S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 04.03.2020 um 10.30 UTC

Wechselhaft, windig und meist mild. Am Dienstag und Mittwoch Gefahr einer
Sturmlage.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 11.03.2020

Am Samstag liegt Deutschland unter einem Trog, der sich von Lappland bis ins
Tyrrhenische Meer erstreckt. In der labil geschichteten Luftmasse entwickeln
sich Schauer, die oberhalb etwa 600 m als Schnee fallen. Im Tagesverlauf wird
die Schauertätigkeit durch einen Zwischenhochkeil, der sich von Westen
hereinschiebt, gedämpft. Diesem Trog folgt ein Keil, der unter Verkürzung der
Wellenlänge bereits in der Nacht zum Sonntag auf Deutschland übergreift. Der
nachfolgende breite Trog erreicht dann bereits Westeuropa. Das diesem Trog
vorgelagerte Frontensystem erfasst mit zeitweisem Regen den Nordwesten und
Westen Deutschlands. In der Nacht zum Montag rückt dann dieser Trog bis in den
Westen Deutschlands vor, was die Niederschläge einen konvektiven Charakter
annehmen lässt. Am Montag sorgt dieser Trog noch für ein paar Schauer, die nur
in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge als Schnee fallen.
Warmluftadvektion dämpft jedoch alsbald die Schauertätigkeit.
Stromauf setzt zu Wochenbeginn Zonalisierung ein, wobei die Frontalzone über
Deutschland hinweg nach Osten verläuft. Darin ist ein schleifendes Frontensystem
eingelagert, das am Dienstag für länger andauernde Niederschläge sorgt. Dabei
erfolgt im Bodendruckfeld eine markante Gradientzunahme, so dass bis in tiefe
Lagen Böen bis Sturmstärke auftreten können. Im Bergland und an der Nordsee
sowie im Alpenvorland treten schwere Sturmböen, exponiert Böen bis Orkanstärke
auf. Das Böenmaximum zeichnet sich mit Passage der Kaltfront ab, die in der
Nacht zum Mittwoch die Alpen erreicht. Am Mittwoch bleibt die straffe
Zonalströmung bestehen, wobei der Gradient nur wenig auffächert. Zumindest im
Norden und in Teilen der Mitte Deutschlands muss nach wie vor bis in tiefe Lagen
mit Böen bis Sturmstärke gerechnet werden. Dabei bleibt es mild.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum mäandriert die Strömung wieder
etwas stärker. Am Donnerstag quert ein breiter Rücken das Vorhersagegebiet. Der
nachfolgende Trog induziert die Entwicklung eines Sturmtiefs über dem Skagerrak.
Die Kaltfront dieses Sturmtiefs überquert in der Nacht zum Freitag Deutschland
rasch von Nordwest nach Südost, wobei die Frontpassage ebenfalls mit Sturmböen
bis in tiefe Lagen einhergehen kann. Auch am Freitag bleibt an der Südflanke des
nach Südfinnland ziehenden Sturmtiefs der Gradient kräftig, wodurch im Norden
und Nordosten die Gefahr von Sturmböen bis in tiefe Lagen bestehen bleibt. Der
nachfolgende Trog sorgt am Freitag für einen Temperaturrückgang, wobei oberhalb
von 600 bis 800 m etwas Schnee fallen kann. In den Nächten kann es dann bei
Aufklaren leichten Frost geben.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Montag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Allerdings zeigt sich dann
bereits eine etwas raschere Verlagerung des über Deutschland liegenden Troges
bei der „jüngsten“ Modellrechnung. Dieser Trend verstärkt sich noch. Die bereits
sich für Dienstag andeutende Sturmlage wurde vom gestrigen 00 UTC-Lauf erst am
Mittwoch erwartet.
Der Kaltfrontdurchgang, der in der Nacht zum Freitag zu sehen ist, wurde beim 00
UTC-Lauf des Vortages erst ca. 24 Stunden später angenommen. Dieser Lauf deutete
die Lage dieser Front gegenüber der aktuellen Simulation ca. 1000 km weiter
westlich an.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Sonntag zeigen die verfügbaren Modelle eine ähnliche
Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten. Am Montag lassen EZMW und auch das Modell des kanadischen
Wetterdienstes ein Sturmtief auf südlicherer Zugbahn (knapp nördlich an
Schottland vorbei) nach Osten ziehen, woraus sich eine ausgeprägtere
Gradientzunahme ergibt als nach ICON und GFS, die dieses Tief bei Island
erwarten. Das sollte sich auch auf die Sturmlage auswirken, die vor allem nach
ICON erst mit einem tag Verzögerung so richtig in Gang kommt. Auch die Passage
der Kaltfront in der Nacht zum Freitag wird von GFS eher gemäßigt gesehen und
etwas verzögert. Das kanadische Modell entwickelt ab Donnerstag südlich der
Alpen ein hoch mit einem nach Skandinavien gerichteten Keil, was den Gradienten
auseinanderzieht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS folgt dem hauseigenen deterministischen Modell (mit der oben
beschriebenen Verzögerung gegenüber dem EZMW), zeigt aber die Zonalisierung
etwas weiter nördlich ansetzend als es beim Hauptlauf erkennbar ist. Für eine
eher etwas nach Norden verschobene Lage der Frontalzone spricht auch das erhöhte
Bodendruckniveau. Ein markanter Kälteeinbruch ist nicht in Sicht; für
Niederschläge in fester Phase sollte es wahrscheinlich vorübergehend nur in
Lagen oberhalb von 600 bis 800 m reichen.
Das EPS des EZMW stützt die oben beschriebene Entwicklung. Die übergroße
Mehrzahl der Member geht von einer Zonalisierung aus. Nur 8 Einzelläufe werden
einem Cluster zugeordnet, das eine leichte Mäandrierung der Strömung zeigt.
Somit sollte an der Andauer der wechselhaften und milden Witterung kein Zweifel
bestehen. Für eine Sturmlage werden von Seiten des EPS am Dienstag und weniger
ausgeprägt in der Nacht zum Freitag Signale zu finden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Dienstag besteht im Schleifbereich der übergreifenden Front Gefahr von
Dauerregen. In den Staulagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge können
die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden.
Wesentlich mehr signifikante Wetterereignisse werden durch die Windentwicklung
geboten. Am Samstag treten allenfalls in den Hochlagen der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge sowie anfangs auch an der Ostsee Böen bis Sturmstärke,
aber mit abnehmender Tendenz, auf. Bereits in der Nacht zum Sonntag frischt der
Wind im Westen mit Sturmböen in den Hochlagen der westlichen Mittelgebirge
wieder auf. Im Tagesverlauf kommen auch auf den Gipfeln der nördlichen und
zentralen sowie einiger östlicher Mittelgebirge und an der Nordseeküste Böen bis
Sturmstärke auf. Am Montag sind Sturmböen wahrscheinlich auf exponierte
Berggipfel beschränkt.
Am Dienstag stellt sich eine deutschlandweite Sturmlage ein, die bis weit in den
Mittwoch hinein andauert. Böen bis Sturmstärke sind bis in tiefe Lagen zu
erwarten. In Süddeutschland kann es mit Annäherung einer Kaltfront dann noch zu
einer Verstärkung der Böen bis hin zu schweren Sturmböen in freien Lagen kommen.
Im höheren Bergland und an der Nordsee sind schwere Sturmböen sehr
wahrscheinlich, auf höheren Berggipfeln wird in Böen Orkanstärke erreicht.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann