S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.03.2020 um 10.30 UTC

Meist Hochdruckeinfluss. Tagsüber frühlingshaft mild, nachts sehr frisch.
Gebietsweise leichter Frost oder zumindest Bodenfrost.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 18.03.2020

Am Samstag liegen wir noch in einer westlichen Strömung, die aber zusehends
antizyklonaler wird. Im Norden zieht ein flacher Höhenrücken durch, der zum
Aufbau eines Hochdruckgebietes führt, welches über Deutschland nach Polen zieht.
Die auf dessen Vorderseite über Osteuropa nach Süden vordringende kalte Luft
streift auch Deutschland und wird – bei geringem Gradienten – auch auf der
Westflanke des Hochs nicht gleich ausgeräumt. Mittags liegen die Temperaturen in
850 hPa noch zwischen -9 Grad an der Oder und -3 Grad im Südwesten, weshalb
trotz reichlich Sonnenscheins die Maxima lediglich zwischen 7 Grad ganz im Osten
und 13 Grad am Oberrhein liegen. Mit einem schwachen Tiefausläufer, der
nachmittags auf den Nordwesten übergreift wird es dort wolkiger, regnen sollte
es aber kaum und auch ein schwacher Trog welcher den Süden passiert, sollte
außer ein paar Wolken kaum Wetteraktivität entfalten.
Am Sonntag folgt rasch der nächste Höhenrücken, der sich auf der Vorderseite
eines Troges über Westeuropa infolge kräftiger Warmluftadvektion bildet. Das
Bodenhoch weicht nach Südosteuropa zurück, kann sich durch den neuen Rücken aber
noch etwas verstärken und behält seinen Einfluss auf unser Wetter. Wir gelangen
seitens der Höhenströmung aber schon auf die Vorderseite des Troges, der sich
amplifiziert und bis Galizien ausdehnt. Das zugehörige Tief zieht nach Norwegen,
während seine Kaltfront abends die Deutsche Bucht und Benelux erreicht. Davor
verstärkt sich die Zufuhr milder Luft nach Deutschland. Die Werte in 850 hPa
gehen hoch auf ca. 0 Grad im Norden und mit leichter Föhntendenz im Süden bis +7
Grad. In trockener Luft scheint meist die Sonne und die Temperaturen erreichen,
nach frischer Nacht mit Frost in der SE-Hälfte, gebietsweise mehr als 15 Grad,
im Südwesten eventuell bis 18 Grad. Nur im Nordwesten macht sich der nahende
Tiefausläufer mit präfrontaler Bewölkung und vereinzelt geringem Regen
bemerkbar.
Am Montag tropft der Trog zur Iberischen Halbinsel ab und der Trogrest schwenkt
über Norddeutschland nach Osten. Nachfolgend dehnt sich eine Hochdruckzone rasch
wieder von Westeuropa nach Deutschland aus. Die dem Trog vorgeschaltete
Kaltfront kommt bis nach Süddeutschland voran. Sowohl der Trog im Norden, als
auch der Tiefausläufer entfalten meist nur geringe Wetteraktivität in Form von
einigen Wolkenfeldern oder leichten Schauern im Trog.
Lediglich im Südwesten kann es durch eine vorübergehende Wellenbildung über
Frankreich nennenswert regnen. Postfrontal gelangt wieder frischere Luft in den
Norden und die Mitte, während der Süden in der milden Luft verbleibt. Trotzt
Frontpassage scheint zumindest zeitweise die Sonne, im Süden bleibt es je nach
Timing des Tiefausläufers gebietsweise auch längere Zeit heiter oder sonnig. Die
Temperaturen liegen zwischen maximal 10 Grad im äußersten Norden und 18 Grad im
Süden.
Am Dienstag stützt zonal orientiertes hohes Geopotential über West- und
Mitteleuropa eine Bodenhochdruckzone, die vom Nordatlantik über den Ärmelkanal
und Deutschland bis nach Osteuropa reicht. Die in der nördlichen Frontalzone
über der Nordsee und Südskandinavien schleifenden Tiefausläufer betreffen uns
nicht. Unter Absinken scheint meist die Sonne und die Temperatur steigt auch im
Norden wieder leicht an. Die Maxima liegen zwischen 11 Grad nahe der dänischen
Grenze und fast 20 Grad am Oberrhein.
Am Mittwoch ändert sich an der Strömungskonstellation nicht viel. Es bildet sich
über Westeuropa ein Hochschwerpunkt mit mehr als 1035 hPa über dem Ärmelkanal.
Die Strömung bekommt dadurch über Norddeutschland eine leichte nordwestliche
Komponente mit der eine schleifende Kaltfront in den äußersten Norden
vorankommt. Ansonsten geht das sonnige, nachts sehr frische (Bodenfrost),
tagsüber aber frühlingshaft milde Wetter weiter.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich das antizyklonal dominierte Wetter
fort. Tiefausläufer beeinflussen uns nur stark abgeschwächt. Fragezeichen
verbleiben hinter dem Temperaturniveau. Je nach Lage der Druckzentren könnte von
Nordosten her auch wieder kältere Luft zu uns gelangen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die letzten Läufe des IFS weisen im Gegensatz zu den Vortagen wieder eine recht
gute Konsistenz auf. Abgesehen von einigen Unschärfen zum Anfang und gegen Ende
wird die Entwicklung übereinstimmend simuliert. An der überwiegend
antizyklonalen Prägung des mittelfristigen Wetters kommen kaum Zweifel auf. Der
Abtropfvorgang am Montag wird leicht unterschiedlich simuliert und findet
aktuell etwas weiter östlich und rascher statt. Die Auswirkungen auf den
Wetterablauf halten sich aber in Grenzen. Zum Ende hin ist die stärker
mäandrierte Strömung über dem Nordatlantik und Nordeuropa nun einer glatteren,
zonalen gewichen, an der antizyklonalen Dominanz bei uns ändert das aber nichts.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen globalen Modelle lassen keine grundsätzlich andere Entwicklung
erkennen. ICON lässt am Samstag eine noch recht wetteraktive Okklusion nach
Nordwestdeutschland ziehen, die weder GFS noch IFS im Programm haben. ICON fährt
in den letzten Läufen diesbezüglich aber eine immer defensivere Variante.
In der Folge bereitet die Modellierung des Abtropfvorgangs wie zu erwarten etwas
Probleme. ICON zeigt ihn am schnellsten und lässt den entstehenden Trog am
Montag rascher im Norden durchziehen, als die anderen Modelle. GFS ist am
langsamsten, hat dafür aber auch einen recht markanten Resttrog in petto, der an
der Kaltfront häufiger nennenswerten Regen auslöst. Danach folgt aber unisono ab
Dienstag wieder Hochdruckeinfluss. Aus dieser Sicht würde man am Montag hinter
der Entwicklung Fragezeichen setzen wollen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen die zuvor getroffenen Aussagen. Die
Kurven von Haupt- und Kontrolllauf liegen im Bereich der meisten Ensembles. Der
Spread steigt mit Wochenwechsel und der Temperatur- und Geopotentialdelle, die
durch den Resttrog und die Kaltfront verursacht wird. Niederschlagssignale
deuten an, dass auch die GFS Variante mit aktiverer Frontpassage nicht ganz von
der Hand zu weisen ist.
In der erweiterten Mittelfrist liegen die Kurven von Haupt- und Kontrolllauf am
oberen Rand der Ensembles, die mit Advektion kälterer Luftmassen dann einen
teils recht deutlichen Temperaturrückgang zeigen.
Die Clusterung liefert bis +168h 5 Cluster mit Hauptlauf in Cluster 1 (15
Member) Die Cluster unterscheiden sich vor allem in der Lage und Ausprägung der
Frontalzone nördlich von uns, haben für Mitteleuropa aber durchweg eine positive
Geopotentialanomalie zu bieten.
In der erweiterten Mittelfrist rutscht der Hauptlauf in Cluster 3 (8 Member).
Die größeren Cluster (zusammen 30 Member) zeigen einen Rücken über Westeuropa,
bzw. dem nahen Nordatlantik mit Zufuhr kälterer Luft bei uns. Was demnach die
wahrscheinlichere Lösung zu sein scheint.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfristig stehen kaum signifikante Entwicklungen an. Auf einigen exponierten
Bergen und an windanfälligen Küstenabschnitten könnte es Sonntag und Montag mal
für stürmische Böen reichen, auf einigen Gipfeln vielleicht auch für Sturmböen.

Signifikant ist da schon eher der teilweise große Tagesgang von milden
Höchsttemperaturen und dem nächtlichen Frost, oder zumindest Bodenfrost.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS, IFS EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner