Strömung gelangt zusehends
arktische Polarluft nach Deutschland, die mit einem kräftigen Gradienten
einfließt. An der Küste kommen Windböen, in höheren Lagen der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge Böen bis Sturmstärke auf. An der Ostsee geht die
Temperatur im 850 hPa-Niveau auf -10 Grad zurück, wodurch von der See her
Schauertätigkeit einsetzt. Von der Küste bis hin zu den nördlichen
Mittelgebirgen klart es auf, wodurch in diesen Gebieten leichter Frost zu
erwarten ist.

Samstag… schwenkt der Trog über den Mittelgebirgsraum hinweg nach
Süddeutschland. Das wetterbestimmende Bodenhoch ändert seine Lage kaum. Der
Rücken, der sich in ein blockierendes Höhenhoch umwandelt, wirkt stützend. Mit
einer nordöstlichen bodennahen Strömung dringt arktische Polarluft bis zu den
Alpen vor, was auch ganz im Südwesten die Temperaturen im 850 hPa-Niveau unter 0
Grad zurückgehen lässt. Der kräftige Gradient lässt in Verbindung mit dem
Tagesgang und einer ageostrophischen Verstärkung relativ großflächig Windböen,
im Bergland zum Teil stürmische Böen und in exponierten Gipfellagen Böen bis
Sturmstärke aufkommen. Lediglich ganz im Süden ist es noch relativ windschwach.
Die Niederschläge konzentrieren sich dann auf den Süden und anfangs auch auf den
zentralen Mittelgebirgsraum. Die Schneefallgrenze liegt bei 600, in den
süddeutschen Mittelgebirgen vorerst noch bei etwa 800 m. Im Norden und in Teilen
der Mitte sind aufgrund der Nähe zum Hoch längere sonnige Abschnitte zu
erwarten. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 5 bis 10 Grad, am Hochrhein und
in Bodenseenähe (falls die Wolken auflockern) auch Werte geringfügig darüber.
Oberhalb von etwa 800 m stellt sich auch tagsüber leichter Dauerfrost ein.
In der Nacht zum Sonntag setzt sich die Frontalzone über das Nordmeer hinweg in
die Barents-See durch. Der Höhenrücken schwenkt zwar etwas nach Osten, aber das
korrespondierende Bodenhoch ändert seine Lage nur wenig; vielmehr bildet sich
ein zweiter Schwerpunkt über Südfinnland heraus. Der kräftigste Gradient ergibt
sich dann von der Mitte Deutschlands aus südwestwärts, so dass in den Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge Böen bis Sturmstärke und auf den
Schwarzwaldgipfeln schwere Sturmböen vorstellbar sind. Die Niederschläge ziehen
sich dann mehr und mehr in Richtung Alpen zurück, wobei durchweg Schnee fällt.
Am östlichen Alpenrand sind durchaus mehr als 10 cm Schnee möglich.
Nahezu flächendeckend stellt sich leichter Frost ein. In einigen Tallagen
Südwestdeutschlands kann der Gradient noch eine Abkühlung unter den Gefrierpunkt
unterbinden. Im nördlichen und östlichen Bergland muss mit mäßigem, in
Erdbodennähe mit strengem Frost gerechnet werden.

Sonntag… schwenkt der o.g. Trog über die Alpen hinweg südwärts. Der Keil
weitet sich, ausgehend von dem blockierenden Hoch über der Nordsee, bis zum
Weißen Meer aus. Das korrespondierende Bodenhoch erstreckt sich nunmehr bis hin
zum Ural. Kaltluftadvektion bewirkt über dem nördlichen Mitteleuropa einen
weiteren leichten Druckanstieg, wodurch der Gradient aufweicht, in der Mitte
aber unverändert bleibt und im Süden eher noch etwas zulegt. Daher sind im
Westen, Süden und in Teilen der Mitte (gestützt durch Tagesgang und
ageostrophisches Ausfließen) gebietsweise Windböen und in freien Lagen
Südwestdeutschlands stürmische Böen zu erwarten. Auf höheren Berggipfeln treten
nach wie vor Böen bis Sturmstärke, auf exponierten Schwarzwaldgipfeln schwere
Sturmböen auf.
Staubedingt kommt es an den Alpen noch zu weiteren leichten Schneefällen, die im
Tagesverlauf allmählich nachlassen. Dennoch können in Staulagen weitere 10 cm
Schnee zusammenkommen. Ansonsten ist nahezu ungehinderte Sonneneinstrahlung zu erwarten. Dabei hält der Nordost- bis Ostwind die Temperaturen zwischen 2 und 8
Grad. Allenfalls in Rheinnähe sind bis 10 Grad möglich.
In der Nacht zum Montag erfolgt von Nordosten her weiterer Druckanstieg auf mehr
als 1040 hPa. Hierdurch wird der Gradient auch über dem zentralen
Mittelgebirgsraum auseinandergezogen, so dass dort in den Gipfellagen keine
Sturmböen mehr auftreten sollten. Für die südwestdeutschen Mittelgebirge ergibt
sich jedoch keine Änderung, so dass in den Gipfellagen des Schwarzwaldes
weiterhin schwere Sturmböen zu erwarten sind. Flächendeckend ist dann leichter
bis mäßiger Frost zu erwarten. Im Osten und im zentralen Mittelgebirgsraum muss
in Erdbodennähe mit strengem Frost gerechnet werden.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann