S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 03.03.2020 um 10.30 UTC

Unbeständig, ab dem Wochenende etwas milder.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 10.03.2020

Am Freitag liegen wir auf der Rückseite eines nach Polen abziehenden
kleinräumigen Tiefs. In der einströmenden maritimen Kaltluft weitet sich ein
scharfer Höhentrog weit nach Süden aus und greift von Westen her auf Deutschland
über. Es kommt zu Schauern, in höheren Lagen als Schnee. Allerdings ist die Luft
auch nicht übermäßig kalt, mit -2 bis -5 Grad in 850 hPa, so dass Höchstwerte
von 6 bis 11 Grad auf der Karte stehen.
Am Samstag zieht der Trog ab und wir gelangen auf die Vorderseite eines
Höhenrückens, dessen Achse abends und nachts auf Deutschland übergreift. Der Tag
ist geprägt von Zwischenhocheinfluss, in recht frischer Luft. Die Temperaturen
ändern sich nur wenig, die Schauerneigung lässt aber deutlich nach.
Am Sonntag ist der Höhenrücken auch bald Geschichte und schwenkt nach Osten weg.
Der nächste, recht breit angelegte Höhentrog stößt über die Britischen Inseln
und die Nordsee Richtung Mitteleuropa vor. Wir kommen unter seine Vorderseite in
eine südwestliche Strömung in der das okkludierende Frontensystem eines Tiefs
über der Norwegischen See über uns nach Osten zieht und wieder mildere
Meeresluft heranführt. Die Tiefausläufer sind zügig unterwegs, so dass größere
Regenmengen unwahrscheinlich sind. Der Wind frischt auf, dennoch zeichnet sich
eine Sturmlage aktuell nicht ab.
Am Montag schleifen die Tiefausläufer zunächst noch über dem Süden, während die
anderen Regionen unter den Einfluss des nachfolgenden Höhentroges in labile,
aber stark erwärmte Meereskaltluft gelangen. Der Gradient fächert wieder
deutlich auf. Wind spielt damit wohl kaum eine Rolle, am ehesten noch bei kurzen
Gewittern. Der Niederschlag sollte auch im Süden an den schleifenden
Tiefausläufern nicht warnwürdig werden.
Am Dienstag stößt ein durch markante Warmluftadvektion gestützter Rücken von
Südwesteuropa zunächst Richtung Mitteleuropa vor, wird aber ebenso schnell
wieder von der Frontalzone nach Süden abgedrängt. Die Warmfront eines Tiefs bei
Island greift auf den Norden mit Regen über. Der Wind frischt vor allem über dem
Norden und der Mitte stark auf.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die wechselhafte Westlage fort.
Sturmentwicklungen sind vor allem ab Sonntag möglich.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im synoptischen Scale ist die Konsistenz des IFS gut. Unsicherheiten ergeben
sich durch die variable Simulation der kurzen Wellen. Der aktuelle Modelllauf
hat die Abläufe ab dem Wochenende beschleunigt. Mit der dynamischeren Lage sind
Sturmentwicklungen ab Sonntag nicht ausgeschlossen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen globalen Modelle bieten mehr Spekulationsmöglichkeiten. GFS lässt
die Troglage fast bis zum Ende der Mittelfrist andauern und zeigt erst in der
nächsten Woche Tendenzen zur Zonalisierung. Im ICON wird dagegen die
Zonalisierung am raschesten gerechnet, der Trog ist hier schon in der Nacht zum
Samstag raus. Die IFS-Lösung liegt zwischen den beiden anderen, was eigentlich
kein schlechtes Zeichen ist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles die Aussagen des operationellen
Laufs. Die Kurvenverläufe zeigen den typischen Ablauf einer zonalen und
zyklonalen Lage. Etwas Spread gibt es schon ab dem Wochenende, ab Dienstag wird
er so groß, dass die Entwicklung unsicher wird.
Die ICON Lösung lässt sich teilweise im etwas schnelleren Ablauf der Milderung
und des Geopotentialanstiegs wiedererkennen. Die GFS Variante lässt sich dagegen
nicht wiederfinden und ist somit – wenigstens nach dieser Sichtweise –
unwahrscheinlich, obwohl die GFS ENS sie wiederum stützen.
Die Clusterung liefert bis 96h 3 Cluster, in den folgenden beiden Zeiträumen
jeweils 2. Überwiegend wird als Strömungsregime über dem Nordatlantik und Europa
positive NAO gezeigt und zonales, zyklonales Geschehen bei uns. Bis in die
erweiterte Mittelfrist sind die Unterschiede zwischen den Clustern eher gering,
trotz des steigenden Spreads in den Rauchfahnen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Warnwürdig wird vor allem der Wind; auch wenn sich in den Modellergebnissen
keine Sturmlage abzeichnet. Weder Efi, noch die anderen probabilistischen
Verfahren zeigen Anzeichen für großartige Wind- oder gar Sturmereignisse. Unser
Mos beschränkt stürmische Böen und Sturmböen aufs Bergland und die Küste, was
niemanden vom Hocker reißt. Auch in Sachen Niederschlag lässt sich nichts
Signifikantes finden.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS EPS und Mos

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner