S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 13.03.2020 um 10.30 UTC

Leicht wechselhaft, zunächst noch mild bis sehr mild, ab der Wochenmitte
markanter Temperaturrückgang.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 20.03.2020

Am Montag und Dienstag liegt Deutschland an der Nordflanke einer Hochbrücke, die
sich vom Azorenraum über die Alpen hinweg bis zur Ungarischen Tiefebene
erstreckt. Die Frontalzone verläuft vom mittleren Nordatlantik über Schottland
und Südskandinavien hinweg ostwärts. Ein darin eingelagerter schwacher
Kurzwellentrog streift den Norden Deutschlands, sorgt aber allenfalls für
mehrschichtige Bewölkung und ein paar Tropfen Regen. Meist sind jedoch die
Luftdruckgegensätze gering. Absinken führt zu Auflockerungen mit längeren
sonnigen Abschnitten. Dabei bleibt es mild bis sehr mild.
Am Mittwoch wird durch einen breiten Trog die Frontalzone etwas nach Süden
gedrückt. Darin eingelagert ist eine Kaltfront, die schleifend auf den
Nordwesten und Norden Deutschlands mit etwas Regen übergreift. Ansonsten hält
sich noch antizyklonaler Einfluss. Gleichzeitig entwickelt sich über dem
nördlichen Nordatlantik, leicht südwestlich von Island, ein Hoch, wogegen die
bisher wetterbestimmende Hochbrücke zusehends abgebaut wird. Zwischen diesem
Hoch und einem über Nord- und Nordosteuropa liegenden Tiefdruckkomplex beginnt
die Strömung auf Nordwest zu drehen, wodurch die Kaltfront sich rascher nach
Süden verlagert und in der Nacht zum Donnerstag bereits den Mittelgebirgsraum
erreicht und im Laufe des Donnerstags sich noch leicht schleifend nach
Süddeutschland vorarbeitet. Im Bergland dürften dann die Niederschläge oberhalb
600 m in Schnee übergehen. Nennenswerte Neuschneemengen sind aber in der
vordringenden arktischen Polarluft nicht zu erwarten. Im Frontbereich und auch
postfrontal sind nur noch einstellige Temperaturmaxima zu erwarten. Nur ganz im
Süden hält sich wahrscheinlich noch milde Luft.
Am Freitag stellt sich mit der Passage eines markanten Troges, der zuvor
Polarluft aus dem ostgrönländischen Raum anzapft, eine nördliche Strömung ein,
wodurch Arktikluft auf direktem Wege nach Mitteleuropa gelangt und sich auch in
Süddeutschland durchsetzt. Das Bodenhoch etabliert sich nordwestlich von
Schottland und wird durch einen Höhenrücken gestützt. Im Trogbereich kommt es zu
schauerartigen Niederschlägen, die bis in tiefe Lagen als Schnee oder mit Schnee
vermischt fallen; auch kurze Gewitter mit Graupel sind möglich. Staubedingt
zeichnet sich an den Nordseiten der östlichen Mittelgebirge und der Alpen eine
Verstärkung der Niederschläge ab, wobei an den Alpen durchaus markant zu
bewarnende Schneefälle möglich sind. In der Nacht zum Samstag (und auch in den
Folgenächten) ist bei verbreitetem Aufklaren mit leichtem bis mäßigem Frost zu
rechnen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stößt der Trog über den
Ostalpenraum hinweg nach Südwesten vor und tropft über dem westlichen Mittelmeer
aus. Somit ergibt sich eine nordöstliche Strömung, so dass niedertroposphärisch
die Kaltluft erhalten bleibt. Über den Britischen Inseln setzt sich ein
blockierendes Hoch fest. Anfangs sind in den Staulagen der östlichen
Mittelgebirge und an den Alpen noch zeitweise Schneefälle zu erwarten, die
tendenziell im Laufe des Sonntags nachlassen, so dass sich auch dort, wie in den
anderen Gebieten zuvor, Auflockerungen und zum Teil auch längere sonnige
Abschnitte einstellen. Die Temperaturen dürften eher noch etwas zurückgehen;
durchweg werden nur einstellige Maxima erreicht, nach Südosten hin wird der
Gefrierpunkt kaum überschritten. In den Nächten ist nahezu überall leichter bis
mäßiger Frost zu erwarten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Simulationen weitgehend konsistent. Für Donnerstag zeichnet sich
jedoch ein leicht verzögertes Vordringen der Kaltfront ab. Allerdings dreht am
Freitag die Strömung auf Nord (nach den beiden Läufen des Vortages auf
Nordwest), wodurch die Kaltluft dann rascher nach Süden vorstößt als es am
Vortag noch erkennbar war.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird das blockierende Hoch
weiter westlich, d.h. über den Britischen Inseln, gerechnet. Die beiden
Simulationen des Vortages hatten dieses Hoch über der Nordsee bzw. über dem
nördlichen Mitteleuropa erwartet. Arktische Polarluft kann somit ungehindert in
das Vorhersagegebiet einströmen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Mittwoch folgen alle verfügbaren Modelle der oben
beschriebenen Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede sind bis dahin nicht
erkennbar.
Am Donnerstag und Freitag lassen ICON und auch GFS die Kaltfront gegenüber EZMW
leicht verzögert nach Süden vordringen. Nach dem Modell des kanadischen
Wetterdienstes ist diese Verzögerung noch ausgeprägter. Demnach erreicht die
Kaltfront dann gerade erst den Norden Deutschlands.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird das blockierende Hoch von
GFS über der Ostsee und den Baltischen Staaten, nach dem kanadischen Modell über
Westrussland erwartet, woraus sich eine östliche bodennahe Strömung ergeben
würde. Mit dieser kann ein Kaltlufttropfen nach Mitteleuropa geführt werden.
Nach allen Modellen werden jedoch im 850 hPa-Niveau Temperaturen gerechnet, die
so den gesamten Winter nicht aufgetreten sind.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt die vom hauseigenen deterministischen Modell aufgezeigte
Entwicklung. Auch hier zeichnet sich eine Blockierung über dem Ostseeraum und
dem Baltikum ab. Der Vorstoß arktischer Polarluft wird gerade vom aktuellsten
Lauf sehr ausgeprägt gezeigt. Allerdings deutet im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum die Mehrzahl der EPS-Member dann wieder einen
Temperaturanstieg an. Der deterministische Lauf liegt hier am „kalten Rand“ der
Verteilung. Vom EPS des GFS wird abseits der Alpen nur eine geringe
Niederschlagstätigkeit erwartet.
Das EPS des EZMW setzt nahezu mit allen Membern ebenfalls auf eine Blockierung,
wie sie von den deterministischen Modellen gezeigt wird. Eine weitere Zufuhr
milder Atlantikluft ist nur bei 7 Einzelläufen erkennbar. Im Gegensatz zum EPS
des GFS wird eine rasche erneute Milderung nur von einzelnen (weniger als 5)
Membern simuliert. Somit ist das oben beschriebene Szenario mit den Vorstoß
arktischer Polarluft nach Mitteleuropa und dem hierdurch zu erwartenden
zumindest im Bergland winterlichen Witterungsabschnitt als relativ sicher
anzusehen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bis einschließlich Dienstag sind aufgrund der zu erwartenden Hochdruckrandlage
sehr wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden Wettergefahren zu erwarten.
Am Mittwoch und Donnerstag wird die Frontalzone etwas nach Süden gedrückt, so
dass mit geringer Wahrscheinlichkeit an der Nordfriesischen Küste einzelne
stürmische Böen auftreten können. Außerdem sind am Donnerstag im Tagesverlauf in
Nordseenähe mit einem sich nach Süden ausweitenden Trog einzelne kurze Gewitter
mit stürmischen Böen nicht auszuschließen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + det. EZMW-Lauf. MOS ist nach Wochenmitte zu mild und setzt zu sehr
auf Erhaltungsneigung.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann