S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 08.03.2020 um 10.30 UTC

Unbeständig bis stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 15.03.2020

Am Mittwoch, zu Beginn des Mittelfristzeitraumes zonalisiert die Höhenströmung
über Mitteleuropa. Eine zu wellen neigende Luftmassengrenze befindet sich dabei
quer über Norddeutschland. Südlich davon befinden sich 850 hPa Temperaturen
zwischen +4 und +6 Grad, nördlich davon um -2 Grad. Die Luftmassengrenze
verlagert sich im Tagesverlauf langsam nach Süden. Entlang der Luftmassengrenze
kommt es wiederholt zu teils kräftigen Regenfällen.
Gleichzeitig entwickelt südlich von Island ein neuer Langwellentrog. Auch der
Druckgradient ist nicht zu verachten. Nach IFS sind neben den Küstenregionen
auch die Mitte und Süden von Wind- und stürmischen Böen betroffen. In der Nacht
zu Donnerstag befindet sich die Luftmassengrenze auf einer Linie Eifel –
Vogtland.

Am Donnerstag setzt sich der Höhentrog in Bewegung und greift zunächst auf Groß
Britannien und Dänemark, zum Abend hin auch auf Nordwestdeutschland über. Die
Luftmassengrenze über Deutschland wird weiter nach Süden abgedrängt und die
Kaltluft mit 850 hPa Temperaturen bis -5 Grad kann sich bis zum Spessart
ausbreiten. Die Frontalzone befindet sich Freitag 00 UTC etwa am Alpenvorland.
Dort und an den Alpen kann es stau bedingt auch zu länger anhaltenden
Regenfällen (evtl. Dauerregen/Tauwetter?) kommen. Aber nicht nur in Bodennähe
fließt kältere Luft nach Deutschland. Mit dem Höhentrog gelangt auch höhenkalte
Luft um -34 Grad nach Norddeutschland. Es werden in der Kaltluft auch Gebiete
mit Hebung simuliert, dabei muss vor allem in den Mittelgebirgen, bei einem
kräftigen Niederschlagsereignis aber auch bis ins Flachland mit etwas Schnee
gerechnet werden.
Im äußersten Norden von Deutschland sorgt neben der Höhenkaltluft auch ein
kleiner Randtrog für wechselhaftes Wetter, auch ein kurzes Gewitter ist dabei
nicht auszuschließen. Der Druckgradient verschärft sich im Tagesverlauf, so das
vor allem im Norden und in der Mitte verbreitet mit Sturm- oder mit schweren
Sturmböen gerechnet werden muss. An der Küste und auf den Bergspitzen sind
orkanartige oder auch Orkanböen ebenfalls nicht ausgeschlossen.

Am Freitag greift der Höhentrog weiter nach Süden über. Am Boden ist er schon
nach Polen ostwärts abgezogen.
Am Alpenrand kann es anfangs noch etwas Regen bzw. schneien. Im Rest des Landes
wölbt sich im Tagesverlauf von den Azoren bis nach Rügen ein Hoch auf. Da aber
in der Höhe weiterhin der Höhentrog mit der Höhenkaltluft befindet, bleibt es
eher wechselhaft. Der Druckgradient fächert aber deutlich auf, sodass es in der
KW 11 auch mal ein Tag ohne große Böentätigkeit gibt.

Am Samstag zieht der Höhentrog nach Osten ab. Über dem Atlantik formiert sich
aber bereits schon der nächste Höhentrog. Auf dessen Vorderseite wölbt sich ein
schwacher Rücken von der Biskaya Richtung Irland auf. Östlich davon verlagert
sich ein schwacher Randtrog mit eingelagerter Okklusion nach Deutschland.
Zugehörige Hebungsprozessen sorgen für verbreitet Regen, die anfangs auf den
Bergen auch als Schnee fallen. Auch der Wind frischt wieder stürmisch auf.
In der Nacht zu Sonntag soll der Randtrog nach Polen abziehen und der
Höhenrücken greift auf Deutschland über. Dabei strömen wieder mildere Luftmassen
nach Deutschland.

Am Sonntag befindet sich der Höhenrücken direkt über Deutschland. Bei einer
südwestlichen Anströmung bleibt die Zufuhr milder Luftmassen nach Deutschlands
erhalten. Gleichzeitig trogt der Langwellentrog über dem Atlantik in Richtung
Spanien aus und die Anströmung steilt über Westeuropa auf. Auf der Vorderseite
des Troges setzt WLA ein und bei einer zunehmenden südlichen Anströmung ist auch
eine Föhnlage an den Alpen zu erwarten. In 850 hPa liegt die Temperatur Montag
00 UTC bei +10 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist tropft der Trog über der iberischen Halbinsel ab,
wobei der nördliche Teil des Troges auf Norddeutschland übergreift und dort für
wechselhaftes Wetter sorgt. Auf dessen Rückseite fliesen wieder kalte Luftmassen
polarem Ursprungs nach Norddeutschland. Über dem Atlantik hat sich am Dienstag
derweil eine hochreichende Hochdruckzunge entwickelt, die allmählich von den
Britischen Inseln auch auf Deutschland übergreifen könnte.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der Vorläufe mit dem aktuellem IFS Lauf ist recht gut. Bis
Donnerstag stimmen im Gro die Abläufe überein. Die Kaltfront, die in der Nacht
zu Freitag von Nordwesten auf Deutschland übergreifen soll, wird nun etwas
langsamer prognostiziert. Insgesamt braucht die Kaltluft etwas länger um bis in
den Süden vorzustoßen, weiterhin wird die Luftmasse auf der Vorderseite eines
von Groß Britannien sich nähernden neuen Tiefdrucksystem wieder rückläufig.
Samstag 12 UTC soll der Trog Deutschland verlassen haben und Deutschland gerät
wieder in mildere Luftmassen. Der auf der Vorderseite des neuen atlantischen
Tiefdrucksystems befindliche Hochkeil wird vom neuen Lauf auch etwas stärker
gerechnet.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Gro simulieren die verschiedenen Globalmodelle eine ähnliche Entwicklung.
Jedoch ergeben sich bereits am Mittwoch, bei der exakten Lage der
Luftmassengrenze größere Unterschiede. Auffällig ist dabei auch die
Windprognose, während IFS den Focus neben den Küsten vor allem auch auf die
Mitte und den Süden legt, simuliert ICON die stärksten Böen in der Nordhälfte.
GFS sieht es eher wie IFS.

Ebenfalls größere Unterschiede gibt es bei dem Trogdurchgang am Freitag. ICON
simuliert die vollständige Trogpassage bereits am Freitagabend, IFS jedoch erst
Samstagvormittag. GFS sogar noch später. Nachfolgend unterscheiden sich die
Modelle deutlich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS: im Offenbacher Plume ist der Spread bis einschließlich Freitag recht eng.
Im Trend steigen dann sowohl die 850 hPa Temperatur als auch das 500 hPa
Potenzial, jedoch gibt es auch einige Member die quasi auf eine kalte Witterung
und Troglage hindeuten.

CLUSTER:
+120 bis 168h: Es gibt nur ein Cluster, das auf West zyklonal steht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Am Mittwoch stürmisch, an den Küsten und auf den Gipfeln bis schwere Sturmböen,
im Süden gibt es noch Modellunsicherheiten. Nach IFS könnte es auch in
Süddeutschland stürmisch werden.
Am Donnerstag erneut in der Nordhälfte verbreitet Sturm. An der Küste und auf
den Bergen bis Orkanstärke nicht völlig ausgeschlossen.
Am Samstag im Süden erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Wind- oder Sturmböen.

REGEN:
Entlang der Luftmassengrenze ab Mittwoch teils kräftige Regenfälle. In Staulagen
Dauerregen gering wahrscheinlich. Im Schwarzwald und an den Alpen auch Tauwetter
nicht ausgeschlossen.

SCHNEE:
Am Donnerstag/Freitag mit sinkender Schneefallgrenze strichweise bis in tiefe
Lagen leichte Schneefälle.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher