S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 19.03.2020 um 10.30 UTC

Weitgehend ruhige und kalte Hochdrucklage. HFa

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 26.03.2020

Zu Beginn der Mittelfrist am Sonntag befindet sich Mitteleuropa im
Einflussbereich eines kräftigen und hochreichendenden Hochs, das sich von
Großbritannien bis nach Finnland erstreckt. An dessen Südostflanke erstreckt
sich von Nordwestrussland bis nach Tschechien ein Höhentrog. Dabei werden an der
Nordwestflanke des Troges bzw. an der Südostflanke des Hochs kalte und trockene
Luftmassen T850 hPa bis -11 Grad nach Mitteleuropa und auch nach Deutschland
geführt.
Im Laufe des Sonntags nähert sich vom Nordatlantik her ein okkludiertes
Frontensystem einer Sturmzyklone. Auf dessen Vorderseite wölbt sich ein
Höhenkeil auf, der sich mit dem nordeuropäischen Hoch verbindet. An der
Nordwestflanke des Hochs wird das Sturmtief nach Nordosten abgelenkt und auch
das Voranschreiten der Frontalzone nach Osten wird von dem umfangreichen Hoch
blockiert.
Im Laufe des Montags entwickelt sich aus dem Trog ein abgeschlossenes Höhentief
mit Zentrum über Tschechien, Südostdeutschland und Österreich. Nördlich davon
bleibt das hochreichende Hoch sehr stabil liegen.

Im Laufe des Dienstags greift die Achse des Höhentiefs über Polen auf
Nordostdeutschland über, in weiten Teilen bleibt es freundlich, aber recht kalt
mit 850 hPa Temperaturen um -10 Grad. Im Südwesten kommt es ausgehend von dem
Höhentief zu mehrsichtiger Bewölkung. Zum Mittwoch hin verlagert sich das
Höhentief südwärts Richtung Kroatien bzw. Adria. Gleichzeitig verlagert sich der
Hochschwerpunkt Richtung Russland. Somit lässt die blockierende Wirkung des
Hochs am Mittwoch nach und ein neuer atlantischer Tiefausläufer kann auf
Westeuropa übergreifen.
Dieser Prozess ist aktuell noch recht unsicher. Jeder Lauf oder jedes Modell
simuliert dabei eine etwas andere Lösung. Das bis dahin eher ruhige und sonnige
Hochdruckwetter wird, zumindest nach Lesart des aktuellen IFS, von einer
wechselhaften Troglage abgelöst.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt es unbeständig und eher kühl mit 850 hPa
Temperaturen um -5 Grad.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Mittwoch simulieren die Vorläufe vom IFS und der aktuelle 00
UTC Lauf das gleiche bzw. ein ähnliches Szenario. Es gibt gewisse
Unsicherheiten, wo das Höhentief ab Dienstag genau liegt bzw. wie es
ausgerichtet ist. Im Gro simulieren die verschiedenen Läufe aber dasselbe.
Erst ab Donnerstag ergeben sich große Abweichungen was passiert, wenn ein neuer
atlantischer Tiefausläufer auf Europa übergreift oder halt nicht.
Vor allem Nachtfrost (im mäßigem Bereich, lokal auch Streng) dürfte verbreitet
ein Thema werden. In der trockenen und kalten Luft wird nur wenig Niederschlag
im Mittelfristbereich erwartet. Wind sollte auch kein großes Thema sein.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Gro Simulieren die verschiedenen Globalmodelle die Wetterentwicklung ähnlich.
Jedoch ergeben sich bei der genauen Positionierung des Höhentiefs Anfang
nächster Woche größere Unterschiede. ICON und GFS simulieren eine deutlich
östlichere Position als IFS, somit wäre es demnach auch deutlich milder und
sonniger als im IFS angedacht. Ab Donnerstag gehen die Lösungen der
Globalmodelle deutlich auseinander.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

In den Plumes des IFS weisen die meisten Member auf die o.e. Kalte Lösung hin.
Es gibt aber einige Member die einen deutlich milderen Verlauf aufzeigen.
Der Hauptlauf GFS ist im Vergleich zum Ensemblemean (GFS-Ensemble) deutlich
milder.

In der Clusteranalyse werden 3 verschiedene Cluster erkannt. Der Hauptlauf ist
mit 19 Member in Cluster 1 und der Kontrolllauf mit 16 Member in Cluster 3.
Cluster 2 besitzt ebenfalls 16 Member. Aller Cluster simulieren zwar das
Höhentief, jedoch jeweils etwas anders positioniert oder ausgerichtet.

Es wird kühler werden als diese Woche, aber ob wir wirklich verbreitet mäßigen
oder gar strengen Frost bekommen scheint noch unsicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Frost:
In den Nächten hohe Wahrscheinlichkeit für leichten bis mäßigem Frost,
strichweise auch strenger Frost.

Wind:
Am Sonntag im Südwesten einzelne stürmische Böen auf den südwestlichen
Berglagen.

Ansonsten gibt es keine erhöhten Wahrscheinlichkeiten für markante
Wettergefahren.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher