S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.03.2020 um 10.30 UTC

Übergang zu ruhigerem Wetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 17.03.2020

Am Freitag liegen wir in einer zyklonalen westlichen Strömung mit der ein
flacher Trog über uns nach Osten schwenkt. Bedingt durch kräftige
Kaltluftadvektion schiebt sich rasch ein Keil des Azorenhochs Richtung
Süddeutschland vor, während über den Norden ein Bodentrog nach Osten zieht. Es
gelangt kühle, instabile Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland, in der
es zu zahlreichen Schauern und kurzen Graupelgewittern kommt.
Am Samstag beginnt die Strömung stärker zu mäandrieren. Stromab eines nächsten,
sich deutlich stärker amplifizierenden Troges über dem Nordatlantik, wölbt sich
über Westeuropa ein Höhenrücken auf. Dieser stützt ein Bodenhoch, welches über
Deutschland nach Osten zieht und eine merkliche Wetterberuhigung bringt.
Fraglich ist, ob nicht schon im Tagesverlauf wieder schwache Tiefausläufer auf
den Westen übergreifen. Das Temperaturniveau ändert sich zunächst kaum.
Am Sonntag kommt der Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge und Ausweitung bis
vor die Iberische Halbinsel bis zu den Britischen Inseln voran. Der davor
gelegene Höhenrücken greift auf Mitteleuropa über, während das Bodenhoch schon
wieder über dem östlichen Mitteleuropa zu finden ist. Mit der auf südliche
Richtungen drehenden Strömung gelangt mildere Luft zu uns, die meist unter
Absinken liegt. Außer vielleicht im Nordwesten wäre ein frühlingshafter Tag zu
erwarten.
Am Montag kommt der Trog bis Nordwestdeutschland voran und tropft dabei zur
Iberischen Halbinsel ab. Dahinter stößt rasch ein neuer Hochkeil über GB zur
Nordsee vor. Mit auf nordwestliche Richtungen drehendem Wind kommt eine schwache
Kaltfront bis nach Süddeutschland voran und verdrängt die milde Luft aus dem
größten Teil des Landes. Weder der Tiefausläufer noch der über dem Norden
verbleibende Trogrest sind sonderlich wetterwirksam.
Am Dienstag baut sich über Mitteleuropa hohes Geopotential auf und ein kräftiges
Bodenhochdruckgebiet zieht langsam über Deutschland nach Osten. Unter kräftigem
Absinken steigt das Temperaturniveau wieder etwas an.
In der erweiterten Mittelfrist überwiegt antizyklonaler Einfluss am Rand des
Hochs über Südosteuropa. Das Temperaturniveau steigt wohl noch etwas, allerdings
könnten sich zyklonale Strukturen in der Höhe noch als Spielverderber entpuppen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Schon eingangs der Mittelfrist weichen die letzten Läufe leicht voneinander ab.
Die Abläufe finden im aktuellen Lauf etwas beschleunigt und weiter östlich
statt, als zuvor. Gerade der Abtropfvorgang zu Beginn der nächsten Woche
bereitet dem Modell Schwierigkeiten. Letztlich ist es der Übergang von der
zonalen Witterung zum eher meridionalen und wohl auch antizyklonalen Geschehen,
der modelltechnisch zu Problemen führt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Am Freitag stimmen die anderen globalen Modelle (GFS, ICON) noch recht gut mit
dem IFS überein. Der Samstag wird dann schon unterschiedlich simuliert. Im GFS
schwenkt vorderseitig des Rückens noch ein kurzwelliger Trog durch und sorgt
über dem Norden und der Mitte für Hebung, bei ICON folgt von Westen her ein
Tiefausläufer, der das kurze ruhige Intermezzo im Norden schnell beendet.
Während der Sonntag dann wieder ähnlich simuliert wird, geht der folgende
Abtropfvorgang im ICON viel schneller und der noch kräftige Resttrog greift
montags auf den Norden über. Im GFS passiert das langsamer und der Resttrog
(ebenfalls noch gut in Schuss) kommt erst am Dienstag. IFS, das zeitlich
dazwischen liegt, simuliert einen weitaus schwächeren Trogrest, der – wie
beschrieben – kaum wetteraktiv ist. Am Samstag, vor allem aber nach
Wochenwechsel, wird die Entwicklung auch aus dieser Sicht sehr unsicher. ICON
und GFS zeigen dabei ein teilweise deutlich niedrigeres Temperaturniveau als
IFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen zeigen mittelfristig einen stetigen Geopotentialanstieg, der
auch verbunden ist mit einem Anstieg der Temperaturen in der unteren
Troposphäre, wenn man von der Delle zu Beginn der nächsten Woche mal absieht.
Der Spread wird aber schon ab dem Wochenende deutlich größer.
Niederschlagssignale sind ab dem Wochenende zwar noch vorhanden, aber nur noch
spärlich gesät. Auch hier geht der Trend in Richtung Hochdrucklagen.
Die Clusterung zeigt anfangs in einem Cluster die zyklonale Westlage.

Im darauffolgenden Zeitraum sind 5 Cluster vorhanden, die zusehends hohes
Geopotential über Mitteleuropa zeigen und vom Strömungsbild teilweise in
Richtung einer Blockierung gehen.
Auch die erweiterte Mittelfrist steht wohl im Zeichen von Hochdruckeinfluss,
auch aus Sicht der Clusterung. Über Mitteleuropa findet sich mehr oder weniger
eine positive Geopotentialanomalie. Ob daraus dann eine Blockierungslage
resultiert oder eher eine antizyklonale Westlage o.ä., ist freilich noch
unsicher.
Auch hier darf konstatiert werden, dass mittelfristig ein Übergang zu meist
antizyklonalem, teilweise meridional geprägtem Wetter stattfindet, vor allem die
Details sind noch offen, wie auch das Temperaturniveau insgesamt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag steht der Wind warntechnisch im Focus. Meist stürmische Böen,
vielleicht einzelne Gewitter mit Sturmböen stehen an. Ansonsten sind im Bergland
und exponiert an den Küsten Sturmböen dabei. Hinweise hierfür sind im EFI und in
den anderen probabilisischen Verfahren vorhanden. Eine „wirkliche“ Sturmlage ist
das aber nicht.

Nachfolgend ist markantes Wetter dann Fehlanzeige.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, EPS, IFS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner