S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 06.03.2020 um 10.30 UTC

Weiterhin zyklonale Westlage: sehr wechselhaft mit längeren, teils kräftigen
Regenfällen, Dauerregen regional wahrscheinlich. Zudem oft stürmisch, an den
Küsten sowie im Bergland schwere Sturmböen. Mild bis sehr mild, ab Freitag
Abkühlung.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 13.03.2020

Montag … ist die in der Nacht über Deutschland hinweg gezogene Kaltfront
bereits im äußersten Südosten Bayerns sowie in Polen angelangt. Aufgrund der in
der Nacht zum Montag stattgefundenen Zyklogenese über dem Golf von Genua wird
diese an den Alpen zurückgehalten und schleift dort etwas. Die eingeflossene
Meeresluft polaren Ursprungs (T850 zwischen -1 und -3 Grad) sorgt dort für etwas
länger anhaltende Schneefälle (reicht wahrscheinlich nur für Kategorie „gelb“),
während sonst die Regenphase das Maß der Dinge sein wird. Aufgrund des
nachfolgenden, recht schmal konturierten Troges mit etwas höhenkälterer Luft
gehen die Niederschläge abseits des äußersten Südens rasch in Schauer über. Die
Schneefallgrenze wird an den Alpen bei etwa 700 m zu liegen kommen, sonst sind
in den Schauern bis auf diese Höhe herab ein paar Schneeflocken möglich. Dabei
sind auch ein paar stärkere Böen wahrscheinlich. In der Nacht zum Dienstag zieht
der erwähnte Trog rasch nach Osteuropa ab. Ihm folgt ein ausgeprägter Rücken
über Westeuropa, der damit einhergehend kräftige WLA einleitet. Die Warmfront
des von Schottland zur Nordsee ziehenden Tiefs sorgt während der Nacht bereits
in der Westhälfte für teils kräftigen Regen. Zu Beginn des Niederschlags kann
die Schneephase in den hohen Lagen der westlichen Mittelgebirge noch eine kleine
Rolle spielen, nach Mitternacht muss der Schnee aber eindeutig dem Regen das
Feld überlassen. In den östlichen und südöstlichen Regionen bleibt es trocken.
Im Zuge der Warmfront steigen die Temperaturen von Westen her an, im Osten sind
Tiefstwerte zwischen 4 und 0 Grad zu erwarten. Eine wesentliche Rolle wird
außerdem der Wind spielen, der in der Westhälfte mit starken Böen und einzelnen
Sturmböen auffrischen kann.

Dienstag … übernimmt bereits ein weiteres atlantisches Tief, das in Richtung
Schottland zieht, das Kommando. Für Deutschland bedeutet dies einen weiteren
Vorstoß von milder Meeresluft, gebietsweise in Verbindung mit stärkeren und
teils anhaltenden Regenfällen. Schnee ist bei zunehmend über 5 Grad steigenden
Luftmassentemperaturen (850 hPa) weiterhin kein Thema. Der sich verstärkende
Gradient spielt dagegen eine prominente Rolle, denn stürmische Böen oder
Sturmböen sind in vielen Regionen wahrscheinlich. In der Nacht zum Mittwoch
erreicht die Kaltfront des erwähnten Tiefs die Nordhälfte Deutschlands.
Präfrontal muss besonders im Süden und Osten mit weiterem Regen gerechnet
werden, nach der Kaltfront sind noch einzelne Schauer möglich. Im
Modellvergleich ergeben sich dabei erste kleinere zeitliche Unterschiede, denn
ICON rechnet die Kaltfront etwas progressiver als EZMW und GFS. Der Fokus sollte
auf eine regional, besonders im Mittelgebirgsraum mögliche Dauerregensituation
gelegt werden. Die Wind- bzw. Sturmsituation des Tages hält auch in der Nacht
an.

Mittwoch … zonalisiert die Höhenströmung über West- und Mitteleuropa. Darin
eingelagert ist nach Lesart des EZMW die Luftmassengrenze über der Mitte
Deutschlands. Südlich dieser kommt es daher noch zu längeren Regenfällen, wobei
die Schneefallgrenze selbst in den mittleren Lagen der Alpen keine große Rolle
spielt. In den nördlichen Regionen sind Schauer wahrscheinlich. Der Gradient ist
weiterhin scharf ausgeprägt, daher sind weitere Sturmböen aus West sehr
wahrscheinlich. Die erwähnte Luftmassengrenze teilt auch in der Nacht zum
Donnerstag das Land in Nord und Süd. Demzufolge regnet es vom Schwarzwald bis
zum Bayerwald weiterhin teils kräftig. Aus diesem Blickwinkel sind in den
Staulagen der südwestlichen Mittelgebirge auch Warnungen vor ergiebigem
Dauerregen möglich. Im Norden sind im Bereich der etwas höhenkälteren Luft noch
ein paar Schauer wahrscheinlich. Es bleibt weiterhin sehr mild: Am Tage 9 bis 16
Grad, in der Nacht 6 bis 3 Grad.

Donnerstag … lässt sich in den Basisfeldern vorübergehend eine leicht
antizyklonale Krümmung erkennen, die aber bereits nach Mittag weitgehend
Geschichte ist. Über Frankreich stößt ein weiterer Trog nach Süden vor, der über
Mitteleuropa eine südwestliche Höhenströmung verursacht. Das in den Trog
eingelagerte Bodentief befindet sich zum Mittagstermin über der Nordsee und
lenkt am Nachmittag seine Kaltfront in den Nordwesten Deutschlands. In Alpennähe
kann es kurz zu einer föhnigen Situation kommen, sonst ist es wechselhaft mit
zeitweiligen Regenfällen. Auf der Südflanke des Tiefs kommt es erneut zu
Sturmböen. In der Nacht zum Freitag flutet Meeresluft polaren Ursprungs das
Vorhersagegebiet. Während im Süden Stauniederschläge bei sinkender
Schneefallgrenze vorherrschen, sind im Norden aufgrund der durch den Trog
herangeführten Höhenkaltluft Schauer ein Thema. In den Mittelgebirgen kann es
etwas schneien, in tiefen Lagen bleibt es meist beim Regen.

Freitag … ist bestimmt durch den über Mitteleuropa befindlichen Langwellentrog
mit inkludierter Höhenkaltluft. Schauer und auch einzelne Gewitter stehen daher
auf der Tagesordnung. Sturmböen sind vor allem in deren Nähe zu erwarten. Die
Schneefallgrenze wird sich etwa bei 500 m einpendeln.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Wie bei zyklonalen Westlagen typisch, kann der generelle Trend (wechselhaft,
teils kräftiger Regen, windig bis stürmisch und mild bis sehr mild) weitgehend
fortgeschrieben werden, allerdings ergeben sich von Lauf zu Lauf zwangsläufig
kleinere Anpassungen in den zeitlichen Abläufen. Im Vergleich zum gestrigen Lauf
von 00 UTC wird der Durchgang des Frontensystems am Dienstag etwa 12 Stunden
nach hinten gerechnet. Daran anschließend ist auch die Zonalisierung der
Strömung etwas stärker ausgeprägt als in den Vorläufen. Auch der Durchgang des
Frontensystems am Donnerstag verschiebt sich von Lauf zu Lauf etwas nach hinten.
Die sich anschließend einstellende Trogsituation wird dagegen zeitlich als auch
räumlich ziemlich persistent gezeigt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bei der Betrachtung der verschiedenen Globalmodelle ergeben sich in der
Beschreibung der Großwetterlage keine großen Abweichungen zum skizzierten
Ablauf. Die beginnenden WLA am Dienstag wird jedoch sowohl von GFS, als auch von
ICON leicht progressiver gerechnet. Zum Donnerstag werden die Unterschiede noch
deutlicher, denn die Lösung von ICON lässt das neue Tief bereits zum
Mittagstermin mit deutlich tieferem Kerndruck zur Nordsee ziehen, die Kaltfront
würde bereits am Abend den Alpenrand erreichen. Unsicherheiten ergeben sich
daher beim Niederschlag, als auch bei der möglichen Sturmentwicklung.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland stützen im Wesentlichen
die deterministischen Aussagen. Die wechselhafte, niederschlagsreiche
Witterungsperiode zeigt sich in allen Landesteilen, wobei die Luftmasse im Süden
und der Mitte meistens etwas wärmer ist als im Norden. Die Unsicherheiten im
genauen Timing zeigen sich auch bei den Ensembles – leichte zeitliche
Verschiebungen sind daher durchaus noch wahrscheinlich. Mit dem Trogvorstoß zum
Freitag geht auch das Temperaturniveau etwas zurück, im Bergland wird es also
nochmals winterlich.

CLUSTER:
+120h … 168h: die Cluster zeigen alle in eine Richtung: positive NAO. Das
sowohl vom Hauptlauf, als auch vom Kontrolllauf gestützte Cluster 1 beherbergt
19 Member, das sich wenig davon unterscheidende Cluster 2 weist eine Population
von 13 auf. Prognoserelevanter wäre das Eintreten von Cluster 4 (8 Member), denn
dieses rechnet für den Süden etwas stärkeren antizyklonalen Einfluss.

+192h … 240h: wird das Bild schon etwas differenzierter. Cluster 1 mit 22
Member schwenkt zunehmend auf negative NAO, der Trogeinfluss über Mitteleuropa
manifestiert sich. Die anderen beiden Cluster bleiben bei einer positiven NAO,
wobei die Zyklonalität ebenfalls im Vordergrund steht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Während des gesamten Mittelfristzeitraums sind einige stürmische Phasen mit Bft
8 oder 9 wahrscheinlich. Diese Wahrscheinlichkeit steigt bereits ab der Nacht
zum Dienstag vor allem im Westen und Nordwesten an, setzt sich tagsüber fort und
weitet sich ostwärts aus. In der Tonart geht es auch am Mittwoch weiter, wobei
im Norden die Wahrscheinlichkeiten für schwere Sturmböen steigen. Nach kurzem
Abflauen muss auch am Donnerstag regional mit Sturmböen gerechnet werden. In
exponierten Lagen (Küste/Berge) sind jeweils etwas höhere Böenstärken
wahrscheinlich.

REGEN:
Zwischen Dienstag und Donnerstag sind in den westlichen und zentralen
Mittelgebirgen sowie im Schwarzwald und am westlichen Alpenrand zeitweise
Warnungen vor Dauerregen mit Mengen zwischen 40 und 60 l/qm wahrscheinlich. In
den Staulagen des Schwarzwaldes besteht auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für
ergiebigen Dauerregen (Unwetter).

SCHNEE:
Am Freitag an den Alpen mehr als 10 bis 15 cm in 12 bis 18 Stunden gering
wahrscheinlich.

GEWITTER:
Am Freitag einzelne starke Gewitter mit Sturmböen gering wahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-prob., EZ-det., MOSMix

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri